Samstag, 29. Juli 2023

Interessantes über Henri de Lubac, Joachim von Fiore und die kommende Synode

Robert P. Imbelli stellt seinen Leser bei firstthings den großen Konzilstheologen Henri de Lubac vor und setzt sich mit der Frage auseinander, was der wohl über die vielbesungene Synodalität urteilen würde. De Lubacs Aussagen über das Wesen der Kirche kann man besonders den deutschen synodalen Weggefährten als auch den ZdK und Maria 2.0 Frauen dringend empfehlen. Hier geht´s zum Original:  klicken

"WAS HENRI DE LUBAC ÜBER DIE SYNODALITÄT DENKEN WÜRDE"

Henri de Lubac, S.J., einer der größten katholischen Theologen des 20. Jahrhunderts, gehörte zu den herausragenden Persönlichkeiten der Ressourcement-Bewegung, die den Weg für das II. Vaticanische Konzil bereitete. Tatsächlich beeinflußten viele seiner Schriften die Begriffe, die bei Konzil verwendet wurden, insbesondere die Konstitutionen über die Kirche (Lumen Gentium) und zur Offenbarung (Dei Verbum). Während seines langen theologischen Dienstes, von den frühen 1930-ern bis zu den frühen 1980-ern bestand er nicht nur auf dem engen Bund zwischen Theologie und Spiritualität. sondern bezeugte in seinem Widerstand gegen Nazitum und Antisemitismus auch die Untrennbarkeit von Dogmatik und Pastoral. Sein letztes größeres theologisches Werk - trotz nachlassender körperlicher Kräfte, war der fast 1000-seitige Band "La posterité spirituelle des Joachim de Fiore" (Der spirituelle Nachlass von Joachim von Fiore). Unglücklicherweise ist es noch nicht in englischer Sprache erhältlich. Aber seine Überlegungen sind heute sehr hilfreich, wo wir über die kommende Synode zur Synodalität und ihr kürzlich veröffentlichtes Instrumentum Laboris nachdenken. 

De Lubac hat sich erstmals im dritten Band seiner Exégèse Médiévale ausführlich mit dem Mystiker des 12. Jahrhunderts auseinander gesetzt. Er konzentrierte sich auf Joachims  besonderen Zugang zur Schrift, speziell auf seine Ansicht, daß es ein Drittes Zeitalter des Geistes gegen werde, das den Zeitaltern des Vaters und des Sohnes (repräsentiert durch das Alte und das Neue Testament) folgen werde. In de Lubacs Verständnis bedeutete die Stoßrichtung von Joachims prophetischer Vision, die Endgültigkeit der Erlösung durch Jesus Christus in Frage zu stellen. In Joachims "Dritten Reich" wird der "Geist" de facto von Christus getrennt und befeuert pseudomystische und utopische Bewegungen. Weil ohne den objektiven christologischen Bezug und Maß Anrufungen an den Geist leicht subjektiven Ideologien und Phantasien verfallen. 

Schon hier erblickte de Lubac das lange und lästige "Nachleben" des Joachimismus, einschließlich seiner schismatischen Neigungen. Er begann die verschiedenen Bewegungen zu erforschen- sowohl säkulare als auch quasi-religiöse, die -sehr ähnlich wie Joachim- sich vorstellten, daß der Bogen des Fortschritts sich auf ein "Drittes Reich"-Erfüllung hin bewege, ob in Hegelschen-, Marxistischen- oder in Nietzsche-Formen. In allen diesen Bewegungen wurde Jesus Christus bestenfalls als vorletztes Wort und die Kirche als Relikt aus einer unaufgeklärten Zeit angesehen. 

De Lobac übernahm die Mammutaufgabe sein Buch über die Nachwirkungen von Joachim zu schreiben, weil er bemerkte, daß die Zeit nach dem Konzil in vielen Kreisen in Frankreich und anderswo durch ein Wiederanwachsen Joachimitischer Gefühle und Projekte gekennzeichnet war. Diese Joachim-artigen Tendenzen sammelten sich in einem Weg übder den "Parochialismus" der "Institutionellen Kirche" hinaus zur Feier einer globalen,   von den Einschränkungen durch Gesetz und hierarchische Ordnung befreiten Menschheit. 


In seinen bewegenden Erinnerungen "Im Dienst an der Kirche" kommentiert de Lubac die "Umstände, die zu diesem Schreiben führten". Er macht klar, daß sein Buch über Joachims Nachwirkung nicht nur aus rein akademischem Interesse entstand, sondern aus seinem Gefühl für eine gegenwärtige Gefahr: die Gefahr das Evangelium zu verraten, indem die Suche nach dem Königreich Gottes in eine Suche nach säkularen, sozialen Utopien verwandelt wird. 

Er hat 1000 Seiten geschrieben, bevor seine nachlassende Gesundheit ihn daran hinderte, die doktrinale Quintessenz für das Werk zu liefern, die er ursprünglich geplant hatte. Aber er stellte fest, daß er eine Quintessenz bereits in seinem früheren Buch "Meditation über die Kirche" geliefert hatte. Er führt den Leser zu Kapitel 6 dieses Werkes "Das Sakrament Jesu Christi".

Das Kapitel beginnt berühmterweise so "Die Kirche ist ein Mysterium" - Worte, die, 10 Jahre später den Titel des ersten Kapitels der Vatican-II-Konstitution über die Kirche, Lumen Gentium bildeten. De Lubac erklärt sofort den Inhalt dieses Mysteriums: "die Kirche auf der Erde ist das Sakrament Jesu Christi". Hier folgt Lumen Gentium wieder der Führung de Lubacs, indem gleich im ersten Kapitel erklärt: "die Kirche ist in Christus wie ein Sakrament oder Zeichen und Instrument inniger Einheit mit Gott und der gesamten Menschheit."

Diese christologische und sakramentale Perspektive liefert die Orientierung für die kirchlichen Visionen und Proklamationen für das II.Vaticanum. Das vor kurzem ausgelieferte  Instrumentum Laboris für die kommende Synode zur Synodalität zitiert diese Worte aus Lumen Gentium zweimal. Es ist bezeichnend, daß jedoch die alles-entscheidenden Wort "in Christus" ausgelassen werden. Diese Auslassung kann kaum Hast oder Nachlässigkeit zugeschrieben werden und löst zu Recht Sorgen über das christologische Defizit des Dokumentes aus. 

Aus de Lubacs Bestehen auf dem Mysterium der Kirche als Sakrament Jesu Christi (ein Verstehen das durch das Konzil aufgenommen und akzeptiert wurde) zieht er entscheidende doktrinale und pastorale Konsequenzen. Er schreibt: "der Zweck der Kirche, ist uns Christus zu zeigen; uns zu ihm zu führen; uns seine Barmherzigkeit zu kommunizieren. In der Summe existiert sie nur, um uns zu Christus in Beziehung zu setzen." 

Daher bedeutet eine Strategie die wirkliche Herrschaft Christi durch eine zukünftige, nebulöse Herrschaft des Geistes zu ersetzen, "tödliche Trennungen" ins Leben der Kirche einzuführen. " Deshalb erwarten wir in keiner Weise das Zeitalter des Geistes; weil  es genau mit dem Zeitalter Christi zusammen fällt." 

Aus diesem Kapitel aus "Meditation sur l´Église"  (ein Buch, das von Papst Franziskus oft gepriesen wird) entnehme ich einen von de Lubac inspirierten bescheidenen Vorschlag für die Synode. Gesunde spirituelle Exerzitien für die Gruppen, die jeden Tag zu ihren Gesprächen im Geiste zusammenkommen wären, den entscheidenden letzten Paragraphen von Teil 1 von Gaudium et Spes zu bedenken. Es würde den Teilnehmern eine lebhafte Anamnese dafür liefern, in wessen Geist sie berufen und aufgefordert sind, zu dienen. 

Hier ist das wunderbare dogmatische Bekenntnis des christologischen Glaubens aus Gaudium et Spes: 

Gottes Wort, durch das Alles geschaffen wurde, wurde selbst Fleisch, damit er als vollkommener Mensch alle Männer und Frauen retten und alles in sich sammeln könne. Der Herr ist das Ziel der Geschichte der Menschen, der Fokus des Strebens von Geschichte und Zivilisation, das Zentrum der menschlichen Rasse, die Freude jedes Herzens und die Antwort auf alle ihre Sehnsüchte. Er ist es, Den der Vater von den Toten auferweckte und an seine rechte Seite setzte und Ihn zum Richter der Lebenden und der Toten machte. Beseelt und vereint in Seinem Geist schreiten wir auf den Abschluss der Menschheitsgeschichte zu, die völlig mit dem Ratschluss der Liebe Gottes übereinstimmt: "Alles in Christus wiederherzustellen, sowohl im Himmel als auch auf der Erde“ (Eph. 11). :10).

Kein Hinweis hier auf Joachims Nachwirken!"

Quelle: R. P. Imbelli, firstthings

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