Freitag, 8. Juli 2022

Vielleicht könnten wir zur Weisheit und zum Wohlwollen von Papst Benedikt XVI zurückkehren...

Rorate Caeli zitiert anläßlich des 15. Jahrestages von Summorum Pontificum und fast 1 Jahr nach der Veröffentlichung von "Traditionis Custodes" einen Artikel über das Wesen des Traditionalismus, den Rémi Fontaine aus drei früheren, 2021 für "Le Salon beige" verfaßten, zusammengestellt hat.
Hier geht´s zum Original:  klicken

"AM 15. JAHRESTAG VON SUMMORUM PONTIFICUM: "WAS WIR TRADITIONIS CUSTODES ENTGEGENSETZEN IST NICHT "NON POSSUMUS" SONDERN  "NON LICET": ES IST NICHT GESTATTET!" - JEAN MADIRAN VERTEIDIGT DEN TRADITIONALISMUS"

Am 7. Juli 2022 erreichen wir dem fünfzehnten Jahrestag von Papst Benedikts motu proprio und nähern uns dem ersten Jahrestag von Papst Franziskus´ Versuch seine Bestimmungen mit seinem eigenen motu proprio zu widerrufen. Bei dieser Gelegenheit veröffentlicht Rorate die Übersetzung des folgenden Artikels von Rémi Fontaine

Das motu proprio Traditionis Custodes vom 16. Juli 2021 wurde wie ein Schlag empfunden:

   -ein Schlag ins Gesicht des Papa emeritus Benedikt XVI, dessen motu proprio Summorum Pontificum von 2007 bin Schrift und Geist fast das Gegenteil dieses ungerechten und aklagenden Textes lehrten und dekretierten.

- ein Schlag ins Gesicht auch dessen, was man das Volk von "Ecclesia Dei" nennen könnte, gegen das er sofort und weltweit ein rücksichtsloses Urteil ausspricht und dem gegenüber er sein Wort bricht;

- eine Demütigung der Kirche selbst, "Jesus Christus verteilt und kommuniziert" (Bossuet) t187 / 5.000
durch den so begangenen Verstoß gegen das mit einer „Hermeneutik des Bruchs“ unvereinbare Widerspruchsprinzip sowie gegen das natürliche und kanonische Messe-Recht mit dem Angriff auf das Prinzip des Nichtwiderspruch, das mit einer "Hermeneutik der Ruptur" sowie dem natürlichen und kanonischen Recht bzgl. der Messe inkompatibel ist. 

Auf diese Weise - man könnte zu Recht damit reagieren, die Worte unseres Herrn vor dem Hohen Priester wiederholen, als ein Diener ihn schlug: "Wenn ich fasch gesprochen habe, bezeuge was falsch ist. Wenn ich gut gesprochen habe, warum schlägst du mich?"



In dieser Hinsicht können wir lesen, was Jean Madiran (der im Juli 2013 starb) kurz nach Benedikst  XVI motu proprio schrieb was aber auch a posteriori für Papst Franziskus´ motu proprio gilt: "Mit Wohlwollen wird alles möglich und lebbar, sogar mögliche Uneinigkeiten. Mit böser Absicht wird alles geschwächt, alles ist kontaminiert, sogar mögliche Übereinkünfte."

Sicher, man könnte sagen, da sind zwei Sätze von Benedikt XVI in seinem Brief an die Bischöfe, der sein motu proprio begleitete (dessen Gegenstück jedoch nicht zu den darin festgelegten obligatorischen Normen gehört): "Sicher können die Priester von Gemeinden, die am alten Ritus festhalten, um in voller Kommunion zu leben, prinzipiell nicht die Feier nach gemäß den neuen Büchern ausschließen. Der totale Ausschluss des neuen Ritus würde nicht mit der Anerkennung seines Wertes und seiner Heiligkeit übereinstimmen." 

Wieder antwortet Madiran vorausgreifend: "Es gibt zwei erlaubte Wege, die traditionelle Messe zu halten, während man die andere Messe ausschließt, ohne daß das ein prinzipieller [oder völliger]  Ausschluss wäre. 
Erstens kann man die andere Messe aufgrund der eigenen Regel einer Gemeinschaft oder eines Instituts ausschließen. Zweitens muss verstanden werden, daß der prinzipielle Ausschluss der anderen Messe bedeuten würde, sie als ketzerisch, schismatisch oder blasphemisch auszuschließen. Nun haben die repräsentativsten Gegner der anderen Messe [einschließlich der Priesterbruderschaft St. Pius X., aber noch mehr und ausnahmslos in der sogenannten "Summorum Pontificum-Bewegung“] ihre Zulässigkeit und Gültigkeit, nicht bestritten und sogar ausdrücklich anerkannt, wenn sie in Übereinstimmung mit ihrem offiziellen Text gefeiert wird. Aber auch in diesem Fall kann die Verwendung verweigert werden, nicht aus Prinzip, sondern beispielsweise aus seelsorgerlichen Gründen.

Eine irreführende Symmetrie

Das Motu Proprio von Benedikt XVI. und sein Brief an die Bischöfe haben bestätigt, dass die traditionelle Messe „niemals juristisch abgeschafft“ worden war (weil das nicht sein konnte) und daß jedes Verbot ein Machtmissbrauch war (oder sein würde), der Im Gewissen nicht bindend war. Umgekehrt verpflichteten sie einen nicht dazu, auch die Messe von Paul VI. zu feiern, gemäß einer falschen, bequemen, aber irreführenden Symmetrie. Man könnte (oder auch nicht) an der traditionellen Messe festhalten, wie andere (ausschließlich) an der neuen Messe festhalten, ohne die andere Form des römischen Ritus grundsätzlich auszuschließen. Dies ist der Inhalt des Motu Proprio von Benedikt XVI. und seine "pluralistischen“ Anwendung als Waffenstillstand und liturgischer Frieden, der im Laufe der Zeit aufgebaut werden muss.

Das ist analog zum Unterschied, den die Kirche zwischen einem Gebot ( das ein Impersativ ist) und einem Rat (der optional ist). Die Regel des Evangeliums auch die andere Wange hinzuhalten, hängt von den Umständen ab (Jesus selbst hat sie nicht immer befolgt) anders als die Regel, keine Unschuldigen zu töten. Nicht damit fortzufahren, jedes therapeutisches Mittel zur Verlängerung des Lebens eines Person einzusetzen ist z.B. ein Fall eines Ratschlags: ein relatives nein, eine Sache einer umsichtigen Wahl- ungleich dem absoluten nein zur Euthanasie, was ein Fall für die Lehre ist, Während man rechtmäßig eine Behandlung abbrechen kann, die als unvernünftig angesehen wird, muß man Euthanasie absolut verbieten. 

Ebenso weil es nicht möglich ist, die traditionelle Messe zu verbieten, kann es auch keine Verpflichtung geben, die neue Messe zu feiern, zumal diese trotz ihrer unbestreitbaren Anerkennung erheblichen detaillierten Vorwürfen ausgesetzt ist (so Benedikt XVI. selbst und viele Theologen) . Erinnern wir uns auch an die von den Kardinälen Ottaviani und Bacci mit unterzeichnete kurze kritische Untersuchung des Neuen Ordo Missae, die auf die Förderung einer anderen Konzeption der Messe hinweist, die sich von einer im Wesentlichen Realität des Opfers hin zu einer gemeinschaftlichen Versammlung bewegt.

Die pastoralen Gründe, die manchen anführen um die neue Messe zu umgehen (verbunden mit doktrinalen Gründen) verdienen es , angehört, bedacht und respektiert zu werden: sie gehören zur zweiten Option der Maxime des H. Augustinus: "Einheit bei allem, was nötig ist, Freiheit  bei dem, was nicht nötig ist, Barmherzigkeit in allen Dingen". Möge die Hierarchie über diese entscheidende Unterscheidung meditieren und ihre pastoralen und disziplinären Entscheidungen weniger willkürlich treffen! Vielleicht könnten wird zur Weisheit und zum Wohlwollen von Papst Benedikt XVI zurückkehren, einem herausragenden Diener des Allgemeinwohls der Kirche: es gibt viele Wege und Wohnungen im Haus der Tradition, Einheit ist nicht Einförmigkeit. 

Im Licht von Jean Madiran aber auch von Gustave Thibon

Wie Jean Madiran in der Vergangenheit in Bezug auf die Fälschungen der Schrift, auf das unerhörte Verbot des alten Katechismus und des überlieferten Messritus behauptete, was wir heute der Brutalität des motu proprio Traditionis Custodes entgegensetzen – insbesondere seinen Einschränkungen, die in demselben ungerechtfertigten Verbot angeordnet sind – ist kein Non-Possumus (wir können nicht), sondern ein Non-Licet (es ist nicht erlaubt)! Dies ist keine Frage der Sensibilität für die Umstände, sondern eine dem (über-)natürlichen und kanonischen Recht innewohnende Unmöglichkeit, die der organischen Kontinuität der kirchlichen Tradition innewohnt:

"Ein non possumus verursacht Unordnung in der Kirche, eine scheinbare oder reale Unordnung: es ist faktisch eine Ausnahme von einem an sich nicht legitimen Gebot. Diese Störung kann ein geringeres Übel sein, wenn das non possumus begründet ist: wie begründet es auch sein mag, das Ausmaß und die Unannehmlichkeiten der daraus resultierenden Störung sind dennoch zu berücksichtigen. Im Gegenteil, ein non licet, wenn es gut begründet ist, ist kein Faktor der Unordnung, sondern der Ordnung: es ist die Ordnung selbst, insofern sie verkündet, verteidigt oder wiederhergestellt werden muss“ (Madiran, Juli-August 1969) . Wie Antigone gegenüber Kreon. Oder wie Thomas More gegenüber Heinrich VIII.

Benedikt XVI hat anerkannt, daß die Neue Messe übermäßig mit der traditionellen Messe gebrochen hat, die nie "außer Kraft gesetzt " wurde und werden konnte. Was auch immer man von der unbestrittenen Gültigkeit dieser neuen Messe und ihren Verbindungen mit der alten halten mag, ihre künstliche Herstellung und zweideutige Institution sind zu weit entfernt von dem Erbe der alten, das von Generation zu Generation weitergegeben wird, um eine Aufhebung oder gar einen Widerruf diesdds Erbes zu legitimieren. Man kann eine obsolet gewordene weltliche Sitte von sich aus aussterben lassen, aber man hat kein Recht dazu.

Kein Zweifel, daß Traditionen auch ihre Gefahren haben, wie Papst Pius V bedacht hatte (als er den Römischen Ritus von einigen jüngeren, als überflüssig erachteten Überladungen befreite), wie sich auch Papst Paul VI zweifellos bei seinem Tun vorgestellt hat ( als er in Wirklichkeit dasentschlüsselte, was sein Vorgänger gerade hatte schützen, reinigen und mit der Tradition des Römischen Ritus vereinen wollte). Gustave Thibon hat das auf seine eigene bildreiche Weise so ausgedrückt: " Es gibt die Traditionsquelle und das Einfrieren der Tradition, wobei das zweite im Allgemeinen auf das erste folgt, sobald die ursprüngliche Inspiration abkühlt und der Buchstabe den Geist erstickt: wir sehen dann, wie Riten zu Formalismen erstarren, Tugend zu Moralismus, Kunst zu Akademismus. .. Dies führt dazu, daß wir die Quelle leugnen, wenn alles, was wir tun müssen, das Eis zu brechen ist“ (Au secours des évidences, Mame, 2022).

Ist die liturgische Reform Pauls VI nicht im Glauben das Eis zu brechen nicht von der Wuelle bgewichen oder sie sogar verleugnet?  Bis hin zur "Erneuerung“ des Buchstabens in Ermangelung einer offensichtlichen Angepaßtheit an den Geist, der das Leben spendet … Unter dem Deckmantel einer Rückkehr zu den Quellen und der Archäologie hat man nicht "die Wasserwerke vervielfacht, ohne darauf zu achten, daß die Quelle versiegt“, um ein anderes Bild von Thibon zu verwenden? Gerne erinnert er sich auch an die Warnung, die schon Chateaubriand an die leichtfertigen Neuerer seiner Zeit richtete: "Hüten wir uns, die Säulen des Tempels zu erschüttern: die Zukunft kann über sich selbst zu Fall kommen!“ Die lebendige Tradition besteht mehr in einem Vertrauen auf die Quellen als in einer „Rückkehr“ zu ihnen.

“Non licet”!

Angesichts der aktuellen Früchte des Vetus Ordo (schrittweise wiederentdeckt von einer jungen und 
anwachsenden Gruppe mit vielen Berufungen) und denen des Novus Ordo (praktiziert von einer alternden Gruppe, die schrumpft und deren Berufungen an vielen Orten versiegen) können wir zumindest über die Bedeutung dieser allgemeingültigen Worte des bäuerlichen Philosophen nachdenken: "Nur künstliche Blumen brauchen keine Wurzeln..."

Das Auftreten zahlreicher unvorhergesehener, aber heilsamer „Experimente“ der Tradition als Überlebensreflex, die sich nicht immer in die von der Liturgiereform auferlegten Formen der rituellen und pfarrlichen Organisation integrieren ließen, bestätigte, daß „das, was organisch ist wichtiger als das, was organisiert wird“ – auch künstlich organisiert von Experten und Klerikern, selbst wenn sie die besten Absichten der Welt haben! – so die Worte, die Benedikt XVI. im Dezember 2009 an Kardinal Cordes über der Weitergabe des Glaubens verpflichtete. neue Gemeinschaften richtete. In Bezug auf diese charismatischen Gemeinschaften fügte der Papst hinzu, was auch auf Traditionalisten angewendet werden kann: "Sicherlich müssen diese Bewegungen geordnet und wieder in die Herde zurück gebracht werden; sie müssen lernen, ihre Grenzen zu erkennen und Teil der gemeinschaftlichen Wirklichkeit der Kirche zu werden.“ Dennoch braucht die perfekte Gesellschaft (im philosophischen und theologischen Sinne), die Kirche, im Falle einer großen Krise wirklich diese unvollkommenen, aber organischen Mikrogesellschaften, die in der Lage sind, sie wie Antikörper in einem kranken Organismus zu regenerieren. Das hat Benedikt XVI verstanden und gewollt.

Auch wenn es sich um eine Notlösung handelte, war das durch sein motu proprio Summorum Pontificum verordnete Zusammenleben der beiden Formen des römischen Ritus sicherlich der richtige politische (im edlen Wortsinn: der dem Gemeinwohl entsprechende) und theologische Weg: ein Akt der Gerechtigkeit und Nächstenliebe, der in der Lage ist, die Katholiken nach Jahrzehnten schlimmer Wunden und liturgischer Missbräuche zu versöhnen. Unter bestimmten pastoralen Normen könnte und sollte man die Muße haben, die Form des lateinischen Ritus zu wählen. Muße: "ein Zustand, in dem es erlaubt ist zu tun, was man will“ (laut Littré). Genau aus dem Lateinischen: "licere“, die Erlaubnis zu haben. In diesem Sinne unterscheidet sich die Muße von der Arbeit, die Zwängen unterliegt, während man in der Muße frei ist, seine Aktivität zu wählen. Deshalb verpflichtete das Motu Proprio von Benedikt XVI. nicht unbedingt zur (Mit-)Feier der Messe von Paul VI. (und umgekehrt).  

Wir können daher mit Jean Madiran erneut über "die verbotene Messe“ – die unserer Vorfahren, aber auch die unserer Kinder –die erneut ohne berechtigten Grund stigmatisiert wird, sagen : non licet! "Wir weigern uns, uns von der Kirche zu trennen, uns von ihr trennen zu lassen … nichts und niemand kann die apostolische Sukzession und den Primat des römischen Stuhls ersetzen“, noch kann jemand anderes für sie tun, was speziell ihre Aufgabe ist, trotz ihrer Schwächen oder sogar ihrer Verbrechen.

Communion in all its necessity

Es ist keine Infragestellung der apostolischen Sukzession oder des Primats des Römischen Stuhls, dem Motu Proprio von Papst Franziskus vom 16. Juli 2021 respektvoll ein „non licet“ ("es ist nicht erlaubt!“) entgegenzusetzen. Wir versündigen uns nicht gegen die Notwendigkeit der kirchlichen Gemeinschaft, die anderswo so schlecht behandelt wird. Aber es ist allgemein bekannt, daß: "Je nachlässiger die hierarchische Autorität in Sachen dogmatischer Treue wird, oder wie sie sagen, sogar verschwindender, desto mehr nimmt ihr Militarismus in praktischen oder untergeordneten Angelegenheiten zu“ (Madiran, März 1987). Nun ist die katholische Gemeinschaft, die vor allem die Gemeinschaft der Heiligen ist, die wir im Glaubensbekenntnis bekennen und die uns der Katechismus erklärt, weder eine Vereinigung noch ein bedingungs- oder grenzenloser Gehorsam.

Angesichts einer brutal und willkürlich eingeforderten Unterwerfung als sekundäres und kontingentes ("klerikalistisches“?) Zeichen dieser Kommunion praktizieren traditionelle Katholiken lediglich eine Gewissensverweigerung. Mit diesem berechtigten Einwand der Kirchensöhne, die (mit Ausnahmen) keine Mitglieder der Lehrenden Kirche sind, können sie mehr oder weniger Unrecht, mehr oder weniger Recht haben, aber Gemeinschaft und kirchliche Einheit werden nicht gebrochen: "Kleriker, Laien, gewöhnliche Katholiken und sogar Heilige haben sich mit ihrem Bischof, mit dem Heiligen Stuhl, mit dem Papst in Diskussion, Streit und Streit befunden; Siehe zum Beispiel, als der Heilige Stuhl den Jesuitenorden auflöste und unterdrückte, erklärte er sie nicht für exkommuniziert; als die Jesuiten, die trotz des Heiligen Stuhls die Wiederherstellung der Gesellschaft Jesu wünschten, organisierten und schließlich vom Heiligen Stuhl erhielten, wetterte niemand gegen sie, daß sie nicht in Gemeinschaft mit dem Heiligen Stuhl‘ standen.“ Ganz zu schweigen vom Fall ´von Jeanne d’Arc, auch das Schwanken der Inhaber der apostolischen Sukzession und des Primats des Römischen Stuhls vor der protestantischen Reformation und vor der Französischen Revolution hatte ihre unglücklichen Stunden, denen durch die Wegbereiter der Gegenreformation und die Konterrevolution jäh beendet wurden... 

Außerdem haben die "Trads“, wie sie genannt werden, keine Einheit als solche, mit keiner anderen befehlenden Autorität als der Kirche (die heutzutage ziemlich mangelhaft ist), der sie zustimmen und sich sozusagen unterwerfen. ... wenn nicht mehr als ... Mit Variationen, unterschiedlichen Interpretationen und vorbehaltlich des endgültigen Urteils der Kirche (das immer irgendwann nach den objektiven Fehlern ihrer Geschichte kommt): "Seit Beginn der Krise der Messe waren sie [die Trads ] schon immer tief gespalten in Bezug auf die Haltungen und die zu ergreifenden Initiativen in Bezug auf die Messe, je nach der Vielfalt der einzelnen Meinungen, Empfindlichkeiten, Argumente, Taktiken ... Die 'Trads' sind keine Partei, keine Armee oder keine Kirche -und können es auch nicht sein, sie sind ein Geisteszustand. Und natürlich ein Verhalten. Eine Professio und eine Andacht“ (Madiran, Januar 1987).

Die Rolle der Laien (dem Beispiel der Pilgerfahrten des Christentums folgend) 

Wenn es in der Geschichte die Priester sind, die den Kreuzzug predigen, so sind es nicht sie, die ihn anführen. Die Laiengläubigen sind ihrer Beschaffenheit nach zweifellos besser in der Lage als der Klerus, dieser Metapher zufolge, die Art von moralischem Aufstand auszudrücken und vordergründig zu führen, die dieses pluralistische Verhalten in medio Ecclesiae und mehr noch in corde Ecclesiae heute darstellt. Die klugen und religiösen Optionen der traditionalistischen Bewegung – dieser legitime Gewissenseinwand, diese Selbstverteidigung des Volkes Gottes – sind sicherlich an vielen Stellen ohne jede parallele Hierarchie oder jeden Ersatz für religiöse Macht zu finden. Die Gläubigen, die sich den Orten zusammenschließen, an denen die traditionelle Liturgie gefeiert wird, werden dorthin geführt von dem, was Jean-Pierre Maugendre das Triptychon "Kohärenz, Erfordernis, Transzendenz" nennt: Sie wollen vor allem, daß über Gott gesprochen, der Glauben gelehrt wird, und geholfen wird, mit Schönheit zu beten. Der Rest scheint Beiwerk zu sein …

Die Geschichte, devotio und professio der Pilgerfahrt der Christenheit [d. h. der Wallfahrt von Chartres] bezeugen dies: "Die zeitlichen Befugnisse der christlichen Laien bleiben, was sie tatsächlich und rechtlich sind, ungeachtet der Fehler, Manöver oder Handlungen, Betrügereien verschiedener Vertreter der hierarchischen Kirche.“ Mit ihren eigenen Institutionen und weltlichen Autoritäten hindert nichts die Laien, um ihre weltlichen Aufgaben geistlich besser zu erfüllen – als Familien in der religiösen Krise zu bestehen und dabei an den Fixpunkten des christlichen Volkes festzuhalten –traditionalistische Geistliche nicht als Führer sondern als Seelsorger oder religiöse Berater heranzuziehen (wie es die nichtreformierten Pfadfinder, die MJCF und die Schulen ohne Vertrag getan haben, mit dem uns bekannten missionarischen Geist und den uns bekannten Berufungen), um ihnen geistlich beizustehen, die Sakramente zu verteilen, sie zu erleuchten, belehren und zu trösten- spirituell gemäß einer moralischen Autorität des Ratgebens, der Ergänzung. 
Diese Autorität kann natürlich nicht den Anspruch erheben, eine religiöse Entscheidungs- oder Jurisdiktionsbehörde zu sein. Die Tradition als konstitutive Quelle der Kirche verpflichtet den traditionalistischen Widerstand, die Struktur der sichtbaren Kirche zu respektieren und trotz ihrer Mängel mit ihr zu arbeiten.

Jean Madiran hat von einem gewissen „Militarismus“ [caporalisme] gesprochen, wo der jetzige Papst heute "Klerikalismus“ sagen würde: "Religiöser Militarismus ist vielleicht das unerträglichste Phänomen von allen. Er besteht gegenwärtig darin, jeden Einwand als Blasphemie, jede Diskussion als Ungehorsam, jeden Ungehorsam (legitim oder nicht) als Schisma zu betrachten. Die notwendigsten Unterscheidungen werden durch  Nichtintelligenz eingeebnet. Das fördert nicht die Einheit.Im Gegenteil.  Siehe: es liegt in Stücken.“

Unabhängig von den momentanen Machthabern in der Kirche, den kirchlichen Kreons, und sogar nach der administrativen Responsa von Erzbischof Roche und dem Schwanken von Papst Franziskus, können wir dennoch darauf bestehen und uns wie der verstorbene Gründer der Zeitschrift Itinéraires so charakterisieren: "In Kommunion, ja, aber mit dem Heiligen Stuhl“! "Als traditionelle Katholiken aus Überzeugung (und als Pleonasmus) sind wir in Gemeinschaft mit dem Glauben an die Apostolische Sukzession und an den Primat des Römischen Stuhls. Zu dieser Nachfolge, zu diesem Primat streben wir, um einen christlichen und nicht einen sklavischen Gehorsam hervorzubringen ...“ (Vorwort zu 
"Die verbotene Kirche, das Weißbuch" - Eglise interdite, le livre blanc de Port-Marly, Rémi Fontaine und Alain Sanders, Verlag  L'Orme Rond, 1987).

Quelle: 
 
  

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