Davon ist Vaticanist Riccardo Ciascoli jedenfalls überzeugt, wie man in seinem Artikel in La Nuova Bussola Quotidiana heute lesen kann. Hier geht´s zum Original klicken. Titel:
"Die Kirche bereitet sich darauf vor, die
Geburtenkontrolle zu akzeptieren."
"Es gibt eine merkwürdige Aufregung rund um
die angekündigte Umweltenzyklika, die Papst Franziskus endlich zu Beginn des
Sommers veröffentlichen wird. Das ist vor allem deshalb merkwürdig, wei es die
Laien-und Laizistenmilieus sind, die sie am meisten erwarten. Es geht kein Tag
vorbei, an dem die große interntionale Presse nicht einen Artikel über die
Ökologische Revolution bringt, die dieses Pontifikat mit sich bringen wird.
Wie die Washington Post gestern - nach der Papst Franziskus, "die schweren
Sorgen über die Klimaerwärmung des Planeten" erleichtern wird.
Die Washington Post kündigt triumphal an, daß zum
ersten mal in der Geschichte ein Papst - für ein so wichtiges Schreiben, ein
spezielles Veröffentlichungsdatum gewählt hat, um einen weltlichen Prozess zu
beeinflussen, im Zusammenspiel mit dem UNO-Gipfel über den Klimawandel, der im
kommenden Dezember in Paris stattfinden wird.
Wahrscheinlich wurde noch nie eine Enzyklika so
dringend erwartet und ihr Inhalt so oft im Voraus angekündigt. So
sehr, daß die Gefahr besteht, daß ihr Inhalt - wenn sie dann endlich
veröffentlicht sein wird - nicht mehr beachtet wird, weil ja alle schon wissen,
was darin stehen wird.
Warum aber diese ganze Aufregung, dieser
Enthusiasmus? Ganz einfach, weil - zu Recht oder zu Unrecht - man ein Ziel zum
Greifen nah glaubt, das bis vor kurzem unerreichbar schien: auch die Kirche in
den Chor der Ökologen einzufügen, der die offzielle Klimadoktrin unterstützt.
Bis jetzt war der Heilige Stuhl effektiv immer -
entgegen allem äußeren und inneren Druck - das letzte und unüberwindliche
Hindernis in der Verteidigung der Menschenwürde gegen die Umweltideologie, die
in Bildung und Information völlig von der dominierenden Macht abhängige
Menschen will.
Die
internationalen Konferenzen der UNO seit den 90-er Jahren sind ein Beispiel
dafür: wenn wir bis heute in den internationalen Dokumenten die Abtreibung
nicht in den Rang eines fundamentalen Menschenrechtes erhoben finden und nicht
die Anerkennung von Gender statt Geschlechtern und die Dekonstruktion der
Familie - dann verdanken wir das den Aktivitäten der Delegation des Vaticans bei
diesen Instanzen, wo ihre Repräsentanten in der Lage waren, eine ausreichend
große Zahl von Staaten um sich zu sammeln und alle diese Pläne zunichte zu
machen,
Ein
anderes Beispiel ist die Enzyklika Papst Benedikts XVI "Caritas in
Veritate" die sich - trotz starken Druckes - auch von gewissen
europäischen Bischofskonferenzen - nicht vor der dominierenden Mentalität beugte
und das Konzept der "integralen menschlichen Entwicklung" bestätigte,
da wo man eine "nachhaltige Entwicklung" forderte. Darin hat sich die
Katholische Kirche immer von allen anderen Religionen unterschieden, die sich
schon seit langem der Weltideologie der UNO angeschlossen haben, bis zu dem
Punkt, daß es eine Art UNO der Religionen gibt, die den weltlichen Politikern
moralische Unterstützung geben sollte - angesichts der "nachhaltigen
Entwicklung", die die UNO-Agenturen beschlossen haben.
Einzig
die Katholische Kirche, die in diesen Thesen eine Gefahr für die Menschenwürde
im Namen abstrakter Werte erkannte, hat dieses sich Anschließen nie akzeptiert
und die Diskussion offen gehalten.
Aber
alles das scheint nun vergangen zu sein, so sehr und so gut, daß heute (gestern) eine große von der Päpstlichen Akademie der
Wissenschaften organisierte Konferenz zum Thema Klimawandel stattfand, die den
Titel "Die Erde schützen, die Menschheit adeln - die moralischen
Dimensionen des Klimawandels und der nachhaltigen Entwicklung" trug. Und
der Generalsekretär der UN Ban Ki Moon selbst nimmt daran teil, um das
Interesse zu bekunden, das die Wendung der Kirche auslöst.
Bei der
Präsentation der Konferenz sagte man, das Ziel sei es "zu sensibilisieren
und einen Wertekonsens zur nachhaltigen Entwicklung in Harmonie mit den
Hauptwerten religiöser Traditionen zu schaffen, mit besonderer Aufmerksamkeit für
die Verletzlichsten."
Ziel des
Symposiums ist es auch, "zur Debatte in der Welt beizutragen und vor der
Papstenzyklika auf die moralischen Dimensionen, die die Basis des
Unweltschutzes sind, hinzuweisen und dabei zu helfen, eine weltweite Bewegung
für nachhaltige Entwicklung und Klimawandel für 2015 und danach in allen
Religionen zu schaffen."
Anlehnung
an die Ideologie der Nachhaltigkeit, Integration mit den anderen
Religionen bei der Suche nach einer Weltethik, bedingungslose Unterstützung der
Ideologie des Klimawandels (Unterzeile: vom Menschen ausgelöst). Das ist also
die von der Päpstlichen Akademie geförderte Neuorientierung, die leider von
Vielen im Vatican geteilt wird. Wahrscheinlich auch (aber nicht nur) aus
Ignoranz.
Selbst
ein ahnungsloser Mensch sollte zumindest fragen, warum in Caritas in Veritate
von "integraler menschlicher Entwicklung" gesprochen wird und nicht
von "nachhaltig" und heute müßte sich jeder Beobachter fragen, warum
eine Institution der Kirche beschließt, eher ein Konzept, das ihr fremd ist als
ein Konzept, das aus der christlichen Anthropologie geboren wurde, zu verteigen
und zu fördern.
Aber
kommen wir zur Frage der Ignoranz zurück. In der allgemeinen
"Vulgata" bezieht sich "nachhaltige Entwicklung" auf
ökonomische Entwicklungsmodelle, die sich um den Umweltschutz sorgt. Wer wäre
nicht mit einer solchen Formulierung - wie abstrakt auch immer - einverstanden?
Aber so
sind die Dinge nicht: das Konzept der nachhaltigen Entwicklung steht im
Einvernehmen mit dem Bericht der Brundlandkommission zu Bevölkerung und
Entwicklung und basiert auf einer negativen Sicht des Menschen, dessen
Anwesenheit und Aktivitäten sowohl für die Entwicklung als auch für die Umwelt
schädlich sind.
Die
wirtschaftliche Entwicklung und das demographische Wachstum wurden so als
Hauptfeinde des gesamten Ökosystems identifiziert, und von diesem Augenblick
an, diente und dient die Politik der "nachhaltigen Entwicklung"
unter dem Vorwand, die Umwelt schützen zu müssen- den alten Projekten der
Deindustrialisierung der entwickelten Wekt und der Geburtenkontrolle in den
armen Ländern.
Es ist
kein Zufall, daß bei den nutzlosen und teuren Klimakonferenzen, die seit der
Unterschrift unter das Kyoto-Protokoll 1997 in der Hoffnung auf einen globalen
Konsens stattfanden, die Weigerung Chinas, sich den seiner Entwicklung
konträren Richtlinien zu unterwerfen, immer durch die Tatsache gerechtfertigt
wurde, daß Peking seinen Teil bereits beigetragen habe, indem es durch die
1-Kind-Politik die Geburt von 400 Millionen Menschen verhinderte.
Und dann
kann man nicht ohne Unruhe sehen, was sich beim gestrigen Symposium
ereignet hat, wo Jeffrey Sachs, ehemaliger Chefökonom der UNO und Direktor des
"UN-Netzwerkes für nachhaltige Entwicklung" einer der Hauptredner
war, der nach einigen Quellen auch aktiv an der Redaktion der kommenden
Enzyklika von Papst Franziskus war, der gläubigste Interpret des Konzeptes der
nachhaltigen Entwicklung, der auch ein fanatischer Kämpfer für die Politik der
Geburtenkontrolle ist.
Die
übliche Geschichte: um die Armut zu eliminieren, genügt es, die Armen
abzuschaffen.
Ich hatte
die Gelegenheit, Sachs vor einigen Jahren beim Meeting von Rimini (der
jährlichen Zusammenkunft von Communione e Liberazione) zu treffen , wo er einer
der Redner war, und auf eine Frage zum Thema lächelnd antwortete:
"Ich bin zahlreichen Bischöfen begegnet, die mir sagten, daß sie privat
bzgl. der Geburtenkontrolle mit mir einer Meinung seien, das aber aus ersichtlichen
Gründen nicht offen sagen könnten."
Die
ersichtlichen Gründe sind ganz sicher das Lehramt der Kirche, die "traurig
berühmte" Doktrin, daß jedes menschliche Leben heilig ist und aus keinem
Grund geopfert werden darf, nicht einmal zum Wohl des Planeten (wenn es da
einen Interessenkonflikt gäbe) und auch nicht einmal für ein angenommenes Wohl
zukünftiger Generationen.
Die Straße auf der die Kirche unterwegs ist ist
diese: stillschweigend der Geburtenkontrolle zustimmen und dabei von etwas
anderem sprechen.
Quelle: Riccardo Cascioli, La Nuova Bussola Quotidiana
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