Dienstag, 17. Oktober 2023

Messa in Latino interviewt Kardinal Burke

Messa in Latino veröffentlicht das Interview, das Philippe Maxence von L´Homme nouveau mit Kardinal R. Burke zum Thema Synode und Synodalität geführt hat. Hier geht´s zum Original: klicken

"INTERVIEW MIT KARDINAL BURKE ÜBER DEN SOGENANNTEN  SYNODALITÄTSAPROZESS"'

Ph: Maxence:  In einem Interview mit ACN am 10. August sagten Sie, daß ein Großteil des aktuellen Sturms mit der populistischer Rhetorik über die Kirche, einschließlich ihrer Disziplin, zusammenhängt. Was meinte er damit?

Kardinal Burke:"Leider beobachten wir, wie viele Mitglieder der Kirche (manchmal mit ziemlich hoher Verantwortung in der kirchlichen Hierarchie und in dieser Eigenschaft Garanten in besonderer Weise für die Bewahrung und Verbreitung des Glaubensdogmas) den Glauben nicht mehr klar verkünden, sondern im auf zweideutige Weise  das behaupten, was ein Rand der Gesellschaft und die Medien gern hören möchte. Das  ist eine Form des Populismus-in dem Sinn. daß es datum geht, dieser Minderheit zu gefallen und nicht mehr das Glaubensbekenntnis, die Disziplin der Kirche, konstant seit den Aposteln-zu verkünden und zu erklären." 

Sie schreiben im Vorwort, das Sie für das Buch "Der Synodale Prozess: Eine Büchse der Pandora" von Julio Loredo und José Antonio Ureta verfaßt haben, daß "Synodalität"und  das Adjektiv "synodal" zu  echten Schlagworten geworden sind. Ist das nicht ein typisch revolutionäres Verfahren, das auf die Lehre der Kirche angewandt wird, nämlich an die Stelle von theologischen Konzepten Losungen zu setzen, um eine ekklesiologische Umwälzug herbei -zuführen?

"Die Verwirrung, in der wir in Fragen der Theologie, der Moral und sogar der elementaren Philosophie leben,  wird durch einen großen Mangel an Klarheit des  verwendeten Vokabulars genährt und das ist wahrscheinlich von einigen beabsichtigt. Wir  sind  Zeugen einer  semantischen Verschiebung bei bestimmten Worten und Ausdrücken, die die Lehre der Kirche in einigen Punkten unverständlich macht. Ich könnte in diesem Zusammenhang z.B. den Ausdruck "Barmherzigkeit Gottes" anführen. Aber manchmal werden auch neue Wörter eingeführt oder auf die Spitze getrieben, ohne daß es  eine klare Definition gibt, wie es beim Begriff  Synodalität der Fall ist.
Wenn diese Begriffe in den Mittelpunkt rücken und nicht klar definiert sind, steht die Tür offen für jeden, der sie so interpretieren will, daß er mit der ständigen Lehre der Kirche zu diesen Themen bricht. Die Geschichte der Kirche  lehrt uns, daß die Lösung der schlimmsten Krisen, wie z.B. der arianischen Krise, immer mit einer großen Präzision im Vokabular und bei den verwendeten Begriffen beginnt." 

Viele Laien sind verblüfft über die angewandte Methode, die darin  besteht, Fragen zu stellen, so daß es scheint, als würden sie die Richtung der Antwort schon im Voraus zu bestimmen, und die seltsam an die Methoden erinnern, die zur Manipulation von Baugruppen verwendet werden. Ist das eine verzerrte, zu politische und zu weltliche Wahrnehmung dieser Texte?

"Es scheint, daß die Ergebnisse der Synode im  Voraus bekannt sind, trotz des Gegenteils dessen, was behauptet wurde. Es ist klar, daß eine verzerrte und politische Wahrnehmung auf kaum verhüllte Weise am Werk ist. Die Leiter der Synode haben im Interview mit Zeitungen angedeutet, daß die Arbeit in kleinen Sprachgruppen gemacht wird und daß die Arbeit als Ganzes höchstwahrscheinlich den Teilnehmern nciht zur Abstimmung vorgelegt wird, zumindest nicht während dieser Sitzung. Es wurde auch angekündigt, daß das Papst-Geheimnis alle Debatten abdecken soll. Die Mitglieder dieses Plenums wissen also nicht, ob der Inhalt des Schlussberichtes dem entspricht, was in den Sprachgruppen gesagt wurde. Es wäre daher in der Tat extrem einfach, eine solche Gruppe zu manipulieren." 


Ein Punkt, der den einfachen Gläubigen besonders aufgefallen ist, ist der offenkundige Wunsch, alle sexuellen Neigungen als solche zu akzeptieren anstatt die  Menschen willkommen zu heißen, um sie zur Umkehr zu Christus und seiner Kirche einzuladen. Was ist Ihrer Meinung nach passiert? 

"Die Moraltheologie hat alle ihre Bezugspunkte verloren. Es ist dringend notwendig, den moralischen Akt in seiner Gesamtheit und nicht nur in seinem subjektiven Aspekt  zu betrachten. Der bevorstehende Jahrestag der Veröffentlichung von Veritatis Splendor kann uns dabei helfen. Ich begrüße und unterstütze die Initiativen, die ich zu diesem Thema sehen konnte. Die Gebote des Dekalogs sind gültig und werden gültig bleiben, wie es zu jeder Zeit immer war, einfach weil sie untrennbar mit der menschlichen Natur verbunden ist."

Während ein Empfangen ohne Unterscheidung  zu den Schlagworten des Textes gehört, scheinen die Katholiken, die nach den Anforderungen des Glaubens zu leben versuchen, unter Achtung des Gesetzes der Kirche und des Sittengesetzes, nicht berücksichtigt zu werden. Junge Eheleute, junge Familien, die mit ihren Kindern in einer zunehmend feindseligen Umgebung ein christliches Zuhause gründen wollen, werden beiseite geschoben. Sind sie nicht einer der Aspekte der Zukunft der Kirche?

"Wir müssen diese Ungerechtigkeit mit einem übernatürlichen Blick betrachten. Wir wissen, daß das Gute in Gottes Augen geschätzt wird und daß es entsprechend der Gerechtigkeit belohnt wird, so wie Böses bestraft wird, Viele junge Menschen sind sich dessen bewußt und bemühen sich, mit Unterstützung der  Sakramente ein authentisches Leben des  Glaubens, der Hoffnung und  der Liebe zu führen. Das ist offensichtlich die wahre Zukunft der Kirche, die einzige, die wirklich die Frucht der Ablehnung und Verfolgung bringen wird, manchmal auch das rote Martyrium des Blutvergießens, um treue Zeugen ind Mitarbeiter Christi zu sein." 

Wie analysieren Sie die Tatsache, daß die Laien bei einer Bischofssynode Srimmrecht haben? Geben die Synoden der Ostkirchen, von denen man sagt, sie seien inspiriert, den Laien einen solchen Raum? 

"Ich stehe in regelmäßigem Kontakt  mit den Bischöfen und Priestern des Ostens, mit Katholiken und Orthodoxen, und sie alle haben mir anvertraut, daß sie die Art und Weise ,wie die Synode organisiert ist, nichts mit den Ost-Synoden zu tun hat. Das gilt für die Stellung der Laien bei diesen Versammlungen, aber auch ganz allgemein für die Kriterien des Funktionierens und die behandelten Fragen. Es herrscht eine ständige Verwirrung um das Wort Synodalität, das künstlich mit einer östlichen Praxis  gleichgesetzt werden soll, das aber in Wirklichkeit alle Merkmale einer neuen Erfindung aufweist, u.a. gerade in Bezug auf die Laien."

Die Lektüre des Textes offenbart ein gewisses Unbehagen, der ausgeprägte Wunsch, eine "synodale Kirche" zu errichten, erweckt den Eindruck, so weit gehen zu wollen, die Hierarchie der Kirche, die dennoch von Christus errichtet wurde, umzustürzen. Ist diese Wahrnehmung falsch? 

"In der Tat wird uns gesagt, daß die Kirche, zu der wir uns bekennen, in Gemeinschaft mit denen, die uns seit der Zeit der Apostel im Glauben vorausgegangen sind, eine ist, katholisch und apostolisch, und daß sie jetzt durch Synodalität definiert werden muß, ein Begriff, der in  der Lehre der Kirche keine Geschichte gibt. Es handelt sich offensichtlich um eine künstliche Konstruktion, die mehr einer menschlichen Ausarbeitung ähnelt als der Kirche, die auf dem Stein erbaut ist, der Christus ist .(1 Kor 10,4)"

In dieser Hinsicht enthält das Instrumentum laboris für die nächste Synoden-Versammlung in den angegebenen "Umrissen", keine wirklichen und eigentlichen Häresien (z.B. das Hören auf das Volk Gottes zur üblichen Form der Entscheidungsfindung in der Kirche zu machen; das Zusammenrücken der Teilkirchen würde den Papst verpflichten, sie zu übernehmen). Welche Formen könnte das Glaubensbekenntnis der pars sanior (des gesünderen Teils) des Kardinalskollegiums und des Episkopats annehmen?

"Das Instrumentum laboris enthält gewisse Aussagen, die in eindrucksvoller und ernster Weise von der immerwährenden Lehre der Kirche abweichen. Zuallererst müssen wir unseren Glauben öffentlich bekräftigen. Dabei haben die Bischöfe die Pflicht, ihre Brüder und Schwestern im Glauben zu bestärken,. Bischöfe und Kardinäle  brauchen heute viel Mut, um sich den schweren Irrtümern zu stellen, die aus dem Inneren der Kirche selbst kommen. Die Schafe sind auf den Mut des Hirten angewiesen, die sie vor dem Gift der Verwirrung, des Irrtums und der Spaltung schützen müssen.
Aus diesem  Grund haben wir zusammen mit anderen Kardinälen, die alle von verschiedenen Kontinenten kommen, dem Papst im Sommer mit den Dubia eine Reihe von Punkten vorgelegt, die zum Depositum fidei gehören und die heute in Frage gestellt werden. Viele Brüder im Bischofsamt und sogar im Kardinalskollegium unterstützen diese initiative, obwohl sie nicht auf der Unterzeichnerkiste stehen,.
Aber jeder kann und muß im Rahmen seiner Kompetenzen stets die legitime Autorität respektieren und für die beten (CIC 1983,212 §3) um ein Glaubensbekenntnis abzulegen in diesen Zeiten, in denen er verdunkelt zu sein scheint."

Man hat den Eindruck, daß dieses Pontifikat Aktionen durchführt, die darauf abzielen, eine irreversible Situation der Verwirrung zu schaffen. Haben Sie Hoffnung auf eine Reaktion in der Zukunft? 

"Obwohl die gegenwärtige Verwirrung besonders groß und sogar historisch wichtig ist, glaube ich nicht, daß sie unumkehrbar ist. Die Pforten der Hölle werden die Kirche nicht überwältigen (Mt 16,18). Der Herr hat uns versprochen, bis zum Jüngsten Tag bei uns in der Kirche zu bleiben (Mt.28,20) Wir können immer auf den Herrn durch die Kirche vertrauen- Und gewiss dürfen wir den Herrn niemals im Stich lassen, indem wir in der Kirche bleiben. Wir sind jedoch gezwungen zu beobachten, wie viele Seelen aufgrund dieser Verwirrung den Weg des Verderbens einschlagen, weswegen viel gebetet und gehandelt werden muss, um sie schnell wieder zu zerstreuen." 

Traditionis Custodes ist weit über diejenigen hinaus nicht verstanden worden, die die traditionelle Liturgie  lieben. Wären Sie für eine schlichte und einfache Liberalisierung, wenn das möglich wäre?

"Traditionis Custodes hat gewiss nicht dazu beigetragen, die Verwirrung zu verringern, im Gegenteil war eine sehr große Zahl von Gläubigen, die der Kirche aufrichtig verbunden sind, etwas beunruhigt über dieses päpstliche Dokument, das als hart und zu Unrecht streng empfunden wurde. Es ist notwendig, ihnen schnell die Freiheit zurückzugeben, die Sakramente nach dem Usus Antiquior zu leben, der Dutzende von Generationen von Christen im Glauben genährt hat.

Neben anderen rechtlichen Problemen, die dieser Text aufwirft, bedauere ich, daß die Ergebnisse der Vorkonsultation der Bischöfe nicht zumindest in einer Zusammenfassung veröffentlicht wurden. In diesem Zusammenhang beobachte ich, wie eine kleine Gruppe von Menschen das Ergebnis einer breit angelegten Konsultation stark beeinflussen kann, was leider auch an die Erfahrung der Familiensynode erinnert. 

Für diejenigen, die vor der Bedeutung der liturgischen Frage nicht überzeugt sind, ist es dringend notwendig,sich an den Rat Gamaliels in der Apostelgeschichte (5,38 -39) zu erinnern. Das ist es, was ich euch sage: kümmert euch nicht um diese Männer und lasst sie gehen. Denn wenn diese Theorie oder Tätigkeit menschlichen Ursprungs ist, wird sie vernichtet werden, aber wenn sie von Gott kommt, werdet ihr sie nicht besiegen können, damit ihr nicht gegen Gott kämpft!"

Quelle: P. Maxence, Messa in Latino

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