Dienstag, 10. Mai 2022

Papst Franziskus & die Liturgie . Gleichgültigkeit oder Programm?

M. Tosatti veröffentlicht bei Stilum Curiae die Überlegungen von Giovanni Formicula zur Einstellung von Papst Franziskus zur Liturgie und hat einiges zu entgegnen. 
Hier geht´s zum Original:  klicken

"FORMICULA. MACHEN WIR UNS NICHTS VOR, WAS DIE LITURGIE BETRIFFT, HAT DER PAPST SICH ENTSCHIEDEN. GEGEN DIE ALTE MESSE."

Liebe Freunde und Feinde von Stilum Curiae, es scheint angebracht, Sie auf diesen Brief aufmerksam zu machen, den der Anwalt Giovanni Formicola an eine Gruppe von Freunden geschickt hat, mit denen wir uns über die gegenwärtige Situation der Kirche und der Welt austauschen. Viel Spaß beim Lesen.

"Der Wanderer" (Caminante) ist das Pseudonym eines argentinischen Professors von ausgezeichneter Ruf, der regelmäßig – in Italien vor allem dank "Duc in altum" von Aldo Maria Valli, der sie übersetzt und veröffentlicht – erhellende Überlegungen zum Zustand der Kirche, insbesondere im Hinblick auf ihre höchste Ebene, anstellt.

In jüngster Zeit hat er jedoch über die problematischen Meinungen des Herrschers zur Liturgie geschrieben und argumentiert, daß der sich nicht allzu sehr dafür interessiere, ja daß er sie aus der jesuitischen Tradition im Grunde für keine allzu wichtige Frage halte, daß er daher in Wirklichkeit kein militanter Progressiver in der Sache sei, so daß es sinnvoller wäre, mit ihm zu "sprechen", anstatt ihn zu kritisieren und mit ihm über die liturgische Frage zu polemisieren. Diese wesentliche Gleichgültigkeit zu nutzen, wie es die Piusbruderschaft getan hat, die in der Tat die ausdrückliche Befreiung von der im Wesentlichen interdiktiven Disziplin der gregorianischen Feier erhalten hat, die mit dem motu proprio Traditionis custodes (TC) eingeführt wurde und die eher die Frucht anderer Autoren wäre. Instinktiv wollte ich antworten und schrieb an Duc in altum, wo ich seine beiden Texte gelesen habe.  (https://www.aldomariavalli. de/2022/04/03/in-margine-a-due-celebrazioni-di-francesco/; https://www.aldomariavalli.it/ 2022/05/04/bergoglio-e-la-liturgia-piu-che-progressista-disinteressato/).

Ich habe ganz einfach beobachtet, daß

a) "Gleichgültigkeit", d.h. der Mangel an liturgischer Sensibilität, genau und just das ist, worin der radikale Progressivismus in dieser Angelegenheit besteht, der den gregorianischen Ritus und seine genauen ("starren") Rubriken ablehnt, die sich der Zeit und der Geschichte widersetzen, weil sie nicht modern sind, Kreativität, Phantasie und Protagonismus des "Präsidenten der Versammlung" nicht "befreien", den "Formalismus" erzwingen und die Substanz der angeblichen Beteiligung des Volkes aus den Augen verlieren. Vor allem widersetzen sie sich dem "Dialog" mit den "getrennten Brüdern" und mit der soziologischen Realität der Welt und ihrer Mentalität: das ist Jorge Mario Bergoglio;

b. die Befreiung der FSSP von der repressiven Disziplin der TC ist ein typisch jesuitischer Schritt, das heißt, listig (rectius, schelmisch): Auf der einen Seite erhöht sie die Anzahl seiner plauditores interecclesiali (oder fast), auch wenn sie aus seinem Sektor kommt (aber diejenigen sind, die sich im Hinblick auf die Zukunft sehr wohl hüten werden, zu kritisieren); Auf der anderen Seite sagt er: "DAS  gilt nur für sie, und BASTA!", was ihre Marginalität unterstreicht. Meiner Meinung nach ist es sicherlich nicht die Wirkung einer Form liturgischer Laxheit aus Gleichgültigkeit (und wegen der guten Manieren der FSSP), von der auch andere profitieren könnten.

Aber ich hätte es vorgezogen, das nicht zu sagen, weil ich nicht gerne mit den Guten streite – oder auch nur argumentiere. Gestern jedoch hat Jorge Mario Bergoglios Rede vor den Lehrern und Schülern des Päpstlichen Liturgieinstituts (https://www.vatican.va/ content/ francesco/ it/events/ event.dir.html/ content/vaticanevents/it/2022/5/7/pont-istituto-liturgico.html) den berühmten Stier bei den ebenso berühmten Hörnern gepackt und daher ist es sinnlos, sich der Stimme zu enthalten. Er denkt an "vorwärts gehen" und "rückwärts gehen", eine Figur des extremen Progressivismus, und vor allem spricht er vom "Geruch des Teufels" dort, wo der gregorianische Ritus gefeiert wird, den er für spaltend hält, gegen die Kirche und gegen das Konzil (immer DAS) gerichtet, wie er sagt. Abgesehen von der "Gleichgültigkeit": Er weiß sehr wohl, daß das Spiel mit der Liturgie zu  Hauptschlachtfeldern der Moderne gehört. Und er hat ohne Zweifel sein Spezialgebiet entschlossen gewählt."

Gesundheit für Sie
in J. et M.

M. Tosatti

Quelle: M.Tosatti, Stilum Curiae

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