A. Gagliarducci hat in aci.stampa einen Artikel zur Frage, wie vielen Juden Papst PIus XII während des II. Weltkrieges geholfen hat und stützt sich dabei auf die Untersuchungen von Johan Ickx und Hubert Wolf. Ziemlich sicher ist leider, daß noch so viele Beweise aus den mittlerweile geöffneten Archiven nicht dazu führen werden, daß die gläubigen Anhänger von der Schwarzen Legende vom Schweigen des "Stellvertreters" ablassen, und Rolf Hochhuths ideologisches Machwerk als das entlarven, was es war, weil sie wissen, daß es immer genügend nützliche Idioten geben wird, die daran glauben,. Hier geht´s zum Original: klicken
"PIUS XII, WIE VIELEN JUDEN HAT ER WIRKLICH GEHOLFEN?"
Auch der Historiker Hubert Wolf hat zugegeben, daß Pius XII so vielen Juden wie möglich geholfen hat. Zum Hintergrund einer komplexen Debatte zur Person von Papst Pacelli.
Wie viele Hilferufe sind von den Juden an Pius XII gerichtet worden? Johan Ickx, Direktor des Historischen Archivs der Sektion "Beziehungen zu den Staaten" des Staatssekretariates hat 2800 Bitten bezogen auf ungefähr 5 Millionen Personen gezählt. Hubert Wolf hat unterstrichen, daß es mehr waren: ungefähr 15.000. Dabei gibt er aber zu, daß Papst Pacelli den Juden so gut wie möglich geholfen hat und hat sich auf diese Weise in der Debatte der Historiker neu positioniert und eine weichere Stellung gegenüber dem Papst eingenommen.
Eine Marketing-Aktion? Vielleicht ist es gewagt das zu sagen, aber sicher hat Wolf weder angegeben, wie er diese 15.000 Bitten gezählt hat, noch die Quellle seiner Zahlen offen gelegt (vielleicht handelt es sich um die selben Quellen im Vatican oder sogar um Archive in Deutschland). Während Icks eine präzise, sorgfältige Dokumentation mit direkten Referenzen bekannt gegeben hat. Eine Operation, die darauf abzielt, der Figur von Pius XII Gerechtigkeit mit Hilfe von Geschichtsdokumenten und sicher nicht Propaganda - widerfahren zu lassen.
Und hier nützt es, einen Schritt zurück zu gehen. Als am 2. März 2020 endlich die Vaticanischen Archive zur Periode des Pontifikates von Pius XII geöffnet wurden, haben die Historiker begonnen, sie zu erforschen. Insbesondere wurde dem Papst das Schweigen zur Zeit der Shoah vorgeworfen, ein Schweigen, das in dem Theaterstück "Der Stellvertreter" von Rolf Hochhut angegriffen wurde und mit dem die schwarze Legende über Pius XII ihren Anfang nahm.
In Wirklichkeit weiß man schon aus den Dokumenten und einem Essay über die Flüchtlingspolitik von 1933 bis jetzt: "Herausforderungen und Verantwortlichkeiten", daß während des Krieges und in unverdächtigen Zeiten von Pius XII und seinen Mitarbeitern enorme Anstrengungen zur Rettung der Juden unternommen wurden. In der Untersuchung, die 2017 erschien, hat Ickx die sehr zuverlässigen und leider nie veröffentlichten Zählungen von Diakon Dominiek Oversteyns benutzt, der zu dem Schluß kam, daß 63,97% der am Ende des II.Weltkrieges in Rom anwesenden Juden von Pius XII in Zusammenarbeit mit den vaticanischen Ämtern oder dem Diözesanklerus Roms unterstützt worden waren, ein Unternehmen inmitten von tausend Schwierigkeiten, unter dem Druck durch die Nazis, die auch 65 der 253 Klöster in Rom angriffen.
Wegen der Pandemie konnten die Historiker nur einige Tage auf die Archive zugreifen, aber das genügte Wolf und seinem Team, um anhand einiger Dokumente, einschließlich einer Notiz von Msgr. Dall'Acqua zu behaupten, daß Pius XII vom im Gange befindlichen Holocaust wußte, aber die Quellen bewusst ignorieren wollen, auch wegen eines "antisemitischen Vorurteils", das vor allem seine Mitarbeiter betraf.
Als Wolf das erklärte, hat es in der akademischen Welt große Unruhe ausgelöst und erneut eine Debatte zum "Schweigen" von Pius XII eröffnet. Jetzt zeigt Wolf, daß er seine Meinung geändert hat.
Das hat er am vergangenen 30. April in einem Interview mit Herder Korespondenz getan, in dem er von cirka 15.000 Bitten von Juden aus ganz Europa spricht, die sich auf Grund der Verfolgung durch die Nazis an Pius XII gewandt und um Hilfe gebeten haben." Es handelt sich- so fährt Wolf fort- "beeindruckende persönliche Dokumente, bewegende Zeugnisse der Verfolgung, der Erschwernisse und der Schrecken während des nationalsozialistischen Regimes". Und er fügt hinzu, daß der Hl. Stuhl auf diese Bittern so gut wie möglich geantwortet hat, mit "Geld, Nahrung oder Unterkunft" und, daß Pius XII viele Bitten persönlich gelesen hat - und Visa aushändigen ließ.
Wolf sagte auch, daß "es zu früh ist, um festzustellen, ob das Handeln Pius´ XII im Nationalsozialismus neu bewertet werden müsse" aber gleichzeitig , "daß das Bild Pius´ XII vervollständigt werden müsse".
Sicher weniger kämpferische Töne gegenüber denen von 2020. Töne, die eine Kursänderung verraten- wenn auch im Namen der Untersuchung eines präzisen Zieles, das darin besteht, seiner Forschung neue Kraft und neues Interesse zu verschaffen. In der Praxis werden sobald Pius XII als das erscheint, was er war, alle Historiker, die ihn angegriffen haben, gezwungen sein, sich neu zu positionieren. Zur Zeit aber sind die 15.000 Bitten um Hilfe sicher wirkungsvoller als die von Ickx beschriebenen 2800. Aber diese 2800 Bitten um Hilfe sind nur die so gut wie möglich verifizierte "Pacelli-Liste" - mit Daten, die- wie Ickx selbst zugibt- eines Tages nach oben korrigiert werden könnten- aber bis heute die zuverlässigste -wenn auch weniger suggestive- Zahl darstellen.
Ickx hat vor kurzem das Buch "Pius XII und die Juden" geschrieben, Ergebnis einer ersten Lektüre der Archiv-Texte, die jetzt öffentlich zugänglich sind. Ein Erzählbuch, aber basierend auf historischen Dokumenten. Ickx hat die Geschichte der 2800 Bitten um Hilfe zurückverfolgt, die sich in der Akte "Juden" im Archiv der Zweiten Sektion des Staatssekretariates befinden, in der auch die Geschichte des Büros steht, das beauftragt war, die Juden zu retten.
Ickx hat geschrieben:"Soweit ich weiß, -immer sehr begrenzt- war das Staatssekretariat des Vaticans das einzige Außenministerium der Welt, mit einem Büro und einem kompletten internationalen Netz, das während des II. Weltkriegs mit der Rettung von verfolgten Menschen beauftragt war. " Heute beweist das die Serie "Juden".
Immer noch im Essay von 2017 hat Ickx detallierte Zahlen angegeben: ungefähr 5000 Juden wurden in Katholischen Klöstern untergebracht und versteckt, 3000 haben in der Päpstlchen Residenz in Castel Gandolfo Zuflucht gefunden, 1400 in Katholischen Häusern, 60 in italienischen, extraterritorialen Gebäuden und 40 direkt im Vatican.
Die Daten, die jetzt auftauchen, zeigen, daß die Schwazre Legende über das Schweigen Pius´ XII gegenüber dem Nazitum nur eine Legende ist.
Matthieu Baumier. französischer Wissenschaftler, wollte, als er auf die antiklerikalen Beschuldigungen von Michel Onfray antwortete, der einige Zahlen zu Tage fördern: "Zwischen 1934 und 1937 - so schrieb er in "Antitratto di teologia" sind 35% der katholischen deutschen Priester von der Gestapo verhört worden. In Bayern wurden zwischen Januar und April 1937 150 Katholische Schulen geschlossen. Die Verfolgung und die Morde erklären die Vorsicht Kardinal Pacellis , nachdem er zhum Papst gewählt wurde. die Katholiken nicht durch zu starke oder impulsive Erklräungen zu gefährden. Pius XII war direkter Zeuge der Verfolfungen gewesen und genau deshlab erkannte er die Wichtigkeit der Diskretion, als es sich darum handelte, menschliche Wesen zu retten, die in Lebensgefahr waren und unter einem totalitären Regime lebten."
Die Kirche hat tatsächlich nicht geschwiegen. Am 21. März hat Pius XI die Enzyklika "Mit brennender Sorge" veröffentlicht, eine öffentliche Verurteilung des Nazitums, wobei die Reaktionen der Gestapo nicht ausblieben , die die Verbreitung des Textes verbot, während die Hitlerjugend viele deutsche Bischofssitze plünderte, Priester angegriffen wurden und der Bischof von Rottenburg aus seiner Diözese gejagt wurde. Hitler verbot den Bischöfen die Enzyklika zu verbreiten, die als antinazistische politische Aktion betrachtet wurde." Der Hauptverteiler dieser Enzyklika war eben dieser Kardinal Pacelli.
Pinchas Lapide, israelischer Ex-Konsul in Mailand, hat geschrieben, daß "die Katholische Kirche während des Pontifikates von Pius XII 700.000 Juden vor dem sicheren Toid gerettet hat. Nach anderen Zählungen 860.000."
Über jeden Sensationalismus hianus wäre es gut, die Akten zu konsultieren und nicht jede kleine Entdeckung zu verkünden. sondern nur dann, wenn diese in den Kontext und die Umstände gehören. Nur so kann man Pius XII von jeder Sonderbetrachtung befreien und ihn der Geschichte zurückgeben."
Quelle. A. Gagliarducci, aci.stampa
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