Freitag, 19. November 2021

Der Malteser Orden vor dem Begräbnis von Fra´ Matthew Festing

Franca Giansoldati kommentiert im Messagero die Ereignisse im Malteser Orden vor und nach dem Tod des ehemaligen Großmeisters Fra´ Matthew Festing und seiner Beerdigung. 
Hier geht´s zum Original:  klicken

"DIE GEHEIMNISSE DES MALTESER ORDENS WERDEN MIT GROSSMEISTER FESTING BEGRABEN, BEERDIGUNG ERST AM 3. DEZEMBER"

"Ein seltsames Schicksal für den ehemaligen Großmeister des Malteser Ordens, Matthew Festing, der unerwartet am 12. November 2021 im Alter von 71 Jahren in La Valetta starb. Nachdem er 2017 von Papst Franziskus wegen einer Art Palastverschwörung -ausgelöst von einem geheimnisvollen Millionenerbe und durch die rigorose Anwendung der Katholischen Lehre (die das Verteilen von Kontrakonzeptiva in einer vom humanitären Zweig des Ordens betreuten Kriegszone verboten hätte) aus dem Amt gejagt und ins Exil gezwungen wurde, erwartet ihn jetzt ein aufgeschobenes Begräbnis. 

Schon weil seine Beerdigung erst am kommenden 3. Dezember stattfinden kann, also 3 Wochen nach seinem Tod am Ende der religiösen Profess seines Freundes Fra´Francis Vassallo - Ex-Gouverneur des Zentralbank Maltas- in der Con-Kathedrale St. Johannes von La Valetta,

Festing war im Rollstuhl aus England dort angekommen. Für ihn war es sicherlich eine anstrengende Reise, aber er wollte den Termin seines Freundes nicht verpassen. Ein paar Stunden später war er krank geworden. Er wurde ins Krankenhaus eingeliefert, fiel ins Koma und erholte sich nicht mehr.

Seit er gezwungen worden war, von der Ordensleitung zurückzutreten, wurde seine Gesundheit immer anfälliger. Als Mann von Integrität und Transparenz konnte er die Bürde der Demütigung und Isolation, die ihm auferlegt wurde, wahrscheinlich nicht ertragen. Als sehr reicher Mann, der er vor seinem Amtsantritt war und geschworen hatte, in Armut zu leben, hatte Festing sein gesamtes Hab und Gut verschenkt und lebte seitdem bescheiden in einem kleinen Häuschen in Northumberland, an der Grenze zu Schottland, und erhielt jeden Monat eine Apanage unter der Kontrolle seines geschworenen "Feindes", des deutschen Barons von Boeselager, an der Spitze des Adeligennetzwerks, das - nach Ansicht der Bösen - der Ursprung vieler innerer Konflikte war. Tatsächlich kehrte Boeselager, nachdem Festing vor vier Jahren aus dem Vatikan verjagt wurde, zurück, um die machtvolle Funktion des Großkanzlers des Malteserordens einzunehmen und die älteste ritterliche Institution der Welt vollständig zu regieren.

Doch der "innere Bürgerkrieg" im Orden ging mit Tiefschlägen weiter und nicht einmal ein Roman von Dan Brown hätte das besser beschreiben können. Rollende Köpfe, Dossiers, Stolperfallen, päpstliche Bestimmungen, gesetzgebende Kommissionen, die mit der Ausarbeitung einer neuen Verfassung beauftragt sind, um das religiöse Profil des Ordens zu wahren, wie es auch Papst Franziskus wünscht, ohne in Gefahr zu geraten, ihn in eine gigantische internationale NGO zu verwandeln.


Papst Franziskus hat alles in die Hände von Kardinal Silvano Tomasi als Sonderdelegaten gelegt: eines ehemaligen Nuntius, der die Mechanismen internationaler Organisationen sehr gut kennt und als mit dem Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin verbunden gilt, der wiederum  dem Deutschen Boeselager  sehr nahe steht. Der Papst hat Tomasi die Vollmacht anvertraut, die kommende Übergangszeit, die Neufassung der Ordens-Verfassung, die Gewährleistung eines Gleichgewichts zwischen Profess- und Laienrittern und die für jede Aktivität erforderliche Transparenz zu regeln.  

Francesco hat Tomasi auch damit bettraut, ihn bei der Beerdigung des ehemaligen Großmeisters Festing zu vertreten. Am 3. Dezember wird man aus der Predigt, die in Valletta gehalten wird, die vorherrschende Ausrichtung von Santa Marta verstehen können. Die so späte Beerdigung wurde dadurch verursacht, daß die Krypta in der Kathedrale von San Giovanni angepasst werden muss, weil sie seit Jahrhunderten nicht mehr geöffnet wurde. Es sind dort  11 weitere Großmeister begraben, darunter La Valette, Alof de Wignacourt und l'Isle Adam, die den Orden während der blutigen Belagerung von Rhodos unter der Führung von Suleiman dem Prächtigen im Jahr 1522 befehligten, als 600 Ritter und 4.000 Soldaten den Muslimen Widerstand leisteten.Sie regierten den Orden mehrere Jahre lang ohne formellen Sitz. Vor ihrer Ankunft auf Malta suchten die Ritter Zuflucht auf Kreta, in Messina, Viterbo und Nizza (1527-1529). 1530 wurden Solol von Kaiser Karl V. die Inseln Malta und Gozo geschenkt -sowie der nordafrikanische Hafen Tripolis als Lehen übergeben.

Unter den Meinungsverschiedenheiten, die zwischen 2015 und 2016 die Auseinandersetzung zwischen Boeselager und Festing verschärften (als Großmeister forderte letzterer ihn sogar zum Rücktritt auf, weil er die Verteilung von Kondomen in Myanmar genehmigt hatte, aber Boeselager lehnte ab) ist auch der Streit um das mysteriöse Erbe noch offen. Ein Berg Geld. Dies ist ein ziemlich skurriler Parallelstreit, der aus einer Maxi-Spende eines französischen Adeligen schweizerischer Herkunft hervorgegangen ist, eines gewissen Jehan du Tour, der nach seinem Tod am 1.Januar 2011 dem Orden seinen gesamten Besitz hinterließ (ungefähr 120 Millionen Euro). Trotz seiner illustren Geburt ist seine Biografie so spärlich, daß es nicht allzu viele Details gibt. Er hat im Schatten, ohne Kinder, ohne Frau, ohne direkte Nachkommen gelebt. 

Wir lesen - in zwei Beurteilungen von Promontory, die Il Messaggero einsehen konnte -, daß er als Finanzdirektor einer Firma namens Saint Gobain arbeitete und daß das Vermögen seiner Familie mit der Schweizer Stadt Evian Le Bain verbunden ist. "Laut mündlichen Angaben wurde die Stiftung der Turricula-Stiftung der Familie du Tour in Liechtenstein vom Urgroßvater von Jehan du Tour gegründet. Das Gründungsjahr konnte jedoch nicht ermittelt werden (...) die Angaben sind tatsächlich begrenzt, da sie nicht durch eine vollständige Dokumentation nachgewiesen werden konnten". Tatsächlich kam es zu einem Streit um dieses Vermögen, der erst mit der Entlassung des ehemaligen Großmeisters Festing beigelegt wurde, der bis zuletzt darum kämpfte, eine zweite Untersuchung durchführen zu lassen und auszuschließen, daß dieser Geldberg das Ergebnis undurchsichtiger Aktivitäten oder unerlaubter Handlungen war. In einem Interview mit Messaggero sagte Festing, er sei vom Vatikan vertrieben worden, weil er etwas Licht in die Konten des Ordens bringen wollte.

Tatsächlich wurde zwei Monate nach seiner Rückkehr nach England im März 2017 . als er sich im Exil in Northumberland und außerhalb der Regierung des Ordens befand, eine Vereinbarung unterzeichnet, die Promontory am 22. Mai 2017 anvertraut wurde. Die Bösen unterstellen, daß diese Sorgfaltspflicht nicht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft anvertraut werden konnte, weil -obwohl sie - bei der einer der Söhne von De Franssu, dem derzeitigen Präsidenten des IOR, arbeitet. Jemand rümpfte damals die Nase wegen eines möglichen Interessenkonflikts, aber das sind offensichtlich nur marginale Andeutungen.

In der Analyse lesen wir, daß dieses immense Familienerbe seit den 1920er Jahren in einer luxemburgischen Stiftung namens Turricula hinterlegt war, die jedoch mangels Dokumentation seine Herkunft nicht früher feststellen konnte. Es wurde jedoch ausgeschlossen, daß dieses Geld das Ergebnis illegaler Aktivitäten sein könnte. Was mit diesem Geld passiert ist und wozu es im Moment diente, wurde nie erklärt."

Quelle: F. Giansoldati, Il Messagero 

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