Sonntag, 23. April 2023

Die Berufung der Christen, mit Christus zu leiden

Fr. J. Zuhlsdorf hat bei OnePeterFive einen Beitrag über die Bedeutung des zweiten Sonntags nach Ostern für die Gläubigen verfaßt.
Hier geht´s zum Original:  klicken

"ZWEITER SONNTAG NACH OSTERN: DIE BERUFUNG JEDES CHRISTEN"

Dieses Jahr ist es unsere Aufgabe den Episteln besondere Aufmerksamkeit zu widmen, der ersten Sonntags-Lesung in der Hl. Messen im Vetus Ordo. Wir versuchen einigen Kontext einzufügen, um unseren Kontakt mit Christus in der Lesung anzureichern und einige Verbindungen herzustellen. Beginnen wir mit einer Verbindung. 

Unsere erste Lesung für den 2. Sonntag nach Ostern ist 1 Petrus 2:21. Letzte Woche war der Introitus aus 1 Petrus 2:2, der sich an die neu getauften als neugeborene Kinder wendet. Nach Ostern trugen die Neugetauften während der folgenden Woche ihre Taufgewänder- als Kinder in der Kirche. An diesem Sonntag  tragen sie diese Gewänder seit einer Woche nicht mehr. Sie haben begonnen, sich von der Milch der Säuglinge zur festen Nahrung der Reiferen zu bewegen. 

 Diese Woche kommt unsere erste Lesung wieder aus 1 Petrus 2. Schauen wir sie uns an:
 Denn dazu seid ihr berufen, hat doch auch Christus für euch gelitten und euch ein Beispiel   hinterlassen, damit ihr seinen Spuren folgt. Er hat keine Sünde begangen, und in seinem Mund fand   sich kein Trug. Als er geschmäht wurde, schmähte er nicht wieder; als er litt, drohte er nicht, sondern   überließ alles dem, der gerecht richtet. Er hat unsere Sünden selbst in seinem Leib auf das Holz hinauf   getragen, damit wir der Sünde gestorben sind und der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden wurdet   ihr geheilt. Ihr seid umher geirrt wie Schafe, aber jetzt seid ihr zum Hirten und Hüter eurer Seelen   zurückgekehrt.   

Petrus schrieb diesen Brief...naja... einige Gelehrte denken, daß ein späterer Autor, nach dem Tod Petri, ihn geschrieben hat,  in der Zeit der Christenverfolgung durch Domitian um 81 AD. Andere Gelehrte jedoch verteidigen Petri Urheberschaft, besonders weil wie Petrus in der Apostelgeschichte klingt. Wir stimmen mit dem "Es ist Petrus" überein und gut. Petrus hat diesen Brief mehr für Christen, "Pilger" unter Druck geschrieben- die in Klein-Asien der Feuerprobe unterworfen wurden (1 Petrus 1:7) als für eine spezielle Gemeinde- Der Autor sagt, er schriebt aus Babylon, was wahrscheinlich ein Spitzname für Rom ist, obwohl es auch andere Babylons in der antiken Welt gab, genau so wie es heute mehrere Roms gibt. Der Brief ist eine Enzyklika, besonders über die christliche Berufung zu Härten und Leiden. Der Autor legt Wert auf seine Selbstidentifizierung als "ein Apostel Jesu Christi", was seinen Worten starke Autorität verleiht. In diesem Kapitel spricht Petrus die Menge der zwei verletzlichen Gruppen an, Sklaven und Frauen, die beide in einer Position der Unterwerfung sind. Das Thema Unterwerfung wächst dann in eine Überlegung zum Leiden. 



Petrus zitiert hier Jesaja 53, die Beschreibung des leidenden Dieners, eine Vorschau auf die Passion Christi:  
  Er wurde mißhandelt,doch er beugte sich. Er öffnete nicht seinen Mund.  (7)
  Wir alle irrten umher wie die Schafe; jeder ging seine eigenen Wege (6)
  Obwohl er niemals Unrecht getan hat, und kein Trug in seinem Mund war (9) 
  zu unserem Heil lag die Strafe auf ihm, durch seine Wunden ist uns Heilung 
  geworden(5).

Kehren wir jetzt zum ersten Vers unserer Lesung zurück: 

  Dazu seid ihr berufen, weil Christus auch für euch gelitten hat, euch ein Beispiel 
  hinterlassen hat, und weil ihr Seinen Spuren folgen sollt. 

Im starken Worten sagt Petrus , jetzt wo ihr Christen seid, habt ihr einen Ruf, eine Berufung.
Ihr könnt berufen sein, zu heiraten, ein Geweihter mit Profess, allein oder zu den Hl.Weihen 
ordiniert zu sein. Zu einem davon mögt ihr berufen sein, aber wir alle sind zum Leiden berufen.
Mit der Taufe kommt eine universale Berufung: Christi Spuren zu folgen- auch ins Leiden. 
Petrus vermittelt uns eine Gefühl dafür, wie tief dieses Leiden durch die Anrufung des leidenden
Gottesknechtes sein könnte. 

Beachten Sie, daß Petrus betont, daß das Leiden nicht verdient war. Es war weder vom leidenden 
Gottesknecht bei Jesaja verdient noch durch Christus in seiner Passion. Es war von den Christen 
während der Verfolgung nicht verdient. Es ist aber Teil und Stück der christlichen Identität. Petrus hat an Christen geschrieben, die litten, nicht an irgendjemanden, der litt. Tatsächlich leiden Menschen manchmal, weil sie falsch gehandelt haben. In dem Fall leidet man verdientermaßen. Wenn man jedoch leidet, weil man etwas Gutes getan hat, ist Verdienst in diesem Leiden durch deine Einheit mit dem Beispiel Christi. 

Angesichts dessen, daß Petrus sagt, daß das Leiden Christi ein Beispiel war und daß wir diesem Beispiel folgen sollen, müssen wir schließen, daß unser Leiden- unser Leiden in christlicher , ein Christus-ähnlichen Weise zum Beispiel für andere wird. Es kann verwandelnd sein. Da kommt einem eine Passage in der Predigt des Hl. Augustinus von Hippo in den Sinn. Augustinus sollte das Bild Christi als -medicus- Arzt gebrauchen. Er heilt, indem er der ist, der leidet. Er ist der leidende Heiler. Das Wort "Patient" kommt vom lateinischen Wort "patior"  "leiden". In einer Nußschale ausgedrückt bedeutet das, was Augustinus sagt "während Er da hing, heilte Er." 

Was das Leiden zu etwas Veränderndem und Vorbildlichem macht, das auch anderen zugute kommen kann, ist die Gottes- und Nächstenliebe, die es durchdringt.

Als die Juden und Saulus, der noch nicht Paulus war, den Diakon Stephanus durch falsche Zeugen verfolgten, "sahen sie, alle, die im Rat saßen, als sie ihn ansahen,  daß sein Gesicht wie das Angesicht eines Engels war“ (Apostelgeschichte 6: 15).

"Dazu bist du berufen.“ Der Schüler folgt dem Meister, wohin er auch geht, wie die Schafe dem Hirten folgen. Petrus benutzte nicht nur das Bild eines Hirten (poimaino) unserer Seele, der uns auf den Weg des Leidens führt, sondern auch, wie es in der RSV heißt, das des "Wächters“ unserer Seele. Hier stolpert die RSV etwas, bzw. verliert etwas in der Übersetzung. Das ist bei Übersetzungen immer eine Gefahr: Wir müssen ein Wort in unserer Sprache auswählen, um der Bedeutung eines Wortes in einer anderen zu entsprechen. Manchmal gibt es mehr als eine konkurrierende gute Bedeutung. Das griechische Wort hinter "Wächter“ unserer Seele ist epískopos, was "Aufseher“ bedeutet. Später, in 1. Petrus 5:1-2 (oft gelesen bei der Messe im Vetus Ordo, wie es genau an dem Tag war, an dem ich dies ursprünglich gepostet habe), werden die Begriffe poimaíno und episkopos austauschbar mit „Älterer … presbýteros“ verschmolzen.

Deshalb ermahne ich die Ältesten unter euch, als Mitälteste (sympresbýteros) und Zeugen der Leiden Christi sowie als Teilhaber an der Herrlichkeit, die offenbart werden soll. Hütet (poimánate) die Herde Gottes, die euch anvertraut ist (episkopoûntes), …. (vgl. auch Apg 20,28).

Vielleicht etwas leichtsinnig: In 1. Petrus 4,15 findet sich ein weiterer verwandter Begriff: allotriepískopos, was "Einmischer, Wichtigtuer“ bedeutet, jemand, der seine Nase in die Angelegenheiten anderer Leute steckt. Lassen Sie uns mit einem kleinen Vorgeschmack auf 1. Petrus 4 abschließen, nur um zu sehen, in welche Richtung Petrus’ Gedanken gelenkt werden:

Geliebte, wundert euch nicht über die feurige Prüfung, die über euch kommt, um euch zu prüfen, als ob euch etwas Seltsames zustoßen würde. Freut euch aber, insofern ihr an den Leiden Christi teilhabt, damit auch ihr euch freut und frohlockt, wenn seine Herrlichkeit offenbar wird. Wenn euch der Name Christi vorgeworfen wird, seid ihr gesegnet, weil der Geist der Herrlichkeit und Gottes auf euch ruht. Aber lasst keinen von euch als Mörder oder Dieb oder Übeltäter oder Unruhestifter leiden; aber wenn jemand als Christ leidet, schäme er sich nicht, sondern verherrliche Gott unter diesem Namen.

Christus ist der Hirte und der Bischof unserer Seele. Ist es möglich, daß - wenn Er uns ruft, Ihm zu folgen, unser Leiden, wenn wir mit Ihm vereint sind und unter Seinen Augen- umsonst ist?"

Quelle: Fr. J. Zuhlsdorf, OnePeterFive

   

 



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