Auch A. Gagliarducci befaßt sich in seiner heutigen Kolumne bei Monday at the Vatican mit den Vorbereitungen für die Synode der Synodalität und mit der Rolle, die Papst Franziskus dabei spielt.
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"PAPST FRANZISKUS UND DIE HERAUSFORDERUNG DER SYNODE"
Ein Artikel von Kardinal McElroy im Magazin America und die folgenden Bemerkungen McElroys in einem Podcast hat die Debatte eröffnet, die dazu bestimmt ist, über den Synodalen Prozess weiterzugehen, der 2024 enden wird. McElroy sprach von der Notwendigkeit einer "radikalen Inklusion" von LGBT-Leuten, Frauen und anderen in der Katholischen Kirche.
Er argumentiert so: der Synodale Weg geht über die kontinentalen Versammlungen, deren Thema "Erweitert den Raum in eurem Zelt" ist. Und das Erweitern des Zeltes bedeutet auch das abzubauen, was der Kardinal die "Kirche der Strukturen der Exklusion" nennt. Wir brauchen eine Kirche, die mit der Zeit Schritt hält, jedem erlaubt, Teil der Entscheidungsprozesse zu sein und die Doktrin beiseite legt um stattdessen synodal zu sein- in der wahren Bedeutung des Wortes.
Das ist ein Argument, das am Abend der Kontinentalen Phase der Synode aufkommt und Kardinal McElroy hat seine Provokation offensichtlich im Hinblick auf die amerikanische formuliert. Kurz gesagt: der Kardinal hat ein bestimmtes Publikum, eine bestimmte demokratische Intelligenzia angesprochen, die zumindest in der us-amerikanischen Kirche- eine Minderheit zu sein scheint im Gegensatz zu eine ordnungsgemäßen Orientierung, die in die gegensätzliche Richtung geht- denken Sie an den Weg der "Eucharistischen Erneuerung" der us-amerikanischen Bischofskonferenz.
Das vom Kardinal angesprochene Thema ist jedoch universaler. In Europa kann man z.B. seine Auswirkungen des Synodalen Weges auf die Kirche in Deutschland sehen. Dieser Weg hat u.a. mehrere Warnungen von Papst Franziskus ausgelöst. Es ist kein Zufall, daß die Berichte über die bekannt gewordenen interdicasterialen Treffen mit den deutschen Bischöfen im Juni, nie veröffentlicht wurden. Wenig überraschend, haben die Kardinäle Parolin, Ladaria und Ouellet der Deutschen Bischofskonferenz geschrieben und betont, daß die jüngsten Entscheidungen eines Synodalen Rates mit einigen Vorurteilen über die Beziehung zwischen Rom und der Bischofskonferenz zusammenprallen würden.
Aber aus Deutschland kam die Antwort, daß der Papst nicht verstanden habe. Sonst würde er nicht so reagieren. Und sogar als ihnen in Rom erklärt wurde, daß es Papst Franziskus selbst war, der einen solchen Synodalen Weg nicht wollte, behaupteten die deutschen Bischöfe, daß sie in Rom erklärt hätten, wie ein Synodaler Weg funktioniert.
Aber ich paraphrasiere natürlich und übertreibe vielleicht aus Emphase. Aber die Substanz der Frage und Antwort ist genau das und sie enthalten alle Elemente, die Larry Chapp kommentieren ließen, daß McElroys Aussage eine "große Täuschung" ist.
Chapp artgumentiert, daß in diesen Worten ein starker Autoritarianismus ist. Wir sind nur dann demokratisch- um Chapp zusammenzufassen- wenn wir unsere Schlußfolgerungen erreichen und wenn wir die erreichen- die Demokratie endet und unsere Begründungen mit Gewalt geltend gemacht werden. An diesem Punkt gibt es keine Diskussion und keine Synodalität mehr.
Das trifft für McElroy zu, aber auch für die selbe Diskussion und Debatte in unterschiedlichen Situationen und anderen geographischen Gebieten.
Man muß zugeben, daß Papst Franziskus auf gewisse Weise zu dieser "großen Täuschung" beigetragen hat. Zuerst indem er bzgl. der Synode der deutschen Kirche bei verschiedenen Gelegenheiten Sorgen äußerte, aber dann wurden einige der Themen dieser Synode von ihm auf unterschiedliche, sogar widersprechende Weise vorgeschlagen wurden.
Dafür ist die Frage der Homosexualität ein Beispiel: der Papst zeigt, daß er homosexuelle Paare willkommen heißt, aber dann ein Dokument der Glaubenskongregation approbiert, das ein solides pastorales Engagement zeigt, aber die Segnung homosexueller Paare ablehnt.
Dann distanziert er sich indirekt von diesem Dokument, dessen Autoren dann kaltgestellt werden. Dann- immer noch in einem Interview mit Associated Press -geht er so weit, zu sagen, daß Homosexualität eine Sünde ist. Als er wahrnimmt, daß seine Wort ein "Loch" in der Öffentlichen Meinung erzeugt haben, schreibt er an Fr. James Martin, den Guru der pastoralen Betreuung der LGBT, daß verstanden werden muss, daß der Papst nicht präzise sein kann, wenn er vor laufenden Kameras in einem Interview spricht.
In dieser fortwährenden Zweideutigkeit, in dieser fortwährenden Differenzierung zwischen Situationen und Handlungen, scheint das Denken des Papstes unklar oder jedenfalls nicht festgefügt. Und da schleicht sich wahrscheinlich die Möglichkeit zur "große Täuschung“ ein. Wir wissen nicht, ob der Papst sich dessen bewusst ist, oder ob er nur in gutem Glauben handelt. Wir nehmen nur die Situation zur Kenntnis.
Das Problem ist, das diese Art der Diskussion auch in synodale Versammlungen hineinreicht und von da aus in der Synode enden wird. Papst Franziskus hat wiederholt daran erinnert, daß die Synode kein Parlament ist. Dennoch wird immer öfter versucht, den Instinkt, die Entwicklung der Lehre zu verstehen und sie so anzuwenden, einem allgemeinen Sensus fidelium zuzuordnen. Aber das ist der selbe sensus fidelium, an den der Papst appelliert, von dem er behauptet, daß man das Zentrum besser von der Peripherie aus erkennen kann.
Aber ist die Synode ein Prozess, der zu substantiellen Änderungen in der Kirchenlehre führen muß? Und vor allem- warum sollte er das tun? Die selbe Frage wurde während des II. Vaticanischen Konzils gestellt, nach dem gesagt wurde, daß es notwendigerweise spaltend sein mußte. Angenommen, daß es beim Konzil keine Ruptur gab, weil es Dokumente, Taten und Narrative gab, die den Willen der Konzilsväter zertifizierten, wird ein leichterer Prozess - wie der synodale Weg- angestrebt. Das ist zumindest der Verdacht.
Aber da ist eine Tatsache, die nicht unterschätzt werden sollte. Das Zweite Vatikanische Konzil wurde ins Leben gerufen, um eine Bilanz der Arbeit zu ziehen, die die Kirche vor Ort geleistet hat. Es war also nicht nur eine Aktualisierung, sondern die Notwendigkeit, etwas, das bereits getan wurde, zu verstehen, das noch nicht bewertet worden war.
Um es klar zu sagen: als Paul VI. an die Synode als ein "zusammen gehen“ dachte, dachte er auch an die vielen Beispiele dafür, daß die Kirche zusammen gehen konnte. Ich spreche nicht nur von den vielen Treffen auf bischöflicher Ebene, die stattgefunden haben – eine relativ vollständige Liste der europäischen findet sich in der „einfachen Notiz“, die der damalige Monsignore Roger Etchegaray während des Konzils schrieb und was zum Leben erweckt, dann der Rat der Europäischen Bischofskonferenzen werden sollte.
Stattdessen leiteten Laien Initiativen, die dann in die Kirche eingegliedert wurden. Denken Sie nur an die Missionswerke, die später päpstlichen Ursprungs wurden und aus der Genialität und Hingabe von Laien für die Sache des Evangeliums hervorgegangen sind. Denken Sie an die Katholische Aktion in Italien, die von einem Laien gegründet wurde. Sogar das sonntägliche Angelusgebet entstand aus der Intuition eines Laien, Luigi Gedda, der es an Pius XII weitergab.
Es gibt noch viele weitere Beispiele. Schließlich handelte es sich um eine in der Praxis bereits synodale Kirche. Und vielleicht ist die größte Sünde, die Männer der Kirche begehen können, zu vergessen, was die Kirche schon immer war. In einer Welt, in der die Wellen der Säkularisierung die Bedeutung des christlichen Glaubens angegriffen hatten, waren es die Laien, die die Bischöfe unterstützten und zusammen mit den Bischöfen eine neue Kirche bauten.
Natürlich können Wahrnehmungen unterschiedlich sein. Es gab Drohgebärden und schlimme Situationen. Aber es gab in der Geschichte der Menschheit nichts, was nicht durch eine Hierarchie und eine Elite erreicht worden wäre. Und als diese im Namen der Demokratie ersetzt wurden, wichen sie neuen Eliten.
Aber vielleicht sollte man anerkennen, dass die Eliten der Kirche immer dem Gemeinwohl verpflichtet waren, mit all ihren Fehlern und menschlichen Fehlern. In Lateinamerika gibt es ein außergewöhnliches Beispiel in den reducciones, den Jesuitenmissionen.
In dieser synodalen Debatte besteht die "Große Täuschung“ darin, die Kirche so zu beschreiben, wie sie theoretisch ist, und nicht stattdessen darauf zu schauen, was sie tatsächlich ist und war. Die „Große Täuschung“ besteht darin, die Probleme auf eine Ebene zu bringen, die zu bodenständig ist, als daß sie sie wirklich verstehen konnten. Die "Große Täuschung“ besteht darin, über Lehren und Lehränderungen zu sprechen, wenn es nicht darum geht. Vielmehr geht es darum, ob die Kirche authentisch über Christus sprechen kann. Darin liegt die Zukunft."
Quelle: A. Gagliarducci, Monday at the Vatican
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