Montag, 20. Juni 2022

Magister: Große Verwirrung - Niedergang eines Pontifikates

Sandro Magister kommentiert bei Settimo Cielo den- wie er es nennt- Niedergang des aktuellen Pontifikates. Hier geht´s zum Original:   klicken

"VON DER UKRAINE BIS ROM, DIE VERWIRRUNG IST GROSS. BEMERKUNGEN ZUM NIEDERGANG EINES PONTIFIKATES"

Papst Franziskus ist wütend über diejenigen, die ihn mit Putin zusammenwürfeln. "Verleumder" und "Koprophile“ nannte er sie in einem handgeschriebenen Brief an einen befreundeten argentinischen Journalisten. Aber dann, als er am 8. Juni in Santa Marta ein Trio von Ukrainern empfing, das ihm von einem anderen argentinischen Freund präsentiert wurde, bekam er auch von einem von ihnen, Myroslav Marynovych, Vizerektor der Katholischen Universität Lemberg, Beschuss, dahingehend, daß ja, "im Vatikan die Ukraine zu lange durch das russische Prisma gesehen wurde". Diesmal fand er im Papst "einen aufmerksamen und verständnisvollen Zuhörer, sogar bereit zuzugeben – ein wichtiger Punkt, den er fast immer umgangen hat –, daß das ukrainische Volk "das Recht auf Selbstverteidigung hat“, weil das "was sonst passieren könnte, einem Selbstmord ähnelt.“

Das Poblem ist, daß -wenn er spricht- Franziskus´ Mund ihn mitreißt. Mit den Konsequenzen, die folgen. Bei dem Gespräch am 8. Juni mit den drei Ukrainern wurde er wieder gebeten, zu erklären, ob es es wirklich keinen "gerechten" Krieg geben kann, wie er mehrmals im Gegensatz zu dem sagte, was im CIC geschrieben steht. Darauf antwortete der Papst, er habe "bereits mehrere Kardinäle aufgefordert, dieses Thema zu untersuchen" -mit einer seine vielen persönlichen, sogar spaltenden, Entscheidungen, die getroffen werden, ohne irgendwen zu konsultieren oder ohne sie auch nur bekannt zu geben. 

Jedes mal wenn Franziskus frei über den Krieg in der Ukraine spricht, bricht im Staatssekretariat der kalte Schweiß aus. Am selben Tag,  dem 14. Juni, an dem Erzbischof Paul Richard Gallagher, Sekretär beim Hl. Stuhl für die Beziehungen zu den Staaten daran erinnerte, so gegensätzlich zu den Moskauer Zielen wie nur möglich- daß "wir der Versuchung widerstehen müssen, die territoriale Integrität der Ukraine zu gefährden" , veröffentlichte das Römische Jesuiten-Magazin "La Civiltá Cattolica"  das Transskript eines Gesprächs mit den Herausgebern dieses und anderer Europäischer Zeitschriften des S.J., in dem Franziskus noch einmal auf das Argument zurückgriff, "daß dieser Krieg vielleicht auf eine Weise provoziert oder nicht verhindert wurde." Und durch wen? Durch die NATO, mit ihrem "Bellen vor den Toren Rußlands". 

Bezüglich seines erinnerungswürdigen Interviews vom 3. Mai mit dem Corriere della Sera, in dem er dieses zoomorphe Bild zum ersten mal verwendete, enthüllte der Papst dieses mal -ohne seinen Namen zu nennen- von wem er dieses Bild übernahm, wahrscheinlich vom Sozialdemokratischen Slowenischen Präsidenten, Borút Pahor, den der am vergangenen 7. Februar in Audienz empfangen hatte: 

"Einige Monate vor Beginn des Krieges habe ich ein  Staatsoberhaupt getroffen, einen weisen Mann, der wenig spricht, wirklich weise. Und nachdem er über die Dinge gesprochen hatte, über die er sprechen wollte, sagte er mir, er sein sehr über das Vorgehen der NATO besorgt. Ich fragte ihn warum und er antwortete: "Sie bellen vor den Toren Rußlands. Und sie verstehen nicht, daß die Russen Imperialisten  sind, die keiner ausländischen Macht erlauben, ihnen nahe zu kommen." Er schloß: "Die Lage könnte zu einem Krieg führen." Das war seine Meinung. Der Krieg begann am 24. Februar. Dieses Staatsoberhaupt konnte die Zeichen dessen, was passieren würde, lesen." 

Dieser These des Papstes widerspricht der Groß-Erzbischof der Griechischen Katholiken der Ukraine. Swjatoslaw Shewchuk grundlegend. Am 15. Juni sagte er in seiner täglichen Botschaft an die Gläubigen, daß jeder, der denkt, daß irgendein externer Grund Russlands militärische Aggression provoziert hat, ist im Griff der russischen Propaganda oder täuscht die Welt einfach vorsätzlich." 


Aber in Moskau haben einen Festtag, indem sie der Papst ihren eigenen Interessen beugten, wie Alexej Paramonov, der Direktor der Abteilung für Europäische Angelegenheiten des Russischen Außenministeriums mit einer nebulösen Erklärung der Dialogbereitschaft zu "humanitären Themen" getan hat. In Wirklichkeit nimmt Putin nicht einmal Anrufe von Franziskus entgegen, der jedoch hofft, zumindest seinen "Mínistranten" Kyrill, den Orthodoxen Patriarchen von Moskau, im September in Kasachstan treffen zu können. 

Wäre der Krieg nicht ausgebrochen, hätte das Treffen mit Kyrill Mitte Juni in Jerusalem  treffen sollen, am Ende einer Libanon-Reise des Papstes, die ebenfalls abgesagt wurde. 

Aber die Reise nach Kasachstan steht auch in Zweifel wie die nach Kanada, die für Ende Juli noch auf der Agenda steht. Wegen der gleichen gesundheitlichen Gründe, die zur "in extremis"-Absage der Reise in die Demokratische Republik Kongo und in den Süd-Sudan Anfang Juli, zur großen Enttäuschung des Papstes, der bis zum Schluss seinen behandelnden Ärzten nicht gehorchen wollte. 

Sein Leiden haben die Gerüchte über ein nicht allzu fernes Konklave wieder aufleben lassen.  Das Franziskus mit dem atemlosen Rhythmus seiner Tage, der fortwährenden Herausforderung seiner körperlichen Grenzen, seinem kühnen Riskieren eines plötzlichen Todes am der Front selbst befördert, zerschmettert durch seine eigene Besessenheit, alles allein zu sagen und zu tun, ohne respite, 

Z.B. einer seiner unkontrollierbaren Ausbrüche ..., daß Franziskus am selben Tag, dem 13. Juni, an dem ein vaticanischen Communiqué darüber informierte, daß aus Gesundheitsgründen von ihm weder die Corpus-Domini Messe oder Prozession zelebriert werden würden, ankündigte, daß er am Sonntag, 3. Juli die Hl. Messe mit der Kongolesischen Gemeinde von Rom" feiern würde, "an dem Tag, an dem ich sie in Kinshasa hätte feiern sollten." 

Franziskus liebt es, sich sogar in Gebieten, die nach den Regeln ihre eigene Souveränität haben sollten, einzumischen und zu kommandieren. Das ist beim Malteser Orden der Fall, wo der Papst für sich und seinen Vertreter Kardinal Silvano Tomasi praktisch alles angeeignet hat, einschließlich der Ernennung des neuen Leutnants des Großmeisters am 13. Juni als Ersatz für seinen vorzeitig verstorbenen  Vorgängers. Im Ernennungsdekret, einer Art "excusatio non petita"  werden drei ähnliche Ernennungen durch Päpste erwähnt, 1803, 1834 und 1879, offensichtlich den einzigen drei Beispielen für eine Anomalie dieser Art, die in den Jahrhunderten der Ordens-Geschichte zu finden waren. 

Vollkommen nach eigenem Dafürhalten, fast immer ohne jede Vorwarnung für die direkt Betroffenen, sind auch die Ernennungen, die Franziskus "in primis" zustehen, die der neuen Kardinäle. Die Erwählten hören meistens live aus dem Fernsehen davon, wenn der Papst ihre Namen nach dem Angelus oder dem Regina Coeli aufzählt. Und jedes mal finden sich die Inhaber der historischen Kardinals-Sitze übergangen und leer ausgegangen. Im vergangenen Jahrhundert haben Mailand und Venedig der Kirche 5 Päpste geschenkt, aber beim Konklave, das Franziskus´ Nachfolger wählt, wird ihr Bischof nicht anwesend sein. 

Aber es passiert auch, daß jemand, der von Franziskus unvorbereitet in den Kardinalsrang erhoben wird, ablehnt. Wie der Belgier Lucas van Looy, 81, emeritierter Bischof von Gent, es am vergangenen 16. Juni  tat, als er sich selbst als des Purpurs für unwürdig erkläre, weil er in der Vergangenheit Mißbrauch, der von Priestern seiner Diözese verübt wurde, vertuschte: ein Fehler, den der Papst offensichtlich nicht   recherchiert hatte. 

Zu den Ernennungen kommen auch die Entlassungen, die von ihm -wie es ihm gerade paßt,- durchgeführt oder angedroht werden. In seinem Gespräch mit den Herausgebern der Magazine der S.J. hat Franziskus erklärt, was er für die ...Diözese Köln und ihren Kardinal Rainer Maria Woelki, 66,  plant, der noch weit vom Pensionsalter entfernt ist:

"Ich habe den Erzbischof gebeten für 6 Monate  wegzugehen, damit die Dinge sich beruhigen würden und ich klar sehen kann.  Als er zurückgekommen ist, habe ich ihn gebeten, einen Rücktrittsangebot zu schreiben. Das hat er getan und ihn mir übergeben. Ich habe ihn  auf seinem Posten belassen, um zu sehen, was passieren würde, aber ich habe seinen Rücktritt in der Hand."        

Und Franziskus hat auch eine große Zahl von Beförderungen, Entlassungen, Versetzungen nach der ....Reform der Römischen Kurie, die am Pfingst-Sonntag in Kraft trat- in der Hand und daß das Kardinalskollegium erst nach diesem Fakt für Ende August einberufen wurde, um das zu diskutieren.

Ohne Übergangsregeln wird jetzt eine erhebliche Reihe von Leitern des alten Kongregationen ins Leere entlassen, niemand weiß in welche Rolle. Während nicht klar ist, wer in den neuen Dicasterien zuständig ist, die den Platz der alten Kongregationen eingenommen haben. 

Ein Beispiel, das für alle gilt, ist das neu errichtete Evangelisierungs-Dicasterium, das die alte, ausgelöschte Propaganda-Fidei-Kongregation beinhaltet und den gleichfalls aufgelösten Päpstlichen Rat für die Neu-Evangelisierung. 

Präfekt des neuen Dicasteriums ist der Papst. Während die beiden Leiter der damit verschmolzenen Organismus zumindest temporär Propräfekten sein müßten. Aber die Zeit verstreicht und weder Kardinal Luis Antonio Gokim Tagle noch Erzbischof Rino Fisichella sind bisher in einer neuen Rolle bestätigt worden, nachdem sie die alte verloren haben. 

Auf der Gegenseite ist der Fall von Kardinal Kevin J. Farrell. Zusätzlich dazu, daß er Camerlengo ist, eine Schlüsselposition im Interregnum zwischen zwei Päpsten, und als Präfekt des Dicasteriums für die  Laien, Familie und das Leben bestätigt, ist er jetzt auch Präsident des neuen Komitees für Finanzielle Investitionen, über das in den offiziellen Mitteilungen vom 7. Juni mit einer völlig ungewöhnlichen Formulierung berichtet wurde: "Es ist eingerichtet worden...es besteht aus..." mit seltsamen Schweigen zum Subjekt dieser Aktion - dem Papst.

Was die diplomatische Abteilung des Hl. Stuhls angeht, sind auch hier die Mängel verdächtig. Es gibt einen Mangel an Kandidaten und jetzt gibt es 17 vakante- auch wichtige-  Nuntiaturen: Bosnien-Herzegowina, VAE, Jordanien, Irland, Liberia, Malta, Mexiko, Nicaragua, Niederlande, Senegal, Serbien, Slowakei, Schweden, Tansania, Trinidad Tobago, die EU, Venezuela. 

Und der Posten des Chargé d´affaires ad interim in Taiwan ist auch unbesetzt, ein Posten, der bekannterweise für die Pekinger Autoritäten inakzeptabel ist, mit dem die Erneuerung des "provisorischen und geheimen" Abkommens zur Ernennung von n Bischöfen in China ist in der Schwebe, ein Abkommen, mit dem sogar der Kardinal-Staatssekretär Pietro Parolin- wie er sagte- unzufrieden ist, 

Kurz gesagt- beim Sonnenuntergang dieses Pontifikates gibt es eine große Verwirrung unter dem Himmel, die umso größer wird, je mehr Franziskus alle Macht bei sich selbst konzentriert, als ob er von der nicht zu unterdrückenden Angst bewegt ist, das selbst zu tun, was die unfähige "Institution" nicht tut.

Einem argentinischen Freund und Priester, mit dem er sich in den vergangenen Tagen in Santa Marta getroffen hat, hat der Papst anvertraut, daß er gerade das Buch des verstorbenen Kardinals und Jesuiten Carlo Maria Martini  "Nächtliche Gespräche in Jerusalem" liest und die These "Die Kirche ist 200 Jahre hinter der Zeit zurück" voll unterschreibt. 

Franziskus´ Bestreben ist es, in seinen wenigen Jahren als Papst diese zweihundertjährige Lücke des Rückstandes der Kirche selbst zu schließen. Mit den Auswirkungen, die alle klar sehen können." 

Quelle: S. Magister, Settimo Cielo 

"excusatio non petita" : eine unaufgeforderte Entschuldigung die quasi eine Selbstanklage ist. 

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