Peter Kwasniewski hat sich bei OnePeterFive mit dem Geist des I. Vaticanischen Konzils, einen Auswirkungen, seiner Interpretation des Papsttums und des Unfehlbarkeits-Dogmas auseinander gesetzt. Hier geht´s zum Original: klicken
"DER "GEIST VON VATICAN I " ALS POSTREVOLUTINÄRES POLITISCHES PROBLEM"
In seinem faszinierenden Buch "Vatican I: das Konzils und die Schaffung der ultramontanen Kirche" stellt John W. O ´Malley die Details der Bewegungen, Ideen, Persönlichkeiten und Ereignisse heraus, die im Ersten Vaticanischen Konzil von 1869- 1870 zusammentrafen. Meine Absicht ist hier nicht einen kompletten Bericht zu geben, viel weniger noch eine ordentliche theologische "Lösung" , sondern eher die Punkte von O ´Malleys komplizierter Erzählung zu unterstreichen, die wir fruchtbringend im Gedächtnis behalten wollen, wenn wir das Problem des "Hyperpapalismus" respektvoll diskutieren.
Das alte Paradigma und der Einfluss von de Maistre
In der Erzählung O ´Malleys weist das, was weithin "Gallikanismus" genannt wird, nicht so sehr auf etwas spezifisch Französisches hin als vielmehr auf einen allgemeinen Glauben im Lateinischen Christentum. Niemand hat ein Papsttum mit völlig willkürlicher und total unkontrollierter Macht akzeptiert oder gelehrt. Eher als daß die Tradition ihren Ursprung im Papsttum fand und von da aus ausstrahlte, fand sie ihren konvergierenden zentralen Focus im Papsttum. Von daher konnte die Tradition ausgehen, aber nur nachdem sie schon empfangen wurde. Es ist eine Straße mit zwei Richtungen: die Tradition fließt nach Rom hinein, wie die Tradition aus Rom herausfließt.
Der revolutionäre Geist hat eine dramatische Änderung angestoßen weg von einem historischen Verständnis des Papsttums. Die neue Sorge war: wie können säkulare Kräfte und revolutionäre Mächte kontrolliert werden? Die Antwort: durch den Papst! Der Papst war eine nicht zu überwindende Kraft gegen das Aufkommen schädlicher säkularer Mächte, die die Zerstörung der Kirche anstrebten.
Auftritt Joseph de Maistre, der den wichtigen Text "Vom Papst" (1819) schrieb, der die ultramontane Bewegung beeinflußte. In anderen Dingen war er ein gläubiger katholischer Konter-Revolutionär und Führer gegen die Hybris des Liberalismus in Europa. Er war jedoch durch alle Machtkontrollen desillusioniert. Alle Mach, die weltliche und auch die religiöse- mußte auf einen Mann reduziert werden, der befugt sein sollte, alles zu tun und den niemand in Frage stellen konnte. Schließlich setzten sich de Maistres Ideen aus praktischen Gründen durch. Was de Maistre nicht berücksichtigte, war, was passiert, wenn seine unkontrollierte einzigartige Macht selbst zum Problem wird. Für ihn gibt es keinen Rückgriff.
Die Parteien beim I. Vaticanum
Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Gegner einer isolierten päpstlichen Unfehlbarkeit in zwei Basislager zerfallen.Auf alle Fälle entwickelten sich die Dinge auf überraschende Weise. Die Unfehlbarkeits-Partei hatte ihre Definition und glaubte, daß ihre Verteidigung gegen den Modernen Liberalismus sicher war. Es kam dazu, daß die moderne Liberale Partei das Papsttum kaperte und wandte diese Macht dazu an, der gesamten Kirche den Modernen Liberalismus aufzuzwingen. Die heutigen Traditionalisten sind mit der alten traditionalistischen Europäischen Partei verwandt: sie werten den Papst als einen Diener der Tradition, nicht als einen allmächtiges, göttliches Orakel mit willkürlichen persönlichen Launen und Phantasien. Sie sehen das Papsttum als etwas, das Elemente einer "konstitutionellen Monarchie" hat, in der die Mächte innerhalb eines Gewebes von Prinzipien, Präzedenzfällen, Protokollen und Macht eingebettet ist.
Jetzt hatten die nicht-liberalen Bischöfe den gemeinsamen Wunsch jene Doktrinen zu betone, die der Liberalismus bedrohte und die kontroversen Irrtümer zu verdammen. Diese zahlenmäßige Mehrheit schien zu glauben, dass die beste „Silberkugel“-Verteidigung gegen dieses Hydra-ähnliche Übel einfach darin bestand, die päpstliche Unfehlbarkeit zu erklären, denn schließlich konnte man dem Papst vertrauen, daß er den Liberalismus verurteilte: Roma locuta, causa finita.
STÜTZT DIE HORMISDAS-FORMEL DEN HYPERPAPALISMUS?
Die sogenannte Formel von Hormisdas ( die das erste west-östliche Schisma, das "Acacian-Schisma" beendete, als sie 519 von den Ost-Bischöfen akzeptiert wurde), die so weit davon entfernt ist, diese Apologeten zu unterstützen, wie sie manchmal annehmen, unterstützt de facto den Standpunkt von Bischof Hefele. Die Formel lautet folgendermaßen:Die erste Bedingung für die Erlösung ist, die Norm des wahren Glaubens beizubehalten und auf keine Weise von der bestehenden Lehre der Väter abzuweichen. Weil es unmöglich ist, daß die Worte Unseres Herrn Jesus Christus, der sagte "Du bist Petrus und auf diesem Fels will ich meine Kirche bauen" (Mt. 16:18) nicht wahr sein sollten. Und ihre Wahrheit ist durch den Lauf der Geschichte bewiesen worden, weil im Apostolischen Sitz [Rom] die Katholische Religion immer makellos bewahrt worden ist.
Betrachten wir diese Sprache. Bedingung für die Erlösung ist die "Lehre der Väter". Warum nicht die Lehre "Petri", wenn es das ist, was gemeint ist? Der Standard sind die Väter, nicht Petrus persönlich, absolut und separat. Wenn irgendetwas, dann lehrt diese Formel. daß der Papst- als Vorbedingung für seine eigene Erlösung- die Lehre der Väter beibehalten muß. Das heißt, der Papst ist nicht verpflichtet seine eigene, persönliche Lehre als Bedingung für seine persönliche Erlösung beizubehalten- was das ist, was de Maistre uns glauben machen möchte. Wie seltsam, daß von dieser Formel geglaubt werden konnte, sie bedeute, daß der Papst für sich selbst die Bedingungen für seine Erlösung festlegt, viel weniger noch die Voraussetzung für die Erlösung der gesamten Menschheit. Die Formel legt als erstes Prinzip fest, daß es die "Lehre der Väter" ist, also "Väter" in der Mehrzahl und nicht der "Hl. Vater" als Person, absolut und separat- die die Bedingung für die Erlösung ist. Diese Formel bindet den Stuhl Petri an die Lehre der Väter."
Fortsetzung folgt...
Quelle: P.Kwasniewski, OnePeterFive
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