Dienstag, 11. März 2014

Sandro Magister über einen, der siegen will, ohne zu kämpfen. Teil 2


Fortsetzung:
"In Evangelii Gaudium, Nr 51,  lesen wir diese Sätze zweier Kirchenväter, die Papst Franziskus mit der Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene verbindet:
"Der Heilige Ambrosius in "De Sacramentis" :  "Ich muß das Sakrament immer empfangen, weil es meine Sünden immer vergibt. Wenn ich fortlaufend sündige, brauche ich immer ein Heilmittel."
Und der Heilige Cyrill von Alexandrien in seinem Kommentar zum Johannes-Evangelium:
"ich habe mich geprüft und habe mich für unwürdig befunden. Denen, die so reden, sage ich: und wann seid ihr würdig? Wann zeigt ihr euch vor Christus? Und wenn eure Sünden euch hindern, euch zu nähern und ihr nicht aufhört, zu fallen-  wer soll eure Sünden erkennen? sagt der Psalm. Wollt ihr nicht an der Heiligung teilnehmen, die für die Ewigkeit belebt?"


EIN ENTHÜLLENDES INTERVIEW
Im Interview, das Papst Franziskus am 5. März gleichzeitig dem Corriere della Sera und der argentinischen Tageszeitung La Nacion gab, gab er zu, den Ausdruck "nichtverhandelbare Werte" niemals verstanden zu haben.



Und damit hat er bestätigt, was Fernandez in seinem Buch sagt: das ist der effektive Unterschied im Denken und Tun zwischen Bergoglio, der in seinen Jahren als Erzbischof von B.A: vorzog, sich nicht viel in der Öffentlichkeit zu zeigen, und Benedetto XVI- Autor dieses Begriffes.
In diesem Interview hat der Papst die Vorwürde des Kindesmißbrauchs mit harten und stolzen Worten zurückgewiesen. Die BBC und andere Medien haben darin eine Reaktion auf den Bericht der UNO-Kommission von Ende Januar gesehen, der von der Katholischen Kirche verlangte, ihre Lehre zu Abtreibung und Homosexualität zu ändern.
"Ich werde zwei Dinge sagen. Die Mißbrauchsfälle sind furchtbar, weil sie zutiefst Verletzte hinterlassen. Benedikt XVI war sehr mutig und hat einen neuen Weg beschritten. Die Kirche hat hier so viel getan. Vielleicht mehr als alle anderen. Die Statistiken über das Phänomen des Kindesmißbrauchs sind eindrucksvoll, aber sie zeigen auch mit großer Klarheit, daß die große Mehrzahl der Mißbrauchsfälle im Familien- und Nachbarschaftsmilieu stattfindet.
Die Kirche ist vielleicht die einzige Institution, die Transparenz und Verantwortung gezeigt hat. Keine andere hat mehr getan. Und dennoch ist die Kirche die einzige, die angegriffen wird."

Es ist typisch für Franziskus´ Stil, daß er einen Monat verstreichen ließ, bevor er auf den Affront antwortete und damit zuließ, daß die Medien ihn auf ihre Weise interpretierten.
Auch typisch ist sein Stil, sich mit einer neuen Bekundung zur Abtreibung in einem Interveiw geäußert zu haben. Der Papst hat sich auf eine Aussage beschränkt: "Was ich über das Thema Leben sagen mußte, habe ich in der Exhortation Evangelii Gaudium getan."
Und wirklich dort finden sich starke Worte gegen die Abtreibung, die aber von den Medien quasi weltweit übergangen wurden.
Ebenso typisch ist es, daß er zu zwei Streitfragen, die im Zentrum einer erhitzten politischen Debatte  in Italien und verschiedenen anderen Ländern stehen, nicht Stellung bezieht
Zu den Zivil"ehen" , die verschiedene Formen des Zusammenlebens, auch zwischen Personen des gleichen Geschlechtes, regeln.
"Es handelt sich um Formen ( wörtl.Pakte) des Zusammenlebens verschiedener Natur, unter denen ich nicht auswählen könnte. Man muß die verschiedenen Fälle in ihrer Unterschiedlichkeit werten."
 "Ich bin kein Spezialist für bioethische Fragen. (...)  In besonderen Fällen ist es gut, auf den Rat der Spezialisten zurückzugreifen."
Damit entfernt sich Franzikus nicht von der traditionellen Lehre der Kirche. Auch wiederholt er immer wieder, daß diese weiterhin gilt. Aber er fokussiert seinen Blick auf "konkrete Situationen" besonders auf jene "Kasuistik"  gegen die er häufig "seinen Bannstrahl" schickt, wenn er sie "pharisäisch" werden sieht

Die Passage des Interviews, die besser als alle anderen, die Linie des Papstes diesbezüglich erklärt, ist jene in der er selten kraftvoll die so umkämpfte Enzyklika Humanae Vitae von Paul VI lobt und im gleichen Augenblick an die Barmherzigkeit mit den Beichtenden appelliert.
"Alles hängt davon ab, wie man Humanae Vitae interpretiert. Paul VI selbst empfahl am Ende den Beichtvätern, große Barmherzigkeit und Aufmerksamkeit für die konkrete Situation. Aber seine Genialität war eine prophetische, er hatte den Mut sich  gegen die Mehrheit zu stellen, die moralische Disziplin zu verteidigen, (....)
Es stellt sich nicht die Frage, die Doktrin zu verändern, sondern in die Tiefe zu gehen und für die Pastoral, sich der Situation bewußt zu werden und das für die Menschen zu tun, was möglich ist."

Quelle : Sandro Magister  L´Espresso


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