Rorate Caeli veröffentlicht ein Interview, das Info Vaticana nach dem Konsistorium der Kardinäle in Rom mit dem emeritierten Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Müller, geführt hat. Der Kardinal spart nicht mit deutlichen und sehr kritischen Worten u.a. auch zum Synodalen Weg der deutschen Kirche. Hier geht´s zum Original:klicken
"Kardinal Müller veröffentlicht seine Konsistoriums-Rede zur "unbegrenzten Macht des Papsttums" und sagt, daß diese Ansicht der gesamten katholischen Tradition widerspricht."
Der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller, ehemaliger Präfekt der Glaubenskongregation,hat InfoVaticana dieses Interview gewährt. Der Kardinal antwortete auf die Fragen, ohne auf den Busch zu klopfen und ging völlig auf die Fragen zum vergangenen Konsistorium der Kardinäle Ende Augusdt in Rom und über die dramatische Situation, die die deutsche Kirche gerade durchlebt. Kardinal Müller hat gerade bei spirituellen Exerzitien von 400 Priestern in Polen gepredigt, Müller wird im kommenden Oktober Spanien besuchen und an einer Konferenz über "Johannes Paul II und die Neu-Evangelisierung. Quelle der Moral und der sprituellen Erneuerung" teilnehmen.
Interview mit Kardinal Gerhard Ludwig Müller
Vor einigen Wochen haben Sie am Konsistorium der Kardinäle in Rom teilgenommen. Mit welchen Gefühlen?
Kardinal Müller: Zuerst habe ich dem Hl. Vater dafür gedankt, das Konsistorium nach einer mehrjährigen Pause einberufen zu haben, so daß die Kardinäle mit ihm die Situation der Kirche in der heutigen Welt diskutieren konnten. Aber das Thema war auf die Diskussion des bereits veröffentlichten dokumentes Praedicafe Evangelium zur Kurienreform und auf das helige Jahr 2025 beschränkt.
Einige Kardinäle bedauern, daß sie nicht so lange sprechen konnten, wie gern getan hätten. Gab es eine Gelegenehit für die Kardinäle gegenüber dem Papst ihre Sorgen auszudrücken?
Es gab keine Gelegenheit die brennenden Themen zu diskutieren- z.B. den Frontalangriff auf das christliche Menschenbild durch die Ideologien des Post.Humanismus und des GEnder-Wahns, oder die Krise der Kirche in Europa (es gibt keine priesterlichen Berufungen mehr, die Kirchen sind Sonntags leer etc.)
Andererseits haten kritische Beiträge über die Theorie des Papsttums als unbegrenzte Macht aus göttlichem Recht über die gesamte Kirche, als sei der Papst ein Deus in terris. Der neu ernannte Kardinal Ghirlanda SJ - als wichtigster Berater bei der Kurienreform, ist der Ansicht, daß alles was die Päpste im Lauf der Kirchengeschiichte gesagt oder getan haben entweder Dogma ist oder Gesetz de iure divino.
Diese Ansicht widerspricht der gesamten Katholischen Tradition und besonders dem II.Vaticanum [das diesen Irrtum überwnad] daß Bischöfe und Priester nur die Autorität haben, sakramentale Handlungen auszuführen, während der Papst im Besitz der gesamten Jurisdiction ist, die er nach seinnem Willen Klerus oder Laien delegieren kann, durch das Sakrament der Heiligen Weihen vertraut Christus dem Bischof (oder Priester) die Autorität an, zu predigen, zu heiligen und zu leiten, sogar Recht zu sprechen. Nicht der Papst verleiht dem Bischof die Jurisdiction, sondern teilt einem Bischof, der nicht eine Repräsentant des Papstes sondern Jesu Christi ist (Lumen Gentium 27) lediglich eine Diözese zu. Bei einem ökumenischen Konzil üben die geweihten Bischöfe ihren Anteil an der Jursidiction des universalen Episkopates aus- nicht als Delegierte des Papstes sondern Kraft der ihnen durch Christrus anvertrauten Autorität aus, Die Theorie des Papstes als Autokraten, der aus der jesuitischen Theologie des 19. Jahrhunderts entstammt, widerspricht nicht nur dem II. Vaticanischen Konzil. sondern untergräbt auch die der Kirche durch eine Karikatur des Petrinischen Amtes. Das Versprechen einer ökumenischen Mediation der Katholischen Lehre durch den Papst (s. Enzyklika Ut unum sint, 1995, von Johannes Paul II) als ewiges und sichtbares Prinzip der Einheit der Kirche in der Wahrheit Christi" (Lumen Gentium 18; 23) wird schlicht lächerlich gemacht. [Durch diese Theorie der unbergenzten Macht]
Welche Themen würden Sie als die zur Zeit wichtigsten im Vatican betrachten?
Mit Vatican meinen wir die zufälligen Institutionen des Hl. Stuhls . Aber ich spreche hier vom Amt, das die Römische Kirche geschaffen hat, d.h. das des Papstes mit dem Kollegium der Kardinäle (und die Institutionen der Römischen Kurie) zur Kommunion und Einheit aller Ortskirchen in der Wahrheit der Göttlichen Offenbarung und Sakramentalen Mission, allen Menschen die Kenntnis von Christus, Sohn Gottes und einziger Vermittler der Erlösung, zu bringen.
Eine etwas kontroverse Frage: warum wird in der Kirche immer mehr über solche Themen wie Umweltschutz, die Erde oder andere Themen und immer weniger über Jesus Christus und seiune Lehre gesprochen?
In einer Welt, in der Sinn und Zweck des Menschen materiell auf zeitliche und vergängliche Inhalte begrenzt sind - wie der erwerb von Macht, Prestige, Geld, Luxus, Vergnügen- ist es leicher. sich selbst als Vermittler dieses Programms einer "Neuen Weltordnung ohne Gott" (nach kapitalistischer oder kommunistischer Lesart) interessant zu machen. "Was soll es dem Menschen nützen, wenn der die ganze Welt gewinnt und seine eigene Seele verliert?" (Mt 16:26) Wenn wir Jünger Jesu sein wollen, müssen wir Seinem Wort gehorchen: "Sucht sein Königreich und der Rest wird euch ....gegeben." (Lk 12:31).
Es gibt keinen klaren Widerspruch zwschend den ewigen spirituzellen Gütern und den zeitlichen Notwendigkeiten des Lebens. Aber zuerst bitten wir Gott, unseren Vater, daß Sein Königreich komme und daß Sien heiliger Wille auf Erden und im Himmel getan werde. Und wir bitten ihn auch um unser tägliches Brot, die Vergebung unserer Sünden wie wir denen vergeben, die uns Unrecht tun und Rettung von allem Bösen, das aus unsere sündigen Trennung von Gott entstammt, als Ursprung und Ziel jedes menschlichen Wesens.
In seiner Nachfolge des Hl. Petrus vereint der Papst die ganze Kirche jeden Tag im Bekenntnis Jesu: "Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes" (Mt. 16, 16) Und Christus baut seine Kirche auf Petrus, dem Felsen, und gibt ihm und den Bischöfen die Autorität das Evangelium des Königreichs Gottes zu verkünden. die Sakramente zu spenden und- als gute Hirten- die Herde Christi zur guten Weide des Gnadenwortes zu leiten.
Die ganze Kirche hat aufmerksam und mit Sorge die Schritte des deutschen Synodalen Wege verfolgt. Was denken Sie über die Entscheidung der 4. Versammlung des Synodalen Weges?
In der Theatersprache wüßte man nicht genau, ob man im Hinblick auf dieses Ereignis von Tragödie oder Komödie sprechen soll. Alle Texte - sehr üpppig aber nicht sehr tief- handeln nicht von der Erneuerung der Katholiken in Christus , sondern von einer Unterwerfung unter eine Welt ohne Gott. Das einzige Thema unter allen Themen ist die Sexualität. Die wird jedoch nicht als Gabe Gottes an die Menschen als geschaffene Personen in unserer männlichen und weiblichen Natur verstanden, aus der die Verantwortung entsteht, als Vater und Mutter am Werk von Gottes Schöpfung und dem universalen Willen der Rettung der eigenen Nachkommen teilzunehmen, sondern als eine Art Droge um die grundlegend nihilisitschen Gefühle mit einem Maximum an Befriedigung und Genuss zu betäuben.
Sowohl Kardinal Marxx als auch Bischof Bätzing haben die Texte unterstützt, die den Papst zu einer Änderung der Sexual-Moral, der Weihe von Frauen und der Beurteilung der Homosexualtität auffordern. Was denken Sie?
In dieser Hinsicht gibt es zwei Fehler, die nur theologische Ignoranten machen können.Erstens hat der Papst keine Befugnis, die Lehre der Kirche zu ändern, die in Gottes Offenbarung wurzelt.Indem er dies versuchte, würde er sich als Mensch über Gott erheben.Zweitens können die Apostel nur das lehren und anordnen, was Jesus ihnen befohlen hat zu lehren (Mt 28,19).Es sind gerade die Bischöfe sowie ihre ständigen Nachfolger, die zur „Lehre der Apostel“ (Apostelgeschichte 2,42) in der Heiligen Schrift, der apostolischen Tradition und den unumstößlichen Lehrdefinitionen früherer päpstlicher Ex-cathedra-Entscheidungen oder der Ökumene berufen sindRäte.„Der römische Papst und die Bischöfe … nehmen keine neue öffentliche Offenbarung als zum göttlichen Glaubensgut gehörig an“ (Lumen gentium 25; vgl. Dei verbum 10).
Hatten Sie die Gelegenheit, mit einem der Bischöfe Deutschlands zu sprechen, die diese Ämter bekleiden?
Nach der Machtlogik, die die Wahrheit meidet wie der Teufel das Weihwasser, macht es für sie keinen Sinn, mit dem ehemaligen Präfekten des Dikasteriums für die Glaubenslehre zu sprechen.Aber auch Kardinal Kasper, den sie einst als Verbündeten in der Frage der Kommunion wiederverheirateter Geschiedener feierten, wurde von ihnen nach seinen kritischen Äußerungen zum synodalen Weg zum Schweigen gebracht.
Was ist Ihrer Meinung nach der Grund für den Versuch, die Kirche zu reformieren, indem man Moral, Grundsätze, Lehren und Traditionen ändert?
Viele gut bezahlte Beamte im Betrieb "Deutsche Kirche“ – dem größten Arbeitgeber in Deutschland – leiden darunter, daß die kirchliche Ehelehre und das 6. und 9. der Zehn Gebote der Mainstream-Gesellschaft nach der sexuellen revolution von 1968 widersprechen. Sie können den Widerspruchzwischen Gottes Willen und ihrem persönlichen Verhalten ebenso wenig ertragen wie die spöttischen Äußerungen ihrer Zeitgenossen über die "im Mittelalter festhängende katholische Glaubens- und Sittenwelt" So wollen sie sich auch als modern präsentieren und am Puls der Wissenschaften Psychologie und Soziologie bleiben. Sie wollen dabei sein und nicht als Außenseiter gelten – als „Schmuddelkind der Nation“, wie der Aachener Bischof klagte. Glauben Sie, daß die Kirche in Deutschland Gefahr läuft, ein Schisma mit Rom anzuzetteln? In ihrer blinden Arroganz denken sie nicht an Schisma, sondern an Übernahme der Weltkirche. Deutschland ist ein zu kleines Spielfeld für ihre Herrschaftsideologie. Sie beanspruchen stattdessen eine führende Rolle in der Weltkirche – nichts Geringeres, als die ganze Welt mit ihrer Weisheit zu beeindrucken und die rückständigen und ungebildeten Katholiken und ihre Bischöfe in den anderen Ländern, einschließlich des Papstes, von der Last der Offenbarung und der Göttlichen Gebote zu befreien. Ihr Ziel ist die Umwandlung der Kirche des dreieinigen Gottes in eine weltliche Wohlfahrtsorganisation (NGO). Dann wären wir endgültig bei der "Religion der universellen Brüderlichkeit“ angelangt, also einer Religion ohne den Gott der Offenbarung in Christus, ohne eine über die endliche Vernunft hinausreichende Wahrheit, ohne Dogmen und Sakramente als heilsnotwendige Gnadenmittel. Es ist alles genau so, wie es der große russische Religionsphilosoph Wladimir Solowjow in seiner Kurzgeschichte des Antichristen (1899) beschrieben hat. Dem Weltherrscher einer gottlosen universellen Philanthropie widerspricht (in Solowjews Geschichte) Papst Peter II., der dem Antichristen, der sich auf den Thron Gottes gesetzt hat, folgendes Bekenntnis ablegt: "Unser einziger Herr ist Jesus Christus, der Sohn der lebender Gott." Was glauben Sie, hält die Zukunft fpe die Katholische Kirche auf universaler Ebene bereit?
Wenn man den Größenwahn unserer Politiker und Ideologen von Peking bis Moskau und von Brüssel bis Washington sieht, kann man nicht viel Gutes für die Zukunft der Menschheit erwarten. Eine wahre Zukunft für jeden Menschen im Leben und im Sterben ist nur von Gott zu erwarten, der aus Liebe seinen Sohn für das Heil der Welt hingegeben hat (vgl. Joh 3,16). In einer Welt, in der sich die Menschen anmaßen, Gott zu sein, sich selbst zu erschaffen und zu erlösen (vgl. den Hauptratgeber der Neuen Weltordnung: Yuval Noah Harari, Autor von Homo Deus), bleibt uns Christen nur das Zeugnis des Wortes und , wenn nötig, des Blutes, daß nur der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus unser Retter ist, weil er die Welt, ihren Hochmut und ihre Sünde und den Tod als Preis für die Sünde besiegt hat. Nur wenn wir "das Tier“ des Abgrunds (Gottlosigkeit), seine Statue und seinen falschen Propheten nicht anbeten, erlangen wir Leben und Herrschaft mit Christus, die unsere zeitliche und ewige Zukunft umfassen. Denn der zeitliche und ewige Tod hat keine Macht mehr über uns (vgl. Offb 20,6). Wir haben Frieden im Herzen des Sohnes Gottes, der zu seinen Jüngern sagt: "In der Welt werdet ihr kämpfen, aber seid mutig: Ich habe die Welt besiegt“ (Joh 16,33)."
Quelle: Rorate Caeli
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