Sonntag, 16. Juni 2024

Wenigstens Sonntags...

Pater J Zuhlsdorf setzt bei OnePeterFive seine Katechese über die Sonntage nach Ostern fort und widmet sich heute dem bevorstehenden Fest Peter und Paul und der Rolle der Gnade im Leben der beiden Apostel. Hier geht ´s zum Original:  klicken

"WENIGSTENS SONNTAGS - 4. SONNTAG NACH PFINGSTEN:  ETWAS AUS NICHTS"

In früheren Tagen war in der Römischen Kirche einer der kalendarischen Meilensteine des liturgischen Jahres der "Geburtstag" der Apostel Petrus und Paulus,d.h. das Fest ihres Martyriums und ihrer Geburt zum neuen Leben im Himmel, der 29.Juni. Das Bild des Geborenseins  wird allgemein als Ausdruck für den Tod eines Heiligen verwendet. Viele Pilger strömten zu diesem Fest nach Rom. Die Nähe des Festes St. Peter und St.Paul zum Sonntag hat wahrscheinlich die Auswahl der Lesung aus dem Evangelium  - die Berufung Petri in Lukas beeinflusst. 

Bei vielen von uns klingt sicher der große Schrei der Selbsterkenntnis Petri wieder, das Erkennen unserer Unwürdigkeit, unserer Sünden. Dennoch macht Gott- wieder und wieder-,aus nichts etwas Wunderbares. Er hat den physischen Kosmos und den spirituellen Ort der Engel gemacht, als da nur nichts war. Er nahm Staub und machte den Menschen. Er nahm den staub-gemachten Mann und machte die Frau.  Er nahm unsere Sünde und machte sie zur felix culpa, der glücklichen Sünde. In der Lesung aus dem Römer-Brief beschreibt Paulus das Stöhnen der ganzen Schöpfung unter der Wirkung der Ursprungs-Sünde, die darauf wartet, von dieser Fessel befreit zu werden. Tatsächlich haben wir einen Vorgeschmack von der Befreiung der ganzen Schöpfung in den Sakramenten.  Indem er die Sakramente einsetzte, erhob Christus die Sache zu einer neuen Würde im Hinblick auf unsere Heiligung. In unserem Evangelium nimmt Christus die vergeblichen Bemühungen des Menschen um sich selbst, arbeitet im Dunkeln und füllt ihre Netze mit Überfluss. Das wird mit den Worten Christi "auf Dein Wort hin werde ich die Netze versenken"  Die Worte Christi führen dann zu einem weiteren Fallen-lassen - dem des Hl. Petrus."Er  fiel zu den Knien Jesu nieder".  Das Verb ist propipto - vorwärtsfallen, "sich selbst niederwerfen..."  Petrus warf sich zu Boden und beugte sich zu den Knien Jesu. Das ist wirklich der Beginn der Freiheit. 

Manchmal  hält Gott Gnade und Trost zurück, um uns zu prüfen, und zu stärken, uns zu korrigieren. Werden wir standhalten.  Hätten Petrus und seine Gefährten, die zukünftigen  Apostel Jacobus und Johannes nicht während der dunklen Nacht der Frustrationen standgehalten, wären sie für ihrer Begegnung mit dem Herrn nicht zur rechten Zeit und am rechten Platz gewesen. Wenn sie in ihren Prüfungen nach Pfingsten nicht standgehalten hätten, gäbe es keine Kirche,  durch die Gott uns von unseren Sünden befreien und zu den Freuden des Himmels bringen will.

Zusätzlich zu ihrer Standhaftigkeit hatten -wie wir in der Apostelgeschichte und den Paulus-Briefen lesen- auch Hilfe. Wir lesen im Leben der Heiligen immer wieder, wie sie nicht nur Gottes Gnade bekamen sondern auch menschlichen Beistand. Wenn wir verstehen, daß auch wir unzulänglich sind, befreit uns das, auch um Hilfe zu bitten und so anderen die Gelegenheit zu geben, etwas Gutes zu tun. In der Erzählung des Evangeliums war das Gewicht der Fische im Netz so groß, daß sie ihre Partner in den anderen Booten darum baten, ihnen zu Hilfe zu kommen. Das ist natürlich keine Überraschung. Menschen scharen sich im allgemeinen um eine gute Sache. Das ist uns eingegeben, zumindest unserer guten Seite. 

Diese Netze einzuholen, die so schwer waren, daß die Boote hätten sinken können, hätte wirklich ernsthafte Mühe gekostet. Wir können uns vorstellen, daß die Helfer, die ihr gutes Werk taten, sich für die Besitzer des wundersamen Fangs gefreut haben. Es steht jedoch nicht außerhalb der Möglichkeit, daß einige unter ihnen neidisch waren, Sie strengten sich ebenso an, aber mit anderem Herzen. Das bringt mich zu einer Zugabe. 

Es gibt Menschen, die in ihrem Leben viele gute Taten vollbringen, aber diese Taten sind für sie nicht verdienstvoll, weil sie im Zustand der Todsünde vollbracht wurden. Außerdem wird uns das nicht zugute kommen, wenn wir stolz oder egozentrisch wegen unserer guten Taten sind. Oberflächlich betrachtet werden gute Taten den Empfängern nützen, was eine gute Sache ist. Wenn sie jedoch nicht mit reinem Herzen und Liebe zu Gott und dem Nächsten vollbracht werden, sind sie nutzlos. Papst Benedikt XVI. hat dies in seiner ersten Enzyklika Deus caritas est betont. Indem er unterstreicht, daß die Kirche immer verpflichtet sein wird, sich an karitativen Werken zu beteiligen, ist das Hauptanliegen der Kirche nicht "Brot allein“, sondern vielmehr die Rettung der Seelen. Wenn die Rettung der Seelen im Dunkeln liegt, wenn die Liebe Gottes fehlt oder lau ist, also "auszuspeien“ ist (vgl. Offb 3,16), ist die Kirche kaum besser als eine NGO und wahrscheinlich auch keine sehr gut.

Wenn menschliche Herzen eigennützig, lauwarm oder hart sind, sind unsere Werke – objektiv gut – für uns nicht verdienstvoll. Mir fällt der Satz in der Sequenz Lauda Sion ein, den wir an Fronleichnam gesungen haben und der über den Empfang der Eucharistie durch diejenigen spricht, die im Stand der Gnade sind und diejenigen, die es nicht sind. Es ist derselbe Akt des Empfangens, aber die Ergebnisse sind völlig unterschiedlich. Petrus wurde als Sohn von Jona in diese Welt geboren. Er wurde kopfüber an einem Kreuz hängend in Sichtweite des Obelisken in den Himmel geboren, der jetzt vor der Basilika steht, die seinen Namen trägt. In Genezareth am See Genezareth wurde Petrus ebenfalls wiedergeboren, beugte sich vor den Knien des Herrn und verkündete seine Unwürdigkeit. Das ist ein guter Ausgangspunkt für alles, was wir unternehmen. Darüber hinaus ist es ein guter Endpunkt für alles, was wir tun, ob gut oder schlecht. Unsere Verluste und unsere Gewinne, unsere Niederlagen und unsere Siege müssen alle auf ein tiefes Staunen über die unerschütterliche Liebe Christi zurückgeführt werden."

Quelle: Pater J. Zuhlsdorf, OnePeterFive

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