bei liturgicalnotes heute über das Lutherische "Rechtfertigung nur durch den Glauben", Gebete für die Seelen im Fegefeuer und Pelagianismus. Hier geht´s zum Original: klicken
"PELAGIANISMUS UND DAS GEBET FÜR DIE VERSTORBENEN"
Vor einiger Zeit haben wir Busse nach Shipton-under-Wychwood genommen (haben wir nicht hinreissende Ortsnamen in England) und machten einen Spaziergang im Tal des Evenlode (und wunderschöne Fluß-Namen ?) . In der Kirche von Chipton gibt es eine Messingtafel mit einem Pallimpsest.
Die Vorderseite der Tafel trägt ein Inschrift über eine Frau, die 1548 starb. Interessanterweise enthält sie keinen Hinweis auf die Erwartung, daß es angemessen sein könnte, für den Frieden ihrer Seele zu beten. Das verlangt nacb einer Erklärung: draußen in den Hinterwäldern von Oxfordshire erhoben sich 1549 die Menschen zu einer Rebellion gegen das Prayer-book. Also erwartet man nicht, dort einen Hinweis auf einen Protestantismus zu finden, der damals außer in einigen kleinen Gebieten im Osten Englands nur wenige Fortschritte machte. Aber die Inschrift versichert uns fröhlich, daß ihre Tugenden und tugendhaften Taten sie zweifellos direkt in den Himmel geführt haben.
Sie brauchen mich nicht zu erinnern, daß diese Himmelfahrt nicht ganz das ist, was das gute, arme Mönchlein Luther zu meinen glaubte, als er die Rechtfertigung allein durch den Glauben einführte. Aber es gab in den folgenden protestantischen Jahrhunderten tausende von Grabinschriften in dieser Richtung, die eine gewisse sichere und sofortige Heiligkeit für jeden Verstorbenen behaupteten, dank ihrer unglaublich tugendhaften Leben (da ist eine Geschichte von einem kleinen Mädchen, die die Inschriften auf den Grabsteinen auf einem Friedhof las und fragte "Mama, wo sind alle die bösen Leute begraben?).
Ich frage mich, ob irgendjemand je eine Interpretation geschrieben hat, wie der akademische doktrinale Protestantismmus von Luther und Calvin (Glaube, nicht Werke) zu solcher unmittelbaren und offensichtlich automatischen Leichtigkeit zum präzisen und zum genauen Gegenteil (Werke) führte, praktisch zu einem populären Pelagianismus.
Ich habe eine Theorie dazu. Es ist nämlich genau das viel verspottete "Kirchensystem“ mit seiner finanziellen Verbindung zwischen der Vergütung des Klerus und Messen für das Wohlergehen der Seelen der verstorbenen Gläubigen, das die gewöhnlichen unakademischen Mittelalterlichen de facto daran erinnerte, daß wir alle Sünder sind, und auf Gottes gnädige Barmherzigkeit für unsere Erlösung angewiesen sind. Wenn man das de facto wegnimmt, werden gewöhnliche unakademische Leute, die ein konzeptionelles Vakuum füllen müssen, es in ihren eigenen Köpfen durch die Annahme ersetzen, daß die kürzlich verstorbene Mary Smith keine Messen mehr für ihre Seele braucht – das hat die Regierung gerade erklärt Das hat dazu geführt, daß das gesamte Vermögen aller Kirchen beschlagnahmt wurde. Wenn wir also Frau Smith lieben, müssen wir davon überzeugt sein, daß ihre guten Taten alle Sünden überwiegen.
Es wird psychologisch wichtig, die beunruhigende Konsequenz zu meiden, daß sie, wenn dem nicht so ist, in der Hölle ist. Wenn es außerdem kein Fegefeuer gibt, dann ist sie bereits im Himmel ... oder in der Hölle. Also ... das ist mein vorläufiger hypothetischer Vorschlag ... die paradoxe Betonung der Erlösung durch Werke im populären Protestantismus (die letztendlich zu einem oberflächlichen Universalismus führen soll, der davon ausgeht, daß am Ende alle gerettet werden, außer wahrscheinlich Adolf Hitler und Myra Hindley), entstand 1548 aus einer Massenkrise des populären Umdenkens über die Soteriologie und die Verstorbenen.
Auf der Rückseite des Messings, im wiederverwendeten Original aus dem Jahr 1492, haben wir eine starke Erinnerung an das komplexe und tief verwurzelte System, das durch die Unterdrückung der Pfarreien zerstört wurde. Es handelt sich um einen Bericht über Vermächtnisse für Messen und Klagelieder an die Gilde Unserer Lieben Frau in Aylesbury. Vermutlich gelangte es durch die Plünderungen, die auf die Aufhebung der Pfarreien folgten (Statut vom Dezember 1547), auf den Markt. Es erinnerte mich an die handschriftliche Beschreibung der Schenkungen von Sir John Percival, dem Oberbürgermeister von London zur Zeit der ersten Tudor-Dynastie, die neben seinem Grab in der Londoner Stadtkirche S. Mary Woolnoth hing; Vermutlich sollten solche öffentlichen Erklärungen zumindest teilweise sicherstellen, dass zukünftige Generationen die Bestimmungen erfüllen. *Auf der Rückseite einer Tafel in S Mary Woolnoth wiederentdeckt; Interessierte können einen Bericht in einem Artikel finden, den ich 2007 in den Transactions of the Devonshire Association veröffentlicht habe (vielleicht lesen sie auch Duffy Stripping, S. 515ff. noch einmal). Das Dokument von Sir John blieb erhalten, weil es neben all den Bestimmungen für Messen für seine Seele, die 1548 überholt sein werden, einige andere Bestimmungen für Wohltätigkeiten gab, die dadurch nicht überholt wurden. Eine spätere Hand hat diese erhaltenen Bestimmungen mit einem Pfeil am Rand markiert."
Quelle liturgicalnotes, Fr. J. Hunwicke
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