Sonntag, 24. September 2023

Ratzinger und Wojtyla hatten mit ihrem Urteil über die Befreiungstheologie Recht

Filip Mazurczak veröffentlicht im Catholic World Report seine Betrachtung des spirituellen Erbes des verstorbenen Papstes Benedikt XVI und beleuchtet dabei besonders die Beurteilung der Befreiungstheologie durch den damaligen Glaubenspräfekten in Übereinstimmung mit Papst Johannes Paul II. Hier geht´s zum Original:  klicken

"WARUM RATZINGER UND WOJTYLA BEI DER BEFREIUNGSTHEOLOGIE RECHT HATTEN"

In seinem Interview mit dem italienischen Journalisten Vittorio Messerori 1985 sagte Kardinal Joseph Ratzinger "Wirklich nur da, wo der Marxismus.-Leninismus nicht die Kontrolle hat, gibt es noch Menschen, die seine illusorische "wissenschaftliche Wahrheit" ernst nehmen."

Der Tod von Papst emeritus Benedikt XVI am letzten Tag des Jahres 2022 bietet eine weitere Gelegenheit, sein Erbe als Theologe, Präfekt der Glaubenskongregation und Papst noch einmal zu betrachten. 

Zweifellos ist einer der am meisten kritisierten Aspekte von Benedikts Erbe seine Rolle als Architekt der Antwort des Vaticans auf die Befreiungstheologie. Bei näherem Hinsehen auf das,was er über diese vom Marxismus inspirierte Theologie schrieb und sagte, zeigt,daß obwohl sein Ziel zweifellos edel war, schädlich und zum Scheitern verurteilt war.

Eine heilige Zusammenarbeit 

Obwohl Joseph Ratzinger und Karol Wojtyla am Zweiten Vaticanischen Konzil teilnahmen, sind sie sich in den späten 60-er Jahren nicht persönlich begegnet. Kardinal Karol Wojtyla las Joseph Ratzingers "Einführung ins Christentum"  und war sehr beeindruckt. 1974 begannen die beiden, sich zu schreiben. Drei Jahre später ernannte Papst Paul VI Ratzinger zum Erzbischof von München und Freising und verlieh ihm im selben Jahr den roten Hut. Im folgenden Jahr starb Paul VI; nach dem 33-Tage Pontifikat von Johannes Paul I war die Welt schockiert, als Karol Wojtyla der erste nicht-italienische Papst seit der Renaissance wurde. Es ist bekannt, daß doe Kardinäle der deustschsprachigen Nationen,einschließlicb Ratzinger, zu den einflußreichsten Königsmachen des zweiten Konklaves von 1978 gehörten. 

1981 ernannte Johannes Paul II Kardinal Ratzinger zum Präfekten der Glaubenskongregation, ein Amt, das er 23 Jahr innehaben sollte. Johannes Paul II und Kardinal Ratzinger waren sich nicht in allem einig, so kritisierte letzterer die Initiative des Papstes für ein Friedensgebet mit den Repräsentanten vieler Weltreligionen -vom Dalai Lama bis zu eingeborenen amerikanischen Schamanen- gemeinsam an einem Altar in Assisi 1986 , was suggerierte, daß alle Religionen gleich sind. 

Aber bzgl. der fundamentalen Grundsätze teilten Johannes Paul II und Ratzinger eine gemeinsame Vision von Kirche und Katholischer Theologie. Ein Beweis dafür ist, daß Ratzinger, als das Pensionsalter  der Bischöfe näher rückte (75 Jahre) Johannes Paul II seine Bitte zum Rücktritt ablehnte. Zweifellos erhöhte diese Verlängerung von Ratzingers Amtszeit -wie auch den deutschen Prälaten zuerst nach Rom berufen zu haben, stark die Wahrscheinlichkeit, daß er 2005 als direkter Nachfolger von Johannes Paul gewählt werden würde.


Eine kontroverse Vatican-Instruktion 

Ich erinnere mich genau daß ich 2008 Studienanfänger an einer Jesuiten-Universität im Mittleren Westen war und einen Kurs in Lateinamerikanischer Geschichte belegte., Während einer Vorlesung kritisierte ein wohlgenährter Gringo ärgerlich die Entscheidung des Vaticans. die 5-jährige Wartezeit nach dem Tod eines Kandidaten für die Kanonisierung im Fall von Johannes Paul II weggewischt wurde. Er behauptete, daß Johannes Paul II durch seine Erfahrungen in Polen voreingenommen war, und deshalb den Marxismus falsch verstand und deshalb der lateinamerikanische Episkopat unter seiner Kontrolle konservativ und der Befreiungstheologie gegenüber feindlich geworden war. 

Ich bin neugierig, was dieser Professor jetzt über Papst Franziskus denkt; Jorge Mario Bergoglio war einer der angeblich obskurantistischen lateinamerikanischen Kardinäle, die von Johannes Paul II ernannt wurden. Auf alle Fälle ist das Argument, daß ein Pole, der mehr als 30 Jahre unter einer Marxistischen Diktatur gelebt hat, nicht qualifiziert sei, den Marxismus zu verstehen, wohl aber westeuropäische und lateinamerikanische Theologen, die nie die kommunistische Tyrannei erlebten, ist kein überzeugendes Argument. 

Während der 1970-ern und frühen 1980-ern wurde die marxistische Befreiungs-Theologie zunehmend populär in Latein-Amerika, einem Kontinent, der damals unter dem Joch vieler Militär-Diktaturen (oftmals mit Unterstützung der USA) und der obszönen Ungleichheit in der Verteilung des Wohlstandes litt. Dem Peruanischen Dominikaner Gustavo Gutierrez wid die Prägung des Begriffs "Befreiungtheologie" zugeschrieben. Gutierrez selbst hatte in Frankreich Marxismus studiert, was ihn dazu inspirierte, ein neues Rahmenwerk zum Verständnis der Gründe von Armut zu finden. 

In ihrer radikalsten Form plädierte die Befreiungstheologie für einen Klassenkampf, um die unterdrückenden Reichen zu stürzen. Interpretation des Evangeliums durch eine politische Linse und sogar die Exkommunizierung von Reichen. Eher als auf individuelle Selbstsucht, Gier und andere persönliche Sünden als den Grund für Armut hinzuweisen, diagnostizierten Befreiungstheologen unmoralische nicht persönliche soziale und politische Strukturen. 

Als Antwort darauf veröffentlichte der Vatican 1984 die "Instruktion zu gewissen Aspekten der "Theologie der Befreiung" der Glaubenskongregation  

Ein gemeinsamer Ausgangspunkt

In der Instruktion erkennt Ratzinger an, daß die Befreiungstheologie aus einem wirklich beklagenswerten und unmoralischen sozialen Phänomens entstand. 

- Diese Warnung sollte auf keinen Fall als Ablehnung all jener verstanden werden, die großzügig und in einem echt evangelischen Geist auf die "vorzuziehende Option für die Armen" antworten wollen." Sie sollte überhaupt nicht als Entschuldigung für alle jene dienen, die angesichts der tragischen und drängenden Probleme des menschlichen Elends und der Ungerechtigkeit, eine Haltung der Neutralität und Indifferenz beibehalten. [...] Mehr den je plant die Kirche Mißbrauch, Ungerechtigkeit,  und Angriffen auf die Freiheit zu verurteilen, wo immer sie sich zeigen und wer immer sie begeht. Sie will mit ihren eigenen Mitteln für die Verteidigung und Förderung der Rechte der Menschheit besonders der Armen, kämpfen. -

Anderswo im Dokument verdammt Ratzinger "den Skandal der schockierenden Ungleichheit zwischen Reichen und Armen". Dabei erinnert er an die Enzyklika Laborem exercens von Johannes Paul II., die zum neunzigsten Jahrestag der Veröffentlichung von Leos XIII. Rerum novarum verfasst wurde. Leos bahnbrechendes Dokument verurteilte sowohl die unfaire Behandlung von Industriearbeitern als auch die falschen Versprechungen des Marxismus; Leo ermutigt die Arbeitnehmer ausdrücklich, sich gewerkschaftlich zu organisieren und friedlich für eine bessere Behandlung zu kämpfen. Johannes Paul weist auf die seit der Zeit Leos XIII. erzielten industriellen Fortschritte hin und stellt dennoch fest-:

-Unglücklicherweise für Millionen fähiger Arbeiter bedeuten diese Veränderungen vielleicht Arbeitslosigkeit- zumindest vorübergehend. oder sie brauchen eine Umschulung. Das wird wahrscheinlich zu einem Rückgang oder einer langsameren Zunahme des materiellen Wohlstands in den entwickelteren Ländern führen. Aber sie können auch Erleichterung und Hoffnung für die Millionen bringen, die heute in schändlicher und unwürdiger Armut leben. Es ist nicht Aufgabe der Kirche, die Konsequenzen wissenschaftlich zu untersuchen, die diese Veränderungen auf die menschliche Gesellschaft haben können..Aber die Kirche betrachtet es als ihre Aufgabe, die AUfmerksamkeit auf die Würde und die Rechte jener, die arbeiten zu lenken und Situationen zu verurteilen, in denen diese Würde ind diese Rechte verletzt werden und zu helfen die zuvor erwähnten Veränderungen zu leiten um den wahren Fortschritt durch den Menschen und die Gesellschaft sicher zu stellen. -

Mit anderen Worten Kardinal Ratzinger, Johannes Paul II und Leo XIII verdammen alle die Gier, die zu einer Verarmung der Arbeiter-Klasse geführt hat. Tatsächlich erschien der Marxismus, der anthropologisch fehlerhaft war und katastrophale Ergebnisse hatte, nicht aus dem Nichts. Als er während der Industriellen Revolution in England lebte, sah Marx direkt die Ausbeutung der Arbeiter. Die soziale Ungerechtigkeit brauchte Abhilfe, aber der Marxismus sollte sich als giftiges Heilmittel erweisen. "

Fortsetzung folgt....

Quelle: F. Mazurczak , Catholic World Report

 

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