Freitag, 3. September 2021

Fragen zur causa Becciu....

M. Tosatti veröffentlicht bei Stilum Curiae den Beitrag von Americo Mascarucci, der die jünsgten Aussagen von  Papst Franziskus in der causa des aller Ämter und Privilegien enthobenen Kardinals Angelo Becciu kommentiert. 
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"MASCARUCCI: WAS STECKT HINTER DER GARANTIE DES PAPSTES FÜR BECCIU?"

Liebe Freunde und Feinde von Stilum Curiae, Americo Mascarucci schlägt Ihnen seine Überlegungen zu den Worten des amtierenden Pontifex über Kardinal Angelo Becciu vor, der in die Untersuchung zur Affäre um die Sloane-Square-Affäre in London verwickelt ist. Gute Lektüre. 

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                       Was steckt hinter der Garantie des Papstes für Becciu? 

"Ich hoffe von ganzem Herzen, daß er unschuldig ist. Er war einer meiner Mitarbeiter und hat mir sehr geholfen. Ich schätze ihn als Menschen sehr und ich wünsche, daß es ihm gut geht. Abesehen von der Unschuldsvermutung, kann ich kaum erwarten, daß es gut ausgeht. Das isgt die wünschenswerte Gerechtigkerit." So sprach Papst Franziskus während eines Interviews mit Radio Cope, das der spanischen Bischofskonferenz gehört, in dem er über die Ereignisse spricht, in die einer verwickelt war, der bis vor einem Jahr einer seiner engsten Mitarbeiter war. Angelo Becciu - von ihm selbst mit dem Kardinalspurpur bekleidet. Gegen Kardinal Becciu wird von der vaticanischen Justiz ein Prozess geführt -mit der Anklage gemeinsam mit weiteren  10 Persoenen illegitim und betrügerisch Gelder des Staatssekretariates benutzt zu haben. Das Geschehen ist wohlbekannt und betrifft den Erwerb der Immobilie in London. Becciu hat sich immer als unschuldig erklärt und seine Schuld muß erstmal bewiesen werden. Aber eben dieser  Papst Ftanziskus, der heute betet, daß er freigesprochen wird und die Unschuldsvermutung beschwört, ist der selbe, der den in den Medien verbreiteten Beschuldigungen (die im voraus auf dem Schreibtisch des Pontifex gelandet sind, lange bevor sie veröffentlichgt wurden) sofort Glauben geschenkt und der Becciu gezwungen hat, auf alle Vorrechte der Römischen Kurie zu verzichten (eine Entscheidung, die der Kardinal getroffen hat, nachdem er während einer Begegnung mit dem Pontifex erkannte, daß dessen Vertrauen verloren gegangen war, und bei der Bergoglio ihn  bat, zurückzutreten),  der ihm auch das Recht entzog, als Wähler an einem eventuellen Konklave teilzunehmen.



Tatsache ist, daß wenn Franziskus sich wirklich an die Unschuldsvermutung gehalten hätte, er zumindest die Verteidigung seines ehemaligen Mitarbeiters hätte anerkennen sollen, anstatt ihn wie  den schlimmsten Verbrecher rauszuwerfen. Das gleiche Drehbuch wurde gegen den ehemaligen Wirtschafts"minister" George Pell inszeniert, der des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen beschuldigt und später von allen Anklagen freigesprochen wurde; aber in der Zwischenzeit war auch er gezwungen zurückzutreten, den Vatikan zu verlassen und sich seinen Anklägern zu ergeben, die ihn vor die Schranken des Gerichts und ins Gefängnis schickten, und sich dabei von Anfang an auf sehr nebulöse und widersprüchliche Anschuldigungen verließen, aber gut versorgt von einer feindseligen Presse, die in der Praxis die ersten Phasen der Urteilsfindung beeinflussten, in denen die Richter nur den Thesen der Anklage Glauben zu schenken schienen. Nur vor dem Obersten Gerichtshof konnte Pell sich Gehör verschaffen, traf mit unparteiischen Richtern zusammen, die auch die Beweise der Verteidigung prüften und zu dem Schluss kamen, daß die Vorwürfe keineswegs begründet waren, wie lange argumentiert worden war. Und von Papst Franziskus kam die vollständige Rehabilitierung von Pell, der Becciu inzwischen beschuldigte, der Anstifter des gerichtlichen Komplotts gegen ihn gewesen zu sein, durch den Kauf der Zeugen der Anklage durch Überweisungen  im Wert von 700.000 Euro  nach Australien  (aber eine Untersuchung der australischen Bundespolizei hat die Zahlungsströme nicht mit der Rechtssache in Zusammenhang gebracht). Alles nur, weil Pell seine Nase in die Budgets des Staatssekretariats gesteckt hatte, das immer als Freizone des Vatikans galt
 

Zurück zu Becciu -wäre es von Seiten Franziskus´, der am Gründonnerstag die Hl. Messe in dessen Privatkapelle zelebrierte, nicht angebracht gewesen- gerade angesichts der Pressekampagne im Präzedenzfall Pell -vorsichtiger zu sein? Becciu vielleicht von seinen Ämtern zu suspendieren, aber ohne ihn durch die Verpflichtung zum Rücktritt, vor den Augen der Welt zu demütigen und ihm die Vorrechte als Kardinal zu entziehen? Warum so viel Unnachgiebigkeit gerade in dem Moment, in dem es heute Bergoglio selbst ist, der für ihn die Unschuldsvermutung beschwört, ihn sogar teilweise rehabilitiert und ihm fast Dankbarkeit für die geleistete Arbeit als sein Mitarbeiter zeigt? War dem Papst klar, daß Becciu vielleicht nicht so schuldig war, wie er glaubte und vielleicht auch er - wie Pell -Opfer eines Machtkampfes im Vatikan gewesen sein könnte? Vielleicht wurde er, wie von vielen angeprangert, "geopfert", damit nicht über viele andere peinliche und undurchsichtige Ereignisse im Bezug auf die Führung des Staatssekretariats berichtet wurde? Ein Sündenbock, der den Medien als Sinnbild für das Fehlverhalten des Vatikans als Teil einer Medienoperation zur Ablenkung des Masse angeboten wurde? Oder wollte man einen Mann eliminieren, der in den leonischen Mauern zu mächtig geworden war, Ambitionen im Hinblick auf ein künftiges Konklave hegte und die Projekte anderer Großmäuler im Umkreis Bergoglios leicht behindern konnte? 

Oder müssen wir annehmen, daß Franziskus auch in diesem Fall die Rolle von Dr. Jekyll und  Mr. Hyde annimmt, wie es schon im Fall Enzo Bianchis passiert ist? Erinnern Sie sich ? Der Papst hat der Verbannung des ehemaligen Priors von Bose zugestimmt und ihm dann einen Brief voller Anerkennung und Zuneigung geschrieben- mit der Einladung an Bianchi, das Gewicht des Kreuzes anzunehmen. Aus der Serie:  nach dem Schaden auch noch der Spott. 

Jetzt bleibt natürlich nur noch, den Ausgang des Prozesses gegen Beccius abzuwarten, aber es bleibt auch, die Bedeutung bestimmter päpstlicher Aussagen zu verstehen. Wohlgemerkt, es ist legitim für Franziskus, sich auf die Unschuldsvermutung zu berufen und auf einen Freispruch seines ehemaligen Mitarbeiters zu hoffen, aber welchen Sinn hat das, nachdem der allein aufgrund journalistischer Anfragen vorab verurteilt worden ist? Und welchen Sinn macht es heute, seine Verdienste anzuerkennen ("Er war mein Mitarbeiter und er hat mir sehr geholfen. Ich habe eine gewisse Wertschätzung für ihn als Person und mein Wunsch ist, daß er gut abschneidet) nachdem man ihn-ohne allzu viele Umstände- degradiert und ihm die Möglichkeit genommen hat, am Konklave teilzunehmen? Ist das keine Schuldvermutung? Wird Franziskus nicht- selbst wenn nach Pell auch Becciu freigesprochen werden sollte, anfangen, Klarheit darüber zu fordern, wie und von wem bestimmte Anschuldigungen erhoben wurden? Es sei denn, er weiß es schon, weshalb er sich jetzt vom großen Ankläger zum überzeugten Bürgen gewandelt hat. 
Americo Mascarucci

Quelle: Stiulm Curiae, A. Mascarucci, M.Tosatti 

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