Montag, 29. Juli 2024

Zumindest sonntags...

Auch gestern hat Fr. J. Zuhlsdorf bei One Peter Five seine Katechesen über die Sonntage nach Pfingsten fortgesetzt. Hier geht s zum Original:  klicken

"WENIGSTENS SONNTAGS - 10. SONNTAG NACH PFINGSTEN: DIE VIELFALT DER GABEN"

Im vergangenen Jahr, als wir uns meistens mit den Brief-Lesungen bei den Sonntags-Messen im Usus Antiquior, dem Gregorianischen Ritus, dem Pius-Ritus, dem Tridentinischen Ritus, der Traditionellen Lateinischen Messe, im Vetus Ordo beschäftigt haben, wurde der  10. Sonntag nach Pfingsten vom Fest der Transfiguration überlagert. Gehen wir deshalb zurück und füllen diese Lücke des letzten Jahres mit den grünen Sonntagen dieses Jahres. Beginnen wir also mit der Lesung aus dem 1 Korinther 12:2 -11 

 - Brüder, was die Geistesgaben angeht, so will ich euch nicht in Unkenntnis lassen. Als ihr Helden wart, zog es euch wie ihr wisst, mit Macht zu den stummen Götzen. Deshalb erkläre ich euch: niemand, der im Geist Gottes redet, sagt: Verflucht sei Jesus! Und keiner kann sagen,: Jesus ist der Herr! ausser im Heiligen Geist. Nun, es gibt verschiedene Gnadengaben, aber es ist derselbe Geist. ES gibt verschiedene Ämter, aber es ist derselbe Herr. Es gibt verschiedene Kräfte, aber es ist  derselbe Gott, der alles in allen wirkt. Jedem aber wird die Offenbarung  des Geistes verliehen zum  allgemeinen Nutzen. Dem einen wird durch den Geist das Wort der Wahrheit gegeben, einem anderen durch denselben Geist das Wort  der Erkenntnis, einem anderen in demselben Geist Glaubenskraft, einem anderen die Gabe Krankheiten zu heilen in ein und demselben Geist, einem anderen machtvoll wirkende Kräfte, einem anderen die Prophetengabe, einem anderen die Fähigkeit der Unterscheidung der Geister, wieder einem anderen verschiedene Arten der Zungenrede, einem anderen schließlich die Gabe der Auslegung der Zungenreden. Alles das aber wirkt ein und derselbe Geist, indem er einem jedem zuteilt wie er will.

Die Passage ist eindeutig trinitarisch, weil alle drei Personen unterschieden werden. In Vers 3 informiert uns der Geist (Heiliger Geist) Gottes (des Vaters), wie man Jesus (den Sohn) "Herrn“ nennen kann. Die nächste trinitarische Erklärung findet sich in Vers 4.

Paulus erinnert die Korinther zunächst an die Götzenanbetung. Götzenanbetung widerspricht dem "Geist Gottes“. Es ist eine Art, "Anathema… Verflucht“… zu Jesus zu sagen (Verse 2-3). Was einem in der heutigen Zeit in den Sinn kommt, wäre die Anrufung von Pachamama oder der Großmutter des Westens, um in den "Kreis der Geister“ einzutreten. Es ist interessant, dass dieser Vers über die Götzenanbetung im Lektionar des Novus Ordo nie gelesen wird. Die parallele Perikope beginnt mit Vers 4 und mit der Beschreibung der charismatischen Gaben des Heiligen Geistes. Paulus erklärt dann die polyvalente Wirkung des Heiligen Geistes in der Kirche, dem mystischen Leib Christi.


Mit Vers 4 vergleicht der Apostel der Heiden (jetzt ehemalige Heiden, wie oben "als ihr Heiden wart“, griechisch éthnos) das harmonische Leben der Handlungen des Geistes in der Kirche mit der Art und Weise, wie die Unterschiede der Glieder des Leibes zusammenwirken. Das Kapitel nach dieser Lesung fährt mit derselben Bildsprache des menschlichen Körpers fort (Verse 12-27). Daher gibt der Heilige Geist dem Leib der Kirche besondere Gnaden, die zum Gemeinwohl beitragen. Es gibt, wie es die RSV dreimal ausdrückt, "Varianten“ (jeweils diairésis) von Gaben (charismata). In anderen Versionen heißt es "Unterschiede“, "Unterteilungen“, "Verteilungen“. Diese diairésis bedeutet, wie der Paulinist Fernand Prat erklärt,

"Unterteilung“ und nicht "Unterschied“, aber der Unterschied resultiert aus der Unterteilung. Der Unterschied bezieht sich auf die verschiedenen Charismen, die verschiedenen Dienste und die verschiedenen Handlungen, impliziert aber nicht die Verschiedenheit der Handlungen, Dienste und Charismen im Vergleich zueinander. Daher betrachten die griechischen Kommentatoren diese drei Wörter als Synonyme oder, genauer gesagt, als auf dieselben Objekte bezogen.

Wenn man bedenkt, daß die drei Personen der Dreifaltigkeit immer in Einheit wirken, sind die Gaben oder Dienste, die dem Vater zugeschrieben werden, Werke oder Operationen oder Macht (energêma), Gnaden der Heilung und Wunder. Die Gaben des Sohnes sind Dienste oder Verwaltung (diaklonía), geistige Gaben für den aktiven Dienst der Mitglieder der Kirche. Die Varianten, die eher mit dem Heiligen Geist in Verbindung gebracht werden, wären dann Gaben (charisma), wie Prophezeiung und Zungenrede und Interpretation. Wie auch immer wir sie unterscheiden, Paulus macht deutlich, dass all diese Gnaden Gaben sind, charismata, die die anderen Gnaden umfassen, und daß der Heilige Geist sie jetzt dem einen und dann dem anderen zum Wohle des Ganzen gibt.

Wenn wir bei der Messe eine Perikope haben, einen Ausschnitt aus der Heiligen Schrift für den Gottesdienst, müssen wir über die Ränder dieser Perikope hinausgehen, um den Kontext zu erfassen und zu sehen, wohin sie führt. Das bedeutet, dass wir vor dem Sonntag Zeit damit verbringen, die kommenden Antiphonen und Lesungen zu identifizieren und dann die Bibeln öffnen und sie durchsehen. Auf diese Weise können Sie, wenn Sie bei der Sonntagsmesse sind und die Lesung gesprochen oder gesungen wird, durch Ihre volle, bewusste und aktive Aufnahmebereitschaft, die die höchste Form der Teilnahme darstellt, am gewinnbringendsten das erlangen, was die Heilige Kirche Ihnen vermitteln will.

So endet Kapitel 12 mit der Ermahnung, "sich nach den höheren Gaben (charismata tà kreíttona) zu sehnen“. Was in 1. Korinther 13 folgt, ist vielleicht die berühmteste aller paulinischen Schriften:

Wenn ich in den Sprachen der Menschen und der Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Schelle. Und wenn ich prophetische Kräfte hätte und alle Geheimnisse und alle Erkenntnis wüsste und allen Glauben hätte, so daß ich Berge versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts. Wenn ich alles hergäbe, was ich habe, und wenn ich meinen Leib dem Feuer übergebe, hätte aber die Liebe nicht, gewinne ich nichts.

Die Liebe ist langmütig und gütig; die Liebe ist nicht eifersüchtig oder prahlerisch; sie bläht sich nicht auf. Die Liebe sucht nicht den eigenen Vorteil; sie lässt sich nicht erbittern, sie trägt das Böse nicht nach; sie freut sich nicht über Unrecht, sondern vielmehr an der Wahrheit. Die Liebe erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, erduldet alles.

Die Liebe hört niemals auf; Prophetisches Reden nimmt einmal ein Ende Zungenrede verstummt; Erkenntnis vergeht. Denn Stückwerk ist unser Erkennen und Stückwerk unser Prophezeien; wenn aber das Vollendete kommt, wird das Stückwerk vergehen. Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, ich dachte wie ein Kind, ich urteilte wie ein Kind; als ich ein Mann wurde, legte ich ab,was kindlich war. Denn jetzt sehen wir in einem Spiegel alles rätselhaft, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann werde ich völlig verstehen, so wie ich ganz erkannt worden bin. So bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die größte von ihnen ist die Liebe.

Jetzt können Sie den Kontext besser erkennen, der zu diesem beredtesten inspirierten Wort von Paulus führt, in dem er zu zeigen scheint, daß er besondere Gaben erhalten hat. In Kapitel 13 unterscheidet er erneut zwischen den verschiedenen Gaben. Wieder verwendet er die Analogie des menschlichen Körpers, diesmal nicht in Bezug auf die harmonische Aufteilung seiner Glieder, sondern vielmehr mit dem natürlichen Wachstum, das während der Reifung stattfindet. In Kapitel 12 vergleicht Paulus die Korinther mit den Heiden, die einst in Götzendienst versunken waren. Durch das, was der Heilige Geist ihnen gegeben hat, sind sie wie neue Geschöpfe, neue Menschen, in Harmonie mit sich selbst und miteinander, die mal von dieser Gabe, mal von jener profitieren, alles mit der Aussicht auf Wachstum in der höheren Gabe der Agape, lateinisch Caritas, aufopfernde Liebe.

Abschließend lässt ein Blick auf die Sonntags Kollekte diesen Komplex aus Perikope und Kontext mit seinen Körperbildern und den verschiedenen Gaben für Fortschritt und Reifung erahnen.

Deus, qui omnipotentiam tuam parcendo maxime et miserando manifestas: multiplica super nos misericordiam tuam; ut, ad tua promissa currentes, caelestium bonorum facias esse consortes.

Wörtlich...

O Gott, der Du Deine Allmacht besonders durch Verschonen und Barmherzigkeit zeigst, steigere Deine Barmherzigkeit uns gegenüber, damit Du uns, indem wir zu den Dingen eilen, die Du versprochen hast, an himmlischen Wohltaten teilhaben lässt.

Gott überhäuft uns mit vielen Gaben, besonders mit Seiner Barmherzigkeit, die zeigt, wie allmächtig Er ist: Er kann eine unendliche Kluft schließen, die wir durch unsere Sünden verursacht haben. Wenn wir in Paulus reifen und durch Seine Gaben Fortschritte im Wachstum machen, so eilen wir, Seine Gefährten, diejenigen, die Sein Schicksal (sors) teilen, in der Kollekte (currentes von curro, „rennen“) zu dem, was Er versprochen hat, zu den Freuden des Himmels."

Quelle: Fr. J. Zuhlsdorf,



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