Mittwoch, 13. April 2022

Fr. Hunwicke spricht...

bei liturgicalnotes heute über den Satz "reganvit a ligno Deus" in den hebräischen Urtexten des AT und sein Verschwinden in späteren Texten.
Hier geht´s zum Original:  klicken

                                        "REGNAVIT A LIGNO DEUS"

Ich wage es zu widerholen- mitsamt dem Thread von vor 5 Jahren. 
"Der Herr hat vom Holz herab regiert"

Wie Neale diese Stanze aus Vexilla Regis übersetzt:

Erfüllt ist alles, was David im wahren, alten prophetischen Lied sang,
unter der Nationen -sagte er hat Gott vom Baum geherrscht und triumphiert.

Sie werden diese Worte vom Baum [wörtlich Holz] in keiner Version des Psalters finden, die in Ihren Bücherregalen ruht...auch in keiner Übersetzung... es sei denn Sie sind so glücklich und gelehrt, eine Kopie der "Psalterium Romanum" zu besitzen: wo sie in Ver 10 von Psalm 96 auftauchen. Dieser Psalter wurde in der Zeit von Venantius von vielen benutzt wurde- genau so wie schon lange zuvor..
Der Hl. Märtyrer Justin kannte die Lesart a ligno und beschuldigte die Juden, diese Wort vorsätzlich in ihren Texten zensiert zu haben wegen der peinlichen christlichen Resonanz. Tertullian, der Hl. Cyprian, Lactantius und der Hl. Augustinus  kannten sie, aber der Hl. Hieronymus konnte sie in keinem hebräischen  Text finden. Auch in der Septuaginta, außer in einem einzigen zweisprachigen Manuskript (´apo xylou) -wo es über die Lateinische Seite hineingekrochen sein könnte. 

Trotzdem - kann es original sein? Gut, die Entdeckung der hebräischen Bibelmanuskripte, die viel älter sind als die mittelalterlichen masoretischen Hebräischen Texte sind und von den Juden als authentisch angesehen werden, zeigen eine viel größerer Vielfalt in der Textüberlieferung, als die meisten erwartet haben...besonders in den poetischen Büchern. (ich habe ungefähr 28 Gelegenheiten gezählt, bei den die Produzenten der Neuen Vulgate eine Lesart des Qumran-Jesaja angenommen haben-  unterstützt von frühen Übersetzungen und unter Bevorzugung dieser Lesart gegenüber dem Masoretischen Text). Und es wurde offensichtlich (nicht zuletzt für diese bewundernswerte Methodistin Margaret Baker) daß die Eliminierung "Christlicher" Verse vorgekommen ist. Wenn dieser Satz original ist, könnte er sich ursprünglich auf das Holz der über den Gott der Philister Dagon siegreichen Bundeslade bezogen haben. Das ist doch eine nette Typologie, oder?



Das ist jedoch meiner Meinung nach keine große Frage, Vor der Erfindung des Buchdrucks waren Texte von Natur aus unstabil (siehe der apparatus criticus des OCT Homers) und dieser Satz - original oder nicht- ist einfach Teil unserer biblischen Tradition (genau wie die Geschichte der Ehebrecherin bei Johannes) -kanonisiert durch die Väter, die damit aufgewachsen sind...und durch den Gebrauch der Venantius-Hymne während der lateinischen christlichen Jahrhunderte. Dom Lentiini behält die Stanze in seinem ersten Entwurf der revidierten Hymnen des Breviers und hat bewundernswürdig in einer Fußnote hinzugefügt "Wir wagen [non audemus] nicht, die Strophe zu unterdrücken oder zu verändern" Gut für ihn.

Als jedoch die Liturgia Horarum genehmigt wurde (1971), herrschte eine radikalere und spießigere Haltung; eine Entschlossenheit, zu "wagen“, die Große Tradition weniger sichtbar zu machen; Eine Hermeneutik des Bruchs. Es ist das Gebet aller vernünftig denkenden Menschen, daß es Papst Ratzinger gelungen ist, einen Prozess zur Zurückweisung der Philister einzuleiten. Die Wiederaufnahme dieser Strophe in die Liturgie ist überfällig.

Vielleicht sollte ich klarstellen, dass ich den Satz zum Beispiel nicht zu den Vulgata- oder Neo Vulgata-Psaltern hinzufügen möchte. Ich wehre mich nur dagegen, es aus Venantius herauszulöschen, um ein eindeutiges und exklusives Modell der Interaktion zwischen biblischen Texten und patristischen/liturgischen Texten zu schaffen. Sowohl in der säkularen Literatur als auch in der Schrift sind Intertextualitäten oft immens komplex und äußerst lohnend.

So lange nicht irgendein nach aufklärerischer Linearität Süchtiger daherkommt und sie uns raubt."

Quelle: liturgicalnotes, Fr. J. Hunwicke

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit dem Posten eines Kommentars erteilen Sie die nach der DSGVO nötige Zustimmung, dass dieser, im Falle seiner Freischaltung, auf Dauer gespeichert und lesbar bleibt. Von der »Blogger« Software vorgegeben ist, dass Ihre E-Mail-Adresse, sofern Sie diese angeben, ebenfalls gespeichert wird. Daher stimmen Sie, sofern Sie Ihre email Adresse angeben, einer Speicherung zu. Gleiches gilt für eine Anmeldung als »Follower«. Sollten Sie nachträglich die Löschung eines Kommentars wünschen, können Sie dies, unter Angabe des Artikels und Inhalt des Kommentars, über die Kommentarfunktion erbitten. Ihr Kommentar wird dann so bald wie möglich gelöscht.