Montag, 25. September 2023

Ratzinger und Wojtyla hatten mit ihrem Urteil über die Befreiungstheologie Recht, Fortsetzung

Fortsetzung von hier und hier

"Ein unmöglicher Dialog" 

1985 veröffentlichte der italienische Journalist Vittorio Messori den "Ratzinger Report" , eine Aufzeichnungen seiner Unterhaltung mit dem Präfekten der Glaubenskongregation. Einer der Kapitel handelt von der Befreiungstheologie, das Unterkapitel war dem Versuchen gewidmet, den Marxismus mit dem Christentum zu versöhnen und trug den Titel "Ein unmöglicher Dialog".

An der Beeinflussung Katholischer Denker durch nicht-christliche Tendenzen ist nichts Neues oder in sich Falsches. Berühmt ist der große Einfluss von Aristoteles auf den Hl. Thomas, während Dante in seiner "Göttlichen Komödie" die Sorge ausdrückt, daß sein geliebter Virgil vor Christus gelebt hat und nicht gerettet werden könnte. In jüngerer Zeit kombinierte der spätere Papst Johannes Paul II als Professor für Philosophie an der Universität Lublin den klassischen Thomismus mit den Methologien der philosophischen Phänomenologie des 20. Jahrhunderts, als er seine Werke wie Liebe und Verantwortung, Die handelnde Person oder Lubliner Vorlesungen schrieb.

Aber der Marxismus resultiert aus Annahmen, die nicht nur dem Christentum widersprechen, sie sind ihm tatsächlich feindlich. Marx nannte die Religion bekanntermaßen als "Opium für das Volk". Er glaubte, daß Religion ein Hindernis für den Fortschritt der Arbeiterklasse sei, die eher für eine bessere Behandlung in ihrem irdischen Leben (der einzigen Existenz, die Marx als Atheist anerkannte) kämpfen sollte aber durch Phantasien von einem Leben nach dem Tod betäubt war. Nicht überraschend ist, daß der Marxismus überall, wo er die Macht erlangte, Religion brutal unterdrückte, das am stärksten antireligiöse kommunistische Regime war Enver Hodschas Albanien, das jede Form von Religionsausübung verbot und jene, die  sie aktiv betrieben grausam verfolgte.

Im zweiten Band seiner meisterhaften Biographie von Papst Benedikt XVI argumentiert Peter Seewald, daß die Skepsis des deutschen Papstes gegenüber der Befreiungstheologie aus der Erinnerung an seine Kindheit resultiere. Als die Nazi-Partei in Ratzingers Heimat an die Macht kam. machten einie Christen den blasphemischen Fehler, zu versuchen von Grund auf anti-christliche, heidnische und rassistische Ideologie mit dem Evangelium zu versöhnen. Darüber hinaus, argumentiert Seewald, erinnerte sich Ratzinger an das anarchistische Chaos, das vom Marxismus besessene Studenten in den späten 6o-er Jahren an der Universität Tübingen anrichteten. 

Es ist wahrscheinlich, daß Johannes Paul II sich auch an die Versucher des kommunistischen Regimes in Polen erinnerte, kollaborierende Organisationen innerhalb der Kirche zu schaffen, die die PAX-Gemeinschaft oder die Bewegung "Patriotische Priester". Diese Gruppen wurden einfach von den Kommunisten benutzt, um die Kirche zu spalten, während die das Evangelium verrieten und daran arbeiteten, den tapferen Verteidiger der polnischen Nation gegen die marxistische Tyrannei wie die Kardinäle Stefan Wyszynski oder Adam Stefan Sapieha Schaden zuzufügen. 


Nein, sie wird nicht befreien

Ich glaube, daß ein Dialog zwischen dem Christentum und dem Marxismus nicht nur unmöglich sondern auch nicht wünschenswert ist. Ich bin sehr skeptisch bzgl. der Versuche des verstorbenen Michael Novaks, den Thatcher-Neoliberalismus mir der katholischen Soziallehre zu versöhnen. Aber seine Studie über die Befreiungstheologie "Wird sie befreien?" beurteile ich als brillante Kritik der kontroversen Theologie.

Novak schreibt, daß die bloßen Voraussetzungen der Befreiungs-Theologie fehlerhaft waren, Er stellt fest, daß die Befreiungs-Theologie den Kapitalismus als Quelle des lateinamerikanischen Elends ansah. Aber-so argumentier Novak-, Lateinamerika war in den 1970-er und 1980-er Jahren nicht kapitalistisch sondern feudal. 

Vor dem brutalen Bürgerkrieg in El Salvador, in dem die Bauern des Landes um das Eigentumsrecht an dem Land. das sie bearbeiteten kämpften, war das gesamte Land in den Händen der sprichwörtlichen "vierzehn Familien". (Übrigens war der großer Märtyrer des Landes, der H.Oscar Romero, im Gegensatz zu dem, was viele glauben, in keiner Weise ein Befürworter der Befreiungs-Theologie, sondern ein orthodoxer, sogar konservativer  Verkünder der katholischen Soziallehre).Ebenso war vor der Sandinistischen Revolution 1979 das meiste Land im Besitz weniger. Das klingt nicht wie Dickens´ London, die heutigen westlichen Länder noch  weniger wie das mittelalterliche Europa.

Ebenso verdankt Mexiko, ein Land das große Möglichkeiten hat, aber durch große sozio-ökonomische Ungleichheit niedergehalten wird, seine Misere nicht dem Kapitalismus sondern den 7 Jahrzehnten Herrschaft der Partido Revolucionario Institucional, einer anti-amerikanischen, anti-klerikalen und anti-kapitalistische, autoritären Partei, die die Eigentumsrechte begrenzte und Mexiko von der Welt abschloss. 

Karl Marx hat fälschlicherweise vorhergesagt, daß die kommunistische Revolution im industriellen England stattfinden würde und nicht im feudalen Rußland; während es während der industriellen Revolution bei der Behandlung der britischen Arbeiterklasse enorme Ungerechtigkeit gab, ist das Vereinigte Königreich dank des freien Marktes (wenn auch nicht ohne Ungleichheit und Armut) heute eines der reichsten Länder der Welt. Um das Scheitern des Kommunismus zu sehen, braucht man nicht weiter zu schauen als auf den großen Unterschied zwischen den beiden Koreas. 

Im 20. und 21.Jahrhundert haben marxistische Regierungen Rußland, halb Europa, verschiedene Länder in Lateinamerika (Kuba, Nicaragua, Venezuela) und Asien (China, Vietnam, Laos, Kambodscha) und sogar in Äthiopien regiert. Trotz der enormen kulturellen Unterschiede zwischen diesen Ländern, haben die marxistischen Regierungen unterschiedslos zu Massen-Armut und schweren Menschenrechts-Verletzungen geführt. Der aktuelle wirtschaftliche Aufschwung der PRC verdankt sich nur der Vermeidung marxistischer Ökonomie unter Deng Xiaoping. 

Im Ratzinger-Report schreibt der gleichnamige Kardinal, daß ihm als Theologe zwar vor allem die moralischen Auswirkungen der Befreiungstheologie am Herzen liegen, er jedoch nicht davon überzeugt ist, daß sie das materielle Wohlergehen der Lateinamerikaner verbessern wird.

Er stellt fest, daß Befreiungs-Theologen oft selbst West-Europäer sind, oder in West-Europa ausgebildet wurden (in El Salvador z.B. waren die meisten der prominentesten Leuchten der Befreiungstheologie, wie Jon Sobrino oder Ignacio Ellacuria, das spätere Opfer der Gewaltherrschaft in El Salvador, Missionare aus Spanien). Er erzählt Messori, daß das eine Form von "kulturellem Imperialismus" für Denker aus reichen Ländern ist, die versuchen den Entwicklungsländern den Marxismus, eine diskreditierte und gescheiterte Ideologie, aufzuzwingen.

Im Westen hat der marxistische Mythos seine Anziehungskraft auf die Jugend und sogar auf die Arbeiter verloren. Deshalb gibt es den Versuch von diesen Intellektuellen, die selbst außerhalb von Ländern leben, die vom "Realen Sozialismus" beherrscht werden, ihn in die Dritte Welt zu exportieren. Tatsächlich gibt es nur dort, wo der Marxismus-Leninismus nicht die Kontrolle hat, Leute, doe seine illusorische "wissenschaftliche Wahrheit" ernst nehmen.

Die toxischen Früchte der Marxistischen Regime bestätigen Ratzingers Sorgen.

Kirche und Staat eine toxische Kombination.

Als College-Student während der Bush Jr.- und frühen Obama-Jahre hörte ich oft, wie amerikanische Liberale Bush Jr. wegen seiner Ablehnung der Forschung an embryonalen Stammzellen oder der homosexuellen „Ehe“ kritisierten. Ihr Hauptargument war, dass eine solche Politik gegen den heiligen Grundsatz der Trennung von Kirche und Staat verstoße. Moderne westliche Vorstellungen von der Trennung von Kirche und Staat gehen in Wirklichkeit auf Jesu Worte zurück, in denen es darum ging, Cäsar das zu überlassen, was Cäsar gehört, und Gott, was Gottes ist, sowie auf Papst Gregor VII. und den Investiturstreit. Tatsächlich ist es für Thron und Altar gesünder, wenn sie getrennt sind. Allerdings sehe ich in einer freien Demokratie keinen Grund, warum religiöse Gremien sich nicht darüber äußern sollten, was für die Gesellschaft gut ist und was nicht. Interessanterweise protestierten dieselben Anti-Bush-Liberalen aus den frühen Morgenstunden nicht, als der Vatikan von Johannes Paul II. beispielsweise die von den USA angeführte Invasion im Irak kritisierte.

Im College verbrachte ich viele Stunden in meinem Wohnheim damit, dieselben liberalen Studenten, die Bush hassten, davon zu überzeugen, dass Fidel Castro, die Sandinisten und Hugo Chávez keine Helden, sondern Verbrecher waren. Und dies führt zu einem weiteren Problem der Befreiungstheologie, das Kardinal Ratzinger vorausschauend diagnostiziert hat. In der Instruktion schreibt er über die theologische Schule:

-"Nichts liegt außerhalb … politisches Engagement. Alles hat eine politische Farbe.“ Eine Theologie, die nicht „praktisch“, d. h. nicht ihrem Wesen nach politisch, ist, gilt als „idealistisch“ und damit als realitätslos, oder sie wird als Mittel zur Machterhaltung der Unterdrücker verurteilt."

Viele Befreiungstheologen engagierten sich nicht nur öffentlich in der Politik; Sie unterstützten öffentlich absolut böse Regime. In einem Interview nach Fidel Castros Tod lobte der brasilianische Befreiungstheologe Leonardo Boff, der von der CDF zum Schweigen gebracht wurde (wenn auch nicht wegen seines Flirts mit dem Marxismus, sondern wegen seiner heterodoxen Ansicht, dass Jesus die institutionelle Kirche nicht gegründet habe), den Tyrannen und sprach von ihrer "langen Freundschaft“ und stellte fest, daß der kubanische Diktator die Werke der Befreiungstheologen Gutierrez und Frei Betto hoch schätzte.

Tatsächlich unterstützte Castro, ein Diktator, an dessen Händen das Blut Tausender Menschenleben klebte und der Kuba, einst das reichste Land Lateinamerikas, in ein chronisch leidendes, lebendiges Museum des Kommunismus verwandelte, direkt die Befreiungstheologie. Nachdem der Marxist Salvador Allende Präsident Chiles geworden war, reiste Fidel Castro dorthin, um 180 Priestern der Allende-freundlichen Organisation "Christen für den Sozialismus“ seine Unterstützung zu versichern. Unterdessen schloss sich Camilo Torres der maoistischen Terrorgruppe "Leuchtender Pfad“ (Sendero Luminoso) in Peru an, die Priester ermordete, darunter die drei Märtyrer von Chimbote (die seligen Patres Michał Tomaszek, Zbigniew Strzałkowski und Alessandro Dordi, die 2015 gemeinsam selig gesprochen wurden).

Bezeichnenderweise nannte mein Geschichtsprofessor im Grundstudium nur ein paar Stunden nachdem er Johannes Paul II. verunglimpft hatte, Castro „den angesehensten Führer der Welt“ und hielt eine lobende Rede über seine großen „Leistungen“. Unterdessen fungierten unter dem sandinistischen Regime in Nicaragua (das derzeit wieder an der Macht ist), das viele Priester entführt und sich am Völkermord an den Miskito-Indianern beteiligt hat, Ernesto Cardenal, ein Trappist, und sein Bruder Fernando, ein Jesuit, fungierten abwechselnd als Minister für Kultur und Bildung ,(Johannes Paul II. exkommunizierte den ersteren, aber Franziskus hob die Exkommunikation viele Jahre später auf). Ich muss nicht hinzufügen, daß viele der fortschrittlichen Studenten, die ich am College kannte und die über den Sozialkonservatismus von George W. Bush entsetzt waren, aus einem katholischen Umfeld stammten und die Cardenal-Brüder als Helden betrachteten.

Während die industrielle Revolution zu einer allgemeinen Verbesserung des materiellen Wohlstands der Welt geführt hat, leben ganze Nationen weiterhin in bitterer Armut. Die Sozialenzykliken der Päpste können uns Leitlinien geben, wie wir die Welt gleichberechtigter gestalten können. Aufgrund ihrer Zuneigung zum Marxismus und ihrer Nähe zu repressiven kommunistischen Regimen hat sich die Befreiungstheologie jedoch als Idol und Ideologie erwiesen, die gescheitert ist, eine Tatsache, die die Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI. völlig zu Recht anerkannt haben."

Quelle: L. Scrosati, LNBQ


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