Freitag, 24. März 2023

Die europäischen Bischöfe wählen nicht den Favoriten des Papstes an die Spitze ihrer Kommission

Nico Spuntoni kommentiert in La Nuova Bussola Quotidiana die Wahl des Vertreters des italienischen Episkopates, Bischof Mariano Crociata an die Spitze des Rates des Rates der Kommission der Bischöfe der Europäischen Union- das Scheitern der Wahl Msgr. Hélouards und das Ende des Mandats von Kardinal Hollerich.
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DIE EUROPÄISCHEN BISCHÖFE ÄNDERN DEN KURS UND WÄHLEN CROCIATA

Das Mandat von Kardinal Hollerich ist abgelaufen und an die Spitze der Kommission der Europäischen Episkopate ist der Bischof von Latium gewählt worden, der schon Sekretär der CEI war, aber dann seit 2013 im Schatten stand. Eine Rache des italienischen Episkopates, dem Franziskus den Vorwurf zu wenig "synodal" zu sein, nicht erspart hat.

"Ich danke dem neuen Präsidenten und wünsche ihm alles Gute für seinen Dienst. Mein herzlicher Dank gilt Kardinal Hollerich: er hört nie auf, er hört nie auf!" Mit diesen Worten begrüßte Franziskus gestern die Teilnehmer der Vollversammlung der Kommission der Bischofsräte der Europäischen Union im Konsistorialsaal.

Der Papst spendete dem scheidenden Präsidenten, dem Erzbischof von Luxemburg, einen informellen Applaus, der in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Männer in der kirchlichen Hierarchie geworden ist, bis zu dem Punkt, an dem er zuerst den Purpur  verdiente, ddm die Ernennung zum Generalrelator der  kommenden Synode über Synodalität folgte und dann der Eintritt in den C9, der dem Papst bei der Leitung der Weltkirche hilft.

Die Kommission der Episkopate der Europäischen Gemeinschaft, die sich aus den Bischöfen der einzelnen Episkopate der EU-Mitgliedstaaten zusammensetzt, war in den letzten Jahren das Sprungbrett für den Aufstieg des Jesuiten, der in letzter Zeit als Favorit von Franziskus gilt, vielleicht auch im Hinblick auf seine Nachfolge galt. Und doch ist diese Festung, von der aus Hollerich während seines Mandats bestrebt war, das Bild einer Kirche zu vermitteln, die entschlossen ist, das europäistische Projekt so anzunehmen, wie es ist, in die Hände eines Bischofs übergegangen, dessen Profil sich von dem seines Vorgängers unterscheidet.

Etwas überraschend im Vergleich zu den Erwartungen haben die Delegierten der Bischöfe Monsignore Mariano Crociata zu ihrem neuen Präsidenten gewählt, den Vertreter jenes italienischen Episkopats, den Franziskus nicht geschont hat, weil der seiner Meinung nach seinen Aufruf zu einem synodalem Weg im Lichte der berühmten Rede, die er auf der nationalen Konferenz in Florenz 2015 gehalten hat, ignoriert hat.



Es überrascht nicht, daß am Vorabend der Favorit der französische Monsignore Antoine Hérouard, Metropolitan-Erzbischof von Dijon und der Delegierte war, dem der Papst das "Kommissariat" des Heiligtums von Lourdes anvertraut hatte. Das Vertrauen von Santa Marta in diesen Prälaten ist so groß, daß er immerhin die Aufgabe hatte, die Apostolische Visitation in der Diözese Fréjus-Toulon zu leiten, die in den letzten Jahren einen Aufschwung der Berufungen erlebt hatte.

Als Vorsitzender des COMECE-Ausschusses für soziale Angelegenheiten hatte Hérouard mit einer guten Medienpräsenz rechnen können, insbesondere nachdem es für Hollerich begonnen hatte, eng zu  werden und  der auch als Generalreferent der Synode über Synodalität sprechen musste. Die Erklärungen, die er in dieser Funktion abgab, griffen die Themen auf, die dem scheidenden Präsidenten am meisten am Herzen liegen, und ließen die Möglichkeit einer Nachfolge im Namen der Kontinuität im Falle seiner Wahl Hérouards wahrscheinlich erscheinen. Er wird jedoch nur einer der vier Vizepräsidenten.

Der neue Präsident, den Franziskus in seiner gestrigen Rede im Gegensatz zu seinem Vorgänger nicht nannte, Monsignore Cruciata ist als ehemaliger Generalsekretär der Italienischen Bischofskonferenz von 2008 bis 2013 ein bekanntes Gesicht. Es war Kardinal Bagnasco zu Beginn seines Mandates an der Spitze der CEI, der ihn in dieser Rolle haben wollte und ihn Monsignore Domenico Mogavero vorzog – der wiederum vom damals scheidenden Kardinal Camillo Ruini favorisiert wurde worden war.  

Sein Name ist mit dem historischen Ausrutscher des Kommuniqués vom 13. März 2013 verbunden, in dem die Bischofs-Konferenz zur Wahl von Kardinal Angelo Scola auf den päpstlichen Thron gratulierte. Tatsächlich befand sich im Anhang der e-Mail, die mit diesem durchschlagenden Fehler gesendet wurde, eine von Crociata signierte Datei, in der der Name Jorge Mario Bergoglio korrekt erwähnt wurde. Seitdem ist der Prälat jedoch in den Schatten geraten: Im Oktober 2013 wurde die Nachricht von der Verlängerung seiner Amtszeit als Generalsekretär der CEI von einigen Agenturen darunter Avvenire, mit Nachdruck verbreitet und - so der Vatikanist Marco Politi - das habe den Papst so wütend gemacht, daß er die Direktion der Zeitung zwang, später zu veröffentlichen, daß diese Erneuerung nur vorübergehend war. Einen Monat später wurde Crociata zum Bischof der Diözese Latina-Terracina-Sezze-Priverno ernannt, was von fast allen als Manifestation der klassischen kirchlichen promoveatur ut amoveatur interpretiert wurde, während bei der CEI die Zeit der Kohabitation von Bagnasco und Galantino begann.

Der Sitz von Latium am Ende seiner Amtszeit war viel weniger prestigeträchtig als die seiner Vorgänger: Camillo Ruini wurde zum Vikar von Rom gewählt, Dionigi Tettamanzi zum Erzbischof von Genua, Ennio Antonelli und Giuseppe Betori zu Erzbischöfen von Florenz. Alle wurden mit dem Purpur ausgezeichnet, während Crociata in Latium blieb und nicht zum Kardinal ernannt wurde.

Angesichts des wachsenden Interesses, mit dem die Kirche den Prozess der europäischen Integration betrachtet, ist die  Wahl an die Spitze der COMECE zweifellos eine bedeutende Erlösung für den Prälaten, der, wie gesagt werden muss, in den letzten fünf Jahren die Rolle des Ersten Vizepräsidenten innehatte. Es kann nicht ausgeschlossen werden, daß das Gewicht der Delegierten der osteuropäischen Länder die Wahl eines Nachfolgers beeinflusst haben könnte, der weniger mit der Agenda der letzten Jahre von Hollerich übereinstimmt.

Der luxemburgische Jesuit kommt nun als Relator der Synode über Synodalität aus einem Teil der Erde. Tatsächlich war der Kardinal bei der Vollversammlung nicht anwesend und richtete eine Videobotschaft an die Delegierten aus Lateinamerika. So hörte er nicht persönlich die besonderen Komplimente, die Franziskus im Konsistoriensaal an ihn richtete, aber er wird in ein paar Tagen in Rom sein, wo er immer öfter gesehen wird und wo viele denken, daß er der Kandidat sein könnte, den es in einem zukünftigen Konklave zu schlagen gilt."

Quelle: N. Spuntoni, LNBQ

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