Mittwoch, 8. Dezember 2021

Aupetit, geopfert auf dem Altar der Heuchelei

Nico Spuntoni kommentiert bei La Nuova Bussola Quotidiana die Äußerungen von Papst Franziskus zum Rücktritt des Pariser Erzbischofs während der "Fliegenden Pressekonferenz" auf dem Rückflug von Griechenland nach Rom. 
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"AUPETIT, GEOPFERT AUF DEM ALTAR DER HEUCHELEI"

Im Flugzeug sprach der Papst über Msgr. Aupetit, den zurückgetretenen Bischof von Paris. Bergoglio sagte, er habe den Rücktritt des Pariser Bischofs nicht auf dem Altar der Wahrheit sondern auf dem Altar der Heuchelei angenommen, weil die Gerüchte den öffentlichen Ruf des Prälaten zerstört haben. Andere Themen waren Weihnachten in der EU, die Migranten und der Herr der Welt.  

Gestern hat Papst Franziskus nach der Begegnung mit den Jugendlichen der katholischen Schule San Dionigi delle Orsoline in Maroussi, einem Dorf vor den Toren Athens,  seine 35. Apostolische Reise beendet. Er hat an die anwesenden Kinder einen präzisem Apell gerichtet "das Dienen ist das Neue, das Neue Jesu ist das Dienen, der Dienst, sich dem anderen zu widmen, macht das Leben immer jung. Willst du etwas Neues im Leben? Willst du wieder jung werden? Sei nicht damit zufrieden, irgendwelche posts und Tweets zu veröffentlichen, sei nicht mit virtuellen Begegnungen zufrieden, suche etwas Wirkliches , jemanden, der nicht Sichtbarkeit sucht, sondern jemanden Unsichtbares. 

Bergoglio hat sie daran erinnert, daß wir nicht Christen sind, weil wir müssen, sondern weil es schön ist und besonders, um die Schönheit zu bewahren, laßt uns nein sagen, zu denen, die das Christsein verdunkeln wollen. Wer will es verdunkeln? Der Konsumismus mit seinen heutigen Sirenen, die gleichen, wie die Sirenen, die versucht haben Odysseus in der Odyssee zu verhexen. Die heutigen  verführerischen und eindringlichen Botschaften zielen auf die leichten Gewinne, ihren falschen Konsumismus, den physischen Wohlfühlkult, die Unterhaltung um jeden Preis. 

Beim Flug von Athen in Richtung Rom hat der Papst sich wie üblich mit den akkreditierten Journalisten ausgetauscht. Zum Fall von Msgr. Michel C. Aupetit, den zurückgetretenen Bischof von Paris befragt, sagte Bergoglio, er habe den Rücktritt nicht "auf dem Altar der Wahrheit sondern auf dem Altar der Heuchelei  angenommen", weil die Gerüchte über den Prälaten ihm seinen öffentlichen Ruf genommen haben und ihn daran hindern, zu regieren. Der Papst hat dann eine Rekonstruktion geliefert, sowohl falsch als auch ungehört, über die angebliche Beziehung bis ins Jahr 2012 und hat die in einem Interview der liberalen Zeitschrift "Le Point" erzählt.

Der Pontifex bezog sich auf Msgr. Aupetit und sagte, daß es eine Verfehlung gegen das 6. Gebot  war, nicht total, kleine Zärtlichkeiten, Massagen für die Sekretärin, das ist der Vorwurf. Nicht eine der schwereren Sünden, weil die Sünden des Fleisches nicht die schlimmsten sind." Der Papst fuhr dann fort, "Aupetit ist ein Sünder, wie ich es bin, wie es Petrus war, der Bischof, auf den Jesus seine Kirche gegründet hat und er fuhr fort, daß die damalige Gemeinde einen sündigen Bischof akzeptiert hat, weil es eine normale Kirche war, gewohnt, sich als Sünderin zu fühlen und demütig zu sein, während unsere Kirche nicht daran gewöhnt ist, einen sündigen Bischof zu haben, wir tun so, als sei unser Bischof ein Heiliger, aber wir sind alle Sünder.  


Monsignore Aupetit hatte als er die Existenz der zweideutigen E-Mail gegenüber "Le Point" bestätigte, den Vorwurf, mit der betroffenen Frau eine "intime Beziehung und sexuelle Beziehungen" gehabt zu haben, entschieden zurückgewiesen. In der Rekonstruktion der französischen Zeitschrift wurde jedoch fälschlicherweise die Sekretärin des damaligen Generalvikars von Paris als Empfängerin der E-Mail angegeben, die Aupetit an die Frau, die die Protagonistin der speziellen Beziehung war, schickte.

Die Antwort des Papstes an die Journalisten schien dagegen die Idee nahe zu legen, daß die mysteriöse Frau genau die Sekretärin war. Bergoglios Worte wurden im Bericht der Pressekonferenz auf der offiziellen Website des Vatikans nicht vollständig wiedergegeben, wobei der Hinweis auf die Sekretärin weggelassen wurde. Dieser Umstand scheint darauf hinzudeuten, daß der Papst im Flugzeug einen Fehler gemacht hat, als er die angebliche spezielle Freundin des ehemaligen Erzbischofs als die Sekretärin identifizierte, die sich darauf beschränkt hatte, die beleidigende E-Mail versehentlich zu erhalten.

Bevor er die Details zur Verletzung des sechsten Gebots enthüllte, hatte sich Franziskus gefragt, was Aupetit mit "so Ernstes getan hatte, daß er zurücktreten musste" und argumentierte dann, daß wenn "wir die Anschuldigung nicht kennen, wir nicht urteilen können" und daß der ehemaliger Erzbischof   von der "öffentlichen Meinung" und  durch"Geschwätz" verurteilt wurde.

Als er dann auf bekräftigende Weise von "Verfehlung gegen das sechste Gebot" sprach, scheint der Papst jedoch den Kern der Anschuldigung von "Le Point" bestätigt zu haben. Ein Vorwurf, der seiner Meinung nach nicht zur Annahme des Rücktritts führen sollte, wohl aber die Unmöglichkeit, die Erzdiözese zu regieren, nachdem er durch das "Gerede"  seinen "Ruf in der Öffentlichkeit" verloren hatte.

Interessant sind auch die anderen Antworten, die er auf dem Direktflug nach Ciampino gab.. Franziskus sagte, er sehe heute zwei große Gefahren für die Demokratie: Einerseits "die Populismen, die hier und da sind und anfangen, ihre Nägel zu zeigen" die er mit dem Nationalsozialismus verglich, der als "ein Populismus definiert ist, der es durch die Verteidigung nationaler Werte geschafft hat, das demokratische Leben zu vernichten und eine Diktatur, mit dem Tod der Menschen zu  errichten“; andererseits "eine Verwässerung der eigenen Identität innerhalb einer supranationalen Regierun". "Die Gefahr" - bemerkte der Papst - "tritt auf, wenn es Populismus gibt und wenn es eine Supermacht gibt, die das kulturelle, wirtschaftliche und soziale Verhalten diktiert."

Und um das Konzept zu verdeutlichen, zitierte der Heilige Vater aus "Der Herr der Welt", einem Roman des anglikanischen Konvertiten Robert Hugh Benson, in dem die Zukunft unter einer "internationalen Regierung, die alle anderen Länder mit wirtschaftlichen und politischen Maßnahmen regiert", vorgestellt wird. ". "Wenn diese Art von Regierung gegeben ist" - so schloss Franziskus - "nimmt man sich die Freiheit und versucht, Gleichheit unter allen zu erreichen."

Bergoglio wandte sich dann an der Europäischen Union zu, und definierte das interne Dokument zur inklusiven Kommunikation, das vom Amt des EU-Gleichstellungskommissars erstellt (und dann zurückgezogen) wurde,als  "Anachronismus" und "destilliertes Wasser". "In der Geschichte - kommentierte Franziskus - "haben viele Diktaturen versucht, dies zu tun (verwässerter Säkularismus, Anm. d. Red.): Denken Sie an Napoleon, denken Sie an die Nazi-Diktatur, an die kommunistische ... es ist eine Mode eines verwässerten Säkularismus, destilliertes Wasser , aber das ist etwas, das während der Geschichte nicht funktioniert hat.".

"Ich halte es für notwendig - fuhr der Heilige Vater fort -, daß die EU die Ideale der Gründerväter, Ideale der Einheit und Größe, aufgreift und sich hütet, den Weg der ideologischen Kolonialisierung zu gehen, denn all dies könnte zu einer Spaltung der Ländern und die Europäische Union scheitern zu lassen “. Eine Warnung, die er dann noch weiter erklären wollte: "Die EU muss die Länder und ihre innere Struktur, ihree Vielfalt respektieren und nicht standardisieren." Auf das Dokument der Gleichstellungskommission zurückkommend, stellte der Papst fest, daß die Herrscher von Brüssel "manchmal Projekte wie dieses entwerfen und nicht wissen, wie sie es machen sollen", und erinnerte daran, daß "jedes Land seine eigenen Besonderheiten hat, seine Souveränität, aber alle". in einer Einheit, die die Singularitäten respektiert ."

Kritik an der EU auch am Umgang mit Migranten, bei dem es auf Seiten Brüssels an "allgemeiner Eintracht" mangelt. Letzteres war jedoch auch eines der Themen, die der Papst mit Alexis Tsipras, dem Führer der griechischen radikalen Linken (jetzt in der Opposition) diskutierte, zum fünften Mal seit Beginn seines Pontifikats diskutierte. Bei der Fliegenden Pressekonferenz bestätigte Bergoglio auch seine Bereitschaft, nach Moskau zu reisen, um den Patriarchen der russischen Kirche Kirill zu treffen. Ein zweites Treffen der beiden, nach dem in Kuba im Jahr 2016, ist geplant, wie von der Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen des Patriarchats von Moskau bestätigt wurde, aber es gibt noch keine Einigung über Datum und Ort. Der Besuch in der russischen Hauptstadt war ein nie verwirklichter Traum des Heiligen Johannes Paul II. Wird Franziskus  derjenige sein, der ihn verwirklicht?"

Quelle: N.Spuntoni, LNBQ

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