Montag, 27. November 2023

Fr. Hunwicke spricht...

bei liturgicalnotes heute über die Rache als Tugend und greift dabei -gewohnt gelehrt- auf die Aeneis zurück und die Rache des Aeneas an Turnus, die im 15. Jahrhundert bemüht wurde, um die Legitimität der Ermordung König Richards III und des Thronanspruches des Hauses Tudor zu untermauern.
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                                "TUDOR -FRÖMMIGKEIT"

Von Zeit zu Zeit erinnere ich die Leser an die doppelte Richtung des Sinnes der Worte Pius und Pietas in liturgischen Texte: jedes kann auf Gottes Pflicht, seine Treue uns gegenüber ("liebende Güte") und unserer Ihm gegenüber ("wahre Religion") hinweisen. In der säkularen Politik im der Zeit des Neuen Testamentes, im augusteischen Rom, wurde oft ein weiteres Spiel ausgespielt.

Pius bezog sich auf einen, der seine Pflicht erfüllte (Land, Familie, Götter usw.); da gab es ein Gegenüber, Scelestus (abgeleitet von Scelus, Sceleris) - was einfach nur einer war, der es versäumte, pius zu sein, sondern einer, der sich in jeder Hinsicht vorsätzlich und kategorisch oppositionell verhielt.

Vergils Aeneis ist die Quintessenz, das buchstäbliche Beispiel dafür. Studenten, die in einige hundert oder so Zeilen der  Aeneis eingetaucht wurden, denken vielleicht, dass es um Dido und Lerves geht. Das tut es nicht; es ist die letzte Seite, die das Thema anzeigt und auflöst. Turnus ist der Gnade des Aeneas ausgeliefert; Turnus ist der anmaßende Mörder des Knaben Pallas. Trotz allem ist Aeneas versucht, milde zu sein. Aber dann sieht er den Schwertgurt, den Gürtel, den Turnus dem Jungen entrissen hat...und so tötet Aeneas Turnus mit neu entfachter Wut und behauptet, daß es Pallas ist,  der in Wirklichkeit Turnus tötet"Pallas immolat et poenas scelerato ex sanguine sumit". (Beautiful Esses!!)

Rache, ultio, ist die große Tugend des Aeneas... der Tempel des Mars Ultor ist dafür das plastische Symbol."Meinen Vater Caesar rächen" war das zentrale Ziel des  Octavianus. Aber den Mörder eines Knaben töten - geht noch weiter, ist eine noch entschlossenere Rache der Tugendhaften. 

Und das macht die Ideologie der Aeneis XII so unendlich nützlich für die Tudors; weil  Richard III die beiden Prinzen ermordet hatte und so verdiente...usw...

Wenn er das wirklich getan hat...ich habe dazu keine Meinung und drücke keine Vorurteil  aus. 

In der British Library gibt es zwei entzückende kleine Bücher aus der Zeit zu Beginn der Tudor-Zeit. Das erste zeigt wunderschön gestaltete Windhunde ... ein Tudor-Symbol. Das Buch muss zwischen 1486 und 1487 stammen und verwendet die königlichen Farben Blau und Rot (sowie die weißen und grünen Tudor-Lackfarben). All dies dient dazu, Prosa und Verse des italienischen Humanisten Giovanni Gigli, 1434-1498, später Bischof von Worcester, zu würdigen (ich glaube nicht, daß er zu der Art von Bischöfen gehörte, die man anrief, wenn man ein Loch im Dach der Sakristei hatte), aber zu dieser Zeit ein Ablassverkäufer und ... eine aufschlussreiche Kombination ... ein Autor der reinsten klassizistischen lateinischen Verse war. Er macht deutlich, daß er von Richard Fox, dem designierten Bischof von Exeter und einem der engsten Vertrauten Heinrichs VII., erwartet, daß er dem König seine Verse zeigt.

Das zweite Büchlein stammt aus dem Jahr 1485/86 und sollte einem anderen aus Heinrichs engstem Kreis, dem künftigen Kardinal Morton, vorgelegt werden. Es enthält eine Abhandlung über die Heiligsprechung ... die ihre Relevanz aus der Sache Heinrichs VI. ableiten muss.

Die Position Heinrichs VII. war weniger sicher gewesen, als man im Nachhinein annehmen könnte; Es war erst Monate her, seit er selbst in das Reich eingedrungen war und mit einem sehr geringen Titel die Krone an sich gerissen hatte. Gigli konnte in seinem Epithalamium, das Heinrichs Hochzeit feierte, kaum etwas Besseres finden, um diesen königlichen Coup zu untermauern, als die Behauptung, daß das Reich Tudor seinem Onkel Heinrich VI. zu "verdanken“ sei und daß er damit auf jeden Fall die Manen der ermordeten Jungen besänftigte. Er belohnte den Ultor solcher Scelera mit dem Königreich des Tyrannus ... ein sauberer gordischer Weg durch einen Knoten ... vorausgesetzt natürlich, daß Richard wirklich der Mörder war ...

Giglis Vers deutete darauf hin, daß der junge Prinz Arthur dazu bestimmt war, der erste Monarch einer großen neuen Artus-Dynastie zu werden."

Quelle: liturgicalnotes, Fr. J. Hunwicke  

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