George Weigel hat bei Firsthings einen Kommentar zum Kulturkrieg von katholischen und anderen Progressiven gegen die Katholische Kirche veröffentlicht.
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"KATHOLISCHE PROGRESSIVE UND DER KULTURKRIEG"
Unter den kommunistischen Megamonstern im ultramondänen Pantheon ist Lev Davidovich Bronstein, (besser bekannt unter seinem bolschewistischen nom de guerre Leon Trotzki) ist eine interessantere menschliche Persönlichkeit als Joseb Besarionis dze Jughasvili (Joseph Stalin oder in der Roosevelt- Churchill-Korrespondenz "Uncle Joe"). Stalin war pathologisch machtbesessen und hatte keinerlei irgendwie erkennbares Gewissen.Trotzki hatte wirklich Ideen, wie missraten auch immer, und etwas, das vage einem Gewissen ähnelte.
Trotzki war auch geschickt mit Worten, wie z.B. in dem Zitat über den Klassenkampf, das ihm oft zugeschrieben wird: "Du interessierst dich vielleicht nicht für Krieg, aber Krieg interessiert dich.“
Ob Trotzki es so prägnant formuliert oder nicht – die Meinungen gehen auseinander – es gibt eine analoge Wahrheit, die viele selbsternannte progressive Katholiken vermissen. Meinen progressiven katholischen Freunden sage ich also: Sie interessieren sich vielleicht nicht für den Kulturkrieg, aber der Kulturkrieg interessiert sich für Sie – und alle anderen.
Der Kulturkrieg, der einen Großteil des zeitgenössischen öffentlichen Lebens in der westlichen Welt bestimmt, hat zwei Formen. Eine Gruppe kultureller Aggressoren, die in der Biden-Administration fest verankert ist, besteht darauf, daß der Mensch unendlich plastisch und formbar ist, daß es im menschlichen Dasein keine "Gegebenheit“ gibt (einschließlich der in unseren Chromosomen eingeschriebenen Gegebenheit) und daß Willensakte, mit Hilfe von Technik, beispielsweise bei der Geburt falsch angewendete „Geschlechtszuordnungen“ korrigieren können. Eine andere Gruppe kultureller Aggressoren verfolgt einen ganz anderen Weg und besteht darauf, daß unsere Rasse, unser Geschlecht, unsere ethnische Zugehörigkeit oder eine Kombination davon uns unauslöschlich entweder als Opfer oder Unterdrücker kennzeichnet. Die LGBTQ-Bewegung ist ein Ausdruck der ersteren. Kritische Rassentheorie und solche Übungen in historischer Fantasie wie das "1619 Project“ der New York Times (durch das jetzt Schulkindern beigebracht wird, daß die wahre amerikanische Gründung geschah, als die ersten Sklavenhändler ihre menschliche Fracht nach Virginia brachten) sind ein gutes Beispiel für letzteres.
Ich werde hier nicht Trotzki spielen und mich auf ein dialektisches Argument einlassen, um die offensichtliche Frage zu lösen: Wie können wir gleichzeitig völlig undefiniert und für immer definiert sein? Ich stelle einfach fest, daß diese beiden Aggressoren mit der biblischen und katholischen Sichtweise der menschlichen Person im Krieg sind. Das ist der Kulturkrieg, dem man nicht entkommen kann, außer durch vorsätzliche Verleugnung, schuldhafte Ignoranz oder reine Verlogenheit.
Die Entwicklung einer verfeinerten katholisch-theologischen Anthropologie – einer unverwechselbaren und veredelnden katholischen Sichtweise des Menschen – war eine der wichtigsten Errungenschaften der Kirche im letzten Jahrhundert. Diese Entwicklung ermöglichte zwei bemerkenswerte Aussagen in der Pastoralkonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Kirche in der modernen Welt. Erstens lehrten die Konzilsväter, daß Jesus Christus sowohl das Angesicht des barmherzigen Vaters als auch die Wahrheit über uns offenbart, sodaß wir die volle Herrlichkeit der menschlichen Natur erfahren, wenn wir die Person Christi betrachten. Dann lehrten sie, daß die Erfüllung des menschlichen Verlangens und des menschlichen Schicksals durch Selbsthingabe und nicht durch vorsätzliche Selbstbehauptung zustande kommt. Diese Lehren haben tiefgreifende Auswirkungen auf die kulturelle Erneuerung heute.
Nach der maßgeblichen Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils dürfen Katholiken die Menschen nicht nach Rasse, ethnischer Zugehörigkeit, chromosomaler Identität oder sexueller Anziehungskraft in eine Schublade stecken. Katholiken, die die Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils ernst nehmen, weigern sich, jene kulturellen Aggressoren zu belästigen, die den Menschen nur als zuckende Bündel moralisch gleicher Begierden betrachten, deren Erfüllung die Bedeutung von "Menschenrechten“ erschöpft. Katholiken, die das Konzil ernst nehmen, arbeiten daran, der Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils Geltung zu verschaffen daß "Abtreibung, Euthanasie . . . [und] Verstümmelung“ (denken Sie an dreizehnjährige Mädchen, die im Namen der "Trans-Rechte“ doppelte Mastektomien bekommen), "die Zivilisation vergiften“, "die Täter sowie die Opfer erniedrigen“ und "gegen die Ehre der Schöpfer kämpfen."
In einer kürzlich an einer spanischen Konferenz über Katholiken im öffentlichen Leben gehaltenen Videoansprache forderte der Präsident der Katholischen Bischofskonferenz der Vereinigten Staaten, Erzbischof José Gomez von Los Angeles, mutig selbsternannte Bewegungen der "sozialen Gerechtigkeit“ heraus, die auf durchaus unkatholischen Konzepten der menschlichen Person beruhen. Er wurde sofort von den üblichen progressiven Trollen des katholischen Twitterversums und der Blogosphäre angegriffen, die die Wahrheitserklärung des Erzbischofs als unsensibel kulturkriegerisch empfanden.
Dieses Urteil war, wie so viele progressive katholische Hysterie in den letzten Monaten, lächerlich. Es roch auch nach der Art von Mobbing, der es nicht gelang, Erzbischof Gomez dazu zu bringen, sich zu ducken, als er im vergangenen Januar einen nachdenklichen öffentlichen Brief an Präsident Biden veröffentlichte. Der Erzbischof ist ein ruhiger Mann, der Kontroversen nicht besonders mag. Aber er ist auch ein Pastor, der glaubt, daß es kein Entrinnen vor dem Kulturkampf gibt, wenn die Aggressoren wesentliche Wahrheiten des katholischen Glaubens über unsere Menschlichkeit leugnen. Mehr Macht für ihn."
Quelle: George Weigel, FirstThings
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