Sandro Magister berichtet bei Settimo Cielo anhand eines Essays der französischen Philosophin Chantal Leslol darüber, wie der Verfall des Christentums und die Rückkehr des Heidentums in Form einer neuen Naturreligion wahrgenommen und auf philosophischer Ebene diskutiert wird. Hier geht´s zum Original: klicken
"DER GOTT PAN IST ZURÜCKGEKEHRT. RITEN, MORAL UND LEHRE DER NEUEN NATURRELIGION"
Daß die Katholische Kirche die Rückkehr einer neuen Naturreligion , deren Symbol der Gott Pan ist, hinnimmt oder sogar unterstützt, ist keine bizarre Theorie. Das ist die von überzeugenden Argumenten unterstützte These der französischen Philosophin Chantal Delsol in ihrem jüngsten Essay "Das Ende des Christentums und die Rückkehr des Heidentums", das in Italien bei Cantagalli erschienen ist.
Delsol, Katholikin, die Politische Philosophie unterrichtet und sich selbst als liberal-konservativ definiert, hat 1993 das Hannah Arendt-Institut gegründet und ist Mitglied der Académie des Sciences morales et politiques am Institut de France. Entschieden widerspricht sie dem Gedanken, daß der Zusammenbruch des Christentums das Feld für einen "atheistischen" Westen öffnet. Nein, die Moderne wischt das Christentum nicht vom Tisch. Der Glaube an die Transzendenz bricht zusammen, aber das Gebäude verschwindet nicht, seine Ziegel werden auf neue Weise wiederverwendet. So wie die ersten Christen in heidnische Tempel einzogen, deren Bedeutung sie veränderten, so verändert sich auch die Religion durch überlagerte und unterschiedliche Schriften, wie auf einem Palimpsest.
Delsol hat keine Angst vor eines Islamisierung Europas. Europäische Muslime werden ebenfalls durch die aktuelle kulturelle Veränderung überrannt. "Sicher" - schrieb sie in Le Figaro, dessen Kolumnistin sie ist- "sind die Grundlagen des Juden-und Christentums zusammengebrochen. Zuerst ist der Glaube an die Existenz der Wahrheit, der uns von den Griechen überkommen ist. Dann ist da die Idee der linearen Zeit, die uns historisch den Fortschrittsgedanken beschert hat, so daß es eine Rückkehr zu einer zyklischen Zeit gibt- mit der Ankündigung apokalyptischer Katastrophen. Am Ende ist es Glaube in seiner substantiellen Würde des Menschen, der ausradiert wird, um Raum für eine -soziale Würde zu machen, die von außen zugesprochen wird und nicht substantiell ist wie es vor dem Christentum der Fall war.
Die sich ausbreitende Religion ist eine neue Form von Heidentum, mit der sakralisierten Natur im Zentrum, In dem kurzen Ausschnitt aus ihrem Buch, das unten wiedergegeben wird, erklärt Delsol diese Mutation, die nicht länger die Kirche sondern den Staat als hat. Um das zu bewahren, was vom wahren Christentum bleibt, können das nur Minderheiten sein, hoffentlich kreativzusammengesetzt aus Zeugen, "Geheimagenten" Gottes.
Delsol ist nicht die Einzige, die ihre Stimme in Frankreich erhebt, um die kulturelle Mutation zu analysieren, die heute das Christentum betrifft und überwältigt. Überraschend in einem Land, wo die Taufen um die Hälfte zurück gegangen sind und die <Katholische Praxis abgestürzt ist, ein außerordentliches Interesse von Intellektuellen und Schriftstellern,einschließlich Ungläubiger an diesen Themen besteht.
Le Figaro hat Ende Oktober einen weitgreifenden Dialog in Paris organisiert- zwischen dem Katolischen Philosophen Pierre Manent und dem Schriftsteller Alain Finkielkraut, Mitglied der Académie Francaise, die im Ganzen auch in Italien in Il Foglio vom 2. November unter dem Titel: Ist dein Gott tot, Europa? Eine Zivilreligion hat den Gott Pascals überwunden" stimmen die beiden Gelehrten mit Delsol überein, die heutige Mutation des Christentums in eine einfache naturale, humanitäre Religion, begünstigt durch die Kapitulation der Kirche.
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