Peter Kwasniewski veröffentlicht bei OnePeterFive eine tiefgreifende Analyse früherer und heutiger Kämpfe um die Liturgie der Kirche.
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"GEBRÄUCHE UND DIE KRAFT DES GESETZES"
Etwas, was in die post-konziliare Mentalität- diese gefährliche Mischung aus Modernismus und Ultramontanismus- verliebte Katholiken übersehen, ist, daß in der Vergangenheit Sitte so gut war wie ein Gesetz. Der Hl. Augustinus hätte es nicht klarer ausdrücken können als:"Die Bräuche des Volkes Gottes und die Institutionen unserer Vorfahren sind als Gesetze zu betrachten. Und diejenigen, die die Bräuche der Kirche verachten, sollten ebenso bestraft werden wie diejenigen, die dem Gesetz Gottes nicht gehorchen (Ep. ad Casulan. xxxvi)."
Der heilige Thomas von Aquin stimmte zu: "Wenn ein Gesetz geändert wird, verringert sich die bindende Kraft des Gesetzes in dem Maße, in dem die Sitte abgeschafft wird.“ Kardinal Newman geht in einer Predigt, die in Dom Alcuin Reids "The Organic Development of the Liturgy“ zitiert wird, sogar auf das apostolische Zeitalter zurück, in dem jüdische Bräuche in vielerlei Hinsicht beibehalten wurden, um die Kontinuität der Kirche mit der Hingabe ehemaliger Juden sicherzustellen; Tatsächlich wäre der Gedanke an eine größere Abweichung vom Ahnenkult unvorstellbar gewesen. Schließlich rasierte sich sogar der heilige Paulus den Kopf, um ein Gelübde zu erfüllen, wie es die Juden tun würden, und er ließ den heiligen Timotheus beschneiden. Newman hat einen schönen Satz: "Kostbare Lehren sind wie Juwelen an dünnen Fäden aufgereiht.
Diese dünnen Fäden wurden in der gesamten liturgischen Geschichte der Kirche anerkannt und bewahrt, und sogar an den Orten, an denen einige versucht haben, sie zu durchtrennen, wehrte sich die Frömmigkeit heftig gegen ihre Zerstörung. Unsere Geschichte zeigt uns klare Präzedenzfälle für schlechte liturgische Reformen, die von späteren Autoritäten korrigiert wurden.
1. Kardinal Quinones´ radikales neues Brevier, das 1536 unvorsichtigerweise von Papst Paul III promulgiert wurde, wurde anschließend von Paul IV 1558 verändert und vom Hl. Pius V einige dreißig Jahre nach seiner Einführung verboten.
2. Die Einmischung Urbans VIII in das Brevier, um die barocken Bewunderer des Lateins (zu denen Urban selbst zu zählen war) zufrieden zu stellen, wurde von den Mönchsorden nie akzeptiert und wurde nach sehr langer Zeit -still von (ausgerechnet!) Paul VI versenkt, dessen Liturgia Horarum in einem ihrer wenigen positiven Schritte bestimmte alte Hymnen-Texte wiederherstellte.
3. Den von den Gallikanern vorgenommenen liturgischen Erneuerungen, besonders 1786 bei der Synode von Pistoia, wurde direkt widerstanden, - auf eine Weise, wie Traditionalisten Reformen des 20. Jahrhunderts widerstehen- von Papst Pius VI in seiner Bulle Auctorem Fidei (siehe hier die Absage an den hyperpapalistischen Mißbrauch dieses Dokuments). Es ist skandalös, um das Mindeste zu sagen, weil die Kirchenautortiäten unserer Zeit, die sich mit den Pistoianern gegen die ererbte Tradition zusammen getan haben, sich wieder an eine solche pastoral hilfreiche Zensur erinnern sollten.
Gebräuche sind ein unersetzbares Element des sozialen Lebens und werden als solche üblicherweise auch von den Päpsten respektiert. Wir haben jedoch im Westen eine Entwicklung einer bizarren "zweigleisigen" Theorie des liturgischen Gesetzes gesehen: währenddie traditionelle Sicht auf die Sitten anerkannt wird, scheinen Katholiken auch zu akzeptieren, daß der Papst eine nahezu unbegrenzte Autorität besitzt, in liturgischen Themen Anordnungen zu erlassen, sogar, wenn es so aussieht, daß er die ältesten, bestehenden Gebräuche abzuschaffen, wenn er es möchte. Wie paßt das mit einem gesunden, philosophischen, theologischen, psychologischen, soziologischen oder rechtlichem Verständnis von Bräuchen zusammen, das gänzlich jenseits menschlicher Vernunft ist. Die päpstliche Autorität sollte anerkannt und befolgt werden bis oder wenn sie der objektiven (wagt man zu sagen: unbesiegbaren?) liturgischen Tradition der Kirche entgegen handelt, in welchem Fall sie ignoriert oder abgelehnt werden sollte, wegen ihres Mangels an Vorsicht bei der Unterminierung der Kraft der Bräuche. Obwohl die römische Zentralisierung zunächst nicht schädlich für die liturgische Integrität der Kirche war – ganz im Gegenteil, sie konnte als konservativer Schutz vor ihrem Untergang fungieren, wie wir bei St. Pius V. sehen –, hat sie Roms Gefühl der Kontrolle über die liturgische Frömmigkeit der Kirche und ihrer Untertanen verstärkt und, was am schlimmsten ist, hat die päpstliche Autorität von jeglichem Gefühl der Loyalität gegenüber anderen Rechtsquellen und dem gesetzestreuen Geist abgekoppelt. Der päpstliche Positivismus wird durch den Ultramontanismus vielleicht nicht benötigt, aber zweifellos wird er durch ihn ermöglicht und gefördert.
Jemand hat mir gegenüber einmal erwähnt, daß in den 1940-ern ein Engländer in einem Artikel sagte, daß die "oberste Autorität der Kirche durch nichts gebunden ist und frei ist, uns eine gänzlich neue Liturgie zu geben, auf die heutigen Bedürfnisse zu antworten, ohne sich weiter um die Vergangenheit zu kümmern." Wenn das wahr ist, ich konnte bisher noch keine Quelle des Textes finden, aber ich habe auch woanders ähnliche Statements gesehen, dann können wir ganz klar das verschwommene Denken sehen, das den Weg zur Bugnini-Montini-Zweierherrschaft ebnete.
Obwohl Papst Benedikt XVI uns versicherte, daß der alt Römische Ritus (seine wir deutlich: der einzige authentische Römische Ritus) niemals widerrufen wurde, glauben Advocaten einer absoluten päpstlichen Monarchie, daß er widerrufen werden konnte. Die der Apostolischen Konstitution Missale Romanum Pauls VI von 1969 innewohnende Ironie, positiv ein Liturgie-Buch zu promulgieren, das vom einer organischen Entwicklung losgelöst ist- und von hypothetischer pastoraler Zweckmäßigkeit und spekulativen Ansichten angetrieben wurde, verhinderte es die Schaffung einer wirklichen Liturgie, denn wenn etwas klar aus der Geschichte hervorgeht, dann, daß die Liturgie nie nur eine festgelegte Entität und nie an eine momentane Vision zeitlichen Nutzens oder eine akademische Theorie gebunden war.
(Mr. Praytell La Croix rutscht hin und her und murmelt drüben in der Ecke: "Wie dumm von euch, so positiv über die verkrustete alte Liturgie der tridentinischen Kirche zu sprechen, denn wie wir alle wissen, war sie eine furchtbar korrupte Liturgie...Gott hatte in dieser dunklen Zeit mehr als 1000 Jahre seine Hände vom Steuerrad der Kirche genommen, bevor er in den 1960-ern Seinen Hl. Geist wieder bestätigte. Und das tat er durch seinen Stellvertreter auf Erden, Sprachrohr eben dieses Geistes- das Franziskus heute ist! Fortan können wir beruhigt sein, daß Gott seine Hände nicht wieder vom Steuerrad nimmt, oder Seinen Geist zurückzieht, wie Er es während der meisten Zeit der Kirchengeschichte getan hat...)
In allem Ernst, was für eine unglaubliche Beleidigung gegen den Hl. Geist ist es- wenn auch sophistisch von "Liturgisten" begründet- zu behaupten, daß der Römische Ritus wie er geschaffen, gelebt und über so viele Jahrhunderte durch die Frömmigkeit unserer Vorfahren überliefert wurde, voller Fehler, Irrtümer, Klerikalismen, nicht adäquater Ekklesiologie sein konnte und ein Hindernis für die Mission der Kirche oder die Heiligung der Gläubigen sein konnte! Das ist letzte Beleidigung, die auf Christus und Seine Kirche zielen. Haben wir vergessen, daß ein dogmatischen Konzil der Kirche sich genau mit diesen tödlichen Gedanken befaßt hat- wo sie - an Stelle von "pastoraler Zweckmäßigkeit" einfach nur als "Protestantismen" bekannt waren?
Darüber hinaus in der Lage zu sein, nur die Pietätlosigkeit dieser ultramontanen-positivistischen Vorstöße moderner Päpste- sei es die Aufgabe des traditionellen römischen cursus psalmorum durch Pius X, die Umgestaltung der Karwoche durch Pius XII, die Bibliothek neuer Liturgie-Bücher Paulas VI, oder fast die Gesamtsumme von Franziskus´ Pontifikat- können wir sagen, daß diese irgendetwas anderes sind als absurd? Weil- so lange diese Aktionen als legitim oder legal betrachtet werden, wo bleibt dann zur gleichen Zeit die Realität und legale Normgebung der liturgischen Tradition? Überlebt der Brauch dann mehr als ein Schatten seines früheren Selbst?"
Fortsetzung folgt...
Quelle: P.Kwasniewski, OnePeterFive
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