George Weigel veröffentlicht bei firstthings einen Kommentar zum Ukraine-Krieg und spart nicht mit Klartext über die Ziele des russischen Diktators, wobei er den Begriff "Blitzkrieg" in Deutsch übernimmt. Was er über die Standpunkte einiger von Putin geblendeter Amerikaner sagt, gilt so auch für manche Deutsche. Hier geht´s zum Original: klicken
"NACH ZWEI JAHREN - IMMER NOCH UNGEBROCHEN"
Vor zwei Jahren begannen Russische Kräfte einen hitlerartigen Blitzkrieg in der Ukraine. Laut dem russischen Diktator Vladimir Putin war das Ziel, die Ukraine auszuradieren: sowohl der ukrainischen Staat als auch die ukrainische Nation, mit ihrer eigenen Sprache und Kultur. Der Blitzkrieg schlug fehl dank eines monumentalen ukrainischen Widerstands, definiert durch homerische Taten der Tapferkeit und getragen von bemerkenswerter sozialer Solidarität. Darin liegt eine Ironie von Putins Krieg: Die ukrainische Nation ist geeinter denn je, ihre stählerne Widerstandskraft und ihr Siegeswille wurden in einem russischen Hochofen geschmiedet.
Der Preis, den die Ukraine bezahlt wird ist unberechenbar. Niemand weiß genau, wie viele ukrainische Soldaten, Reservisten, Freiwillige und Zivilisten gestorben sind; die Zahlen gehen sicher in die Hunderttausende. Die Russische Kriegsführung - einschließlich der mutwilligen Zerstörung der wirtschaftlichen Infrastruktur, von Schulen, Krankenhäusern und Kulturzentren – hat Schäden im Wert von wahrscheinlich einer Billion Dollar verursacht, sogar weil die russischen Streitkräfte die Ukraine zum größten Minenfeld der Welt gemacht haben, dessen Räumung Jahrzehnte dauern wird. Bis zu vierzehn Millionen Ukrainer sind zu internationalen Flüchtlingen oder Binnenvertriebenen geworden; Dennoch gibt es in der Ukraine oder ihren europäischen Nachbarn keine Flüchtlingslager, weil diejenigen, die ein Zuhause haben, die für ihre Mitbürger oder Verbündeten geöffnet haben. (Wie Erzbischof Borys Gudziak von der Ukrainischen Katholischen Kirche es kürzlich ausdrückte: "Im Winter 2022/23, als Putin 40 Prozent des ukrainischen Stromnetzes beschädigte oder zerstörte, fror niemand. Die Menschen teilten buchstäblich ihre Wärme.“
Auch die Kirchen der Ukraine blieben nicht verschont: Etwa sechshundert Gotteshäuser wurden in den letzten zwei Jahren beschädigt oder zerstört. Wo russische Truppen ukrainisches Territorium halten, ist die Religionsfreiheit für Katholiken, Protestanten, Juden und Muslime ausgelöscht – und für diejenigen ukrainischen Orthodoxen, die sich nicht dem russisch-orthodoxen Patriarchat von Moskau beugen wollen, dessen Oberhaupt, Patriarch Kirill, die dschihadistische Sprache des Sunniten und Schiitischen Islams in seiner blasphemischen Unterstützung für Putins völkermörderischen Krieg benutzt.
Und doch bleibt die Ukraine ungebrochen.
Niemand mit Herz und Seele könnte sich ein kurzes, zweiundneunzig Sekunden langes Video über im Krieg verwundete Ukrainer ansehen, ohne Respekt und Bewunderung für solche Menschen zu empfinden: ein achtjähriger Junge mit schrecklichen Verbrennungen im Gesicht, der Tanzunterricht nimmt; amputierte Kinder und Erwachsene, die meisten mit Prothesen, Schwimmen, Laufen, Kampfsportarten erlernen , die ihre neugeborenen Kinder halten – alles inmitten eines verheerenden Krieges. Dennoch gibt es Amerikaner – darunter Gesetzgeber und einen prominenten Präsidentschaftskandidaten –, die weiterhin irgendwie glauben, daß es einen moralisch und politisch akzeptablen Ausgang dieses Kampfes gibt, der nicht die Niederlage von Putins Entschlossenheit beinhaltet, das russische Imperium wiederherzustellen: ein Ehrgeiz, der … nicht an den Grenzen der verstorbenen, unbeweinten Sowjetunion halt macht.
Es gibt auch Amerikaner, die weiterhin mit aller Kraft die russische Propaganda mit aller Kraft schlucken und so praktisch zu Putins politischen Wegbereitern in den Vereinigten Staaten werden.
Dem russischen Krieg gegen die Ukraine ging jahrelang eine massive Desinformationskampagne voraus, bei der Troll-Farmen genutzt wurden, um das Internet und die sozialen Medien mit Lügen zu überschwemmen: darunter, daß ein mörderischer Tyrann, der inländische Kritiker ermordet und gleichzeitig außerhalb der Grenzen Russlands Chaos anrichtet, irgendwie ein Verteidiger der „christlichen Zivilisation“ ist. Die Anfälligkeit der USA gegenüber russischer Propaganda hat eine lange, kitschige Geschichte, die bis zu John Reeds journalistischer Feier der bolschewistischen Revolution zurückreicht und sich mit Walter Durantys Vertuschung der New York Times über Stalins absichtliches Verhungern-lassens von Millionen Ukrainern im Holodomor von 1932–33 fortsetzt. Diese Tradition des Fehlverhaltens hat nun einen grotesken Tiefpunkt erreicht, als Tucker Carlson den Speichellecker spielt, was Putin die absurde Behauptung erlaubte, Polen sei selbst schuld an der Invasion Hitlers im Jahr 1939 gewesen.
Das zeitgenössische russische Propaganda-Sperrfeuer hatte seine Auswirkungen auf einen dysfunktionalen US-Kongress. Der mit Blut unterschriebene Überlebenswille der Ukraine hat Russlands Militär geschwächt, die NATO gestärkt, Europa zur Besinnung gebracht und damit einen wesentlichen Beitrag zur Sicherheit der Vereinigten Staaten geleistet: eines ungemein wohlhabenden Landes, in dem in den Jahren 2022–23 92 Milliarden Dollar für Football-Basketball und Baseball- Wetten ausgegeben wurden. Politiker, die argumentieren, daß wir es uns nicht leisten können, die Ukraine militärisch zu unterstützen, oder die darauf bestehen, militärische Hilfe für die Ukraine an die Lösung ihrer innenpolitischen Mißstände zu knüpfen, sind entweder wahnhaft oder nicht bereit, ihren Wählern die geopolitischen Fakten des Lebens zu erklären.
In jedem Fall könnten sie eine Unterrichtsstunde bei Arthur Vandenberg nehmen. Senator Vandenberg, ein haushalts-ausgleichender republikanischer Finanzkonservativer, lehnte viele New-Deal- und Fair-Deal-Programme während der Regierungen Roosevelt und Truman ab. Doch als Präsident Truman um seine Unterstützung für den Marshallplan und die NATO bat, verlangte Vandenberg im Gegenzug nicht die Aufhebung eines seiner Schreckgespenster, des National Labour Relations Act. Arthur Vandenberg war ein Erwachsener. Wären heute doch mehr von ihnen im Kongress, die in Solidarität mit unseren ungebrochenen ukrainischen Freunden und Verbündeten stünden."
Quelle: G. Weigel, firstthings
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