Donnerstag, 31. März 2022

Gibt es wirklich keinen "gerechten Krieg"?

Goerge Weigel widerspricht in einem Kommentar bei FirstThings der Aussage des Papstes, daß die Kirche heute nicht mehr von gerechten oder ungerechten Kriegen sprechen könne und kein Krieg gerecht ist.  Hier geht´s zum Original: klicken

                        "KEIN GERECHTER KRIEG?" 

Jeder Krieg ist eine Niederlage für die Menschheit, weil vernunftbegabte Männer und Frauen in der Lage sein sollten, ihre Differenzen ohne Massengewalt lösen zu können. Die Vernunft jedoch kann durch Ignoranz, Leidenschaft, Ideologie, Stolz und zahllose andere Laster korrumpiert werden. Und die Verzerrung der Vernunft kann das Abschlachten anderer, einschließlich Unschuldiger nicht nur zulässig erscheinen lassen sondern sogar geboten. So macht in seinem eigenen verdrehten Bezugsrahmen der barbarische Angriff auf die Ukraine für Vladimir Putin Sinn. 

Einige Tage bevor seine Truppen in die Ukraine in Erwartung eines leichten Sieges eindrangen, hat Putin die Ukraine zu einer "Nicht-Nation"erklärt. die ein "Nicht-Land"besetze, das nach dem Recht der Geschichte und Kultur (einschließlich der Religion-Geschichte und Kultur) zu Groß-Rußland gehört. So hat gemäß seines (schwachen) Lichts Putin die richtige Ordnung der Dinge wieder hergestellt udem er in die Ukraine einmarschierte, um ihre Souveränität auszulöschen. Und als sein Militär sich dem mutigen und wirkungsvollen ukrainischen Widerstand - bestehend aus regulären Armee-Truppen und freiwilligen Verteidigungskräften gegenüber sah, war es - wieder nach Putins ideologischer Konstruktion- sinnvoll, seine Truppen zivile Ziele angreifen zu lassen, um den Willen dieser widerspenstigen Ukrainer zu brechen, die sich weigern, zu akzeptieren, daß sie "kleine Russen" sind, die heim ins Vaterland kommen  sollten. 

Putins Krieg, des auf seiner größenwahnsinnigen  Sicht auf Rußland und die Ukraine basiert, ist manifest ein ungerechter Krieg: unmoralisch in der Absicht und unmoralisch in der Ausführung. die blasphemische Segnung der russischen Aggression durch die Führung der Russisch-Orthodoxen Kirche kann an dieser moralischen Tatsache nichts ändern. 

Der Krieg der Ukraine -im Gegensatz dazu. ist ein gerechter Krieg. Er ist im Ziel gerecht und das Ukrainische Militär hat sich in moralisch zu rechtfertigender Weise verhalten. 

Die Verteidigung der nationalen Souveränität wurde vom II.Vaticanischen Konzil als moralisch legitim anerkannt, das lehrte, daß "Regierungen das Recht auf eine legitime Verteidigung nicht verweigert werden kann" und daß "Staatsbehörden und andere, die öffentliche Verantwortung teilen, die Pflicht haben, . . . das Wohl der ihnen anvertrauten Menschen schützen.“ In der "Pastoralen Konstitution zur Kirche in der modernen Welt" haben die Konzilsväter auch gelehrt, daß "diejenigen sich dem Militärdienst ihres Landes widmen, sich als Träger [der] Sicherheit und Freiheit der Völker betrachten sollten“, die " solange sie diese Rolle richtig erfüllen, einen echten Beitrag zur Friedensstiftung leisten“. Das tun die ukrainischen Militär- und Territorialverteidigungskräfte seit dem 24. Februar.


Gemäß einer normativen christlich-theologischen Tradition, die erstmals von Augustinus systematisch artikuliert wurde, definieren bestimmte moralische Maßstäbe die Grenzen des gerechtfertigten Einsatzes verhältnismäßiger und ausgewählter Waffengewalt. Diese moralischen Standards und die Art von Gewissen, die sie bilden, scheinen unter der politischen und militärischen Führung der Ukraine, auf dem Schlachtfeld und anderswo lebendig und gut zu sein. So werden russische Kriegsgefangene – vor allem Wehrpflichtige, deren Vorgesetzte sie über ihren Einsatz belogen und dann als Kanonenfutter benutzt haben – von den ukrainischen Behörden menschenwürdig behandelt.

Angesichts dieser Realitäten ist es nicht einfach, die Kurve der Kommentare des Vatikans im ersten Kriegsmonat zu verstehen. Die primäre Rolle des Vatikans in der Weltpolitik ist die des moralischen Zeugens – eines Zeugnisses, das sich als sehr effektiv erwies, als Johannes Paul II. es in Ostmitteleuropa, Ostasien und Lateinamerika einsetzte. Die erste Aufgabe dieses moralischen Zeugnisses besteht darin, die Dinge beim richtigen Namen zu nennen, insbesondere in Situationen, die von Lügen, Desinformation und Propaganda getrübt sind. Dennoch dauerte es fast zwei Wochen, bis Papst Franziskus das Wort "Krieg“ verwendete, um zu beschreiben, was in der Ukraine vor sich ging.

Dann, am 16. März, traf sich der Papst per Videokonferenz mit dem Patriarchen Kyrill der Russisch-Orthodoxen Kirche, als wäre Kyrill eher eine Figur mit religiöser Autorität als das, was er wirklich ist: ein Instrument der russischen Staatsmacht. Anstatt die moralische Wahrheit einer Situation zu klären und dadurch zu ihrer Lösung in einem gerechten Frieden beizutragen, hat diese Initiative des Vatikans das Wasser weiter getrübt und einen gerechten Frieden erschwert.

Während der Videokonferenz stellte der Papst fest: "Es gab eine Zeit, sogar in unseren Kirchen, als die Menschen von einem heiligen Krieg oder einem gerechten Krieg sprachen. Heute können wir nicht so sprechen.“ Wohlwollend ausgelegt, war das eine indirekte Zurechtweisung von Kirill, der tatsächlich so gesprochen hatte. Universalisiert war die Formulierung des Papstes jedoch problematisch. 

Es ist einfach nicht so, daß ernsthafte Christen die Kategorien "gerecht“ und "ungerecht“ nicht mehr verwenden können, wenn sie über Kriegsführung nachdenken. Es gibt in Wahrheit gerechte und ungerechte Kriege. Russlands Krieg in der Ukraine ist ungerecht und unwürdig. Der Krieg der Ukraine ist gerecht und edel. Informelle päpstliche Kommentare ändern nichts an dieser Realität. Sie können es leider verschleiern."

Quelle: G.Weigel. FirstThings

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit dem Posten eines Kommentars erteilen Sie die nach der DSGVO nötige Zustimmung, dass dieser, im Falle seiner Freischaltung, auf Dauer gespeichert und lesbar bleibt. Von der »Blogger« Software vorgegeben ist, dass Ihre E-Mail-Adresse, sofern Sie diese angeben, ebenfalls gespeichert wird. Daher stimmen Sie, sofern Sie Ihre email Adresse angeben, einer Speicherung zu. Gleiches gilt für eine Anmeldung als »Follower«. Sollten Sie nachträglich die Löschung eines Kommentars wünschen, können Sie dies, unter Angabe des Artikels und Inhalt des Kommentars, über die Kommentarfunktion erbitten. Ihr Kommentar wird dann so bald wie möglich gelöscht.