Mittwoch, 4. August 2021

S. Magister: 2020 war ein Annus horribilis für die Kirche - nicht nur in Deutschland

Sandro Magister kommentiert bei Settimo Cielo die Krise der Kirche -nicht nur in Deutschland -sondern auch in Italien, die sich dort besonders klar im Rückgang der freiwilligen Abgaben für die Kirche ausdrückt.
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"ANNUS HORRIBILIS" FÜR DIE KIRCHE IN DEUTSCHLAND. ABER AUCH IN ITALIEN UND IM VATICAN" 

Es hat einen Aufschrei über die katastrophale Statistik für 2020 gegeben, die Mitte Juli von der Bischofskonferenz der Katholischen Kirche Deutschlands veröffentlicht wurde und die im Vergleich zum vorherigen Jahr einen deutlichen Rückgang zeigt- besonders bei der Teilnahme an den Sakramenten. 

Ende Juli ist der Papa emeritus Benedikt XVI in einem autobiographischen Interview mit "Herder Korrespondenz" an die Wurzel des Übels gegangen und hat die Verantwortung für den Niedergang der Kirche der Amtskirche zur Last gelegt, die nur aus institutionellen Ämtern und Dokumenten besteht- aber immer weniger "Herz und Geist" zeigt, mit der Konsequenz des Exodus aus der Welt des Glaubens," 

Aber wenn Deutschland weint, lacht auch Italien nicht. Hier sind die Zahlen, die die Runde machen- außerhalb des Rampenlichts und ohne Erschütterung- aber auch sie  markieren für 2020 bei manchen Indikatoren einen scharfen Rückgang im Vergleich zu 2019. 

Das geht aus der Umfrage mit einer repräsentativen Stichprobe hervor, die CENSIS im Juli 2020 in Italien durchführte und die in dem Ende Juni erschienenen Buch "Die verlorene Herde" des Soziologie-Dekans Giuseppe De Rita veröffentlicht wurde. 

Diese Umfrage hat herausgefunden, daß nur 8% der Italiener und 11% der Katholiken der Kirche die Fähigkeit zusprachen, in der durch die Covid-19-Pandemie hervorgerufenen schwíerigen Situation sinnvoll zu sein. 

Wenn eine Kirche, die als abwesend und in einem besonders kritischen Moment als von der breiten Mehrheit der Bevölkerung entfernt wahrgenommen wird- ist das sicher kein Zeichen von Vitalität in einem Land wie Italien, das in den frühen 2000-er Jahren von Papst Johannes Paul II als providentielle "Ausnahme" christlicher Ausdauer gesehen wurde, fähig, sich der Welle der Säkularisierung, die den Westen überschwemmte, entgegen zu stemmen. 

Aber da ist noch eine andere Statistik, die man bedenken muß. Und die hat mit dem zu tun, was die "8 Promille" genannt wird.

In der Praxis gibt der Italienische Staat 0,8% seiner Steuereinnahmen an die religiösen Konfessionen, die einen Vertrag mit dem Staat haben. 

Die Entscheidung, welcher Religionsgemeinschaft die Mittel zugeordnet werden sollen, liegt beim einzelnen Steuerzahler, der mit oder ohne Unterschrift anzeigt, wer den Betrag erhalten soll. 


Seit 1985 -als dieses Procedere in Italien eingeführt wurde, hatten die Unterschriften zugunsten der Katholischen Kirche lange die überwältigende Mehrheit - die 2005 den Rekord von fast 90% , 89,82% um genau zu sein, erreichte. 

2005 war das Jahr, in dem Benedikt XVI Johannes Paul II folgte. Während des Pontifikates von Joseph Ratzinger ging die Prozentzahl zugunsten der Katholischen Kirche um wenige Punkte zurück, um dann wieder anzusteigen und 2011 die Rekordhöhe von 15.604.034 zu erreichen. 

2013 nach der Abdankung Benedikts XVI und der Wahl von Jorge Mario Bergoglio zum Papst, konnte Italien sich  15,226.291 Unterschriften rühmen, was 80,91% des Ganzen entspricht. 

Aber dann ging die Zahl der Unterschriften Jahr für Jahr unaufhaltsam nach unten. 

2017 waren es 13.774.382 , entsprechend 75,36% der Gesamtheit der Unterschriften 

2018  und 2019 gabe es einen scheinbaren Anstieg auf 78,50 % und 77,18% - während die absoluten Zahlen der Unterschriften zuerst auf 13,520.527 und dann auf 13.156.158  fielen. 

Aber 2020 gab es einen wahren Zusammenbruch, mehr als eine Million Unterschriften weniger- auf 12.056.369 und einem Gesamtanteil, der auf 71,74% - fast 20 % unter den Rekord von 2005- fiel. 

Die historische Serie der 8 Promille-Daten ist auf der offiziellen Website des Italienischen Wirtschaftsministeriums jedem zugänglich. Dank dieser Mechanismen empfängt die italienische Katholische Kirche rund eine Millairde Euro vom Staat, deren Verwendung im Detail auf der "ad hoc" von der Bischofskonferenr geschaffenen website veröffentlicht wird -wie es das Gesetz verlangt. 

Eine Milliarde Euro ist eine erhebliche Summe, aber sie ist sechsmal niedriger als die rund 6 Milliarden, die die deutsche Katholische Kirche jedes Jahr vom Staat einnimmt, dank des anderen Mechanismus der "Kirchensteuer" - trotz der Tatsache, daß ihre 22 Millionen Gläubigen weniger als die Hälfte der der Italienischen Kirche sind. 

Man kann nicht ausschließen, daß der von Ratzinger beklagte Verfall der deutschen Katholischen Kirche zu einer "Amtskirche" -nur Bürokratie ohne Herz und Geist - ist auch ihrer üppigen Ausstattung durch den Staat anzulasten. Um dieser Besteuerung auszuweichen, muß ein in die Kathoilische Kirche getaufter deutscher Bürger seine Mitgliedschaft in der Kirche widerrufen, die ihm von da ab, die Sakramente verweigert. 

Was Italien angeht, muß man feststellen, daß der Kollaps der 0,8% -Unterschriften zugunsten der Katholischen Kirche 2020 von einem starken Anstieg der Unterschriften zugunsten des Staates begleitet wurde. Von den 2.826.426 im Jahr 2019 sind die Unterschriften zugunsten des Staates 2020 auf 3.801.972 = 9,16% des Ganzen angewachsen. 

Und im Vatican am anderen Ufer des Tibers? 

Ende Juli hat der Hl. Stuhl die Daten seines Budgets bekannt gemacht - besonders was den Peterspfennig angeht, die Spenden an den Papst, die jedes Jahr in der ganzen Welt gesammelt werden,  

Das waren 2014, dem ersten vollen Jahr des Pontifikates von Papst Franziskus, 83 Millionen Euro. Aber drei Jahre später fielen die Spenden auf 64 Millionen und  2020 - weitere 3 jahre später- auf 54 Millionen. 

Es hat keine besonderen Untersuchungen der Gründe für den Abfall des Peterspfennigs gegeben, auch nicht zum Zusammenbruch der 0,8% für die katholische Kirche. Aber daß dieser Rückgang mit der "öffentlichen Meinung über die Katholische Kirche verknüpft sind" oder mit anderen Worten über die Institution Kirche, ist eine Erklärung, die von vielen Beobachtern geteilt wird, z.B. von Andrea Ricardi, Kirchenhistoriker und Gründer der St. Egidio-Gemeinschaft, in einem kürzlich erschienenen Kommentar. 

In der Zwischenzeit hat im Vatican der Prozess gegen Kardinal Giovanni Angelo Becciu und andere Angeklagte, die zum Staatssekretariat gehören, begonnen, ein Prozess der schon sehr dürftig vorbereitet wurde- in Mißachtung der elementarsten Rechte der Verteidigung und mit sogar noch riskanteren Entwicklungen, die Papst Franziskus einbeziehen könnten. 

Natürlich wird der Medien-Hype über den Fortgang dieses Prozesses kein Balsam "für die Katholische Öffentliche Meinung" sein, ebenso wenig wird er ihren Marktwert erhöhen."

Quelle: S. Magister, Settimo Cielo

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