Donnerstag, 5. August 2021

Fr. Hunwicke spricht...

bei liturgicalnotes heute über Änderungen alter liturgischer Texte und Hymnen nach gusto früherer und jetziger Päpste.
Hier geht´s zum Original:  klicken 

                                            "DOMINA?"

Irgendwann um das Jahr 700 hat jemand eine Hymne über Unsere Liebe Frau geschrieben, Quem terra, pontus, aethera- Danach wurde sie in zwei hälften geteilt und lieferte so ein paar Hymnen für das Offizium der BVM-Messe*. Die zweite Hälfte begann mit mit "o gloriosa femina". Das wurde dann in "o gloriosa domina" geändert (Frau in Herrin umgeändert) aus Gründen die ziemlich offensichtlich sind. Die Veränderungsmitarbeiter Papst Urbans VIII änderten das in "virginum" (der Jungfrauen). Sie werden Domina nicht gemocht haben, weil die erste Silbe dieses Wortes kurz ist, während es sich um eine metrische Hymne handelt, in der die erste Silbe des Wortes an dieser Stelle der Zeile lang sein muß...wie die erste Silbe von "femina" (...).

Vergessen Sie nicht, daß die ersten Zeichen für die Korruption des Römischen Ritus nicht mit Paul VI, nicht mit Pius XII, nicht einmal mit Pius X begannen, sondern in den 1620-ern als Papst Barberini aka Urban VIII die alten Hymnen des Offiziums verpfuschte, weil er wollte, daß sie mehr wie Horaz klingen sollten. Das war das erste, bedauerliche "wir haben jetzt die Druckkunst, also können wir unsere-neuesten-revolutionären-Marotten -fast-über-Nacht-der-universalen-Kirche-aufzwingen-Syndrom, das letztendlich zu Bugnini führte und der Gott-Vater des bedauerlichen Schlußaktes von PFs Traditionis Custodes ist: die [nicht umsetzbare] Forderung, daß dieses bedauerliche kleine Dokument sofort in Kraft treten solle. Jawohl mein Führer! (deutsch im Original)

Protestanen wie Cranmer haben natürlich die Möglichkeiten dieser Technologie erkannt, um liturgische Verwüstung sogar noch früher durchzustzen, 1548.... obwohl die Anordnung von 1549, "daß dieses Reich nur einen Usus haben sollte" ein Nachklang eines Befehls Heinrichs aus dem Jahr 1542 war, daß die gesamte Provinz Canterbury das Sarum.-Brevier verwenden sollte. (Die Drucker haben das natürlich sehr geliebt und eine neue Ausgabe des Sarum-Breviers mit deutlichen Hinweisen versehen, daß man es kaufen müsse, um der Köngilichen Herrschaft zu gehorchen.)

"Zurück zu Pius V" sollte unser traditionalistischer Instinkt sein. Wenn sie also englische Übersetzungen der Original-Texte der Hymnen benutzen wollen, wie sie in Sarum und bei Pius V vorkommen (und in der Stundenliturgie) müssen Sie zu anglikanische Übersetzungen greifen- die von Leuten aus Sarum wie J.M.Neale gemacht wurden und in weiten Teilen eher im bewundernswerten Englischen Hymnenbuch als in römisch-katholischen Übersetzungen durch Gelehrte wie E. Caswall zu finden sind. 


Das II. Vaticanum hat zu Recht angeordnet. daß der Text der Hymnen generell zu den Originaltexten zurückkehren sollten, die man meistenteils im ursprünglichen Brevier Pius´ V ( um nicht Sarum und andere mittelalterliche lokale Dialekte zu erwähnen)findet. Dom Anselmo Lentinis Coetus schlug vor- daß wir, wenn es sich um Hymnen handelt, heute überlegen, die originale Lesart femina wieder einzuführen-weil "es uns sehr schön erscheint, daß so die Glorie des menschlichen Geschöpfes zu so großer Würde erhoben wird, heller scheint: außerdem verdirbt domina das Versmaß..."? Ich glaube, daß Dom Anselmo darauf hinweist, daß gloriosa domina ein Oxymoron ist.  Aber irgendwann hat irgendwer entschieden,  daß domina- wenn auch unmetrisch- sogar wenn auch nicht original- besser in den Text zurückkehren sollte. Ich frage mich wer ....und stimmen Sie denen zu? 

Zufällig hat Urban VIII  im ersten Teil der Original-Hymne - was wir als quem terra pontus aethera kennen- in sidera geändert, weil er nicht der Karolingischen Mode folgte, die exotische, aus dem Griechischen geliehene Worte liebte. Und daß die Original-Hymne eine dritte, längst  aufgegebene dritte Stanze hatte, die Lentini wieder einführen wollte, aber...offensichtlich...gab es wieder von jemandem ein Veto. Das ging so: (ich übersetze unmetrisch) :
"Darum wundern sich die Zeitalter,
Daß ein Engel den Samen bringt [Lentini wollte diese Zeile verbessern zu "Dass der Geist sie überschattet"] 
Daß die Jungfrau nach Gehör zeugt. Und, an ihr Herz glaubend, gebiert." 

Das ergibt natürlich ein Bild, das sich auf viele mittelalterliche Ikonographien der Verkündigung bezieht, wo ein durchdringender Strahl vom Vater oder dem Geist zum Ohr der Muttergottes geht.

In dieser Stanze gibt es Stoff für Spekulationen!"

Quelle: liturgicalnotes, Fr.J.Hunwicke

*  "Sisters of Charity of  the Blessed Virgin Maria"-Messe  

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