Edward Pentin hat Kardinal G. Müller für den National Catholic Register zum Tod des Papa emeritus interviewt. Hier geht´s zum Original: klicken
"KARDINAL MÜLLER: BENEDIKT XVI WIRD ALS EIN WAHRER "KIRCHENLEHRER FÜR DIE HEUTIGE ZEIT" ERINNERT WERDEN."
Im Gespräch mit dem Register bedenkt der deutsche Kardinal und Theologe das große Erbe des verstorbenen Papa emeritus.
Kardinal Gerhard Müller hat den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI geehrt und ihn als "großen Denker" und einen "wahren Kirchenlehrer für die heutige Zeit" beschrieben. Der emeritierte Präfekt der Glaubenskongregation beschreibt Joseph Ratzinger, der am 31. Dezember um 9:34 in Rom starb, als einen Mann von großer Sensibilität, Demut und Humor beschrieben, der als Empfänger von Gottes Liebe eine "tiefe Weisheit" besaß.
In diesem Interview mit dem Register antwortet der deutsche Kardinal und Theologe, der das Benedikt XVI-Institut gründete, um die gesammelten Werke Joseph Ratzingers verfügbar zu machen, das Erbe Benedikts XVI an die Kirche, einigen seiner Kritiker und denkt darüber nach, wie sein Tod den stark kritisierten deutschen Synodalen Weg beeinflussen könnte.
Frage: Eminenz, welches ist das größte Erbe Benedikts XVI im Hinblick auf die Theologie und die Lehre?
Kard. Müller: Die besten Bücher sind seine "Einführung ins Christentum" und "Eschatologie: Tod und Ewiges Leben" und seine Jesus-Trilogie für ein gebildetes allgemeines Publikum, während die Bücher über Augustinus und Bonaventura für ein besseres Verstehen eine akademisch-theologische Ausbildung erfordern. Für jeden lesbar sind auch seine erhebenden und glaubens-stärkenden zahlreichen Predigten, die ebenfalls in den Gesammelten Werken (16 Bände) zur Verfügung stehen.
Wie möchten Sie, dass er am besten in Erinnerung bleibt, sowohl in der Lehre als auch im weiteren Sinne als Priester, Bischof, Kardinal und Papst?
K.M: In allen seinen Ämtern und allen seinen Aufgaben, er war ein großer Denker und persönlich ein glaubender Christ. Er ist ein wahrer Kirchenlehrer für heute.
Welche seiner Enzykliken ist für Sie die tiefgründigste und hilfreichste und diejenige die unserer Zeit entspricht?
K.M: Ich denke, seine erste Enzyklika Deus Caritas Est (Gott ist Liebe, weil hier die Summe und der Höhepunkt der Selbstoffenbarung der Dreieinigen Gottes in seiner Essenz und die Beziehung der drei Göttlichen Personen dem zeitgenössischen Menschen auf höchster lehramtlicher Ebene präsentiert wird.
Ratzinger war ein großer Verfechter der "Hermeneutik der Reform und Kontinuität " und argumentierte, daß das II.Vaticanum nicht einen radikalen Bruch darstellte, sondern mehr eine pastorale Neuformulierung alter Wahrheiten und früherer Doktrinen und die Anwendung der frühen Kirchenväter auf die zeitgenössische Welt. Wie hilfreich war aus Ihrer Sicht, diese Wahrnehmung des Konzils?
K.M.:Das ist offensichtlich. Weil kein Konzil die Aufgabe hat, eine neue Kirche zu gründen oder die einzigartige und vollständige Offenbarung Gottes in Jesus Christus zu ersetzen, korrigieren oder zu vollenden. Man muß nur die Einleitungen der beiden Dogmatischen Konstitutionen zur Göttlichen Offenbarung und der Kirche lesen. Dann sieht man, wie das Konzil selbst sich in die gesamte lehramtliche Tradition einfügt und vor allem bestätigt, daß das Lehramt des Papstes und der Bischöfe und somit auch des Konzils nicht über dem Wort Gottes stehen, sondern seiner treuen Interpretation dienen (Dei Verbum 7-10).
Einige von Ratzingers Kritikern haben argumentiert, daß seine Theologie manchmal inkohärent sein konnte, weil er versuchte gegensätzliche Standpunkte zu versöhnen (d.h. Moderne mit Tradition) -während andere sagen, er war zu rigide und konservativ, wollte die Kirche nicht an die Zeit anpassen. Was sagen Sie diesen Kritikern?
K.M.: Nur ideologisch engstirnige Ignoranten können das glauben. Der Hl.Irenäus von Lyon, den Papst Franziskus zum Doctor Unitatis erklärt hat, spricht gegen die Gnostiker aller Zeiten, die das Mysterium Gottes in ihre beschränkten Geister einsperren wollen und daß mit und in Christus alle Neuheit und die unangefochtene Modernität Gottes in die Welt gekommen ist. Modernität ist nicht mit dem antimetaphysischen Immanentismus der Aufklärung und der anti- humanen Ideologien des philosophischen und politischen Atheismus der letzten drei Jahrhunderte identisch. Nur der Christliche Glaube ist modern, d.h. auf einer Ebene mit den wirklichen grundlegenden Fragen zur Bedeutung des Lebens und der moralischen Prinzipien seiner Formung. Weil keine Theorie und kein menschliches Wesen uns erlösen kann und uns in Leben und Tod Unterstützung bieten können, außer das Wort Gottes, der in seinem Sohn unsere Menschlichkeit annahm und uns durch sein Kreuz und seine Auferstehung von Sünde und Tod erlöste und uns Hoffnung auf ein Ewiges Leben gab (Gaudium et Spes 10; 22).
Wir sind keine Sklaven sondern Bürger in der Stadt Gottes, Söhne und Töchter des Himmlischen Vaters in Christus und Freunde Gottes im Heiligen Geist.
Wie war Joseph Ratzinger als Mensch? An welche persönlichen Eigenschaften und Qualitäten werden Sie sich am besten erinnern?
K.M.: Er war ein sehr guter Mensch, sehr sensibel, humorvoll, bescheiden und vor allem ein Mann von tiefer Weisheit als Teilhaber an der Liebe Gottes.
Was glauben Sie, welche Wirkung wird - wenn überhaupt- der Tod Benedikts XVI auf den deutschen Synodalen Weg haben?
K.M. : Ich fürchte, daß diese Protagonisten einer vom Christentum weit entfernten Anthropologie von nicht beeindruckt sein werden, von einem der größten Gelehrten unserer Zeit, weil bei ihnen, wenn der Hl. Geist nicht direkt eine tiefgreifende Umkehr der Herzen bewirkt, eine atheistische Ideologie jede Saat des übernatürlichen, offenbarten Glaubens erstickt."
Quelle: E. Pentin, Kard. G. Müller, NCR
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