Fr. J. Zuhlsdorf erklärt für OnePeterFive Bedeutung und Traditionen des Sexagesima-Sonntags.
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"DER SEXGESIMA-SONNTAG: DU GLORREICHES BILD GOTTES!"
Für diesen Sexagesima-Sonntag haben wir einen langen Ausschnitt aus dem Zweiten Brief des Hl. Paulus an die Korinther, genauer2 Korinther 11: 19-33
Daher erstreckt es sich über zwei Kapitel. Natürlich hätte es im Original von Paulus keine Kapitel- und Versunterteilung gegeben. Diese kamen erst viel später. Das Evangelium für den Sonntag ist das Gleichnis vom Sämann und der Saat aus Lukas 8. Wir betrachten dieses Jahr die Briefe
Der Kontext der Lesung: die Leute von Korinth hatten Paulus angegriffen, weil sie nicht wussten, wovon er redete. Im Gegenzug schlägt er sie damit, Satans Schergen und falsche Propheten zu sein. Er kontert mit den Gefahren, die er erlebt hat, geschlagen und Schiffbruch und hungrig und überfallen und verraten zu werden und so weiter. Das hören wir im ersten Teil der Epistel-Perikope. Der Punkt ist ziemlich einfach. Das kann es dich kosten, ein Jünger Jesu zu sein, und du musst bereit sein, die Leiden zu ertragen. Bedrängt und schwach im Herrn zu sein, ist Lohn und Stärke. Dies ist in der Tat der Punkt des Verses, der auf die Lesung folgt (d. h. 2 Kor 12,10): "Um Christi willen gebe ich mich also mit Schwächen, Beleidigungen, Nöten, Verfolgungen und Unglücken zufrieden; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.“ Die Leiden des Paulus sind ein Beweis seiner Autorität. Aber es gibt noch mehr.
Unser Kontext im liturgischen Jahr ist die Vorfastenzeit. Erinnern Sie sich! Die Fastenzeit kommt schnell, also machen Sie jetzt Ihren Plan für die Fastenzeit! Die römische Station dieses zweiten "Gesima“-Sonntags ist St. Paul vor den Mauern, die Begräbnisstätte des Völkerapostels. Station kommt vom lateinischen statio, was einen "Halteplatz“ für unterwegs bedeuten kann oder auch einen Militärposten, der mit einer Wache besetzt ist. Diese drei "Gesima“-Sonntage haben ihre Stationen in San Lorenzo vor den Mauern, San Paolo und San. Pietro auf dem Vatikanhügel auf der anderen Seite des Flusses vom alten Rom. Es ist, als ob diese drei Basiliken mit ihren mächtigen Märtyrerheiligen, die in ihren Herzen begraben sind, über der römischen Kirche wachen. Wie sehr brauchen wir jetzt ihren Schutz vor der Plünderung und Ausbeutung, die im Inneren der Kirche stattfindet, nicht nur von außen.
Weiter in der liturgischen Lesung kommen wir jedoch zu etwas Bemerkenswertem. Genau hier wurde die Bruchlinie zwischen dem gelegt, was wir jetzt Kapitel 11 und 12 nennen. Nachdem Paulus über seine Nöte schreibt, bringt er "Visionen und Offenbarungen des Herrn“ ein (2 Kor 12,1). In diesem Teil gibt es einen Vers mit einem berühmten Bild, aus dem wir den Ausdruck "ein Stachel in meiner Seite“ haben. Sehen wir uns nur diesen letzten Teil unseres Sexagesima-Briefes an:
"Gerühmt muß sein, wenn es auch nichts nützt. Trotzdem will ich jetzt auf Erscheinungen und Offenbarungen des Herrn zu sprechen kommen. Ich kenne einen Menschen in Christus, der vor vierzehn Jahren bis zum dritten Himmel entrückt wurde – ob im Körper oder außerhalb des Körpers, weiß ich nicht, Gott weiß es. Und ich weiß, daß dieser Mensch ins Paradies entrückt wurde – ob im Leib oder außerhalb des Leibes, weiß ich nicht, Gott weiß es – und unsagbare Worte vernahm, die ein Mensch nicht auszusprechen vermag. Für diesen Mann will ich mich rühmen, aber für mich selbst werde ich mich nicht rühmen, außer meiner Schwachheiten. Wollte ich mich dennoch rühmen möchte, werde ich kein Tor sein, denn ich werde die Wahrheit sprechen. Aber ich verzichte darauf, damit niemand etwaa über das hinaus beimißt, als er in mir sieht oder aus meinem Mund hört. Und damit ich mich wegen der Größe der Offenbarungen nicht überhebe, wurde mir ein Stachel ins Fleisch getrieben, ein Bote Satans, der mich mit Fäusten schlagen soll. damit ich mich nicht überhebe. Dreimal habe ich den Herrn angefleht, dass er von mir ablasse. Aber er hat mir erklärt : "Meine Gnade genügt dir, denn die Kraft wird in Schwachheit vollendet." Ich will mich also umso lieber meiner Schwächen rühmen, damit die Kraft Christi auf mir Wohnung nimmt. [NICHT EINGESCHLOSSEN Um Christi willen bin ich also zufrieden mit Schwächen, Beleidigungen, Nöten, Verfolgungen und Katastrophen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.]
Hier haben wir in 12:1-6 Hinweise darauf, dass Paulus irgendeine Art von Visionen erhielt, die er als "entrückt in den dritten Himmel“ beschreibt. Es war eine Art mystische Erfahrung. Er spricht, als würde er über eine andere Person sprechen: "Ich kenne einen Mann in Christus, der vor vierzehn Jahren …“. In gewisser Weise sind wir nach vierzehn Jahren alle verschiedene Menschen, besonders wenn unser Leben uns das bringt, was Paulus durchgemacht hat. Wir sind anders und bleiben doch gleich. Dies ist einer der Vorteile, wenn man jedes Jahr die gleichen Lesungen und die gleichen Feste und Zyklen hat: Sie ändern sich nicht, aber wir tun es. Deshalb beeindrucken sie uns jedes Mal neu.
Schauen wir für den Rest des Brandopfers dieser Woche in diesen „dritten Himmel“ (éos trítou ouranoú) und auf den Stachel des Paulus (lateinisch stimulus, griechisch skólops). Über jeden könnte man einen Band schreiben. Ich werde versuchen, es in weniger als weiteren fünftausend Worten zu tun.
Paulus versucht, das Unbeschreibbare zu beschreiben und zur selben Zeit seine Autorität gegenüber den Korinthern aufrecht zu erhalten. Neben der physischen Bestätigung seines Zustands gibt es auch spirituelle Beweise. Das griechische Wort für Himmel, ouranós, kann den sichtbaren Himmel und die darin enthaltenen Dinge wie Vögel und Wolken bedeuten. Es kann den Sternhimmel über dem "Himmel“ mit seinen Sternen bedeuten. Es kann auch den Himmel über jenen Himmeln bedeuten, der die Wohnstätte Gottes und der Engel ist. Im weiteren Sinne kann es die Glückseligkeit bedeuten, die in einem solchen Himmel wäre. Diese Glückseligkeit, wenn Sie mir erlauben, frech zu sein, ist sogar noch größer als die, die Fred Astaire ergriffen hat. Es ist vielmehr der Himmel, auf den wir uns beziehen, wenn wir das Vaterunser beten, wie Jesus uns in Matthäus 6,9 gelehrt hat. Paulus wurde in diesen "Himmel“ "entrückt“, in die Gegenwart Gottes.
Als Folge davon, daß Paulus sich seiner wachsenden Bedeutung bewusst wurde, stellte Gott einen Weg bereit, Paulus zu helfen, demütig und abhängig von der Gnade zu bleiben, was mit schmerzlichen Worten beschrieben wurde: "Mir wurde ein Stachel ins Fleisch getrieben, ein Bote des Satans, um mich zu belästigen, damit ich nicht zu sehr in Hochstimmung bin.“
Auf der einen Seite ist das griechische skólops vom homerischen Griechisch ins biblische Griechisch übersetzt, ein spitzes Stück Holz, ähnlich einem Pflock. Andererseits setzt Paulus skólops mit einem "ángelos satán…“ Boten des Satans gleich, was sehr nach einem Dämon klingt. Man ist versucht zu schlussfolgern, daß Gott Paulus eine lange Zeit dämonischer Unterdrückung zuließ. Dämonische Besessenheit ist die Übernahme des Körpers einer Person. Unterdrückung bezieht sich auf Angriffe auf Dinge, die das Leben einer Person von außen beeinflussen, wie z. B. finanzielle und berufliche Probleme, Beziehungsprobleme, plötzlicher Zusammenbruch von Dingen, obwohl sie in gutem Zustand waren, lästige Gebrechen oder Krankheiten. Unterdrückung kann sich auch in körperlichen Angriffen manifestieren, wie sie St. John Vianney und die erstaunliche Arme Clarissin St. Veronica Giuliani erlitten haben. Der Teufel versuchte sie nachts abzulenken, wenn sie unter Gehorsam versuchte, ihr geistlichen Tagebuch und Reden vom Herrn und von der Heiligen Jungfrau zu schreiben. Der Feind sollte sich in ihren Schreibmaterialien verstecken, sie körperlich schlagen, ihr Visionen der Hölle zeigen, und – das Grauen – in der Gestalt des Bischofs erscheinen.
Petrus wußte von Paulus´ Briefen und scheint sie vorgelesen gehört oder selbst gelesen zu haben, der Beweis dafür ist der 2. Petrusbrief 3: 15-16:
Unser geliebter Bruder Paulus hat euch gemäß der Weisheit, die ihm gegeben wurde, geschrieben und spricht von diesem, wie er es in allen seinen Briefen tut. Es gibt darin einige Dinge, die schwer zu verstehen sind...
Wir wissen nicht, welches besondere Leiden Gott Paulus liebend erleben ließ. Einige haben vorgeschlagen, daß es schlechtes Sehen war. Immerhin brauchte Paulus in seiner Rolle seine Augen zum Schreiben. Auch war er zur Zeit seiner Bekehrung mit Blindheit geschlagen worden, als ein Weg, die ungeteilte Aufmerksamkeit für den Weg Christi zu erreichen. Eine andere Möglichkeit ist, daß der "Stachel" eine bestimmte Gruppe von Personen war, die Paulus dauernd quälten, ihn und sein Werk angriffen. Wir kennen das alle und kennen die bösartige Macht solcher Heimsuchung.
Was immer der stimulus, der Stachel war, es war ernst. Paulus flehte den Herrn dreimal an, das von ihm zu nehmen. Jesus sagte: Nein und mit einem der herzzerreißendsten Worte im gesamten Neuen Testament, einem der wenigen Zitate des Herrn außerhalb der Evangelien:
Meine Gnade ist genug für dich, denn meine Kraft wird in der Schwachheit vollkommen. Ist es nicht wahr, daß einige der beeindruckendsten Menschen, die wir kennen, deren Beispiel am bewegendsten ist, diejenigen sind, die geduldig und sogar mit Freude großes Leid ertragen? Sie haben eine Art Autorität, wenn sie ihren Standpunkt zu wichtigen Dingen darlegen. Wir neigen dazu, uns um sie zu kümmern, während wir uns um sie pflegen.
Wenden wir uns nur für einen Moment der Passage aus dem Evangelium für Sexagesima, dem Gleichnis vom Sämann und der Saat, zu. Die meisten Samen schaffen es nicht, aber einige gedeihen. Der Same musste "sterben“, damit er wachsen und Früchte tragen konnte. Es könnte auch sein, daß die Pflanze je nachdem beschnitten werden musste, wie viel davon hart abgehackt werden musste, damit sie noch besser gedeihen konnte.
Leiden Sie jetzt in ihrem Leben? Es ist nicht falsch, Gott zu bitten, das Leiden von dir zu nehmen. Paulus hat es getan Der Herr tat es auch -im Garten Gethesmane. Beide- wie wir alle- müssen uns mit der Antwort begnügen, - sei es Erleichterung durch ein Wunder oder Schweigen durch Aufhebung des Trostes. In jedem Fall manifestiert sich Gottes Herrlichkeit in dir, du glorreiches Ebenbild Gottes.
Quelle: Fr. J. Zuhlsdorf, OnePeterFive
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