Montag, 20. Dezember 2021

Kommt jetzt die lange erwartete Kurienreform?

In seiner heutigen Kolumne in Monday in the Vatican  kommentiert A.Gagliarducci den derzeitigen Stand der päpstlichen Reformen, den bisherigen modus operandi und das mögliche weitere Vorgehen des Pontifex, nebst die dazugehörigen Gerüchte. 
Hier geht´s zum Original:  klicken

"PAPST FRANZISKUS, ES IST DIE ZEIT DER REFORMEN" 

In der Pressemitteilung nach dem letzten Treffen des Kardinalsrates, das am 13. 14. und 15. Dezember im Vatican stattfand, gab es ein interessantes Detail. Zum ersten mal erwähnt der Text der Mitteilung sich nicht auf Praedicate Evangelium, den Text der Kurienreform, der seit Einrichtung des Rates Hauptthema der Diskussionen war.

Ein Signal? Vielleicht. Tatsächlich gab es in den letzten Monaten Gerüchte, daß die Kurienreform Mitte Dezember beendet sein werde. So scheint es ein klares Signal zu sein, daß der Papst die Gruppe der Kardinäle trifft, die ihm (theoretisch) beim Regieren der universalen Kirche helfen sollten und spricht mit ihnen über "die politische und -Gesundheitslage", die Pandemie und den Synodalen Weg und den externen Bericht von Kardinal Mario Grech.

Wann könnte der Text der Kurienreform veröffentlicht werden? Die Ankündigung könnte genau am 23. Dezember  bei der kanonischen Grußrede von Papst Franziskus an die Kurie stattfinden. Alles weist auf dieses Datum hin, allerdings ohne Garantie.

Nach der Ankündigung der Reform könnte Papst Franziskus für die Ankündigung der neuen Präfekten sorgen und dann das seit November erwartete Konsistorium einberufen, das frühestens für den 2. Januar, den Tag nach dem Weltfriedenstag angekündigt werden könnte.

Wie wird die Kurienreform aussehen? Viele Inhalte der Reform sind bereits durch die Beschlüsse von Papst Franziskus vorweg genommen worden: einige Dicasterien wurden bereits zusammengelegt, andere sollen es werden, während der Papst schon in vielen Fällen die Norm anwendet, daß Personen nicht länger als zehn Jahre in hohen Vatican-Ämtern verbleiben können, bevor sie in die Diözese zurückkehren. Wenn der Papst anfangen will, Dinge zu ändern, benutzt er in allgemeinen die Methode der Kommissionierung und Kommissare, 

Am Anfang gab es Kommissionen für die wirtschaftlichen und administrativen Aktivitäten des Hl. Stuhls (COSEA) und für das IORE (CRIO) mit dem Ziel eine Reform der Vatican-Finanzen zu beginnen. 

Diese Reform der Vatican-Finanzen ging nach dem Prinzip Versuch und Irrtum vor sich und schuf darüber hinaus bis heute ein Klima der Spaltung. Papst Franziskus unterstützte Entscheidungen, wich dann zurück, nahm alte Regelungen wieder auf- in einem fortwährenden zurück und vorwärts, was ein Klima der Unsicherheit schuf. Diejenigen, die jetzt die Zügel der Vatican-Finanzen in den Händen halten, handeln während eines fortlaufenden Prozesses im Vatican eher außerhalb der Reformen als Säuberungen vorzunehmen, was zu neuen Fragen führt. 


In diesem Jahr wollte, Papst Franziskus jedoch signalisieren, daß es Veränderungen in den Kongregationen geben würde. 

So hatte der Papst, bevor er neue Präfekten ernannte (manchmal nur zwei Tage vorher) einen Apostolischen Visitator in die Liturgie-Kongregation geschickt, in die Kleruskongregation und später sogar eine Gruppe, die die Arbeit des Dicasteriums für nachhaltige menschliche Entwicklung kontrollieren sollen, deren Präfekt, Kardinal Peter Turkson bereit zu sein scheint, am 31. Dezember zurückzutreten. 

Das Dicasteriun für Integrale Menschliche Entwicklung fand sich im Zentrum eines kleinen Erdbebens wieder, als der stellvertretende Sekretär Msgr. Zampini es plötzlich und der andere Sekretär, Fr. Bruno Duffé  es ein Jahr vor Ende seiner Amtszeit verließen. Es heißt, der Papst wolle nun auch den Rücktritt aller Führer des Dikasteriums, aber das sind nur Gerüchte. Sie zeigen jedoch, wie kritisch die Lage ist.

Papst Franziskus ernannte auch für die Kongregation für die Evangelisierung der Völker einen administrativen Delegaten, Benjamin Estevez Dominges. 

Papst Franziskus hat auch angefangen, die Kapitel der Basiliken zu kommissionieren: die Fabricca di San Pietro hatte einen außerordentlichen Kommissar während die Statuten des Kapitels reformiert wurden, es gab auch eine Visitation im Vikariat von San Giovanni in Laterano und jetzt wurde ein außerordentlicher Kommissar für das Kapitel von Santa Maria Maggiore  ernannt (Msgr. Rolandas Makrickas, den Papst Franziskus in die Verwaltung des Staatssekretariates (ein jetzt inhaltleeres Amt) berufen hatte, um Msgr. Alberto Perlasca zu ersetzen. 

Der Zweck der Kommissionierungen ist nicht genau zu verstehen und das ist wahrscheinlich das, was Papst Franziskus will. Dieses Ziel ist es, das aufzubrechen, was er (zu Recht oder Unrecht) als Netzwerk der Macht betrachtet. Papst Franziskus hält es nicht einmal für nötig, die Reformen zu überdenken, weil sie "im Gehen" gemacht werden.

Es ist unklar, ob diese Schritte zu einem Mentalitätswechsel beitragen werden. Statt dessen wird die Verbitterung im Vatican zunehmen. Darüber hinaus muß man sehen, ob dieser Reformen auf irgendeine Weise den Hl. Stuhl in Frage stellen. Papst Franziskus reformiert nicht von einer bestimmten Grundlage aus. Getreu seinem Motto, daß man nicht vor dem "wir haben das immer so gemacht" anhalten darf, das er nicht besonders schätzt, selbst nicht bei der Tradition des Hl. Stuhls und seinen Strukturen.

Tradition ist jedoch eine Sprache. Sie ist ein Stück Geschichte, das nicht vernichtet werden kann. Nicht einmal Paul VI  hat vollständig mit der Vergangenheit gebrochen. Er behielt die Symbole, verbesserte sie und achtete sehr darauf, sie beim Bauen nicht zu zerstören. Er wußte, daß an manche Begriffe und Traditionen nicht gerührt werden durfte, nicht weil sie traditionell waren, sondern weil sie sinnvoll waren. 

Die gesamte Reformdiskussion seit den Treffen des Präkonklaves fanden jedoch auf  pragmatischer Ebene statt. 

Einige der angeblichen Reformen, wie das Dicasterium der Nächstenliebe, das den päpstlichen Almosenier ersetzen (und höher stellen) soll, erkennen nicht vollsgtändig, wie wichtig es ist, daß der Papst die Caritas unter sich, bei seiner Familie hat, außerhalb der Bürokratie der Kurie. 

Das sind Details, aber sie verraten viel über die Ausrichtung der Kirche, wenn man bedenkt, daß Papst Franziskus auch in letzter Zeit wiederholt die Notwendigkeit betont hat, daß Führungskräfte Prozesse starten und dann beiseite treten sollen, damit die Prozesse wachsen können. 

Es erscheint nicht glaubhaft, daß der Papst an Rücktritt denkt. Betrachtet man die Schritte und den Umfang der auch außerhalb der Konsultationen erlassenen Rechtsvorschriften, scheint es, daß der Papst derjenige sein will, der die Prozesse beeinflußt. auch wenn er sie nicht mehr kontrolliert. Aus diesem Grund, wird besonders die Kurienreform erwartet, weil sie endlich einen weiteren Zug seines modus operandi enthüllen wird. "

Quelle: A. Gagliarducci, Monday in the Vatican 

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