Mittwoch, 16. Februar 2022

Überlegungen zum Motu Proprio "Fidem Servare"

Marco Tosatti veröffentlicht bei Stilum Curiae den Beitrag, den Enrico Roccagiachini als ersten Kommentar zum neuen motu proprio "Fidem Servare" für "Messa in Latino" verfaßt hat.
Hier geht´s zum Original .  klicken

"FIDEM  SERVARE: "EINIGE (VERWIRRTE) BEOBACHTUNGEN NACH DER ERSTEN LEKTÜRE"

Liebe Leser von Stilum Curiae, es scheint mir interessant, Ihrer Aufmerksamkeit diesen Kommentar zu empfehlen, den Messa in Latino - wir bedanken uns für die Großzügigkeit- über das neue Motu proprio des amtierenden Pontifex zur Neustrukturierung der Glaubenskongregation anbietet. Gute Lektüre und Meditation...

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                                                                        Betrifft "Fidem Servare" :

                                            Einige verwirrte Beobachtungen nach der ersten Lektüre

Wie gestern von "Messa in Latino" vorangekündigt, das seit dem vergangenen 15. Dezember auch den Inhalt der Reform vorweggenommen hat, hat der Papst mit dem heute veröffentlichten Motu Proprio "Fidem servare" die innere Struktur der Glaubenskongregation  Kongregation (CDF) verändert. 

Betrachtet man die Wichtigkeit des Materials, so erscheint das Apostolische Schreiben als ein eher dünner Text, der fast unbemerkt übergangen, oder als bloßer Vorgriff auf die erwartete und nie realisierte umfassende Reform der Römischen Kurie angesehen werden könnte.

Bei einer ersten schnellen Lektüre erregt jedoch eine Passage unsere Aufmerksamkeit. Es ist diese (Punkt 2 des Motu Proprio): „Die Lehrabteilung befasst sich durch das Lehramt mit Angelegenheiten, die die Förderung und den Schutz der Glaubens- und Sittenlehre betreffen. Sie ermutigt auch Studien, die darauf abzielen, das Verständnis und die Weitergabe des Glaubens im Dienst der Evangelisierung zu verbessern, damit sein Licht ein Kriterium für das Verständnis des Sinns des Daseins sein kann, insbesondere angesichts der Fragen, die sich durch den Fortschritt der Wissenschaften stellen und die Entwicklung der Gesellschaft.

Der "neuen“ CDF obliegt also eine in gewisser Weise fördernde Tätigkeit ( "zum Studium ermutigend“), insbesondere im Sinne des Motu Proprio: das Apostolische Schreiben scheint den Theologen die Richtung aufzuzeigen, in die sie sich mit ihren wissenschaftliche Reflexion im Dienst der Evangelisierung bewegen, ausrichten sollten und auch angeben, welche Fragen als besonders studienwürdig erachtet werden. Diesbezüglich geht es auch insbesondere um den Wunsch, die Intelligenz zu steigern und die Weitergabe des Glaubens zu verbessern, um die Bedeutung des Daseins (sic) vor allem (wohlgemerkt: vor allem) angesichts der durch den Fortschritt der von den Wissenschaften und der gesellschaftlichen Entwicklung aufgeworfenen Fragen. 

 Angesichts alles dessen, ohne die unerwartet existentialistische Neigung der Vermutung zu vernachlässigen, als ob eine bessere Intelligenz des Glaubens mehr als alles andere dazu dient, sich in der existenziellen Situation, in der man sich befindet, wohlzufühlen, anstatt die Erlösung, die der Herr mit seinem Erlösungsopfer am Kreuz für uns erworben hat, zu erlangen, konnte ich nur an das denken, was ich am 10. Februar im Blog von Sandro Magister gelesen habe, in dem die folgende Erklärung von Kardinal Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg, erwähnt wurde: "Die Positionen der Kirche, homosexuelle Beziehungen als sündig anzusehen, sind falsch. Ich glaube, daß die soziologische und wissenschaftliche Fundierung dieser Lehre nicht mehr stimmt. Es ist an der Zeit, die Lehre der Kirche grundlegend zu überarbeiten, und die Art und Weise, wie Papst Franziskus über Homosexualität gesprochen hat, kann zu einer Änderung der Lehre führen.“


Ist es die Befürchtung übertrieben, daß der Verweis auf "die Fragen, die sich aus dem Fortschritt der Wissenschaften und der Entwicklung der Gesellschaft ergeben“, direkt in das Gesetz zur Reform der Glaubenskongregation eingefügt wurde, eine Angleichung an die vorgeblichen wissenschaftlichen Theorien zur Normalität der homosexuellen Orientierung und damit zur lang ersehnten Nichtanwendung der sehr unbequemen paulinischen Sodomie-Lehre im Namen einer erneuerten wissenschaftsfreundlichen Lehre, ankündigt?

Es ist auch Magister, der uns daran erinnert, daß der Bischof von Limburg und Präsident der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, kürzlich auf einer Pressekonferenz berichteten: "Nach einem Treffen in Luxemburg zwischen ihm, Hollerich, und dem maltesischen Kardinal Mario Grech , dem Generalsekretär der Bischofssynode, wurde er von Papst Franziskus zu einer Audienz empfangen, der die Gründung einer Arbeitsgruppe zur Frage der Versöhnung der deutschen Synode mit der Synode der Weltkirche anregte.“ 

Urteile ich vorschnell, wenn ich die Hypothese aufstelle, daß die Reform der Glaubenskongregation dazu gedacht ist, die rauen Kanten der Lehre abzurunden, die die jetzige Phase dieses Pontifikats erschweren, und auch eine gewisse Akzeptanz der deutschen Synode zu ermöglichen, selbst auf Kosten der Anpassung der Lehre an die heftig heterodoxen Neigungen der Teutonischen Synode? Und ist es nicht plausibel zu fragen, welche weiteren großartigen und fortschrittlichen Schicksale dem besseren Verständnis des Glaubens auf der Grundlage der wissenschaftlichen und sozialen Entwicklung eröffnet werden können, die heute besonders empfänglich für die radikalsten Umweltbewegungen ist? Ist es nicht das, was sich die Moderne immer erhofft hat: die permanente Neuformulierung der Lehre nach dem unaufhaltsamen Wandel wissenschaftlicher und soziologischer Theorien?

Diese Bedenken werden sich noch verschärfen, wenn sich jemals die Gerüchte über den neuen Präfekten der Kongregation und den neuen Sekretär der Lehrabteilung (siehe hier) jemals bestätigen sollten. Ich für meinen Teil wäre sehr froh, wenn sich meine Überlegungen als falsch erweisen würden; Jedenfalls erlaube ich mir vorzuschlagen, daß wir am Rosenkranz festhalten. Das Motu Proprio trägt das Datum des 11. Februar, dem Fest Unserer Lieben Frau von Lourdes: Wir können sicher sein, daß die Mutter Gottes keinen Versuch zulassen wird, sie -um erfolgreich zu sein-mit einem Angriff auf die Integrität der Lehre in Verbindung zu bringen.

Enrico Roccagiachini 

Quelle:  M.Tosatti, Stilum Curiae

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