Stefan von Kempis berichtet bei vatican-news über das Treffen des Hl. Vaters mit Seminaristen und ihren Lehrern. Hier geht´s zum Original mit Fotos : klicken
PAPST AN SEMINARISTEN: DIE FREUNDSCHFT MIT JESUS PFLEGEN
"Bei einer geistlichen Berufung geht es vor allem um die „Freundschaft“ mit Jesus. Das sagte Papst Leo XIV. an diesem Dienstag zu Priesteramtskandidaten und ihren Ausbildern.
Im Petersdom hat der neue Papst Seminaristen und Lehrende an Priesterseminaren getroffen, die sich derzeit zu ihrer Heilig-Jahr-Feier in der Ewigen Stadt aufhalten. Leo trug ihnen eine Meditation vor, in der er das Thema Berufung umkreiste. Wie sehr ihm dieses Thema am Herzen liegt, hatte er schon bei seinem ersten öffentlichen Angelusgebet nach seiner Wahl zum Papst im Mai deutlichgemacht; damals sagte er: „Habt keine Angst! Nehmt die Einladung der Kirche und Christi an“.
Es mache ihm Hoffnung, dass junge Männer sich auch in „nicht einfachen Zeiten“ auf das „faszinierende Abenteuer der Priesterberufung“ einließen, so Leo in seiner Meditation von diesem Dienstag.
„Nichts an euch muss unterdrückt werden“
„Jesus ruft euch, wie ihr wisst, vor allem dazu auf, eine Erfahrung der Freundschaft mit ihm und mit euren Mitbrüdern zu machen (vgl. Mk 3,13); eine Erfahrung, die auch nach der Weihe weiterwachsen soll und alle Aspekte des Lebens umfasst. Nichts an euch muss nämlich unterdrückt werden, sondern alles kann angenommen und in der Logik des Weizenkorns verwandelt werden, damit ihr glückliche Menschen und Priester werdet, ‚Brücken‘ und keine Hindernisse für die Begegnung mit Christus für alle, die sich euch nähern. Ja, Er muss wachsen und wir müssen abnehmen, damit wir Hirten nach seinem Herzen sein können.“
Stichwort Herz: Hier rührt man nach Ansicht von Papst Leo an das Entscheidende, an den „Motor“ des Wegs eines Priesteramtskandidaten. Er empfahl die Lektüre der letzten Enzyklika seines verstorbenen Vorgängers Franziskus, Dilexit nos, in der es um die Herz-Jesu-Verehrung geht, und führte aus, dass ein Seminar, „egal in welcher Form es konzipiert ist“, in erster Linie eine „Schule des Fühlens“ (scuola degli affetti) sein sollte.
Lieben wie Jesus
„Gerade heute, in einem sozialen und kulturellen Kontext, der von Konflikten und Narzissmus geprägt ist, müssen wir lernen, zu lieben und dies so zu tun, wie Jesus es getan hat. So wie Christus mit dem Herzen eines Menschen geliebt hat, seid ihr aufgerufen, mit dem Herzen Christi zu lieben! Aber um diese Kunst zu erlernen, muss man an seinem Inneren arbeiten, wo Gott seine Stimme hören lässt und wo die tiefsten Entscheidungen getroffen werden; es ist auch ein Ort der Spannungen und Kämpfe (vgl. Mk 7,14-23), an dem es umzukehren gilt, damit eure ganze Menschlichkeit nach dem Evangelium riecht.“
Die erste, grundlegende Arbeit müsse also „im Inneren“ geleistet werden, im Herzen, weil sich dort „die Spuren Gottes“ finden ließen. „Sich ins Herz zu begeben, kann uns manchmal Angst machen, weil dort auch Wunden sind. Habt keine Angst, euch um sie zu kümmern, lasst euch helfen, denn gerade aus diesen Wunden wird die Fähigkeit entstehen, denen nahe zu sein, die leiden. Ohne das innere Leben ist auch das geistliche Leben nicht möglich, denn Gott spricht gerade dort zu uns, im Herzen.“
Authentisch werden
Wer sein eigenes Herz kenne, werde „authentisch“, brauche keine Maske. Dazu gehöre die Begegnung mit Gott in der Stille; ohne diese Begegnung mit Ihm könnten wir uns auch selbst nicht bis ins Tiefste kennen.
„Ich lade euch ein, häufig den Heiligen Geist anzurufen, damit er in euch ein fügsames Herz formt, das fähig ist, die Gegenwart Gottes zu erfassen, auch indem es auf die Stimmen der Natur und der Kunst, der Poesie, der Literatur und der Musik sowie der Geisteswissenschaften hört. In eurem theologischen Studium sollt ihr auch mit offenem Geist und offenem Herzen auf die Stimmen der Kultur hören, wie zum Beispiel auf die aktuellen Herausforderungen der künstlichen Intelligenz und der sozialen Medien. Vor allem sollt ihr, wie Jesus es tat, auf den oft stummen Schrei der Kleinen, der Armen und Unterdrückten und der vielen, vor allem jungen Menschen hören, die nach einem Sinn für ihr Leben suchen.“
Wichtig: Menschliche Reifung
Der Papst lud die Seminaristen dazu ein, sich im Verfahren der sogenannten „geistlichen Unterscheidung“ zu üben und sich dabei vor Oberflächlichkeit zu hüten. In einer von Undankbarkeit und Machtgier geprägten Welt sollten sie außerdem für Gastfreundschaft, Nähe und Selbstlosigkeit stehen.
„Es ist wichtig, ja sogar notwendig, schon seit der Zeit des Seminars stark auf die menschliche Reifung zu setzen und jede Verstellung und Heuchelei abzulehnen. Mit dem Blick auf Jesus gerichtet, muss man lernen, auch der Traurigkeit, der Angst, der Beklemmung und der Empörung einen Namen und eine Stimme zu geben und alles in die Beziehung zu Gott einzubringen. Krisen, Grenzen und Schwächen dürfen nicht verheimlicht werden, sondern sind vielmehr Gelegenheiten der Gnade und der österlichen Erfahrung.“
Maß nehmen am Herzen Christi
Maß nehmen am Herzen Christi: Das war der rote Faden in der Meditation von Papst Franziskus. Das Herz Christi sei, wie das Neue Testament an vielen Stellen bezeuge, „von unermesslichem Mitgefühl beseelt“; wenn Er zu seinen Jüngern sage „Gebt ihr ihnen zu essen“ (Mk 6,37), dann bedeute das – so übersetzte Papst Leo –: „Macht euer Leben zu einem Geschenk der Liebe“.
„Liebe Seminaristen, die Weisheit der Mutter Kirche, unterstützt vom Heiligen Geist, sucht im Laufe der Zeit immer nach den geeignetsten Methoden für die Ausbildung der geweihten Amtsträger, entsprechend den Anforderungen der jeweiligen Orte. Was ist eure Aufgabe dabei? Es ist eure Aufgabe, niemals unter dem Anspruch zu bleiben. Euch nicht zufrieden zu geben. Nicht nur passive Empfänger zu sein, sondern euch für das priesterliche Leben zu begeistern. Die Gegenwart zu leben und mit prophetischem Herzen in die Zukunft zu blicken. Ich hoffe, dass dieses Treffen jedem von euch hilft, den persönlichen Dialog mit dem Herrn zu vertiefen…“
Quelle: S. v. Kempis, vaticannews
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