Mittwoch, 31. Oktober 2012

Schatzkammer der Katholischen Christenheit und stupor mundi - die Sixtina

Papt Sixtus IV -della Rovere- ließ von 1477 bis 1483 die Capella Magna del Papa di Roma, einen befestigten mittelalterlichen Saal, geschaffen für die Versammlungen des päpstlichen Hofes, umbauen.
So sollte ein würdiger Raum für die Andachten und Treffen der Kurie geschaffen werden.
Der Architekt  Baccio Pontelli erhöhteu.a. die Seitenwände um ein Drittel und versah sie im oberen Drittel mit Fenstern.
Mit ihren Maßen 40,23 m Länge, 13,40m Breite und 20,70m Höhe zitiert sie die Maße des 70 n. Chr. zerstörten Salomonischen Tempels in Jerusalem, so wie sie in der Bibel überliefert sind.
Papst Sixtus IV rief die bedeutendsten Maler seiner Zeit zusammen, um die Seitenwände mit biblischen Szenen zu schmücken, unter ihnen Ghirlandaio, Perugino, Boticelli, Pinturicchio.
Pier Matteo d`Amelia malte die Decke als mit goldenen Sternen übersäten Himmel aus.
Die neue Kapelle war auch als Signal an 2 Gegenspieler gedacht:
die florentinische Signoria und die Familie Medici sowie das osmanische Reich, das unter Mohammed II die italienische Ostküste bedrohte.
Die Sixtinische Kapelle wurde nach ihrer Fertigstellung am 15. August 1483 vom Pontifex in einer feierlichen Messe  geweiht und der Hl. Jungfrau gewidmet.

Papst Julius II, Giuliano della Rovere und Neffe von Sixtus IV,  1503 als Nachfolger Petri gewählt, beauftragte Michelangelo mit der Ausmalung der Decke mit  " Der Geschichte der Menschheit vor der Ankuft Jesu Christi" ( was auch die Anwesenheit der diversen "heidnischen" Sibyllen erklärt)
Michelangelo, der sich als Bildhauer sah und auf die Malerei als nicht so bedeutende Kunst herabsah, nahm diesen Auftrag eher widerwillig an.



Der Titel des Videos stimmt so natürlich nicht, die Sixtina ist so wie sich als Bau jetzt 
präsentiert, 529 Jahre alt und ist  ja ein Umbau der noch älteren Cappela Magna del Papa.

Er wählte dazu die Freskentechnik, was ihm wegen der Bausubstanz der Kapelle noch viele Probleme machen sollte, von der Arbeit in der gegebenen Höhe auf einem Gerüst nicht zu reden.
In 4 Jahren vollendeten er und seine Helfer das große Werk, bei dem der Pontifex ihm weitgehend freie Hand gelassen hatte und der sich an das Verbot des Künstlers hielt, den Fortgang der Arbeiten nicht zu überwachen, sodaß er bis zu ihrer Enthüllung  nur kleine Teile der Decke gesehen hatte.


Besonders die deutschsprachigen Kunsthistoriker und Biographen Michelangelos befleißigen sich eigentlich seit jeher, Papst Julius II zum bösen Gegenspieler des armen, edlen Künstlers zu stilisieren. ( Was nebenbei natürlich einer besonderen teutonischen antipäpstlichen Haltung entspringt und bis heute die alte Propaganda kolportiert - und natürlich für die Erklärung der weiteren Zusammenarbeit der beiden-gewisse Verrenkungen erfordert.)
Und selbst wenn sie annäherungsweise Recht hätten- so wäre Julius II schon wegen seiner Zusammenrbeit mit Michelangelo, der ja auch sein Grabmal - Moses mit den Gesetzestafeln in San Pietro in Vincoli schuf- zu den bedeutenden Päpsten zu zählen.

Wie der Direktor der Vaticanischen Museen Paolucci schreibt:
"Als am 31. Oktober 1512 Papst Julius II die Decke der Sixtina feierlich enthüllte, konnte er sich sicher nicht vorstellen, daß diese mehr als 1000 qm Fresken die Welt der Kunst umstürzen würden.
Seit Michelangelos Deckengestaltung hat sich die Welt der Kunst in Italien und ganz Europa radikal verändert, nichts war mehr wie vorher und ihr Stil hat viele Generationen von Künstlern geprägt.

Die Sixtische Kapelle  übt eine "fatale" Attraktion auf die Menschen aus- sie ist das Objekt der Sehnsucht ungezählter Museumsbesucher und Kunstliebhaber.
Heute kommen jährlich 5 Millionen Besucher, täglich zwischen 10.000 und 20.000 , was sehr problematisch ist.
Die Wärme, Feuchtigkeit, die Ausatemluft,  die die Besucher mitbringen sind für die Fresken gefährlich und schädlich.
Wir könnten den Zugang kontingentieren, intermittierende Schließungen einführen, was von einigen Konservatoren gefordert wird.
Wir werden das tun, wenn die Zahl der Besucher weiter steigt- jetzt verzichten wir- auch auf ausdrücklichen Wunsch des Hl. Vaters- erst einmal darauf.
Was jetzt schon nötig ist- ist der Einsatz der fortschrittlichsten und besten Technologien zum Schutz der Fresken- um den permanenten Verlust von Farbpartikeln aus der Decke zu vermeiden.
Das sind  schneller Luftaustausch, Feuchtigkeits-und Temperaturkontrolle-, regulierung-und stabilisierung.

Wie der große Kunsthistoriker Giovanni Urbani sagt:
"Unserer Epoche ist kein neuer Michelangelo gegeben. Uns ist die Technik gegeben und die müssen wir richtig einsetzen, um den Michelangelo zu bewahren, den die Geschichte uns überlieferte- so gut wie möglich, so lange wie nöglich."

Die Altarwand freskierte Michelangelo mit dem "Jünsten Gericht" Jahre später im Auftrag Papst Paul III.

Interessant ist auch, daß der Kosmatenboden seit 1481 unerverändert erhalten blieb, während die steinernen Seitenbänke noch aus der Capella Magna stammen.

Quellen : Radio Vaticana, O.R./Paolucci,e.a.

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