Dienstag, 17. Oktober 2023

Briefe von der Synode - keine Rückkehr in die70-er Jahre, kein déja vu!

Xavier Rynne veröffentlicht bei firstthings auch weiterhin Briefe verschiedener Autoren zur Synode .Hier geht´s zum Original:  klicken

"YOGI BERRA UND DIE SYNODE: SCHON WIEDER EIN DÉJA VU?" 

Weil diese BRIEFE ein internationales Publikum erreichen, wird es das Beste sein, mit der Erklärung zu beginnen, daß Lawrence Peter Berra (1925 -2015) ein amerikanischer Baseball-Spieler und ein Schlüsselmitglied der berühmten New-York-Yankee-Teams war, die die nationale Sportszene Amerikas von den späten 1940-ern bis in die frühen 1960-er  dominierte. Berra - besser bekannt als Yogi- gewann in dieser Zeit 10 Meisterschaften der Weltserie, mehr als jeder  andere  Spieler in der  Baseball-Geschichte. Er war ein frommer Katholik und wunderbarer Mensch-von der Sorte, die sogar ich-ein Fan der Baltimore-Orioles und deshalb idiotischer Verächter der Yankees, liebenswert und bewundernswert fand: ganz so wie Brooks Robinson, der große dritte Baseman der Orioles, derkurz bevor die Synode begann, gestorben ist und weltweit betrauert wurde, nicht nur wegen seiner bemerkenswerten Fähigkeiten sondern auch wegen  seiner Freundlichkeit gegenüber jedem, dem er begegnete.

Außer daß er ein Hall of Fame-Spieler war, war Yogi Berra auch ein Weltklasse-Aphoristiker. Hier einige seiner erinnerunswürdigen Zitate.

"Wenn Sie zu einer Weggabelung kommen, nehmen Sie sie."
"Man kann vieles bemerken, wenn man einfach nur schaut"
"Es ist nicht vorbei, bis es vorbei ist."
"Baseball ist zu 90% psychisch; die andere Hälfte ist physisch."

Und dann war da sein klassischer Yogi-ismus während der  Spielzeit 1961, als zwei seiner Yankee- Teamkameraden, Micke Mantle und Roger Maris, homeruns in präzedenzlosem Tempo nach Hause brachten,oft einen nach dem anderen. Nach einer solchen Episode  Rücken an Rücken mit Mantle und Mari, Yogis berühmte Bemerkung:"Es ist schon wieder ein Déja vu.." 

Und das stellt sich als Aphorismus heraus, der auch für die 2023-Synode und für die Erwartungen, die sie in bestimmten katholischen Kreisen erzeugt hat, einige Bedeutung erlangt hat, speziell bei jüngeren Katholiken mit wenig Sinn für die moderne Kirchengeschichte. 

Yogis bon mot über das déja vu kam immer wieder in den Sinn, als die Synode ihrezweite Arbeitswoche beendet hat, während der ihre Mitglieder zu mehreren römischen Katakomben gepilgert sind. Ein Bericht auf der website der Jesuiten-Magazins America besagte, daß  den Synoden-Mitgliedern für den Gebets-Gottesdienst in der St. Sebatian-Katakombe ein Büchlein überreicht wurde, daß den vollen Text von "Pakt der Katakomben" beinhalteten, einen Text, der von 40 lateinamerikanischen Bischöfen kurz vor dem Ende des Zweiten Vaticanischen Konzils in der Domatilla-Katakombe unterzeichnet worden war (und später von Hunderten anderes Bischöfeunterstützt wurde). In diesem Pakt reifen sich die Prälaten selbst zu einem einfacheren, evangelischeren Lebensstil auf, um die Fürsorge für die Armen in ihrem bischöflichen Dienst zu betonen. Mit der Zeit hatte der "Pakt der Katakomben"- wie der Artikel in America berichtet, einen signifikanten Einfluss auf die Entwicklung der lateinamerikanischen Befreiungs-Theologien und die Vision eines Amtes hatte, das die Verteidigung sozialer Gerechtigkeit betonte. Das wurde als Vorbote der guten alten Dinge betrachtet, die von der 2023 Synode und der folgenden 2024-Synoder kommen sollte.


Wieder ein déja vu. Mehr als einer der Synoden-Teilnehmer hat während der letzten zwei Wochen festgestellt, daß bestimmte Aspekte der 2023-Synode - einschließlich der Diskussionen während der  vergangenen beiden  Jahre bis zum aktuellen Treffen in Rom mehr auf eine Rückkehr in die 1970-er fokussiert sind, als auf eine  evangelikale Reise in die Zukunft. Immer wieder sind in den vergangenen Jahren Gedanken, die in den Pontifikaten von Johannes Paul  II und Benedikt XVI als erledigt betrachtet wurden, auf die Katholische Bühne zurückgekehrt und sind gleichzeitig müde Begriffe geworden.

Das Lehramt dieser beiden großen lehrenden Pontifikate, die dem II. Vaticanischen Konzil eine autoritative  Interpretation gegeben und die Kirche zurück auf die ursprüngliche Absicht Johannes XXIII konzentriert haben -Evangelisierung- wird selten zitiert. Wie hier schon vorher notiert, stellt das Arbeitsdokument der Synode oder Instrumentum Laboris die ziemlich bemerkenswerte (um nicht selbst-beglückwünschende) Behauptung auf,. daß das "Volk Gotte unterwegs war-seit Papst Franziskus die gesamte Kirche zur 2021 Synode einberief" als ob das Gottesvolk sich nicht seit Jahrzehnten, sogar Jahrhunderten  bewegt hätte, eine Behauptung, die durch die Erfahrung der lebenden Teile der  Weltkirche (die zu großen Teilen die Lehre Johannes Pauls II und Benedikts XVI akzeptiert hat und mit der  Neu-Evangelisierung fortfahren) widerlegt wird.

Was die Langzeit.-Wirkung des "Katakomben-Paktes" und sein Programm die Kirche zu erneuern, so gibt es für sie ein gutes Argument dafür, daß der lateinamerikanische Katholizismus zur Zeit  des II. Vaticanums Reform und Erneuerung brauchte, nicht zuletzt, weil sein traditioneller  Thron-und-Altar -Bund mit Staatsmacht, sich nach mehreren Jahrhunderten als eher evangelisch-entnervend als als  evangelisch-belebend hatte. (Zeitgenössische katholische Integralisten -beachten Sie das bitte), Es ist jedoch sehr schwer, eine einfache Antwort zu finden, wie dieser Essay auf der America-website, daß die von der Befreiungs-Theologie (und vom Katakomben-Pakt) inspirierte, versuchte Erneuerung der lateinamerikanischen Kirche, gute Früchte getragen habe

So argumentierte ein ehemaliger Vertreter dieser befreienden Art, katholisch zu sein, der brasilianische Servitenmönch Clodovis Boff, vor zwei Monaten, daß die Befreiungstheologie eine der Hauptursachen für den Niedergang der katholischen Kirche in Brasilien gewesen sei, wo die Kirche des Landes einst etwa 90 Prozent der Bevölkerung des Landes beanspruchen konnte und jetzt nur noch etwas mehr als 50 Prozent zählen kann. Es sei an der Zeit, argumentierte Boff, die Kirche wieder auf Christus auszurichten, der "Meister und Herr“ sei, um der Herausforderung der Pfingstbewegung zu begegnen, die schnell wächst, während der Katholizismus schrumpft. Die Linderung der Armut durch die Stärkung der Armen und der Umgang mit Klimaproblemen seien nicht unwichtig, sagte Boff, aber ohne aus Christus zu trinken, der die Quelle ist, versiegt alles, stirbt alles.

Das war natürlich einer der Schlüsselpunkte der beiden Texte zur Befreiungstheologie, die während des Pontifikates von Johannes Paul II von der Glaubenskongregation unter der Leitung von Kardinal Joseph Ratzinger formuliert wurden, Beide-1984 die "Instruktion zu bestimmten Aspekten der Befreiungstheologie"und 1987 die "Instruktion zu Christlicher Freiheit und Befreiung" betonten, daß Befreiung von Sünde und Tod ist uns durch das Kreuz Christi ermöglicht worden und die Gabe der heiligenden Gnade,die uns durch die Kirche Christi vermittelt wurde, ist die grundlegendste und dringendste Form menschlicher Befreiung, weil sie uns in die Freiheit befreit in ihrer tiefsten und authentischsten Bedeutung.Und während diese spirituelle Befreiung auf natürliche Weise zu einem kirchlichen Engagement führt, zu anderen Formen von Befreiung in der Welt, Befreiung von Sünde durch die Gnade bleibt hauptsächlich bei der Evangelisierung und Katechese der Kirche.

Diese katholische Kernwahrheiten wurden durch die Rolle verkörpert, die Johannes Paul II in der Befreiung Zentral- und Ostereuropas vom Kommunismus verkörpert. Indem er in Polen und den Nachbarstaaten zu einer Revolution des Gewissens inspirierte, ermöglichte Johannes Paul eine andere Art politischer Revolution, in der die Tyrannei ohne Massengewalt gestürzt wurde. Wie der große tschechische Schriftsteller und Dissident (und spätere postkommunistische Präsident) Václav Havel wußte Johannes Paul II, daß "die Wahrheit leben" die wirksamste Waffe gegen Tyranneien ist, die ein Monopol auf die materielle Macht haben, aber in geistlichen Dingen des Geistes -und im Geist- hohl sind.

Dennoch- wenn ich Clodovis Boffs Analyse richtig verstehe, war es gerade eine Mißachtung dieser Katholischen Kernwahrheiten einer Christozentrischen Befreiung, die zur Schwächung der Kirche in Latein-Amerika führte. Man kann auch nicht sagen, daß die Verteidigung der sozialen Gerechtigkeit, zu der sich die Unterzeichner des "Paktes der Katakomben" verpflichteten und die im Lateinamerikanischen Katholizismus während der 1970-er so beliebt war, bei der Gründung der kulturellen Voraussetzungen für eine blühende politische und wirtschaftliche Freiheit zwischen dem Rio Grande und Tiera del Fuego erfolgreich war. Sehr wenige Lateinamerikanische Länder haben eine umfassende und gerechte wirtschaftliche Entwicklung oder politische Stabilität im Rahmen der Rechtsstaatlichkeit erreicht. Korruption ist auf dem gesamten Kontinent weit verbreitet; Wenn man darüber nachdenkt, sollte die lateinamerikanische Kirche nicht ein gewisses Maß an Verantwortung für ein großes katechetisches Versagen übernehmen?

Kurz gesagt, was immer der "Katakomben-Pakt" und der Aufstieg der Befreiungs-Theologie erreicht haben mögen, war weder eine Erneuerung der Kirche noch eine Reform der Kultur, Gesellschaft, Wirtschaft und Politik in Latein-Amerika. Und dennoch feiern die Enthusiasten einer bestimmten Gesinnungsart bei der 2023-Synode die Wiederkehr dieses Ansatzes -zu einer Kirche der Kommunion, Teilhabe und Mission .Ist das nicht ein Marsch zurück in die 1970-er anstatt nach vorn in die Zukunft?

Ist das nicht wieder ein déja vu?

Heute vor 45 Jahren, am 16. Oktober 1978, machte die Kirche einen mutigen Schritt in eine neue Zukunft – und einen riesigen Sprung über das kirchliche Elend der 1970er Jahre hinaus –, als das Kardinalskollegium etwas tat, was einen Monat zuvor undenkbar schien und wählte einen 58-jährigen Polen zum Bischof von Rom: den ersten nicht-italienischen Papst seit 455 Jahren und den ersten slawischen Papst überhaupt. Die Wirkung dieser vom Heiligen Geist geleiteten Unterscheidung (Übernahme der bevorzugten Sprache der Synode 2023) wurde schnell deutlich,als Karol Wojtyła, jetzt Papst Johannes Paul II, sechs Tage später bei seiner Inaugurations-Messe vor der Kirche und der Welt stand und mutig verkündete: "Fürchtet euch nicht! Öffnet die Türen zu Christus!“ Daraufhin telegrafierte der französische Journalist André Frossard seiner Pariser Zeitung: "Das ist kein Papst aus Polen. Das ist ein Papst aus Galiläa.“

Eine Kirche in der Flaute wurde dadurch für die christozentrische Mission wiederbelebt, deren Ergebnisse heute überall sichtbar sind: von den platzenden Seminaren Afrikas bis zu von Laien geführten Evangelisierungsbewegungen wie FOCUS (der Gemeinschaft katholischer Universitätsstudenten); von den wachsenden Instituten des geweihten Ordenslebens für Männer und Frauen bis hin zu den lebendigen katholischen Campus-Seelsorgediensten, die überall in den Vereinigten Staaten und in globalen intellektuellen Zentren wie Oxford zu finden sind; in der Pro-Life-Bewegung und ihrem Dienst für Frauen in Krisenschwangerschaften und ihre ungeborenen Kinder; in der Vitalität der griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine und der bemerkenswerten Ukrainischen Katholischen Universität; und nicht zuletzt in den lebendigen Pfarreien überall auf der Welt, die die institutionelle Grundlage des lebendigen Katholizismus bilden.

Ein synodaler Prozess zur Förderung von Gemeinschaft, Teilhabe und Mission sollte von der historischen Proklamation inspiriert sein: "Habt keine Angst! Öffnet die Türen zu Christus!“ Ein synodaler Prozess zur Förderung von Gemeinschaft, Teilhabe und Mission sollte aus dem Wachstum des Glaubens, des Zeugnisses und der Nächstenliebe lernen, das das Ergebnis der Beantwortung des Aufrufs von Johannes Paul II. zur Neuevangelisierung war. Ein synodaler Prozess zur Förderung von Gemeinschaft, Teilhabe und Mission sollte kein Aufruf zur Rückkehr in die 1970er Jahre sein.

Das heißt, das "Volk Gottes“. . . darf in der Synode nicht erneut zu einem Déjà-vu zurück geführt werden."

Forstsetzung folgt...

Quelle: X. Rynne, firstthings

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