Montag, 24. März 2025

Zur Zukunft des Pontifikates

In seiner heutigen Kolumne für Monday at the Vatican befaßt sich A. Gagliarducci nach der Entlaasunf des Papstes aus dem Krankenhaus mit der möglichen Zukunft des aktuellen Pontifikates. 
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PAPST FRANZISKUS - DIE ZUKUNFT MUSS ENTZIFFERT WERDEN

Der Brief, den Papst Franziskus am 14. März an die italienische Zeitung "Corriere della Sera" adressiert hat, ist der Inbegriff des Pontifikates.

Als die Zeitung den Brief am 18. März veröffentlichte, wurde sofort klar, daß der Papst ihn nicht geschrieben hat.  Daran ist nichts Falsches. Nicht alle päpstlichen Texte werden vom Papst Franziskus selbst geschrieben. Aber er muß ihnen, bevor sie verölffentlicht werden, zustimmen. 

Wie kommt es dann, dass ein Antwortschreiben an den Direktor des Corriere della Sera für Papst Franziskus Priorität hat? Der Papst ist inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen worden. Als der Brief veröffentlicht wurde, hieß es, es gehe dem Papst besser; seine Atmung sei regelmäßiger und er habe allmählich einige Arbeitstätigkeiten wieder aufgenommen. Schließlich können manche Entscheidungen nur vom Papst getroffen werden, angefangen bei der Regelung der regulären Tätigkeit der neuen Bischöfe.

Es ist kein Zufall, dass der Substitut des Staatssekretariats, der für die allgemeinen Angelegenheiten zuständig ist, den Papst am häufigsten sieht, wenn die regulären Tätigkeiten stattfinden. Der Substitut legt dem Papst die Entscheidungen der ordentlichen Regierung, die auftretenden Probleme und die zu genehmigenden und zu unterzeichnenden Texte vor. Letztlich ist der Substitut im Organigramm der Kurie die Person, die dem Papst absolut am nächsten steht.

Während seines Krankenhausaufenthaltes gab der Heilige Stuhl regelmäßig bekannt, wann der Papst arbeiten konnte. Medizinische Bulletins betonten allgemein, dass sich Arbeit und Ruhezeiten des Papstes abwechselten.

Zweimal hat Kardinal Pietro Parolin, Staatssekretär des Heiligen Stuhls, Papst Franziskus gemeinsam mit seinem Stellvertreter, Erzbischof Edgar Pena Parra besucht. Beide Male fanden die Besuche sonntags vormittags statt. In der Praxis traf sich der Papst seit seinem Krankenhausaufenthalt alle zwei Wochen mit seinem Sekretariat.

Warum ist der Corriere della Sera für Papst Franziskus so wichtig geworden? Darin liegt die Synthese des Pontifikats. Außerhalb der Institution, die mit und für den Papst arbeitet, gibt es eine Parallelwelt von Menschen, denen der Papst vertraut und die ihn zu Entscheidungen außerhalb institutioneller Kanäle anleiten.

Bis zum Schreiben an den Corriere war die Aufnahme der Stimme des Papstes über das vatikanische Dikasterium für Kommunikation gelangt und von dort an die Gläubigen verteilt worden. Auch das einzige Foto des Papstes im Krankenhaus, das sorgfältig aufgenommen wurde, um keine Krankheitszeichen zu zeigen, war das vom Dikasterium für Kommunikation übermittelte Foto.

Dieser „Schutz“ um den Papst wurde jedoch durch einen Brief an eine Zeitung gebrochen – eine persönliche Initiative, die nur Vorurteile schüren konnte. Warum wurde diese Zeitung ausgewählt? Warum hat Papst Franziskus nicht auf alle anderen Briefe geantwortet? Warum bevorzugt Papst Franziskus weiterhin inoffizielle Kanäle für solch wichtige Kommunikation?

Es sei daran erinnert, dass Papst Franziskus nicht der einzige Papst ist, der sich den säkularen Medien widmet.

Benedikt XVI. veröffentlichte eine Reflexion in der Financial Times, um ein aktuelles Beispiel zu nennen. Kein Papst hat jedoch so viel Wert darauf gelegt, sich außerhalb der Institution Kirche zu kommunizieren. Die Entscheidung, dem Corriere della Sera zu antworten, steht im Einklang mit Franziskus’ Pontifikat, ist aber auch bezeichnend für die Vorgaben seiner engsten Berater.

Und so stehen wir einer Kommunikationsbubble  um Papst Franziskus gegenüber.

Solange der Papst im Krankenhaus lag, schien die Kirchenleitung stillzustehen, da es schwierig war, den tatsächlichen Zustand des Papstes zu kennen. Nicht alle Mitteilungen über den Gesundheitszustand des Papstes müssen öffentlich gemacht werden. Es gab jedoch kein internes Informationsnetzwerk, zumindest nicht für die Kardinäle, die zu den ersten Beratern des Papstes berufen wurden, das es allen ermöglicht hätte, zu verstehen, wie es weitergehen sollte, welche Entscheidungen zu treffen sind und mit welcher Perspektive man vorgehen sollte.

Kurz gesagt: Das Fehlen eines institutionellen Netzwerks hilft der Kirche nicht, über den Personalismus von Papst Franziskus hinauszugehen. Die Institution ist durch dieses Pontifikat dramatisch geschwächt worden und sollte auch in schwierigen Situationen Kontinuität gewährleisten. Beispielsweise war während der Krankheit von Johannes Paul II. bekannt, wer seine Weisungen verantwortete.

Und wer die Chroniken der letzten zwei Monate von Johannes Paul II. liest, bemerkt, dass ihn Kardinal Joseph Ratzinger besuchte, der sofort ein Bezugspunkt für alle war.

Dieses Pontifikat hat jedoch keinen anerkannten Bezugspunkt außer dem Papst. Es besteht die Hoffnung, dass dieser Schwebezustand bald endet.

Nach der Rückkehr des Papstes nach Santa Marta bleibt abzuwarten, ob er seinen normalen Arbeitsrhythmus wieder aufnehmen kann, was höchst fraglich ist. Es bleibt auch abzuwarten, ob sein Umfeld ihn erneut zu Entscheidungen drängen wird.

Das wäre nichts Neues.

Wie bei jeder Machtfigur gab es auch beim Papst immer Schakale. Die Schakale der Vergangenheit achteten jedoch immer noch auf die Bedeutung und das Gleichgewicht der Institution, der sie dienten. Nun scheint die Institution selbst auf dem Spiel zu stehen.

Quelle: A. Gagliarducci, Monday at the Vatican

 

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