In einem Beitrag für La Nuova Bussola Quotidiana setzt sich Luisella Scrosati mit der Rolle von Ursünde, Sünde und Teufel im Alten und im Neuen Testament und in der Kirchenlehre, sowie sie sich über die Jahrhunderte entwickelt hat, auseinander.
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"DIE URSÜNDE IN DER HL. SCHRIFT "
Die Ursünde ist etwas Konkretes, ohne die weder die Erlösung noch der Rest der Wirklichkeit verstanden werden kann. Das Neue Testament wirft ein Licht auf Genesis 3. Drei Gegensätze: Adam - Christus, einer- viele, Ungehorsam - Gehorsam.
Setzen wir also unseren Kommentar zum Credo fort und-wie letztes mal angekündigt- die Frage nach der Ursünde, einen sehr wichtigen, vieldiskutierten Punkt des katholischen Glaubens aufgreifen. Aus diesem Grind dachte ich, daß ich ein bisschen länger bei diesem Aspekt verweile und versuche, etwas zu zeigen, daß wir mit jedem Glaubensdogma tun sollten, was wir aber aus Zeitgründen nicht tun und das ist, zu zeigen, wie diese Glaubenswahrheit in der Schrift gegenwärtig ist, wie sie sich in den Jahrhunderten in der Hl.Tradition entwickelt hat, wie sie vom Lehramt angenommen und geregelt wurde. Es ist wichtig, diesen Prozess zu verstehen, gerade weil die Kirche bei der Offenbarung nichts wegnehmen und nichts hinzufügen kann, sie kann sich nicht durch jemandes Wünsche äußern, sie
kann keine neuen Dinge einführen, die nicht stark in der heiligen Offenbarung verankert sind. Und es ist sehr wichtig, genau diese Verankerung und diese Entwicklung zu zeigen. Wir haben sehr schwierige Zeiten, also müssen wir wachsam sein, wir müssen gefestigt sein, verstehen, wie die Kirche über die Jahrhunderte wirklich die Dogmen entwickelt hat, was diese Entwicklung ist und was deshalb ihre Fälschung ist, Die Frage der Ursprungssünde gibt uns eine Gelegenheit, etwas über diesen Aspekt zu lernen.
Schauen wir heute auf die Ursünde in der Hl. Schrift- Beginnen wir mit einer Beobachtung. Wenn wir auf die Welt schauen, auf die Geschichte- unsere persönliche Geschichte, die Geschichte der Menschheit- auf die Gesellschaft um uns, aber nicht nur unsere eigene, sehen wir, daß die Geschichte der Menschheit irgendwie mit der Geschichte der Sünde übereinstimmt. Wenn wir unsere Geschichtsstudien von diesem Gesichtspunkt aus beginnen würden, könnten wir sehen. daß es da eine Überlagerung gibt: es ist kein Zufall, in dem Sinn, daß das nicht nur eine Geschichte der Sünde ist-aber sicher auch eine Geschichte der Sünde. Die Sünde des Menschen begleitet die Geschichte.
Der andere Aspekt, den wir wahrnehmen, ist, daß jeder von uns, wenn er in die Welt kommt, sich in einem Kontext befindet- den unserer eigenen Familie, unseres Landes, unserer Nation- der auf alle Fälle durch Sünde gezeichnet ist. Irgendwie geht die Sünde uns voraus. Bevor wir in diese Welt kommen, ist die Sünde schon da, ist sie sehr gegenwärtig, sehr verbreitet, sehr tief verwurzelt, Wir können auch sehen, daß da nicht nur die Sünde der einzelnen Person ist, sondern daß sie sich mit der Zeit als reale Struktur ausgebildet - gekennzeichnet durch Sünde, strukturelle Legitimierung einer sündigen Mentalität, die- wie es war- Weitsicht erforderte. Das ist etwas, was über die einzelne Handlung der Person hinausgeht oder das, was eine einzelne Person entwickeln könnte - sagen wir ein Serienmörder - über die Jahre seines oder ihres Lebens .So wie es auch das Leben einer ganzen menschlichen Generation, oder zwei oder drei überschreitet. Das heißt, wir sehen, als ob ein Programm dahinter steht, -ein intelligentes Projekt , das wir manchmal dem Menschen zusprechen- die sicher ihr Gewicht haben- aber da ist etwas Größeres, etwas das über die dunkelsten, raffiniertesten Machenschaften perverser Menschen hinausgeht. Es handelt sich im Wesentlichen um ein langfristiges, sehr umfassendes Projekt, das nicht nur eine historische Periode oder einen geografischen Ort betrifft und das irgendwie einen scharfsinnigen Geist erfordert, der in der Lage ist, mit dem Lauf der Jahrhunderte, mit dem Lauf der Geschichte zu koexistieren. Wir werden erkennen, daß dieses Geschöpf existiert und kein menschliches Geschöpf ist, sondern ein gefallenes Engelsgeschöpf.
Aber kommen wir zu unserem Kernthema. Die Heiligen Schriften befassen sich mit diesem Aspekt und beleuchten die Intuition, die jeder Mensch durch die Beobachtung der Sünde in der Welt haben kann, die uns vorausgeht, die uns begleitet und die, wenn wir im Untergrund sind, weiter existieren wird, solange diese Welt existiert.
Ein Text. in der Tat der Text par excellence ist Kapitel 3 im Buch Genesis. Aber ich würde gern mit dem Neuen Testament anfangen, weil die Einheit der beiden Testamente immer eine Regel respektiert. besonders, namentlich ist im Alten Testament das Neue verborgen . aber das Neue Testament offenbart das Alte. Deshalb kommt das Licht zum Verstehen der alten Texte aus dem Neuen Testament. Durch dieses Licht beleuchtet, verleiht das AT wiederum den Texten des NT eine artikuliertere Konsistenz. Dies ist ein sehr wichtiger Grundsatz bei der Annäherung an die Heilige Schrift.
Einer der wichtigsten Texte des Neuen Testaments ist der Brief an die Römer, Kapitel 5. Es ist der längste Brief des Heiligen Paulus an die christliche Gemeinde Roms, in dem der Heilige Paulus schreibt: "Gott zeigt uns seine Liebe.“ denn als wir noch Sünder waren, starb Christus für uns. (...) Denn wenn wir uns mit Gott versöhnten, als wir Feinde waren...“ usw. (Röm 5,8-10). Das heißt, es herrscht ein Zustand der Feindschaft, der Sündhaftigkeit der gesamten Menschheit: In diesem Zustand ist Christus für uns gestorben. Christus wurde Fleisch und erlöste uns, während wir in diesem Zustand waren.
Etwas später, in den Versen 12-21, bis zum Ende von Kapitel 5, zieht der heilige Paulus eine sehr starke, sehr lebendige Parallele zwischen Adam und Christus. Und er beginnt so: „Und gleichwie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod, so hat auch der Tod alle Menschen getroffen, weil sie alle gesündigt haben“ (Röm 5,12). Denken wir also an diesen Zusammenhang: die Sünde eines Menschen und der Tod aller; die Sünde eines Menschen, aber alle haben gesündigt. Also: die Sünde eines Einzelnen, die Sünde aller und der Tod aller, drei Aspekte, die wir dann noch einmal aufgreifen dürfen.
In Vers 15 wird ein zweiter Charakter, ein neuer Adam, eingeführt. "Aber die Gabe der Gnade ist nicht wie der Sündenfall, denn wenn durch den Sündenfall eines Menschen alle gestorben sind, umso mehr ist die Gnade Gottes und die Gabe, die durch die Gnade eines Menschen, Jesus Christus, gegeben wurde, in Fülle über alle ausgegossen worden.“ Menschen“ (Röm 8,15). Etwas weiter: "Denn wenn der Tod durch den Sündenfall eines Menschen geherrscht hat, so werden umso mehr diejenigen im Leben herrschen, die die Fülle der Gnade und die Gabe der Gerechtigkeit empfangen, allein durch Jesus Christus“ (Röm 8,17).
Daher handelt es sich um einen sehr dichten Text, in dem einige grundlegende Aspekte zum Vorschein kommen. Bevor wir diese Aspekte unter die Lupe nehmen, lesen wir einen sehr wichtigen Text des Konzils von Trient, das Dekret über die Erbsünde. Wir werden Gelegenheit haben, mehrmals auf diesen Text Bezug zu nehmen, gerade wegen seines Themas und weil es sich um einen dogmatischen Text handelt. Der Text, auf den ich mich beziehen möchte, findet sich in Nr. 1514 von Denzinger und besagt: "Denn was der Apostel sagt: "Durch einen Menschen ist die Sünde in die Welt gekommen, und mit der Sünde hat der Tod, also auch der Tod alle Menschen erreicht, weil.‘ „in ihm haben alle gesündigt“ (Röm 5,12), es muss in dem Sinne interpretiert werden, in dem die universelle katholische Kirche es immer interpretiert hat. (...) Nach dieser Glaubensregel gelten nach apostolischer Tradition auch für Kleinkinder, die noch keine Sünde aus eigenem Antrieb begehen konnten, die auch wahrhaftig zur Vergebung der Sünden getauft werden.“ (Denzinger, 1514). Und so weiter. Und dann bekräftigt er: „Wenn jemand leugnet, daß durch die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, der uns in der Taufe verliehen wurde, der Makel der Erbsünde beseitigt ist, soll er mit dem Anathema belegt werden“ (ebd.).
Im Wesentlichen wird uns in dieser Passage des Dekrets des Konzils von Trient über die Erbsünde mitgeteilt, daß sich dieser Text des heiligen Paulus, diese authentische und dogmatische Interpretation des Lehramts der Kirche, genau auf die Lehre von der Erbsünde bezieht. Und was hebt diese Passage hervor? Zunächst sehen wir, daß die Lehre von der Erbsünde nicht das direkte Thema ist: Das direkte Thema ist der Gegensatz zwischen Sünde und Gnade, zwischen dem ersten Adam, durch den die Sünde in die Welt kommt, und Christus, durch den Gnade und Erlösung in die Welt kommen. Das Thema ist dies, das heißt dieser Zusammenstoß, in gewisser Weise eine dialektische Realität, in der Gnade, sagt der heilige Paulus, viel mehr ist als Sünde. Aber darin, das eindeutig das Hauptthema ist, geht das Dekret des Konzils von Trient davon aus, daß es selbstverständlich ist – tatsächlich heißt es "in dem Sinne, in dem es von der universalen katholischen Kirche immer interpretiert wurde“, bei allem Respekt vor einigen modernen Exegeten – das Thema der Erbsünde, ohne das dieser Gegensatz zwischen dem ersten Adam und dem zweiten Adam nicht zu verstehen wäre.
Daher handelt es sich um einen Text, der vor allem zwei ursprüngliche Ereignisse hervorhebt: ein erstes Ereignis bei Adam, der sündigt und aufgrund dieser Sünde alle gesündigt haben; und ein zweites Ereignis, Christus: Durch seinen Gehorsam bis zum Tod am Kreuz können alle zum Leben der Gnade wiedergeboren werden. Erinnern wir uns daran: zwei Ereignisse. Das Ereignis Christi, die Menschwerdung und der Tod für unsere Erlösung, das ursprüngliche Ereignis Adams, des ersten Menschen.
Zweiter Aspekt: der Kontrast zwischen Einem und Vielheit. Nur einer sündigt, aber die Sünde wird auf die Menge übertragen. Nur einer erlöst, aber das Heil wird der Menge weitergegeben. Das ist der andere Punkt: einer – alle.
Drittens ein neuer Kontrast. So wie durch den Ungehorsam durch eine einzige Sünde der Tod in die Welt eintreten wird, so kommt durch den Gehorsam gegenüber einer einzigen, der gleichen Sünde die Gnade in die Welt. Also: Adam-Christus, zwei Ereignisse; dann der Einer-Viele-Kontrast; und der Kontrast zwischen Gehorsam und Ungehorsam.
Ein letzter Aspekt, der uns interessiert, ist die Beziehung zwischen Sünde und Tod. Der Tod kommt aufgrund der Sünde in die Welt. Mit "Tod“ meinen wir zwei Aspekte: 1) den physischen Tod, den es nicht gab, wie wir sahen, als wir von der ursprünglichen Seligkeit sprachen. Es gab keinen Tod. Obwohl der Körper vergänglich war, wurde er in einem Zustand der Unzerstörbarkeit gehalten, und zwar durch eine Tugend, die ihm die Seele übertrug und die ihm von Gott gegeben worden war und übertragen werden musste; 2) der zweite Tod, der wahre Tod, um die Sprache der Offenbarung zu verwenden, also der Verlust des Gnadenstandes, der mit Abstand der schwerste Tod ist.
Das ist also der Kontext von Römer 5. Dieser Text des Heiligen Paulus erinnert an einen alttestamentlichen Text, der auf das Buch Genesis folgte,, also das Buch der Weisheit. "Gott hat den Menschen zur Unvergänglichkeit geschaffen, er hat ihn nach dem Abbild seiner eigenen Natur geschaffen. Aber durch den Neid des Teufels ist der Tod in die Welt gekommen, und diejenigen, die zu ihr gehören, erleben ihn“ (Weish 2,23-24).
Fortsetzung folgt....
Quelle:L.Scrosati, LNBQ
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