Samstag, 12. August 2023

11. Sonntag nach Pfingsten: Lehre oder Fußball?

Fr. J. Zuhlsdorf  setzt bei OnePeterFive seine Katechese über die Lesungen der Sonntage nach Pfingsten fort. Hier geht´s zum Original: klicken

"11. SONNNTAG NACH PFINGSTEN: FUSSBÄLLE STATT LEHRE?  NICHT WIRKLICH" 

Wir fahren mit dem diesjährigen Fokus auf der Epistel,der 1.Lesung im Vetus Ordo des Römischen Ritus fort. Diese Woche hören wir im 1 Kor. 15: 1-10 vom Hl.Paulus. 

Der Kontext bleibt wichtig. Letzten Sonntag haben wie das Fest der Transfiguration gefeiert, das seine eigenen Lesungen hat. In der normalen Leseordnung war der letzte Sonntag aber auch der 10. Sonntag nach Pfingsten. Die Epistel-Lesung der letzten Woche entstammte ebenfalls dem ersten Brief des Hl. Paulus an die Christen in Korinth (1 Kor 12:2-11)- in dem er die Gaben des Hl.Geistes den trügerischen Götzen gegenüber stellt. Am 9. Sonntag haben wir ebenfalls aus dem 1. Korinther-Brief gehört. Davor am 6., 7. und 8. Sonntag den Brief des Hl. Paulus an die Römer.

Ich teile jetzt mit Ihnen etwas vom Autor von "Das Kirchenjahr der Gnade" , Fr. Pius Parsch, einer großen Persönlichkeit der Liturgie-Bewegung des 20.Jahrhunderts.

Wenn wir über die Sonntage der Pfingstzeit nachdenken, sollten wir  nicht versuchen irgendein systematisches oder künstlerisches Arrangement zu finden oder einzuführen: weil vorgegebene schematische Methoden dem Kultus und der Liturgie fremd sind. Nichtsdestotrotz kann kein guter Grund gegen eine Analyse des Inhalts vorgebracht werden; und der Analyse ist oft durch ein bestimmtes Maß an Klassifizierung geholfen, ob eine solche Klassifizierung historisch gewollt war oder nicht.  Am Beginn der Pfingst-Folge stehen drei Sonntage, die man als "Rekrutierungs-Sonntage" (2., 3., 4. nach Pfingsten) bezeichnen könnte, weil das Evangelium an jedem Sonntag auf das Bemühen Gottes, Seelen für das Königreich des Himmels zu gewinnen, hinweist ( die Gleichnisse vom Letzten Abendmahl, dem Verlorenen Schaf, der Verlorenen Münze, dem Wunderbaren Fischfang). Die folgenden Sonntage (8., 9., 10.) bilden eine Trilogie mit der Betonung auf der Sünde (der Ungetreue Verwalter, das Ungläubige Jerusalem und der Reuige Steuereinnehmer). Die gegenwärtigen Sonntage haben auch ein gemeinsames Thema: sie formen eine Triade, die das sakramentale Gnadenleben der Kirche behandelt, das an a) die Taufe, b) die heilende Wirkung der heiligen Mysterien c) die Dankbarkeit für die spirituelle Reinigung gebunden ist. ... [Die heutige Liturgie beginnt eine Abfolge von 3 Sonntagen, die das primäre Sakrament im liturgischen Leben betonen. Diese drei Formeln brechen den den vergangenen Sonntagen (7. -10.) eigenen zweifachen Themen-Weg auf.

Hier folgt die Vetus-Ordo-Lesung dieses Sonntags in der Revidierten Standard-Version: 

"Brüder. ich erinnere euch an das Evangelium, das ich euch verkündet habe , das ihr angenommen habt und in dem ihr steht und durch das ihr Heil erlangt, wenn ihr euch an die Worte haltet, wie ich sie euch verkündet habe- ihr es sei denn, ihr habt vergebens geglaubt. Denn vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe: Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift, er ist begraben worden und am dritten Tag auferweckt worden, etc. Er ist dem Kephas erschienen, dann den Zwölf. Danach ist er mehr als 500 Brüdern zugleich erschienen, von denen die meisten noch leben, einige sind jedoch entschlafen. Danach ist er dem Jakobus erschienen und dann allen Aposteln. Zuletzt aber ist er auch mir, einer Fehlgeburt, erschienen. Bin ich doch der Geringste unter den Aposteln, unwürdig Apostel zu heißen, weil ich die Kirche Gottes verfolgt habe. Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin und seine mir geschenkte Gnade ist nicht unwirksam geblieben. Im Gegenteil mehr als sie alle habe ich mich abgemüht - nicht ich, sondern die Gnade Gottes mit mir. Einerlei ob ich es bin oder jene es sind: So verkündigen wir und so seid ihr gläubig geworden. Wenn nun aber von Christus verkündigt wird, daß er von den Toten auferweckt wurde, wie können dann einige von euch behaupten: eine Auferstehung der Toten gibt es nicht? Wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, ist auch Christus nicht auferweckt worden. Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist damit auch unsere Verkündigung nichtig und nichtig ist euer Glaube. Dann aber stehen wir als falsche Zeugen Gottes da, weil wir gegen Gott Zeugnis dafür abgelegt haben, er habe Christus auferweckt, während er ihn doch gar nicht auferweckt hat, wenn wahr ist, daß Tote nicht auferweckt werden."


Erste Bemerkungen. Im ersten Vers sagt Paulus, daß er tó euaggélion…, das Evangelium, die Frohe Botschaft gepredigt hat und nicht "ein Evangelium". Die Leute "stehen" auf diesem Inhalt. Ohne es würden sie auch ins Leere fallen können ( einen leeren Raum). 

Sie werden feststellen, daß dieser berühmte Paulinische Text einen Satz enthält, den Sie vielleicht schon im Lateinischen gehört haben, wörtlich "tradidi quod et accepi..." ich habe weitergegeben, was ich empfangen habe". Das war das Bischofs-Motto von Erzbischof Marcel Lefevbre. 

Paulus kehrt zu der historischen Tatsache der Auferstehung zurück, einem fundamentalen Punkt des Christlichen Glaubens - angesichts der Zweifel in ihrer Gemeinschaft. Er betont das "laut der Schrift" die der Lehre göttliche Autorität verleiht, ebenso wie die zeitgenössischen, menschlichen Zeugen (alle männlich). Die Lehre von der Auferstehung hat sine qua non-Zentralität: "Wenn Christus nicht auferstanden ist, ist unser Predigen vergebens und ist euer Glaube vergebens."

Der große Paulus-Gelehrte Ferdinand Prat weist darauf hin, daß dieser Abschnitt oder diese Perikope die alte Standard-Katechese sowohl für die Taufkandidaten als auch für die Neu-Bekehrten, die noch weitere  Belehrung brauchten, enthält, Prat glaubt, daß diese Instruktion für viele verschiedene Gemeinden einheitlich war, was Sinn macht. Paulus schrieb an die Römer: "Gott sei gedankt, daß ihr, die ihr einst Sklaven der Sünde ward, jedoch von Herzen der Lehre gehorsam geworden seid, der ihr übergeben wurdet." (Röm 6:17). Dieser Standard ist im Griechischen typos "Muster, Beispiel". Paulus sagt auch "einerlei ob ich es war, oder sie- so haben wir gepredigt und so habt ihr geglaubt". Das Lateinische und das Griechische sind  kraftvoll: "Sive enim ego,sive illi, sic praedicamus et sic credidistis... εἴτε οὖν ἐγὼ εἴτε ἐκεῖνοι οὕτως κηρύσσομεν καὶ οὕτως ἐπιστεύσατε.”  Bemerken Sie den Plural: "wir"  (praedica(vi)mus). Das sic und das οὕτως sind wie Hämmer:"genau so".
Fortsetzung folgt....

Quelle: Fr. J. Zuhlsdorf, OnePeterFive

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