Donnerstag, 3. März 2022

Zu Ehren der Ukraine und ihres Helden-Kardinals Groß-Erzbischof Josyf Slipyi

Roberto De Mattei erinnert bei patreon.org angesichts des Vernichtungskrieges des russischen Diktators Vladimir Putin gegen die Ukraine an den heldenhaften Groß-Erzbischof von Halych-Lemberg, Kardinal Josyf Slipyi, dessen Geburtstag sich zum 130. mal jährt.

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"ZU EHREN DER UKRAINE UND KARDINAL JOSYF SLIPYIS - AN SEINEM 130. GEBURTSTAG (1892-2022)"

Es gibt Menschen, die die tiefsten Tugenden und Werte eines Volkes verkörpern. So einer war Kardinal Josyf  Slipyi , ukrainischer Groß-Erzbischof von Halych und Lemberg, dessen 130. Geburtstag gerade in dem Augenblick begangen wird, in dem sein  Heimatland eine enorme neue Tragödie erlebt. 

Am 17. Februar 1892 in Zazdrist, West-Ukraine geboren, trat Josyf Slipyi im Alter von 19 ins Seminar von Lviv ein, wo er am 30. September 1917 zum Priester und von wo aus er dann nach Rom geschickt wurde, um seine Studien am Orientalischen Institut und an der Gregoriana zu beenden. 1925 wurde er zum Rektor des Seminars in Lviv (Lemberg) ernannt und 1929 der theologischen Akademie derselben Stadt. Die Ukraine war inzwischen unter das Sowjet-Joch gefallen und Stalin verlangte zwischen 1932 und 1933 die gesamte landwirtschaftliche Produktion, um dem Land durch die als Holodomor bekannte Hungersnot die Kollektivierung aufzuzwingen (s. Anne Applebaum, "Red Famine: Stalins Krieg gegen die Ukraine", Doubleday, New York 2017) 

Als der Krieg näher kam. bat der Griechisch-Katholische Metropolit der Ukraine Andrey Sheptytsky (1885-1944), der ihn zum Priester geweiht hatte, Pius XII, ihn zum Co-Adjutor mit dem Recht der Nachfolge zu ernennen. Also wurde Msgr. Josyf Slipyi zum Exarchen der Ost-Ukraine und beim Tod des Metropoliten Sheptytysky am 1. November 1944 Oberhaupt und Vater der Ukrainisch-Katholischen Kirche. Es war eine schreckliche Zeit für sein Land- gefangen zwischen Nazis und Kommunisten. Am 11. April 1945 wurde  Metropolit Slipyi durch die Sowjets verhaftet und zu 8 Jahren Zwangsarbeit in den Gulags verurteilt, während eine illegale Synode inszeniert wurde, um die "Wiedervereinigung" der Ukrainisch-Katholische Kirche mit dem vom Sowjet-Regime beherrschten orthodoxen Patriarchat von Moskau zu verkünden. Die Kirchen der Griechischen Katholiken -um die 3000- wurden den Orthodoxen übergeben und fast alle Bischöfe und Priester getötet oder verhaftet. 1953 wurde Erzbischof Slipyi in einem zweiten Urteil zu  5 Jahren Sibirien und ein einem dritten zu 4 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. 1962 im Alter von 70 Jahren, wurde ein 4. Urteil ausgesprochen, das aus lebenslanger Deportation in das Lager von Mordovia verurteilt. Alles in allem hat der heroische Prälat 18 Jahre in Gefängnissen und Gulags verbracht. 

Der Jesuiten-Pater Pietro Leoni (1909-1995), ein Überlebender der sowjetischen Konzentrationslager beschreibt die Schrecken des Kivov Übergangslagers und erzählt, daß eines Tages Gefangene in seine Zelle gebracht wurden. "Im Morgengrauen hörte ich eine unbekannte Stimme, die mich rief und ein älterer Mann mit einem Bart stand an meinem Platz, er streckte mir seine Hand entgegen und stellte sich als Josyf Slipyi vor. Es war sowohl eine Freude als auch eine Sorge für mich, zu wissen, daß ich mit meinem Metropoliten zusammen gebracht wurde. (Msgr. Giovanni Choma, Josyf Slipyi , Pater und Beichtvater der ukrainischen Märtyrerkirche. Die Casa von Matriona, Mailand 2001, S. 68)


Pius XII hat wiederholt wegen der Ukrainer und ihres Metropoliten interveniert, sie ermutigt, der Verfolgung zu widerstehen, speziell mit der Enzyklika Orientales Omnes Ecclesias  vom 23. Dezember 1945. Dennoch begannen sich 1958, nach dem Tod von Pius XII., die Beziehungen zwischen Russland und dem Vatikan zu ändern. Als Johannes XXIII. das Zweite Vatikanische Konzil ankündigte, wollte er, daß Vertreter des Moskauer Patriarchats daran teilnahmen. Die Kremlbehörden stellten die Bedingung, daß das Konzil zum Kommunismus schweigt. Ein geheimes Abkommen wurde im August 1962 im französischen Metz zwischen Kardinal Tisserant als Vertreter des Vatikans und dem orthodoxen Bischof Nikodim auf russischer Seite unterzeichnet. Die Vollversammlung, die einberufen wurde, um die Probleme ihrer Zeit zu diskutieren, würde also über die größte politische Katastrophe des zwanzigsten Jahrhunderts schweigen (R. de Mattei, "The Vatican Council. An unwritten story", Loreto Publishing, Fitzwilliam, NH, 2012, S. 149). -151).

In jenen Jahren quollen die kommunistischen Gulags von Gefangenen über, speziell aus der Ukrainisch-Katholischen Kirche-  die aus religiösen  Gründen verurteilt worden waren. Es wäre ein Skandal gewesen, wenn die Bischöfe, die Opfer der Verfolgung waren, in der Konzils-Aula gefehlt hätten, während das Moskauer Patriarchat durch Delegierte vertreten war, die die Schlächter unterstützten. Deshalb gab es eine Verhandlung zwischen dem Hl. Stuhl und dem Kreml, um Metropolit Slipyi die Teilnahme am Konzil zu ermöglichen. Das Oberhaupt der Ukrainischen Kirche wollte sein Land nicht verlassen, gehorchte jedoch dem Papst und weihte, bevor er Moskau verließ, den ukrainischen Redemptoristen-Priester Wasyl Welyckowsky heimlich zum Bischof.

Er kam am 9. Februar 1963 in Rom an,, aber er schwieg nicht. Am 11. Oktober 1963 sprach Slipyi ebim Konzil über die Blutzeugen der Ukrainischen Kirche und schlug vor, den Sitz von Kiew-Halych in den Rang eines Patriarchats zu erheben. Er erinnert sich, daß er diese Bitte mehrmals an Paul VI. gerichtet hatte, die aber immer aus politischen Gründen abgelehnt wurde. Die Anerkennung des ukrainischen Patriarchats hätte die Ostpolitik und den ökumenischen Dialog mit der Orthodoxen Kirche Moskaus de facto behindert (Memorie, Ukrainische Katholische Universität, Lemberg-Rom 2018, S. 512-513). Am 25. Januar 1965 wurde er jedoch von Papst Paul VI. zum Kardinal ernannt, der die ukrainische griechisch-katholische Kirche in den Rang eines großen Erzbistums von Lemberg der Ukrainer erhob.

Zwischen 1968 und 1976 unternahm Kardinal Slipyj trotz seines fortgeschrittenen Alters lange und anstrengende Reisen  zu den Gemeinden der ukrainischen Diaspora in Amerika, Australien und Europa und hatte weiterhin die Rolle des Hirten seines Volkes inne. 1976 richtete er einen Appell an die Vereinten Nationen zugunsten der Opfer des Kommunismus und verurteilte 1977 in dramatischen Äußerungen vor dem Sacharow-Tribunal erneut die religiöse Verfolgung in der Ukraine. Die Welt betrachtete ihn und Kardinal József Mindszenty (1892-1975) als zwei große Zeugen des katholischen Glaubens im 20. Jahrhundert. 

 Um die Zukunft der ukrainischen Kirche zu sichern, schreckte Kardinal Slipyj auch nicht vor extremen Aktionen zurück. Peter Kwasniewski erinnerte kürzlich daran, daß er am 2. April 1977 heimlich drei Bischöfe ordinierte, ohne die Genehmigung von Paul VI. nach dem damals geltenden Kodex 953. Anders als Erzbischof Marcel Lefebvre, der 1986 wegen desselben Verstoßes gegen das kanonische Recht exkommuniziert wurde, wurde jedoch ipso facto keine Maßnahme gegen Kardinal Slipyj ergriffen  Einer der von ihm geweihten Bischöfe war Msgr. Lubomyr Husar (1933–2017), den Johannes Paul II. nach Slipyj zum Großerzbischof der Griechisch-Katholischen Kirche und zum Kardinal ernannte. Sein Nachfolger als Primas wurde Sviatoslav Shevchuk, der sich in diesem Moment unter den Bomben in der belagerten Stadt Kiew befindet. Im Jahr 2004 wurde der Sitz des Groß-Erzbistums nach Kiew verlegt und änderte seinen Namen in den heutigen Kiew-Halych.   

Kardinal Josef Slipyj starb am 7. September 1984 im Alter von 92 Jahren im Exil in Rom und ist jetzt in Lemberg in der Krypta der St.-Georgs-Kathedrale neben Metropolit Andrey Sheptytsky begraben. Johannes Paul II. nannte ihn einen Mann von unbesiegbarem Glauben, "einen Hirten von festem Mut, einen Zeugen heldenhafter Treue, eine hervorragende Persönlichkeit der Kirche“ (L' Osservatore Romano, 19. Oktober 1984).

Während die religiöse und politische Identität seines Landes erneut brutal mit Füßen getreten wird, hilft uns die Erinnerung an den heldenhaften Widerstand von Kardinal Josyf Slipyj, in die Zukunft der Ukraine zu vertrauen. Kiew war der Ort der Bekehrung des russischen Volkes zur katholischen Kirche, und in Kiew, nicht in Moskau, soll die zweite große Bekehrung Russlands beginnen, die von Unserer Lieben Frau in Fatima angekündigt wurde. Kardinal Slipyj war ein großer Anhänger der Botschaft von Fatima. 1980 überreichte er Johannes Paul II. zwei Millionen Unterschriften, die von der Blauen Armee gesammelt wurden, und bestand in einem langen Gespräch mit dem Papst auf der Notwendigkeit, Russland dem Unbefleckten Herzen Mariens zu weihen (John Haffert, Dear Bishop! Memoirs of the Author Concerning the History of the Blue Army, AMI International Press, Washington 1982, S. 229). Diese Weihe ist noch nicht in der von der Allerseligsten Jungfrau geforderten Weise erfolgt, die Kardinal Slipyj in seinem Testament wie folgt ansprach: „Auf dem Schlitten sitzend und auf dem Weg in die Ewigkeit … Ich spreche ein Gebet zu unserer Beschützerin und Königin des Himmels, der immer jungfräulichen Mutter Gottes. Nimm unsere ukrainische Kirche und unser ukrainisches Volk unter deinen sicheren Schutz!“ (Erinnerungen, S. 524-525).

In diesem tragischen Moment der Weltgeschichte machen wir uns seine Worte zu eigen und können nicht umhin, laut zu verkünden: "Ehre sei Kardinal Slipyj und seinem gemarterten Volk.“
(von Roberto de Mattei)

Quelle: R. De Mattei, patreon org. , Lepanto Foundation

 

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