Sonntag, 5. Mai 2024

Der fünfte Sonntag nach Ostern

Fr. J. Zuhlsdorf veröffentlicht bei OnePeterFive  seine Gedanken zum 5. Sonntag nach Ostern, die sich besonders um das Sehen drehen. Hier geht ´s zum Original:  klicken

"ZUMINDEST AM SONNTAG: 5. SONNTAG NACH OSTERN - DIE AUGEN SEHEN ES"

Liturgisch nähern wir uns immer mehr der Himmelfahrt des Herrn, wenn der Hohe Priester, der Auferstandene Erlöser in den himmlischen Tempel eintritt, wo er fortwährend Sein immerwährendes Opfer an  den Vater wiederholt. An diesem Sonntag nach Ostern haben wir als Lesung  aus dem Evangelium die Rede beim Letzten Abendmahl während der Unser Herr seinen Aposteln und uns der Liebe des Vaters versichert. Zuversichtlich erheben wir unsere Gebete in Jesu Namen, um Freude zu empfangen. Sicherlich ist diese Freude ( griech, chara) nicht so sehr eine irdische Freude, sondern eher eine, die das sucht, was oben ist, Freude, die der Hl. Geist ( 1 Thess, 1: , Röm 14:17) bringt, das Erreichen, zur Rechten Gottes im Himmel zu sein (Hebr 12,2), sogar die Freude, die der Herr hat und deren Quelle Er ist: "Gehe ein in die Freude deines Herrn (kyríou)“ (Matthäus 25: 21). Unser Herr lenkt in der Ansprache unsere Aufmerksamkeit zum Himmel, ebenso wie die Heilige Kirche, indem sie uns diese Texte im Vorfeld des Himmelfahrtsfestes schenkt.

In der Epistelperikope für die Messe werden wir vom heiligen Jakobus angesprochen, der uns zum Handeln ermahnt. Wir dürfen uns nicht damit zufrieden geben, nur vergessliche Hörer des Wortes Gottes zu sein, sondern vielmehr Handelnde, was darin besteht, die Kontrolle über unsere Zunge zu behalten, brutal ehrlich zu uns selbst zu sein (Jakobus 1,27) und Werke der Barmherzigkeit zu vollbringen. Jakobus nennt den Besuch bei Waisen und Witwen, die zu den Schwächsten der antiken Gesellschaft zählten und weder Einkommen noch Schutz hatten. Er fügt außerdem hinzu, und darauf richten wir unsere Augen diese Woche: dass wir sollen uns „áspilov apò tou kósmou … unbefleckt von der Welt“ halten sollten. .

Diese Woche finden wir in den Lesungen ein Thema der Loslösung vom Weltlichen und einer Hinwendung zur Höhe. Wenn wir als Christen nach außen handeln, müssen wir widerspiegeln, wer wir im Inneren sind. Wir müssen ehrlich und wahrhaftig sein und uns davor hüten, von „der Welt“ beschmutzt zu werden.

Jedes geschaffene Ding ist "die Welt“. Wir dürfen niemals etwas Erschaffenes auf den Thron unseres Herzens setzen, es zum außergewöhnlichen Objekt unserer Sehnsucht machen. Der Herr warnt uns mit verschiedenen Mitteln davor und fordert uns zum Beispiel auf, unsere Schätze im Himmel aufzubewahren, denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein“ (Matthäus 6,19)

Wir dürfen nicht unangemessen an den Dingen dieser Welt festhalten, egal wie gut und schön sie auch sein mögen. Das geschaffene Universum ist an sich gut, wie Gott der Vater bei der Schöpfung sagte. Geschaffene Dinge sind nicht böse. Diese Vorstellung stand im Mittelpunkt verschiedener Häresien in der frühen Kirche und es gibt heute noch Spuren davon in bestimmten Sekten und Gemeinschaften.


In der Passage aus Matthäus 6, in der der Herr seine Art des Betens lehrt und über Fasten, Almosengeben und Loslassen von materiellen Dingen spricht, spricht er vom "gesunden Auge“.

22 "Das Auge ist die Lampe des Körpers. Wenn also Euer Auge gesund ist, wird Euer ganzer Körper voller Licht sein; 23 Aber wenn dein Auge nicht gesund ist, wird dein ganzer Körper voller Finsternis sein. Wenn also das Licht in dir Dunkelheit ist, wie groß ist dann die Dunkelheit!

Im RSV haben wir "Sound“ (gesund) . . Was ist mit "allein…háplous“ gemeint?

Haplous bedeutet "einfach, einzig" -in dem Sinn, daß nichts Kompliziertes oder Verwirrtes darin ist. Seine Wurzel weist auf eine "Falte" hin. Etwas ohne Falten ist einfacher. Komplexität bedeutet in diesem Sinn Fehler, sogar Böses,wie die parallele Passsage bei Lukas klar macht: wenn dein Auge böse - poneros" ist. In philosophischen Worten: Gott, der das grösste Gute ist, ist auch das einfachste Wesen. Göttliche Einfachheit ist die Lehre, dass Gott keine Teile hat sondern sein Sein und seine Eigenschaften identisch sind. Seine Güte, Ewigkeit, Allmacht, sein Allwissen usw. sind keine Qualitäten die zu Gotte gehören. Gott hat keine Güte oder Allmacht etc. Er IST Güte und Allmacht. Sie sind das Gleiche. Gottes Wesen und Sein sind ein und das selbe.

Das ist für uns Menschen schwer zu verstehen. Nachdem wir unserer Natur nach nicht einfach sind, Körper und Seele haben, verlassen wir uns darauf, was wir durch unsere Sinne aufnehmen. dann stellen wir schnelle Vergleiche mit dem an, was wir zuvor empfangen haben. Unser Intellekt befasst sich mit diesen Dingen. Wir treffen Entschlüsse zu ihnen. So lernen wir. Es ist wichtig, daß das, dem wir ausgesetzt sind, das Gute, Wahre und Schöne, das Transzendentale nicht ausschliesst, Besitz des Seins, das uns zu Gott führen kann, der Güte, Wahrheit und Schönheit in Perfektion, in Einheit und Einfachheit ist.

Gehen wir zurück und lesen noch einmal die Passage über das Auge. Wenn euer Auge – euer Mittel zur Interaktion mit dem erschaffenen Universum – einfach ist, seid ihr voller Licht. Wenn euer Auge nicht -"einfach" ist, werdet ihr "beschmutzt“, nicht weil das geschaffene Universum von Natur aus böse ist, sondern weil es euch von dem abhalten kann, was oben ist.

Außerdem gibt es das Böse auf der Welt. Wir sind täglich dem Hässlichen, Brutalen und Verkehrten ausgesetzt. Im Fall unseres ersten Elternpaares erlebte auch die Schöpfung ihren Fall. Das physische Universum hat seinen "Fürsten“, der der Feind der Seele ist, den Teufel. Es wird die ständige Taktik des Feindes sein, uns das vor Augen zu führen, was uns vom Himmel weglocken kann, weil wir uns in die unmittelbare Schönheit oder scheinbare Güte einer Sache verlieben oder weil es eine subtile Lüge ist, die uns wahr erscheint.

Falsche Güte, verdrehte Wahrheit und hässliche Schönheit sind tödliche Fallen. Sobald sie in unseren Geist und unser Herz eingedrungen sind, können wir sie nicht mehr übersehen, nicht mehr weghören und sie nicht mehr nicht fühlen. Daher können unsere Erinnerungen an sie, selbst wenn wir durch Anstrengung und Gnade von ihnen befreit wurden, geistig zersetzend und schwächend bleiben.

Wenn uns dieses Bild des Auges und des Lichts gegeben wird, sollten wir uns sofort daran erinnern, was die Kirche und die antiken Philosophen vor ihr über die Custodia occulorum, die Obhut der Augen, rieten.

Ich will direkt sei

Purgamentum init, exit purgamentum   Müll rein, Müll raus.

Wir sollten nicht auf Dinge schauen, die böse sind oder Leidenschaften wecken. Unser Sehen ist vielleicht der stärkste aller Sinne, um unser inneres Selbst zu formen. Es ist eine gemeinsame Eigenschaft von uns gefallenen Menschen, daß wir dazu neigen, das zu begehren, was wir sehen. Erinnern Sie sich an die Versuchung Evas durch die Schlange im Garten am Baum der Erkenntnis in Genesis 3:

"Aber die Schlange sagte zu der Frau: "Du wirst nicht sterben.“ Denn Gott weiß, dass deine Augen geöffnet werden, wenn du davon isst, und dass du wie Gott sein wirst und Gut und Böse erkennen wirst. Als nun die Frau sah, dass der Baum gut zum Essen war und dass er eine Augenweide war und dass der Baum begehrenswert war, um einen weise zu machen, nahm sie von seiner Frucht und aß; und sie gab auch ihrem Mann davon, und er aß. Da wurden beiden die Augen geöffnet."

Der Kontakt mit dem Bösen kann ein naheliegender Anlass zur Sünde sein. Wir sollten bestimmte Dinge nicht ohne guten Grund betrachten. Die Medien- und Unterhaltungsindustrie hat die heutige Gesellschaft so geprägt, daß wir ständig mit falscher Güte, verdrehter Wahrheit und hässlicher Schönheit bombardiert werden, die wir nicht übersehen, nicht überhören und nicht nicht fühlen können.

Meistens bedeutet das Bewahren, wörtlich "Beschützen“, der Augen, daß man bewusst und absichtlich vermeidet, andere Menschen und ihre Eigenschaften auf eine lustvolle Weise zu betrachten, die ein gestörtes sexuelles Verlangen hervorruft. Sexuelles Verlangen kann im Rahmen der Ehe richtig geordnet werden. Wir wurden von Gott mit diesem Appetit geschaffen. Aufgrund des Sündenfalls ist der jetzt in Unordnung. Daher müssen wir vorsichtig bei dem sein, was wir betrachten und warum.

Manchmal hören wir Kritiker der Kirche, insbesondere innerhalb der Kirche, sagen, daß die Kirche von "Unterleibsproblemen“ besessen sei. Sie könnten die Wahrheit, daß es schwerwiegendere Sünden als Sünden des Fleisches gibt, so verdrehen, daß suggeriert wird, daß Sünden des Fleisches nicht wirklich wichtig seien. Seht ihr das Werk des Teufels? Es ist sicherlich wahr, daß es Sünden gibt, die schlimmer sind als Sünden des Fleisches. Es ist jedoch nicht falsch, daß die Kirche und ihre Geistlichen die Menschen ständig auf gefährliche Sünden des Fleisches aufmerksam machen, auch auf die Gefahr hin, ihnen vorzuwerfen, sie seien zu sehr mit Sex beschäftigt. Warum? Während die sehr tödlichen Sünden des Geistes relativ selten sind, sind die weniger tödlichen Sünden des Fleisches relativ häufig. Sie sind so häufig, daß sie nahezu konstant sind. Welchen Unterschied haben diese seltenen Sünden des Geistes zu den gewöhnlichen Sünden des Fleisches? Sie sind beide "tödlich“. Es können beides "Todsünden“ sein.

Wenn Sie durch eine relativ kleine Kugel und nicht durch eine thermonukleare Apparatur getötet werden, sind Sie genauso tot. Wenn Sie eine Todsünde begehen, eine Sünde, die eine schwerwiegende Angelegenheit betrifft und die Sie wissentlich und freiwillig mit freiem Willen begehen, haben Sie das Leben der Gnade in Ihrer Seele getötet und Ihre Einheit mit Gott unterbrochen. Sie sind in Gefahr, wenn das Urteil fällt- der ewigen Hölle-– und Sie wissen nicht, wann das passieren wird!

Die Macht der Medien, der Bildung usw. hat es uns schwer gemacht, unsere Reinheit und Einfachheit zu bewahren. Was ich für junge Familien empfinde, die kleine Kinder haben. Wie kann man sie so lange wie möglich schützen, ohne sie gleichzeitig übermäßig von der Güte, Wahrheit und Schönheit der Welt auszuschliessen, die auch zur Liebe Gottes führt?

Wir müssen den Umgang mit den Augen lehren und üben. Wir halten unsere Augen von dem fern, was uns deprimieren kann. Bestimmte Dinge falsch zu betrachten, zu zögern usw. kann eine naheliegende Ursache für Todsünden sein. Ein flüchtiger Blick oder Gedanke, den wir absichtlich unterlassen und gleichzeitig um die Hilfe Gottes bitten, kann verdienstvoll sein. Leider sind die Massen inzwischen durch die Unterhaltungsindustrie und die Verdrehungen eines Systems der Verfälschung so missgebildet, daß sie nicht einmal erkennen, wie niederträchtig ihr Geschmack durch die ständige Bloßstellung geworden ist. So fangen wir im Leben nicht an. Wir sind so gemacht. Zunächst sind wir daran unschuldig. Später machen wir uns mitschuldig.

Beachten Sie, daß es Menschen gibt, deren Aufgabe es genau ist, mit Hässlichkeit und Bösem in Kontakt zu kommen, wie zum Beispiel medizinisches Fachpersonal, das Krankheiten behandelt, Ersthelfer, Militärpersonal. Sie müssen besonders auf der Hut sein.

Abschließend möchte ich noch eine Anmerkung zu einer anderen Art der Sorge um die Augen hinzufügen, die etwas anderes bedeutet, auch wenn sie dasselbe bedeutet. Es gibt eine liturgische oder geistliche Obhut für die Augen. In den Rubriken der traditionellen lateinischen Messe werden die Priester angewiesen, den Blick gesenkt zu halten. Beim Einarbeiten, beim Umhergehen, beim Sitzen, beim Umdrehen, um "Dominus vobiscum“ zu sagen, sind unsere priesterlichen Augen niederzuschlagen. Das ist keine falsche Demut. Das ist ein Schutz der Augen. Nicht nur unserer Augen, sondern auch Ihrer Augen. Wir schützen unsere Augen vor den Ablenkungen, die eine Gemeinde für uns bedeuten kann, denn seien Sie ehrlich, Sie sind so großartig. Umgekehrt sollten wir Priester auch für Sie keine Ablenkung sein. Augenkontakt kann im Gottesdienst zu echten Problemen führen. Ich muss sie hier nicht aufzählen. Sie kennen sie nur zu gut. Sie werden Ihnen schon seit Jahrzehnten von Pater „Just Call Me Bill“ zugefügt, der Sie über einem Tischaltar angrinst und dabei seinen Kopf hin und her dreht wie ein oszillierender Ventilator, der heiße Luft bläst. Der Ad-orientem-Gottesdienst richtet unseren Blick nicht nur auf den liturgischen Osten, auf den wiederkehrenden Herrn. Es fördert auch die liturgische Bewahrung der Augen, damit wir uns alle auf das Wesentliche konzentrieren können.

Zusammenfassend lässt sich sagen, daß wir nicht nur fleißig an der gewohnheitsmäßigen Pflege unserer Augen arbeiten, sondern auch danach streben sollen, unser Leben mit dem zu füllen, was gut, wahr und schön ist, indem wir uns auch ganz ehrlich fragen, ob das, was wir sehen oder hören Gott gefallen wird. Das steht im Einklang damit, nach Gottes Bild und Gleichnis geschaffen zu sein."

Quelle: Fr. J. Zuhlsdorf, OndPeterFive

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