Samstag, 20. Januar 2024

"Wo die Kontinuität endet, beginnt der Bruch"

Marco Tosatti veröffentlicht bei Stilum Curiae einen Kommentar von Joachim Heimerl über das Verhältnis zwischen den Pontifikaten von Benedikt XVI und Franziskus. 

Liebe Freunde und Feinde von Stilum Curiae, Joachim Heimerl, dem wir von Herzen danken, bietet Ihnen diese Überlegungen über die heutige Wirklichkeit der Kirche an  und darüber, wie Jorge Mario Bergoglio versucht sie zu verändern. Gute Lektüre und Verbreitung. 

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    DIE NEUE KIRCHE DES PAPSTES

von Joachim Heimerl

Dass auf den großen Gelehrten Benedikt XVI. ein Papst der Irrtümer und der Verwirrung folgen würde, hat niemand erwartet.

Mittlerweile ist dies aber so offensichtlich geworden, dass es sogar den Apologeten des Papstes immer schwerer fällt, eine Kontinuität mit den vorangegangenen Pontifikaten zu konstruieren.

Doch wo die Kontinuität endet, beginnt der Bruch, und genau der wird unter Franziskus immer spürbarer.

Natürlich könnte man einwenden, dass die Kirche lange vor Franziskus ein Bruch durchzog, etwa seit der Einführung der neuen Liturgie. Allerdings haben Johannes Paul II. und Benedikt XVI. diesen Bruch zu glätten versucht, während ihn Franziskus immer offener provoziert. – Er ist der Papst, der  – wie er selbst einmal gesagt hat –  ein Schisma billigend im Kauf nähme. Dies aber nicht, um das Glaubensgut vor Häresie zu schützen, sondern um es nachhaltig seinen persönlichen Auffassungen anzupassen. Das ist sehr jesuitisch, die Aufgabe eine Papstes ist es aber nicht. Und doch: Franziskus will, dass die Kirche so wird, wie er sie sich persönlich denkt, und das unabhängig davon, was Jesus Christus gewollt und die Kirche stets gelehrt hat.

Aber wie stellt sich Franziskus die Kirche vor?

Man weiß, dass er gern die Metapher eines Lazaretts bemüht, aber das ist pastorale Spiegelfechterei. In Wirklichkeit geht es ihm um ein neues Kirchenkonzept, das nicht mehr den katholischen Maßgaben entspricht. – Natürlich sagt das niemand und am wenigsten der Papst, der lieber vage von einer „Erneuerung“ der Kirche spricht. Das klingt harmlos und tut niemand weh, aber das ist nur Kosmetik. Wer nur ein wenig hinter die Wortkulissen blickt, durchschaut die Sache rasch. Einige Beispiele:

Nach dem Dokument von Abu Dhabi, das Franziskus unterzeichnet hat, ist die Kirche nichts Universales und Einzigartiges mehr. Sie steht stattdessen egalitär neben allen anderen Religionsgemeinschaften, christlichen wie heidnischen. Das klingt hübsch und weltgewandt, nur katholisch ist es nicht. Die einzige Heilsmittlerschaft Christi, dessen geheimnisvoller Leib die Kirche ist, ist keine religiöse Option neben anderen. Hier kann man nicht mehr von einer "Weiterentwicklung der bisherigen Lehre“ im Lichte des „interreligiösen Dialogs“ sprechen. Hier geht es um eine grundlegende Relativierung der Kirche und des christlichen Glaubens schlechthin.


Das gilt übrigens auch für die jüngste Aussage des Papstes, derzufolge die Mission von Christen und Kommunisten die gleiche sei. Das dem nicht so ist, braucht man nicht betonen; immerhin haben alle Päpste den Kommunismus verurteilt, nur eben Franziskus nicht. Fasst man dies mit dem Dokument von Abu Dhabi zusammen, ergibt sich noch deutlicher, wie Franziskus die Kirche haben möchte, nämlich als eine befreiungstheologisch angehauchte NGO, die im religiösen Markt der Beliebigkeiten eine Stimme von vielen ist. Anders gesagt: Der Papst sieht die Kirche vor allem als eine säkulare Erscheinung und dementsprechend versucht er sie gezielt zu säkularisieren. Sein beständiger Kampf gegen den „Klerikalismus“ dient in Wahrheit seinem Programm, die Kirche zu verweltlichen.

Von missliebigen Kategorien wie Sünde oder Hölle ist deshalb keine Rede mehr, zumindest nicht im bisherigen Sinn. Im Gegenteil: Unlängst räumte der Papst sogar ein, er denke sich die Hölle am liebsten „leer“.  Von den eindeutigen Aussagen Jesu wich er damit ebenso ab wie von allem, was man im Katechismus gelesen hat.

Man mag dies als Akzentverschiebung abtun, tatsächlich ist es eine systematische Vorgehensweise des Papstes, mit der er die Kirche in seinem Sinn verändern will:

Zu sehen war dies bereits im nachsynodalen Schreiben „Amoris laetitia“: Hier relativierte Franziskus nichts weniger als die Unaufhebbarkeit der Ehe; das schlichte Schlagwort „Barmherzigkeit“ ersetzte nun die anders lautenden Aussagen der Heiligen Schrift.

Genau diese Schlagwort-Strategie aber wendet Franziskus zunehmend an und es gibt kaum jemand, der sie hinterfragt. Dafür klingen seine Worte auch zu geschmeidig, etwa dann, als er zuletzt behauptete, der Herr würde alle Menschen segnen und effektvoll hinzusetzte: „alle, alle“. – Gemeint waren damit natürlich alle irregulären Paare, seien es Ehebrecher oder Homosexuelle. Einen Hinweis auf eine solche Segenspraxis sucht man in der Bibel vergeblich. Jesus hat den Ehebruch stattdessen klar verurteilt und keineswegs „alle, alle“ gesegnet, schon gar keine Homosexuellen. Anders als der Papst hätte ER allerdings die Vollmacht gehabt, das eindeutige Verdikt der Heiligen Schrift aufzuheben, aber: ER hat es eben nicht getan: „Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern zu erfüllen“ (Mt 5,17). – Das ist das glatte Gegenteil von dem, was Franziskus praktiziert. Nur: Geht es in der Kirche um den Willen Gottes oder um den des Papstes?

Eins ist schon heute sicher: Unter Franziskus wird der Bruch in der Kirche immer noch größer werden, während die Kirche selbst an letzter Glaubwürdigkeit verliert. Und während Benedikt XVI. vor der Gefahr des Relativismus gewarnt hat, hat Franziskus die Kirche zum Opfer des Relativismus gemacht. Eine „Erneuerung“ der Kirche sieht sicher anders aus. Vermutlich wird sie erst nach diesem Pontifikat möglich sein und dies nur dann, wenn sich die Kirche der Wahrheit des Evangeliums stellt und nicht mehr diffusen Irrtümern aufsitzt – auch wenn sie der Papst verkündet."

Quelle:  M. Tosatti, Stilum Curiae, J. Heimerl

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