Fr. J. Zuhlsdorf hat bei OnePeterFive einige Überlegungen und einen Rückblick in die Geschichte zum vierten Fastensonntag veröffentlicht.
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"VIERTER FASTENSONNTAG: LUFT HOLEN UND HERUMSCHLEICHEN"
"Zu sagen, daß es Bilbo den Atem verschlug, ist überhaupt keine Beschreibung. Es sind keine Worte übrig, um seine Bestürzung auszudrücken, weil die Menschen die Sprache, die sie von den Elfen in den Tagen, als die ganze Welt wunderbar war, gelernt hatten, änderten. “ (Der Hobbit, Kap. 12).
So fühle auch ich mich, wenn wir uns diesem großartigen Sonntag nähern, der nach dem ersten Wort des ersten Gesangs, dem Introitus, Laetare genannt wird. Das heißt "Freut euch!“ 4. Sonntag der Fastenzeit. Ich bin ein kleiner barfüßiger Einbrecher, der sich in die Höhle der gefangenen Schätze, unseres großartigen Erbes, schleicht, wo es eine Macht gibt, die versucht, ihre Wiedererlangung zu verhindern. Wie der kleine Bilbo kann ich im Moment nur ein einziges goldenes Gefäß bergen – nicht stehlen –, um den Zwergen zu beweisen, daß ich wirklich hineingekommen bin.
In der alten Kirche Roms begannen wir Katholiken die ernsthafteste Zeit des Bußfastens erst in der Mitte vor Ostern. Ursprünglich begann die Fastenzeit mit Quadragesima oder dem "Vierzigsten“, heute auch die lateinische Bezeichnung für Fastenzeit. Die Tage von Aschermittwoch bis Samstag wurden später hinzugefügt, um das Triduum usw. zu berücksichtigen. Wir befinden uns also in etwa 20 Tagen in der alten Fastenzeit, weshalb dieser 4. Sonntag "Dominica in vigesima … Sonntag am zwanzigsten“ und auch "caput ieiunii … der Beginn des Fastens“ genannt wird. An diesem Punkt der Hälfte gab es eine kurze Pause, in der wir sozusagen zu Atem kamen, wie sie die jüdischen Pilger auf dem Weg den langen, abfallenden Anstieg nach Jerusalem hinauf brauchten. Tatsächlich hat die Kollekte für die Messe das Wort "respiremus … mögen wir zu Atem kommen, erfrischt werden“.
Viele symbolische Schätze von atemberaubender Schönheit laufen an diesem Punkt zusammen.
Z.B. gab es auch in der Römischen Kirche eine starke Griechische, Byzantinische Tradition, die an diesem Tag den Triumph des Kreuzes feiern. Die römische Station dieses Sonntags ist die Basilika, in die die Reliquien der Passion- einschließlich eines großen Teils des wahren Kreuzes des Herrn- gebracht wurden, als die Kaiserin-Mutter Konstantins, Helena, sie aus Jerusalem mitbrachte. Wie der Hl. J. H. Newman über die römische Basilika Sante Croce in Gerusalemme schrieb:
"Diese Basilika heißt so, weil die Hl. Helena dorthin nicht nur das Wahre Kreuz brachte, sondern auch Erde vom Kalvarienberg, auf die Altarkapelle gebaut wurde- wenn es also ein Zentrum der Kirche gibt, werden wir dort sein, wenn wir mitten in Rom auf Erde aus Jerusalem stehen."
Die Basilika besitzt sogar zwei Altarräume, einen ante Crucem und einen post Crucem, die nicht nur ein Echo der konstantinischen Anastasis der Hl. Grabes in Jerusalem sind, sondern auch in gewissem Sinn der Trennpunkt, an dem wir jetzt in der Fastenzeit sind.
Dieser Sonntag wurde auch der Sonntag der 5 Brotlaibe genannt, weil die Lesung des Evageliums die Speisung der 5000 in Johannes 6 -über die wunderbare Vermehrung von fünf Gerstenbroten und zwei Fischen erzählt. Sie erinnern sich an den Rhythmus dieses historischen Ereignisses. Die Menschen folgten Christus, dem neuen Moses, in die Wildnis. Er speiste sie mit dem Wort, das er aussprach und nährte ihre Körper mit dem wunderbaren Brot, das er brach, als sie sich zurücklehnten. Dann kehrten sie in ihre eigenen Orte zurück, Die Begegnung mit dem brotgewordenen Wort war der Höhepunkt ihrer Pilgerschaft. Das war ein Rückblick auf die Speisung des Volkes mit dem wunderbaren Manna in der Wildnis, als sie für 40 Jahre (nicht Tage) zum Gelobten Land wanderten, wo Jerusalem sein würde. Jesus, das Brot der Welt, wird nach Jerusalem gehen, um unsere Pilgerreise zum neuen, Himmlischen Jerusalem fortzusetzen, die unsere Mitgliedschaft in der Kirche unsere Teilnahme an der Eucharistie vorwegnahm. Wenn Sie in die Messe gehen, machen Sie eine Reise, ist da ein Mittelpunkt mt dem Wort und dem Brot, und Sie kehren zurück. In der alten Fastenzeit und in unserer Fastenzeit haben wir diesen Mittelpunkt, einen Augenblick der Erfrischung mit rosa Gewändern, Orgelmusik und Blumen auf dem Altar, an dem wir zu Atem kommen, bevor wir den letzten Aufstieg intensiverer Reue der Passionszeit machen.
Das war auch ein Übergangspunkt für die alten Katechumenen, wobei wir gut daran tun, uns zur Stärkung unserer Identität in Zeiten der Erschöpfung, Verwirrung und Gefangenschaft in der Kirche ihren Geist zurückzuerobern. An diesem kommenden Mittwoch, der "in Mediana … in der Mitte“ genannt wird, befindet sich die Station außerhalb der Mauern in St. Paul. Der Heilige Paul ist wegen seiner Bekehrungserfahrung und Blindheit das Vorbild für Katechumenen Im Novus Ordo steht an diesem Sonntag die Lesung von Christus, der den Blindgeborenen heilt, auf dem Plan. An diesem Sonntag erklärt der Bischof von Rom in San Paolo fuori le mura den Taufanwärtern die heiligen Riten der Kirche. Es gab eine Zeremonie der Öffnung der Ohren, in aperitione aurium, die wir immer noch im traditionellen Taufritus machen. Es gab vier Exorzismen der Katechumenen und ihnen wurden das Glaubensbekenntnis und das Vaterunser und ihre Bedeutung beigebracht. Sie wurden dann von den Türhütern weggeschickt, bevor das Arcanum, der geheime eucharistische Teil der Messe, begann. Ein weiterer Mittelpunkt.
Bei allen diesen Riten ging es darum, den alten Menschen abzulegen, wie einen alten, zerschlissenen, im Sumpf der Sünde beschmutzten Lumpen, und den neuen Menschen anzuziehen, wie ein rein weißes, im Blut des Lammes gewaschenes Gewand.
Die Epistel-Lesung aus Galater 4 besitzt auch einen Wendepunkt-Kontrast. Der Hl. Paulus benutzt das Bild der Söhne Abrahams als Vorbild oder Symbol. Ismael, der Sohn der Sklavin Hagar. Er ist die Fessel der Sünde und des Fleisches. Isaak andererseits, der Sohn der freien Sarah, der rechtmäßigen Ehefrau, ist die Freiheit der Wiedergeburt im Geiste. Paulus stellt den Bund des Mount Sinai "der dem gegenwärtigen Jerusalem entspricht" (4:25) dem Tempel und der Freiheit entgegen, durch die Christus uns frei gemacht hat", der neue "Tempel". "Zerstört diesen Tempel und ich werde ihn in drei Tagen wieder aufbauen" (Joh. 2:19). Der Übergang der Sohnschaft Ismaels zu Isaak war auch ein Wendepunkt in der Geschichte der Erlösung.
Christus speiste das Volk, als er keine Nahrung gab. Isaak wurde von einer Frau empfangen, die bis ins hohe Alter unfruchtbar gewesen war. Isaak, das versprochene Kind, trug das Holz, während Abraham das Messer trug. Zusammen waren sie ein Vorzeichen für Christus den Priester, der den Berg des Opfer hinauf steigt. In der Wildnis in Joh.6, war die Offenlegung Seines geopferten Fleisches als Nahrung, für viele ein Wendepunkt: manche akzeptierten, manche nicht.
Das ist der Übergang von der Sklaverei zur Freiheit durch die Taufe in einem Wendepunkt der Erlösungsgeschichte eines Menschen. Ihrer Erlösung. In die Wildnis gehen und zurück kommen, Den Berg hinaufgehen und herabsteigen. Ins Wasser gehen und herauskommen.
Durch die Sonntagsmesse klingt uns das Echo des alten Jerusalem in den Ohren und der Ruf des Horns von Jerusalem, zu kommen. Der Ruf erhebt unsere Herzen in dieser Mitte der Fastenzeit zu jubeln, wenn wir uns setzen, um erfrischt zu werden, Atem zu schöpfen vor dem finalen Anstieg. Die Menschen, die Moses folgten, wußten nicht, wohin sie gingen. Die Jünger mit dem Herrn wußten es nicht. Wir, die die unergründlichen Reichtümer ihrer Erfahrungen und das liebevolle Spiegelbild unserer Vorfahren haben, sind wie kleine Einbrecher, die eine Höhle voller Wunder betreten, die sie entdeckt, ausgegraben, gefertigt, poliert und geschätzt haben, nur um von einem mächtigen Feind gefangen gehalten zu werden.
"Als die Welt wunderbar war...". Wir sind nicht naive oder unkritische laudatores temporis acti, aber wir können erkennen, daß wenn man die Sprache des Gottesdienstes der Kirche ändert, und wenn man den Inhalt ihrer Gebete ändert, sich mit der Zeit der Glauben der Kirchenmitglieder ändert und wenn man ihren Glauben ändert, verändert man wie sie leben und wenn man ihre Art zu leben, ändert, ändert man wie die Kirche von innen und von außen wahrgenommen wird.
Wir werden uns weiterhin an unserem liturgischen Patrimonium, unserem Erbe erfreuen, sogar wenn wir herumschleichen müssen, um es zu finden."
Quelle: Fr. J. Zuhlsdorf, OnePeterFive
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