Dienstag, 28. Juni 2022

Ist der deutsche Synodale Weg ansteckend?

Sandro Magister kommentiert bei Settimo Cielo  die negative Auswirkung des deutschen Synodalen Weges auf die Universale Kirche. 
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"DIE DEUTSCHE SYNODE INFIZIERT DIE GANZE KIRCHE, OHNE DASS DER PAPST SIE ZURÜCKHÄLT"

"Im jüngsten Gespräch mit den Leitern der europäischen Zeitschriften der Gesellschaft Jesu, transkribiert und herausgegeben von "La Civiltà Cattolica", meldete sich Papst Franziskus auch zum "Synodalen Weg" in Deutschland. Seiner Meinung nach "entsteht das Problem, wenn der synodale Weg aus den intellektuellen, theologischen Eliten geboren und stark von äußerem Druck beeinflusst wird",  obwohl er "mit den Gläubigen, mit dem Volk" gegangen werden sollte.

Das Problem ist, daß, wenn dies geschieht, das heißt, wenn die Fragen der Basis gesammelt oder die Meinung der Gläubigen untersucht wird, die Ergebnisse praktisch die gleichen sind wie die, die von den herrschenden Eliten oder dem Druck von außen diktiert werden, mit der unvermeidlichen Litanei von Forderungen, die von verheirateten Priestern bis zu weiblichen Priestern, von der neuen sexuellen und homosexuellen Moral bis zur Demokratisierung der Regierung der Kirche reichen. 

Franziskus drückte seine Befürchtungen über die Synode von Deutschland in einem Brief vom Juni 2019 aus, den er "ganz allein auf Spanisch schrieb". Doch dann ließ er sie weitermachen, ohne sie zu bremsen und ohne auch nur auf die wachsenden Alarmrufe von Kardinal Walter Kasper zu hören, der zu Beginn seines Pontifikats seine Bezugsgröße für reformierende Theologie war, der aber sogar den deutschen Synodalen Weg – den er "Versuch eines Staatsstreichs", nannte – bezweifelt, und sogar bezweifelt, daß er "wahrhaft katholisch" ist.

Und das ist noch nicht alles. Die Gefahr, daß die Agenda des "Synodalen Weges" Deutschlands bei jener anderen Synode der Weltkirche endet, die der Papst 2021 einberufen hat, der sie genau von den Peripherien und von der Basis aus beginnen lässt und die im Oktober 2023 in Rom ihren Höhepunkt haben wird, ist zunehmend spürbar.

Anfangs machte die Einberufung dieser Generalsynode nicht einmal Schlagzeilen. Das Thema, das Franziskus ihr zugewiesen hatte, "Synodalität", erschien so abstrakt und langweilig, daß es jedes Medieninteresse entmutigte.

Aber als dann die Diözesen begannen, die Stimmungen der Priester und Gläubigen zu erkunden, war sofort klar, woraus die Litanei der Bitten bestand. Mit dem Ergebnis, daß nun die Bischofskonferenzen in der Bilanz der ersten dezentralen Phase der Synode ein Duplikat des auch von ihren Gläubigen beschworenen "Synodalen Weges" Deutschlands in Händen halten.

Der Fall Frankreichs ist exemplarisch. Mitte Juni hat sich die französische Bischofskonferenz zu einer Sondersitzung getroffen, insbesondere um eine Sammlung der Synoden-Umfrageergebnisse -aus den verschiedenen Diözesen auf den Punkt zu bringen und nach Rom zu schicken 


Bei der Abstimmung über das Dokument hat die Bischofskonferenz seinen Inhalt nicht gebilligt, sondern sich darauf beschränkt, ihre Zustimmung zu den Forderungen von Tausenden von befragten Priestern und Gläubigen zu geben. Aber die nach Rom gerichteten Bitten beinhalten tatsächlich die Überwindung des klerikalen Zölibats, die Weihe von Frauen zum Diakonat und zum Priestertum oder zumindest "als ersten Schritt" dazu,  ihnen die Predigten in der Messe zu übertragen, eine radikale Reform der Liturgie und ihrer -jetzt schon unwiderruflichen-Sprachen, die allgemeine Zulassung von geschiedenen und wiederverheirateten und homosexuellen Paaren zu den Sakramenten.

In Irland ist es das selbe. Neben den Berichten der Konsultationen in den einzelnen Diözesen nutzten die Bischöfe auch eine große Meinungsumfrage unter den Gläubigen. Daraus geht hervor, daß fast alle irischen Katholiken (85%) verheiratete Priester und Priesterinnen, daß jegliche Verurteilung homosexueller Handlungen überwunden wird (70%) , daß Laien auch in der Kirche Entscheidungsgewalt haben, und wieder andere wollen daß die bluttriefenden Alttestamentarischen Lesungen " von der Messe ausgeschlossen werden.

Bei der Versammlung der irischen Bischöfe Mitte Juni war auch Suor Nathalie Becquart, Untersekretärin der Synode zur Synodalität in Rom und sagte, daß es in den zweitausend Jahren das erste mal ist, daß eine so universale Umfrage durchgeführt wird, die Franziskus an der Basis beginnen lassen wollte.  Niemand weiß, wo diese Synode enden wird, hat er geschlossen, sondern gerade deshlab muß man für "Überraschungen durch den Hl. Geist" offen sein.

Suor Becquart, die bei der Synode das gleich Stimmrecht haben wird, wie die Bischöfe, ist Teil des ausgesprochen fortschrittlichen Trios, das Franziskus gemeinsam mit dem Generalsekretär, dem maltesischen Kardinal Mario Grech bildet, an die Spitze der Synode zur Synodalität gestellt hat, zusammen mit dem Generalrelator, dem luxemburgischen Kardinal und Jesuiten Jean-Claude Hollerich.

Und als ob das nicht genug wäre, hat Franziskus mit diesen beiden Kardinälen eine Arbeitsgruppe zur Versöhnung der deutschen Synode mit der der Weltkirche eingerichtet. Die Nachricht wurde am 3. Februar vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, dem Bischof von Limburg, Georg Bätzing, bekannt gegeben, dessen revolutionäre Wünsche noch drängender sind als die ohnehin schon rücksichtslosen Wünsche von Hollerich selbst, bis zu dem Punkt, daß er kürzlich sagte, er sei vom zu langsamen Vorgehen des Papstes "enttäuscht".

Vergebens haben nicht wenige Bischöfe bei der Glaubenskongregation angeklopft und verlangt, daß Kardinal Hollerichs gewagteste Thesen dementiert werden, insbesondere diejenigen, die die Lehre von Sexualität und Homosexualität auf den Kopf stellen. Das Dikasterium schweigt und alle sind überzeugt, daß es der Papst ist, der ihm den Knebel angelegt hat. 

Unter den von Franziskus am Himmelfahrts-Sonntag angekündigten neuen Kardinälen sind nicht wenige, die Verteidiger dieser Revolution des Doktrin sind: der Bischof von San Diego Robert McElroy und der Erzbischof von Manaus, Leonardo Ulrich Steiner. 

Die Wirkung des praktischen Freifahrtsschein, den der Papst dem deutschen "Synodenweg" gewährte, besteht darin, daß sich in der Kirche immer mehr finden, die sich berechtigt fühlen, sich entsprechend zu verhalten.

In Deutschland beeindruckten die dreihundert Franziskanermönche, die Mitte Juni Markus Fuhrmann zu ihrem Landesoberen gewählt hatten, der wenige Wochen zuvor in die Nachrichten gekommen war, weil er sich öffentlich als homosexuell erklärt hatte und der ein starker Befürworter der gewagtesten Innovationen in der Pipeline des deutschen "Synodalen Weges".

Und ein paar Tage später, immer noch in Deutschland, kehrte die Nummer eins der deutschen Hierarchie, Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und gewichtiges Mitglied des vom Papst geschaffenen eingeschränkten Kardinalsrates, um ihn bei der Leitung der Weltkirche zu unterstützen, zum x-ten Mal dazu zurück, die gleichen Neuerungen zu fordern – einschließlich des Segnens homosexueller Verbindungen in der Kirche, die vom Vatikan nur in Worten verboten ist.

In der Schweiz, in der Diözese Chur, hat Bischof Joseph Maria Bonnemain Priester und Diözesanangestellte gezwungen, einen Regenbogenkodex zu unterzeichnen, der sie unter anderem verpflichtet, "auf weltweit negative Bewertungen von angeblichem unbiblischem Verhalten in Fragen der sexuellen Orientierung zu verzichten".

In Italien, in der Erzdiözese Bologna, haben am 11. Juni zwei Männer im Rathaus zivil geheiratet  und  unmittelbar danach ihre Vereinigung in der Kirche in einer Messe gefeiert, die vom Leiter des Familiendienstes der Erzdiözese, Pater Gabriele Davalli, gehalten wurde. Eine anschließende, verdrehte Erklärung der Erzdiözese versuchte, den Vorfall zu rechtfertigen, indem sie argumentierte, daß es sich einfach – gegen die Beweise der Fakten – um eine Dankmesse für die katholische LGBT-Gruppe "On the Way" handelte, zu der die beiden gehören. Aber niemand hat übersehen, daß Erzbischof von Bologna Kardinal Matteo Zuppi ist, der seit einem Monat der vom Papst ernannte Präsident der italienischen Bischofskonferenz und auch der erste in der Rangliste der Papabili eines zukünftigen Konklaves ist. Es ist absehbar, daß diese Episode ihm im Rennen um die Nachfolge von Franziskus schaden und dazu führen wird, daß er die wenigen Stimmen verliert, die er selbst unter den Kardinälen konservativer Ausrichtung sammeln könnte.

Kurz gesagt, die Ansteckung durch den "Synodalen Weg" Deutschlands, die vom Papst nicht eingedämmt wurde, hat nun Grenzen überschritten und droht, die Generalsynode selbst von der Synodalität abhängig zu machen. Auch der von Herzen kommende offene Brief der Kardinäle Francis Arinze, Raymond Burke, Wilfried Napier, George Pell, Camillo Ruini, Joseph Zen und von hundert Erzbischöfen und Bischöfen aus aller Welt an die deutschen Bischöfe hatte keine Wirkung.

Daß sich die katholische Kirche in eine Art permanente Synode verwandelt, mit den Forderungen der Basis, also der herrschenden Kultur, als ihrem Meister, ist eine weitere Gefahr, die Kardinal Kasper anprangert.

Auf jeden Fall hat nach dem Urteil eines anderen Kardinals, des Italieners Camillo Ruini, ein wesentlicher Teil der Kirche die Grenzen der katholischen Lehre in mindestens einem Punkt bereits überschritten: bei der Genehmigung homosexueller Handlungen. "Ich bestreite nicht, daß die Gefahr eines Schismas besteht", sagte er in einem Interview mit "Il Foglio" am 4. Mai. "Aber ich vertraue darauf, daß sie mit Gottes Hilfe überwunden werden kann."

Quelle: S. Magister, Settimo Cielo

1 Kommentar:

  1. Würde nicht ein baldiges Schisma tatsächlich endlich den Spreu vom Weizen trennen und damit für klare Verhältnisse sorgen? Sollen doch die Abtrünnigen ihren eigenen Weg gehen und uns treue gläubige römisch katholische Christen nicht mit in den Abgrund reissen. Eine Mitschuld an der derzeitigen Misere hat auch unser leider so entschlussloser Pontifex. Oder macht er seine Entscheidungen tatsächlich von synodalen Mehrheitsbeschlüssen abhängig; wenn ja, dann würde er sein Amt total missverstehen.

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