Freitag, 24. April 2015

Emigration, die Afrikaner greifen ihre Regierungen an

Anna Bono befaßt sich bei La  Nuova Bussola Quotidiana mit der Verantwortung afrikanischer Regierungen für die derzeitige Emigrationswelle. Nicht alle wollen nach Europa, einige glauben auch in Südafrika eine gute Heimat finden zu können, eine Hoffnung, die immer öfter mit ihrem gewaltsamen Tod endet. Hier geht´s zum Originalklicken

          "EMIGRATION: DIE  AFRIKANER GREIFEN IHRE REGIERENDEN AN"
"Die Migranten sind zweifach geschlagen: einmal von den schlechten Regierungen ihrer Ursprungsländer, die sie dazu treiben, aufzubrechen und  dann von den südafrikanischen Brüdern, die einen Sündenbock für die Armut, die Arbeitslosigkeit und den Niedergang suchen": so hat Pater S´milo Mngadi, Sprecher der Südafrikanischen Bischofskonferenz die dramatische  Situation der afrikanischen Einwanderer in Südafrika kommentiert, die seit cirka einem Monat Opfer fremdenfeindlicher Gewalt in einigen Städten des Landes sind.
Im Einklang mit diesen Worten aber noch expliziter und härter sind die Kommentare einiger Artikel, die die unabhängige Tageszeitung des Senegals "Le Quotidien"  in diesen Tagen veröffentlicht hat- die den Gefühlen eines Teiles  der öffentlichen Meinung in Afrika eine Stimme verleihen und vom Phänomen der Auswanderung und speziell nach Europa gerichteten Ströme handeln-und Dinge sagen, denen zuzuhören sich lohnt.

Es ist wohl auch wahr, liest man in einem Leitartikel vom 20. April, daß die Europäer ihre Grenzen schließen und dass die Ansammlung der Emigranten in Libyen sich der Tatsache verdankt, daß Franzosen, Engländer und Amerikaner der Tod Ghaddafis wollten, sich aber dann nicht darum gekümmert haben, die Stabilität des Landes zu sichern.
"Aber" - fährt der Leitartikel fort- "was haben unsere afrikanischen Führer getan, um die Lebensbedingungen in ihren Ländern zu sichern, daß ihre Untertanen den Tod auf dem Meeresgrund einem entbeherungsreichen Leben vorziehen?
Jeder afrikanische Staat ist eine Perle einer langen Litanei von Problemen die die jüngeren und kräftigsten Teile ihrer Bevölkerung dazu bringen, sich in den Kreis des Sklavenhandels zu begeben,  obwohl der Sklavenhandel Ende des 19. Jahrhunderts abgeschafft worden war.



Was hat Afrika seinen Kindern zu bieten? 
Noch schwerer sind die Vorwürfe, die am nächsten Tag im Leitartikel erhoben wurden. Die Umfragen zeigen, daß die Europäer fremdenfeindlich um nicht zu sagen rassistisch werden, dennoch behaslten sie ihre Menschlichkeit und sorgen für die menschen, die an ihren Küsten landen.
Dagegen hat kein regierender Afrikaner oder Araber bisher das Wort ergriffen,  um seine Erschütterung über das, was geschehen ist, auszudrücken. Das ist eine schockierende Feststellung, die aber nicht überrascht.
Die regierenden Afrikaner- erste Verantwortliche für das, was auf dem Mittelmeer passiert- haben seit langem eine absolutes Fehlen des Willens, die Lage in ihren Ländern zu ändern, an den tag gelegt.
Während tausende von Migranten in Südafrika massakriert werden: kein Schrei der Empörung, kein Protest. Keiner öffnet den Mund, sicher nicht für die ...Augen jener Armen, die die gute Idee hattten, sich weit entfernt von zu Hause in Südafrika ermorden zu lassen und so ihren Regierungen die Mühe ersparten, für sie Arbeit zu finden oder sie studieren zu lassen.

Der Leitartikel spart auch nicht die südafrikanischen Führung aus, die die Leute sterben läßt, die den Fehler begingen, an die Einheit eines Kontinents zu glauben und ordentlich im Land Mandelas leben wollten, dem Land, für das zu Zeiten der Apartheid alle Afrikaner gekämpft haben."

Auf der ersten Seite schreiben sie: "Mehr als 1000 Tote im Mittelmeer in einer Woche. Der Schiffbruch der afrikanischen Regierungen"-und darüber eine große Illustration, die das Einschiffen der Emigranten zeigt, und unten- die Füße im Wasser- eine Gruppe afrikanische Führer. darüber erklärt eine Legende- "sie verpflichten die EU einen Notfallplan zu ertsellen, während Afrika gegenüber der Tragödie indifferent bleibt.(...)"
Wie die EU mßte auch die Afrikanische Union Vorsorge treffen, um dem Phänomen, das die gesamte Welt erschüttert, vorzubeugen, Afrika und seine Regierenden sind die Hauptbetroffenen dieser Tragödie und müssen sich bewegen."
Aber die Schlußfolgerung des Leitartikels ist bitter und verzweifelt: "weil wir Regierungen haben-wie die aktuellen. wird der Friedhof des Mittelmeeres nicht aufhören, neue Leichen aufzunehmen."

Eine andere afrikanische Stimme, der man zuhören sollte, ist die von Gassama, einem Jungen aus Gambia. Er hat der BBC  seine Geschichte in einem am 22. April ausgestrahlten Interview erzählt. 2009 hat er sein Land verlassen. Durch Senegal und Mali gelangte er nach Libyen und nach einem wegen schlechten Wetters gescheiterten Versuchs, hat er schließlich Italien erreicht und 670 $ für die Überfahrt bezahlt.
Jetzt lebt er in Mailand und hat eine Seite auf facebook eröffnet, die er nutzt, um andere davon abzuhalten, zu versuchen, Afrika via Libyen zu verlassen, wegen der Gefahren die dort im Land auf sie lauern, bis sie endlich das Meer erreichen. "Ich versuche, die Leute zu überreden, nicht durch Libyen  nach Europa zu kommen"-sagte er dem Journalisten der BBC- "aber sie tun es trotzdem. Sie haben jedes Recht, das zu tun, was ich getan haben, aber durch Libyen ist es zu gefährlich."
Quelle: Anna Bono, La Nuova Bussola Quotidiana








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