Montag, 27. März 2023

Über den Regierungsstil von Papst Franziskus

In seiner heutigen Kolumne für Monday at the Vatican analysiert A. Gagliarducci wieder einmal den Regierungsstil von Papst Franziskus anhand von einzelnen Beispielen. 
Hier geht´s zum Original:  klicken

    "WIE HAT PAPST  FRANZISKUS BISHER REGIERT?"

Vor dem letzten motu proprio zur Implementierung von Lus Estis Vox Mundi war Papst Franziskus´ letzte Regierungsentscheidung die Erneuerung der Zusammensetzung des Kardinals-Rates. Neun Mitglieder sind es- einschließlich Kardinal Pietro Parolin, vaticanischer Staatssekretär, der an allen Treffen teilnahm aber ursprünglich nicht im handschriftlichen Text stand, mit dem der Papst 2013 den Rat etabliert hat.

Die Erneuerung des Rates bezeugt, daß die Zeit der Reform nach zehn Jahrren noch nicht vorbei ist. Gerade so wie Papst Franziskus die Kirche in einer permanenten Synode wollte-so sehr, daß in seinem Pontifikat zwei ordentliche Synoden und zwei  Spezialsynoden zelebriert wurden- ist auch die Kurie in dauernden Reform. 

In den zehn Jahren seines Pontifikates, startete Papst Franziskus zunächst mit der Erneuerung der Ämter und Verantwortlichkeiten der Römischen Kurie. Erst später promulgierte er eine Apostolische Konstitution,Praedicate Evangelium, die die gemachten Reformen ausführlich erklärte.

Aber nicht nur. Der Papst hat bei verschiedenen Themen eingegriffen, von der Liturgie biszur sogenannten Katholischen Gesundheitsfürsorge, wobei er leichtere Formen Entscheidungen zu treffen benutzte, oder eher Dokumente, wie die  Rescripta ex audientia Santissimi oder motu propri. Diese Dokumente sind  auch dazu benutzt worden, um bestimmte Entscheidungen klarzustellen und zu bezeugen, daß in Papst Franziskus´ Pontifikat Gesetze nicht ohne eine korrekte Interpretation durch die höhere Autorität definiert werden können. 

Papst Franziskus hat sich am Ende als Papst erwiesen, der Entscheidungen persönlich trifft. Wenn nötig entscheidet er schnell und vermeidet Dokumente, die eine längere Vorbereitungszeit benötigen würden.

Papst Franziskus hat diesen modus operandi genau auf dem Weg zur Kurienreform gezeigt. Die Promulgierung der Apostolischen Konstitution Praedicate Evangelium geht auf März 2022 zurück und ist im Juni des selben Jahres in Kraft getreten. Die Konstitution hatte es jedoch  auf vielerlei Art schon einige Zeit vorher gegeben. 

Deshalb hat die Konstitution mehr als eine Erneuerung der Kurie eine existierende Realität wiedergegeben und einige weitere Zusammenlegungen von Dicasterien hinzugefügt. U.a. wurde die Reform beim Konsistorium vom August 2022 als fait accompli präsentiert, ohne Möglichkeit zur Diskussion. Johannes Paul II hat drei außerordentliche Konsistorien  einberufen (1979, 1982 une 1985) während er die Reformarbeit machte und hat dann die große Kurien-Reform 1988 promulgiert. 


Papst Franziskus benutzte Rescripta ex audientia Sanctissimi, d.h. Dokumente aus einer Notiz, die einer Audienz mit dem Hl. Vater folgt, um zu erklären, wie die Reform verstanden werden sollte. 

Da ist ein Reskript, das alle Vermögenswerte der Dicasterien und Einheiten des Hl. Stuhls notiert, die vom IOR, Istituto per le Opere di Religione, der sogenannten Vatican-Bank verwaltet werden. 

Da ist ein Reskript, das u.a. Dingen, die nie formal nach außen   wurden, das festlegt, daß es nicht länger Dienstwohnungen oder kontrollierte Mieten für die Leiter der Kurien-Dicasterien gibt. 

Da ist ein Reskript, das den Schlüssel für die Interpretation des motu proprio Traditionis Custodes liefert, das die Möglichkeiten für diejenigen, die die Messe nach dem Alten Ritus feiern wollen,weiter einschränkt.

Aber der Papst hat auch indirekte Mittel benutzt, um die Interpretationen über die Jahre zu bewerten. Z.B. als er auf einen Brief der argentinischen Bischöfe zur Umsetzung von Amoris Laetitia antwortete, ordnetet er an, daß dieser Zugang, den er als richtig betrachtete, in die Acta Apostolica Sedis, die Liste der offiziellen Akten des Hl.Stuhls aufgenommen werden sollten. Diese unübliche Entscheidung gab einem Text, der sonst nur ortsgebunden geblieben wäre, einen offiziellen Status.

Papst Franziskus hat die Form des Apostolischen Briefes 85 mal benutzt. Zuletzt als der Papst im Dezember 2022 einen Apostolischen Brief veröffentlicht, um den 400. Todestrag des Hl. Franz von Sales zu feiern. Aber sogar davor, gab es den Apostolischen Brief Desiderio Desideravi, der die Jahrestage  von Traditionis Custodes markierte, des motu proprio, mit dem Papst Franziskus die Liberalisierungen des antiken Ritus durch Papst Franziskus aufhob. 

Der Apostolische Brief ist der vierte in der Reihenfolge der Wichtigkeit päpstlicher Dokumente. Die wichtigste ist die Apostolische Konstitution, gefolgt von der Enzyklika und der Apostolischen Exhortation

Die Apostolische Konstitution, die den höchsten Rang besitzt, benötigt die meiste Diskussion, weil sie auch mit den Normen des kanonischen Rechts übereinstimmen muss. So weit hat Papst Franziskus sie in seltenen Fällen benutzt: für die Kurien-Reform, skizziert in Praedicate Evangelium; und für die Reform des römischen Vikariates durch die Konstitution In Ecclesiarum Comunione. 

Auch die Enzyklika benötigt eine ausführliche Arbeit, weil sie das universale Lehramt des Papstes ausdrücken soll und nicht nur vorübergehende Augenblicke. Bisher hat Papst Franziskus drei Enzykliken promulgiert: Lumen Fidei, hauptsächlich von Benedikt XVI vorbereitet; Laudato Si´  zum Thema Ökologie; und Fratelli Tutti zum Thema soziale Freundschaft.

Die Apostolische Exhortation ist ein persönliches Instrument des Papstes. Im Fall des nachsynodalen Apostolischen Schreibens erstellt der Papst ein Dokument, das von den Vorschlägen ausgeht, die die Bischofssynode als Ergebnis ihrer Arbeit hervorbringt. Es ist ein leichteres Instrument, und der Papst hat es benutzt, um sein "Regierungsprogramm“ zu skizzieren. All dies ist im Apostolischen Schreiben Evangelii Gaudium enthalten, das das nach der Synode über das Wort Gottes im Jahr 2012 erwartete nachsynodale Apostolische Schreiben ersetzte. Von dieser Synode, der letzten, die von Benedikt XVI. gefeiert wurde, ist keine Spur geblieben.

Wenn der Papst Gesetze erlassen muss, bevorzugt er fast immer das Apostolische Schreiben in Form von motu propri (die Website des Vatikans hat derzeit 51) und Rescripta ex audientia Sanctissimi.

De facto zeigt Papst Franziskus mit seiner Auswahl, daß er der Mann ist, der allein kommandiert. Im Zweifelsfall bleibt die endgültige Interpretation immer beim Pontifex. Und nur der Papst kann Ausnahmen machen.

Im Gegensatz dazu, vermindert der Papst die Macht aller derer, die bei der Regierung mitarbeiten. Der Vikar der Diözese Rom wird als Weihbischof definiert, aber er sollte der Repräsentant des Papstes sein und ist immer ein Kardinal- während den Leitern der Abteilungen jetzt ihre Autorität jetzt nur durch die missio canonica garantiert wird, die der Papst erteilt. 

Das sind die beiden jüngsten Beispiele. Aber es genügt auch, festzustellen, daß der Papst die Aufsichtsräte und Kommissionen erweitert, mit der Idee die Repräsentation zu verbessern, aber gleichzeitig trifft er alle Entscheidungen selbst. Wenn etwas schief geht, nimmt er es zurück.

Alles ist also geprüft. Bei jedem Führungswechsel eines Dicasteriums werden Kommissionen geschickt ( so geschah es bei der Liturgie-Kongregation, bei der Kongregation für den Klerus, beim Dicasterium zur Förderung der integralen menschlichen Entwicklung) oder wenn der Papst den Dingen eine neue Richtung geben will, wie bei Caritas Internationalis. Was mit dem Malteser Orden geschah sollte nicht unterschätzt werden, wo der Papst alle seine Vorrechte nutzte, um in den Reformprozess einzugreifen. 

Im Allgemeinen greift der Papst ein, wenn er vermutet, dass jemand in eine andere Richtung geht als die, die er vorgegeben hat

Angesichts der Möglichkeit langwieriger Ermittlungen für den Prozess im Londoner Palast intervenierte der Papst beispielsweise, indem er ein summarisches Verfahren genehmigte und den Richtern des Vatikans verschiedene Sondervollmachten mit vier verschiedenen Reskripten erteilte.

Die Entscheidung, "leichte“ Dokumente zur Definition von Gesetzen zu verwenden, ist auch Teil des Kampfes des Papstes gegen das, was er für eine Form der Korruption innerhalb der Kirche hält.

Die Strategie des Papstes ist  "shock and awe". Auf diese Weise  umgeht der Papst jeden, der die Durchführung seiner Reform verhindern könnte.

Hinzu kommt die Notwendigkeit, das zu blockieren, was der Papst als Zirkel der Macht betrachtet. Und so zieht es Papst Franziskus vor, außer in einigen spezifischen Fällen, traditionelle Kardinalssitzte nicht in Erwägung zu ziehen, um den roten Hut zuzuweisen, sondern schaut stattdessen auf die Menschen und die Botschaft des Landes. Daher gibt es keine Diözesen von Kardinälen mehr und sogar auch keine erkennbaren Kriterien bei der Zuordnung von Bischofsstühlen.

Der Papst mischt die Karten, das ist auch eine Art zu regieren. Am Ende läuft alles über Papst Franziskus. Und es ist der Papst, der entscheidet, ob er eine Entscheidungen genehmigt oder nicht. In der Tat ist das weder ein kollegiales noch ein synodales Projekt. Es handelt sich um einen einzelnen Befehlshaber, der mit allen ihm zur Verfügung stehenden Werkzeugen befehligt."

Quelle: A. Gagliarducci, Monday at the Vatican

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