Stefan von Kempis gibt bei vaticannews Papst Leos XIV Gedanken zum Gedenken an das Konzil von Nizäa wieder, das dort entstandene Credo und an seine bevorstehende Reise in die Türkei und stellt das Schreiben "In unitate fidei" vor. Hier geht´s zum Original: klicken
"PAPST LEO WÜRDIGT DAS KONZIL VON NIZÄA"
Papst Leo XIV. erhofft sich vom Gedenken an das Konzil von Nizäa vor 1.700 Jahren Auftrieb für die ökumenischen Beziehungen. Das gibt er in einem Apostolischen Schreiben zu erkennen, welches an diesem Sonntag veröffentlicht wurde.Nein zu einer sogenannten „Rückkehr-Ökumene“
In ökumenischer Hinsicht ist das Glaubensbekenntnis von Nizäa nach Einschätzung von „In unitate fidei“ von „höchstem Wert“: Es bilde „die Grundlage und den Bezugspunkt“ für den gemeinsamen Weg der christlichen Kirchen und Gemeinschaften. Einer sogenannten „Rückkehr-Ökumene“ erteilt das Papstschreiben eine klare Absage. Zugleich dürfe man sich aber auch nicht mit einer „gegenseitigen Anerkennung des derzeitigen Status quo der Verschiedenheit“ zufriedengeben, sondern solle durch „Reue und Umkehr von Seiten aller“ auf „wirkliche Einheit in legitimer Verschiedenheit“ abzielen. Mit seiner Lehre von der göttlichen Dreifaltigkeit habe Nizäa für ein solches Einheitsmodell die Blaupause geliefert.
Wenn die Frage nach Gott allmählich erlöscht
Besorgt zeigt sich Leo XIV. über das allmähliche Erlöschen der Gottesfrage bei vielen Menschen. Eine Teilschuld daran gibt er (angelehnt an ein Zitat des Zweiten Vatikanischen Konzils) den Christen, „weil sie den wahren Glauben nicht bezeugen und das wahre Antlitz Gottes durch ihren Lebensstil … verdunkeln“. Im Namen Gottes sei im Lauf der Jahrhunderte „gemordet, verfolgt und diskriminiert“ worden, beklagt der Papst. „Statt einen barmherzigen Gott zu verkünden, hat man von einem rächenden Gott gesprochen, der Schrecken verbreitet und bestraft.“ Darum rufe uns das Glaubensbekenntnis von Nizäa heute zu einer Gewissenserforschung auf. „Was bedeutet mir Gott, und wie bezeuge ich meinen Glauben an Ihn? … Bin ich dazu bereit, die Güter der Erde, die allen gehören, gerecht und gleichmäßig mit anderen zu teilen? Wie behandle ich die Schöpfung, die das Werk Seiner Hände ist?“
Für einen „neuen Elan beim Bekenntnis des Glaubens“
Eine weitere, für nötig erachtete Gewissenserforschung sollte nach Leos Dafürhalten der Frage gelten, wie es um die Rezeption des Credos von Nizäa heute bestellt ist. „Spüren wir, dass es auch unsere heutige Situation betrifft? Verstehen und leben wir das, was wir jeden Sonntag sagen, und was bedeutet das, was wir sagen, für unser Leben?“ .Für eine theologische Einordnung des ersten Konzils der Christenheit verweist das neue Papstschreiben auf ein Dokument der Internationalen Theologischen Kommission (die beim vatikanischen Glaubensdikasterium angesiedelt ist). Dieses Dokument trägt den Titel „Jesus Christus, Sohn Gottes, Erlöser“ und wurde im Frühjahr 2025 veröffentlicht, also noch im Pontifikat von Papst Franziskus.
„Die Konzilsväter wollten keineswegs die biblischen Erklärungen durch griechische Philosophie ersetzen“
Doch beschränkt sich „In unitate fidei“ nicht auf den Appell zu einem „neuen Elan beim Bekenntnis des Glaubens in der ganzen Kirche“ , sondern schlägt durchaus einige theologische Pflöcke ein. So wird betont, das Konzil habe mit der Formulierung, dass Christus „eines Wesens (homooúsios) mit dem Vater“ sei, keineswegs „die biblischen Erklärungen durch griechische Philosophie ersetzen“ wollen: „Im Gegenteil, das Konzil hat diese Begriffe benutzt, um den biblischen Glauben deutlich von der hellenisierenden Irrlehre des Arius zu unterscheiden. Die Anklage der Hellenisierung trifft also nicht die Väter von Nizäa, sondern die falsche Lehre des Arius und seiner Anhänger.“ Das zielt auf den Priester und Theologen Arius, der Jesus als dem Vater untergeordnet ansah und daher Abstriche an Jesu göttlicher Natur machte; seine Lehre wurde von Nizäa verworfen. Positiv gesprochen hat Nizäa, so schreibt Leo XIV., den biblischen Monotheismus mit dem „Realismus der Menschwerdung“ Gottes in Einklang gebracht.
Eine thematische Verbindung zu „Dilexi te“
Der Papst streicht heraus, dass das Bekenntnis von Nizäa „nicht von einem fernen, unerreichbaren, unbewegten Gott spricht“, sondern von einem Gott, „der uns nahekommt und uns auf unserem Weg begleitet“. Aufgrund der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus „begegnen wir dem Herrn in unseren bedürftigen Brüdern und Schwestern“, und durch sein Heilswerk habe Gott „unsere menschliche Würde als Abbild Gottes wiederhergestellt“. Das verbindet dieses Apostolische Schreiben Leos thematisch mit seiner ersten, unlängst veröffentlichten Apostolischen Exhortation.Die trägt den Titel „Dilexi te“ und arbeitet heraus, dass die Liebe zu den Armen zentral für das Christentum ist."
Quelle: S.v.Kempis, vaticannews
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