Zum 2. Jahrestag des Amtsverzichtes von Papst Benedikt XVI hat der Vaticanist des Corriere della Sera, Gian Guido Vecchi Erzbischof Georg Gänswein interviewt: hier geht´s zum Original: klicken
"Exzellenz, es sind 2 Jahre vergangen seit Benedikt XVI seinen Amtsverzicht ankündigte. Können wir darüber sprechen? Wie betrachtet der Papa emeritus heute diese Entscheidung?"
"Benedikt XVI ist überzeugt, daß die Entscheidung,die er getroffen und verkündet hat, die richtige war. Er hat keine Zweifel. Er ist diesbezüglich sehr gelassen und sicher. Seine Entscheidung war nötig und wurde getroffen "nachdem ich wiederholt mein Gewissen vor Gott befragt habe" .
Ihm war bewußt, daß die körperlichen und seelischen Kräfte nachließen und daß er das Wohl der Kirche und nicht das eigene Ich im Auge behalten . Die Gründe finden sich in seiner Erklärung.
Die Kirche braucht einen starken Steuermann. Alle anderen Überlegungen und Hypothesen sind falsch."
Erzbischof Gänswein antwortet heiter und trocken- in einer kurzen Pause seines äußerst dichtgedrängten Terminkalenders. Es war um 11: 41 am 11. Februar 2013 als Benedetto vor den versammelten Kardinälen das Wort ergriff "ich erkläre, auf mein Amt zu verzichten" ( declaro me ministerio renuntiare) .
Ein Augenblick, der auch sein Leben gezeichnet hat. Als Präfekt des Päpstlichen Hauses arbeitet er an der Seite von Papst Franziskus , ist seit langem Ratzingers Privatsekretär und hat beschlossen, weiter mit dem emeritierten Papst im Kloster Mater Ecclesiae im Vatican zu leben.
Eine Brücke zwischen den beiden Päpsten, die "sich schreiben, telefonieren, sich einladen", wie er vor einiger Zeit erzählte.
"Man spricht von dieser Entscheidung Ratzingers als einer großen Tat der Regierung der Kirche"
"Und man hat damit völlig Recht, es war eine sehr große Tat ".
Was sagen Sie denen, die weiterhin die Gültigkeit des Amtsverzichtes und der Wahl von Franziskus bezweifeln?"
"Man kann solche Hypothese nicht mit Dingen begründen, die nicht wahr sind und total absurd. Benedikt selbst sagte, er habe sein Entscheidung frei ohne jeden Druck getroffen. Und er hat dem neuen Papst Ehrerbietung und Gehorsam zugesichert."
"Aber was ist da passiert? Mangelndes Gefühl für die Kirche?"
"Ja, die Zweifel am Amtsverzicht und der Wahl sind daraus entstanden. "
"Wie geht es Benedikt XVI heute? Alle Augenblicke wird an seiner Gesundheit gezweifelt...."
"Das ist sehr böswillig, Schlechtes wollen. Benedikt XVI ist ein Mann von 88 Jahren, wie es für sein Alter normal ist, machen ihm seine Beine immer wieder Probleme, das ist alles. Er hat seinen sehr methodischen Tagesrhythmus. Sein Kopf funktioniert bestens , sein Geist ist außergewöhnlich. Als die Urbania-Universität ihre Aula Magna nach ihm benannte und Kardinal Filoni ihm im Oktober vorschlug, eine Vorlesung zur Eröffnung des akademischen Jahres zu verfassen, hat er einen wunderbaren Text zur "Frage der Wahrheit" geschrieben, den ich an seiner Stelle vorgelesen habe."
"Wie verbringt er seine Tage?"
"Ein typischer Tag beginnt mit der Hl. Messe am Morgen, wie immer- nur etwas später als vorher , um 7:45. Dann Danksagung, Brevier, ein kleines Frühstück. Während des Morgens betet er, liest, erledigt die Korrespondenz und empfängt Besucher. Gegen 13:30 essen wir zu Mittag und gehen ein bißchen auf der Terrasse spazieren, bevor er ruht. Um 16:15 gehen wir in die Vaticanischen Gärten, spazieren zur Lourdes-Grotte und beten den Rosenkranz. Später ist dann noch einmal Zeit für Gebet und Studium. Wir essen um 19:30 zu Abend und sehen dann die Nachrichten im Italienischen Fernsehen. Am Abende betet Benedetto die Complet in der Kapelle und zieht sich dann zurück. Oft spielt er auch Klavier."
"Er spielt weiterhin Klavier?"
" Sicher, besonders in den letzten Wochen tut er das wieder häufiger. Mozart vor allem. Aber auch andere Stücke, die ihm in den Sinn kommen und die er auswendig spielt."
"Ratzinger entschied, sich in seinem Pontifikat nach dem Vater der westlichen Mönchstums zu nennen. Seine Tage erinnern an die eines Mönches."
"Ja, er hat ein mönchisches Leben gewählt. Er geht nur hinaus, wenn Papst Franziskus ihn ruft und er nimmt sonst keine Einladungen an. Er handelt so wie er sich entschieden hat: "ich habe deises Leben gewählt" sagt er und ich muß gemäß dieser Wahl leben."
"Benedetto und Franziskus sind verschieden, das ist natürlich. Was verbindet sie?"
"Sie sind verschieden, sehr verschieden sogar -in der Art ihres Ausdrucks. Aber es verbindet sie die Substanz, der Inhalt, das Depositum Fidei, das verkündet, weitergegeben und verteidigt werfden muß."
Quelle: Corriere della Sera, Gian Guido Vecchi
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