George Weigel kommentiert bei firstthings die Gerüchte um eine heimliche oder bevorstehende Änderung im Katechismus der Katholischen Kirche bzgl. der Todesstrafe.
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"GETARNTE RUPTUR?"
Laut einer wohl-positionierten Quelle, die es wissen sollte, besteht eines der Dramen hinter der Bühne des aktuellen Pontifikates in der Entschlossenheit von Papst Franziskus den Katechismus der Katholischen Kirche zu ändern und die Todesstrafe zu einem in sich schlechten Akt zu erklären: etwasm das niemals das kann niemals geduldet werden. Nach einer langen und erbitterten Diskussion darüber, ob das doktrinär möglich sei, wurde ein Kompromiss erzielt und CCC 2267 erklärt nun die Todesstrafe für "unzulässig“ – ein starker Begriff, aber einer ohne technisch-theologische oder doktrinelle Bedeutung.
Hat die päpstliche Kampagne gegen die Todesstrafe jetzt durch die jüngste Erklärung des Glaubens-Dicasteriums Dignitas Infinita ihr Ziel erreicht?
Darin hat das Dicasterium geschrieben, daß die Todesstrafe "die unveräusserliche Würde jedes Menschen verletzt- ganz gleich unter welchen Umständen". Dieser Zusatz ("Al di là di ogni circonstanza, im Italienischen Original) verblüfft, weil der Paragraph in dem er in Dignitas Infinita erscheint, §27 der Pastoralen Konstitution der Kirche in der Modernen Welt (Gaudium et Spes) zitiert, in dem die Konzilsväter alle Angriffe auf das Leben selbst, wie Mord, Genozid, Abtreibung, Euthanasie und vorsätzlichen Selbstmord als Angriff auf die menschliche Person identifizieren. Alle Verletzungen der Integrität der Menschlichen Person wie Verstümmelung, physische oder mentale Folter [und] unzulässiger psychologischer Druck", die ihrerseits von Papst Johannes Paul II in der Enzyklika von 1993 Veritatis Splendor zitiert wurden, um in sich böse Handlungen, die von Natur aus schlecht sind, zu identifizieren und wie Johannes Paul in Veritatis Splendor 81 schrieb "Wenn Handlungen in sich, von Natur aus böse sind, können gute Absichten oder bestimmte Umstände das Schlechte herabmindern, aber es nicht aufheben. Sie bleiben nicht wiedergutzumachende schlechte Taten.
Wenn also Dignitas infinita 34 lehrt, daß "man auch die Todesstrafe erwähnen sollte" wenn man die Liste der in Gaudium et Spes 27 aufgezählten schweren Übel zitiert, die Übel die Johannes Paul II in Veritatis Splendor 81 benutzte, um das Konzept von Handlungen, die von Natur aus schlecht sind- unabhängig von den Umständen- zu illustrieren, macht Dignitas Infinita einen heimlichen Schritt, um das Ziel zu erreichen, das Papst Franziskus in seiner vorgeschlagenen Revision des Katechismus der Katholischen Kirche zur Frage der Todesstrafe nicht erreichen könnte.
Ich bin kein Fan der Todesstrafe. Sie wird in den USA zu oft verhängt. In China, Russland und Ländern, die unter djihadistischen und radikalen Islamistischen Regimen leiden, wird sie sicher auf groteske, unmenschliche und promiske Weise ausgesprochen.
Aber zu behaupten, daß die Todesstrafe von Natur aus schlecht ist, bedeutet zu behaupten, daß die Katholische Lehre vom Hl. Augustinus bis zum Hl, Johannes Paul II etwas moralisch schwer Verwerfliches falsch verstanden haben. Es bedeutet auch, zu behaupten, daß die Bibel, das von Gott offenbarte Wort etwas Falsches lehrt, z.B. bei Römer 13:3 - 4: "Nicht die gute Tat hat Grund die Obrigkeit zu fürchten, sondern nur die böse. Du willst die Gewalt nicht fürchten müssen. Dann tue was Echt ist und du wirst Lob von ihr erhalten. Denn sie ist Gottes Dienerin, die das Urteil an dem vollstreckt, der Böses tut. Wenn du aber Böses tust, so fürchte dich, denn nicht umsonst trägt sie das Schwert; Sie ist die Dienerin Gottes, die das Urteil Gottes an dem vollstreckt, der Böses tut."
Und das Behaupten eines dieser beiden Dinge kann keine echte Entwicklung der Lehre begründen. Vielmehr laufen diese Behauptungen Gefahr, in das zu münden, was der große Theoretiker der Lehrentwicklung, der Hl. John Henry Newman, "lehramtliche Korruption“ nannte – eine allgegenwärtige Gefahr in der Kirche, die Matthew Levering in "Newman on Doctrinal Corruption" (Word on Fire Academic, 2022) brillant untersucht hat
Angesichts dessen, daß Digniitas Infinita das Ergebnis eines ziemlich steinigen redaktionellen Prozesses war (was der Präfekt des Glaubensdikasteriums, Kardinal Victor Manuel Fernández, in der Einleitung der Erklärung ziemlich nüchtern beschreibt), ist nicht klar, ob es sich bei Dignitas Infinita 34 um redaktionelle Schlamperei oder einen absichtlichen, wenn auch heimlichen Bruch mit der Offenbarung und der Tradition handelt. Daß Letzteres der Fall sein könnte, wird durch die Tatsache nahegelegt, daß im letzten Jahrzehnt heimliche Maßnahmen in Form von Zweideutigkeiten eingesetzt wurden, um bestimmte Ziele zu erreichen, die das gegenwärtige Pontifikat mit anderen Mitteln nicht erreichen konnte, wie etwa die Heilige Kommunion für Katholiken in kanonisch irregulären Ehen oder Segnungen für diejenigen in homosexuellen Verbindungen.
Alles dies unterstreicht das entscheidende Problem der heutigen Katholischen Kirche: Ist die göttliche Offenbarung, die in der Heiligen Schrift und der Tradition der Kirche verkörpert ist, real und hat sie im Laufe der Zeit verbindliche Autorität? Oder können die Wahrheiten der Offenbarung, die durch zwei Jahrtausende Tradition vermittelt wurden, durch die zeitgenössische menschliche Erfahrung und Sensibilität modifiziert werden?"
Quelle G Weigel, firstthings
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